Jailbreak Festival 2022 am 13.08.2022 in Horsens, Dänemark

Knastleben mal anders

Event: Jailbreak Festival 2022

Bands: Sabaton, Accept, Hammerfall, Jesper Binzer & Band, Phil Campbell & The Bastard Sons, Skullclub, King Buffalo, Steve ’n‘ Seagulls, Electic Guitars

Datum: 13.08.2022

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Hard Rock, Rock, Bluegrass, Progressive Psychedelic Rock

Besucher: ca. 2.500

Ort: Faengslet Horsens, Dänemark

Veranstalter: Jailbreak.dk

Kosten: Erwachsener 115 €, Kinder bis zum 12. Lebensjahr 59 €, Camping ist möglich und beginnt ab ca. 13 €, Stellplätze für Wohnmobile werden mit ca. 70 € berechnet

Link: https://www.jailbreak.dk/

Setlisten:

  1. Eta
  2. Hebetation
  3. Burning
  4. Sun Shivers
  5. Centurion
  6. Knocks
  7. Cerberus

  1. Brotherhood
  2. Last Man Standing
  3. Hearts On Fire
  4. Blood Bound
  5. Any Means Neccesary
  6. Hammer Of Dawn
  7. Riders Of The Storm
  8. (We Make) Sweden Rock
  9. Renegade
  10. Let The Hammer Fall
  11. Hammer High

  1. Dopamine
  2. Incoming
  3. Cut Loose
  4. Falls Flag
  5. Nervous Breakdown
  6. Freewheeler
  7. Running Out
  8. Welcome History
  9. Lucy
  10. Swagman
  11. Hot Blooded Woman

  1. Zombie Apocalypse
  2. Symphony Of Pain
  3. Restless And Wild
  4. Overnight Sensation
  5. The Abyss
  6. Demon’s Night/ Starlight/ Losers And Winners/ Flash Rockin‘ Man
  7. Objection Overruled
  8. The Undertaker
  9. Shadow Soldiers
  10. Princess Of The Dawn
  11. Fast As A Shark
  12. Metal Heart
  13. Teutonic Terror
  14. Pandemic
  15. Balls To The Wall
  16. I’m A Rebel

  1. We’re The Bastards
  2. Bite My Tongue
  3. Iron Fist
  4. Big Mouth
  5. Born To Rise Hell
  6. High Rule
  7. Get On Your Knees
  8. Going To Brazil
  9. Dark Days
  10. Ace Of Spades
  11. Silver Machine
  12. Ringleader
  13. Overkill

  1. Ghost Division
  2. Stormtroopers
  3. Great War
  4. The Red Baron
  5. Bismarck
  6. The Attack Of The Dead Man
  7. Soldier Of Heaven
  8. Steel Commanders
  9. Carolus Rex
  10. Night Witches
  11. Resist And Bite
  12. Dreadnought
  13. The Last Stand
  14. Christmas Truce
  15. Primo Victoria
  16. Swedish (Danish) Pagans
  17. To Hell And Back

Heute geht es zum 1. Jailbreak Festival ins dänische Horsens. Das ehemalige Gefängnis Faengslet hat sich zu einem Kulturzentrum entwickelt, in dem es nicht nur Ausstellungen oder andere Veranstaltungen gibt, sondern auch handfeste Konzerte abgehalten werden, die immer für viele Gäste sorgen. So haben hier bereits Rammstein und auch Deep Purple gespielt. Demnächst findet hier ein viel beachtetes Mittelalter Event statt und auch zukünftig werden weitere Bands und Festivals erwartet. Aber heute geht es zunächst mal um das Jailbreak Festival 2022. Geplant war ein rechtzeitiges Ankommen, aber nicht beachtet haben wir den Bettenwechsel in Dänemark (immer samstags und in den Ferien verstärkt), eine Rader Hochbrücke, die nur bedingt befahrbar ist, eine alternative Route, die von einer Kanalfähre abhängig ist und eine Grenzkontrolle, die ebenfalls mit Zeitverlust zu Buche schlägt. Trotz der nur gut 220 km brauchen wir über dreieinhalb Stunden, um am Zielort anzukommen. Nun aber das Erfreuliche, es gibt einen Parkplatz direkt vor der Tür und eine unkomplizierte Zutrittsberechtigung.

Jailbreak 2022, Pic by Kay L.

Das alte Gemäuer sieht gut erhalten aus, nur der trockene Sommer hat den Boden trocken und staubig werden lassen. Im wohl ehemaligen Hof sind diverse Getränke- und Essensstände aufgebaut und ein Merchstand bietet Shirts vom Festival und der auftretenden Bands an. Uns schallt gleich Musik entgegen und so haben wir noch Gelegenheit, den Schluss von Jesper Binzer auf der Mainstage zu verfolgen. Vor der Bühne ist viel Platz, denn die Dänen drängeln nicht, sondern stehen gelassen davor. Der Frontman von D-A-D (mal wieder mit Fransenjacke) und seine Band können begeistern, ist Jesper doch eine Berühmtheit in seinem Land. Dazu hat er mit Sören Anderson einen klasse Gitarristen, der später noch mit den Electric Guitars auftreten wird.

King Buffalo, Jailbreak 2022, Pic by Kay L.

In der Zwischenzeit schauen wir uns den Ort etwas näher an und finden so im überdachten Innenhof eine weitere Bühne, auf der dann die nicht ganz so bekannten Bands auftreten werden. Zwischen den Auftritten ist genügend Zeit, um vor die entsprechende Bühne zu kommen. Die kleine Bühne befindet sich im Vestsalen und wird für King Buffalo vorbereitet. Da noch genügend Zeit ist, setzen wir uns in die Sonne an eine der Bierzeltgarnituren und bei einem Pils für 7,40 € und einem Wasser für umgerechnet 3,50 € kann man es aushalten. Über Preise muss man hier nicht reden, denn es ist einfach teurer als in Deutschland. Trotzdem geht das Tuborg wie warme Semmeln über die Theke und der eine oder andere dürfte den heutigen Abend nur mit Mühe zu Ende bringen. Beliebt sind die Sechserträger, die dann um einiges günstiger sind als im Einzelverkauf und in einer praktischen Tragevorrichtung verkauft werden. Pfand ist ein Fremdwort und so werden unzählige Plastikbecher weggeschmissen, meist aber in die Mülleimer. Wenn das nicht immer klappt, gibt es hier eine Schwadron von Reinigungshelfern, die unermüdlich wie Ameisen das Gelände müllfrei halten. Da gibt es Sparpotenzial. Nun aber zu King Buffalo. Die drei Jungs aus Amerika zelebrieren klassischen psychedelischen Rock, der mit Stoner- und Blues Anleihen gespickt ist. Das Trio fängt mit ETA an und das geht, zumindest bei mir, sofort ins Blut. Treibende Sequenzen mit psychedelischem Inhalt sorgen für unweigerliches Kopfnicken. Sänger, Gitarrist und auch Tastenintrumenten-Mann Sean McVay versteht es, seine Musik zu transportieren. Ansonsten ist die Bühnenshow eher statisch, aber das wird bei der Musik auch nicht anders erwartet. Mit hat es gut gefallen, da ich ja ein Freund dieses Genres bin. Trotzdem verlassen wir die Halle und begeben uns nach draußen in die Sonne, um da noch etwas zu chillen.

Hammerfall, Jailbreak 2022, Pic by Kay L.

Rechtzeitig zu Hammerfall stehen wir bereit und der Zugang zum Fotograben stellt sich als einfach heraus. Die Kontrolle ist eher lasch und so kann ich mich relativ frei bewegen. Außer mir sind noch ein paar wenige andere Fotografen da, sodass genügend Platz ist. Hammerfall kommen und werden mit lautem Beifall begrüßt. Es geht auch ohne viel Tamtam mit Brotherhood los. Hier beweisen Hammerfall mal wieder eindrucksvoll, weshalb sie ein Gewinn für jedes Festival darstellen. Songs, die ins Ohr gehen, ein wenig Showeinlagen, vor allem von Oscar und dazu mit Joacim Cans einen Sänger, der versteht, wie er die Menge anheizen kann. Dass die Konversation in Dänisch oder Schwedisch stattfindet, stört eigentlich nur uns, denn er scheint das eine oder andere Mal einen Scherz zu machen. So schaffen es Hammerfall, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Klar geht bei Hearts Of Fire der Chorus mit hundertfacher Hilfe mit allen Zuschauern, und auch zu Hammer Of Dawn darf eine Gitarre in Hammerform nicht fehlen. Oscar hat sich inzwischen seines Oberteils entledigt und mit wehendem Haar ist er mal bei Pontus Norgren oder bei Frederic Larsson. Das macht Spaß und die Fans der Band sind aus dem Häuschen. Hammer High beendet das Set und auch hier wird wieder kräftig in der Nachmittagssonne gesungen. Es kommt selten vor, dass man bei einem Festival eine Band bis zum Ende sehen kann, aber hier geht es und es ist schön.

Schnell das aktuelle Jailbreak-Shirt geholt und mit knapp 30 Euro noch ganz ok. Dann geht es zu den Electric Guitars. Da hat Sören Andersen heute seinen zweiten Auftritt. Mit ihm sind Mika Vandborg an der Gitarre, Peter Kjöbsted am Bass und Morten Hellborn an den Drums dabei und zelebrieren einen ordentlichen Gitarrensound. Sören ist der Lead Sänger neben seiner Gitarrenarbeit. Auch hier wieder keinerlei Gedränge vor der Bühne, entspannte Dänen, die einfach nur der Musik lauschen und genügend Platz lassen, um sich durch die Zuschauer zu bewegen. Nach den ersten Songs Dopamine und Incoming treibt es uns wieder nach draußen. Sören hat zwar die Haare schön und auch Mika macht eine gute Figur und zeigt alle möglichen Verrenkungen mit seiner roten Gitarre, trotzdem gehen wir erst mal raus, um am Auto unser mitgebrachtes Essen und Trinken aufzubrauchen. Die Preise sind doch hoch, auch wenn am Pita-Stand eine lange Schlange steht, um die Döner-ähnlichen Taschen zu holen. Gestärkt sind wir zu Accept wieder zurück.

Accept, Jailbreak 2022, Pic by Kay L.

Darauf habe ich mich schon im Vorfeld gefreut. Die letzten Platten haben es mir angetan und so bin ich gespannt, wie sich das alles live darstellt. Ich werde auch gleich mit Zombie Apokalypse und Symphony Of Pain vom aktuellen Album Too Mean To Die überrascht. Das Licht ist super, der Graben überschaubar leer und auf der Bühne toben sich Wolf Hoffmann, Uwe Lulis, dritter Gitarrist, Philip Shouse aus. Bassist Martin Motnik steht meist neben Schlagzeuger Christopher Williams und sein Posing ist sehenswert. Wolf in bester Spiellaune, duelliert sich des Öfteren mit seinen beiden Gitarristen und auch Marc Tornillo weiß, wie er sich im Trio infernale verkaufen muss. Seine Stimme ist zunächst etwas im Hintergrund, aber spätestens bei Restless And Wild wird es besser. Die Menge ist voll dabei und so werden auch weitere Songs wie Objektion Overruled und Teutonic Power lautstark gefeiert. Richtig laut wird es aber bei den älteren Accept Songs. Metal Heart mit Mitsingpotenzial, Fast As A Shark oder Balls To The Wall inklusive Wechselgesang Crowd vs. Band lassen die Anwesenden abgehen. Das ist es, was die Leute wollen und das bekommen sie. Ohne Zweifel haben Accept seit dem Weggang Dirkschneiders tolle Alben geschaffen und hervorragende Songs geschrieben, aber die Klassiker gehen noch immer steil. Auch hier sind wir in der glücklichen Lage, das gesamte Set sehen zu können, welches mit dem Song I’m A Rebel vom gleichnamigen, 1980 erschienenen zweiten Album endet. Gefühlt haben Hammerfall eine Schippe mehr aufgelegt und wurden enthusiastischer gefeiert, auch wenn bei Accept mehr Zuschauer vor der Bühne stehen. Glücklicherweise ist die Sonne inzwischen hinter der großen Hauptbühne verschwunden. sodass die Temperaturen auf ein erträgliches Maß fallen.

Inzwischen ist es 20:15 Uhr und in einer Viertelstunde kommt Phil Campbell mit seinen Bastards Sons. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und so bin ich pünktlich im Graben, um den ehemaligen Motörhead Gitarristen und seine Söhne zu sehen. Neben eignen Songs, mit denen er das Set auch beginnt, werden einige Motörhead Klassiker zum Besten gegeben. Iron Fist wird gefeiert, als wenn Lemmy selbst auf der Bühne steht. Musikalisch spielen die Bastard Sons einen dreckigen Rock ’n‘ Roll, der gut hierher passt. Dann gibt es auch noch Silver Machine, welches im Original von Hawkwind stammt, aber in den Siebzigern von Lemmy geschrieben und auch eingesungen wurde. Letzter Song des Sets, Overkill, stammt wieder von Motörhead, denn mit der Band ist er ja zu dem Ruhm von heute gekommen. Solider Auftritt mit einer Großfamilie an Bass, Gitarre, Schlagzeug und zweiter Gitarre. Nur Sänger Joel Peters ist ein „Fremder“.

Sabaton, Jailbreak 2022, Pic by Kay L.

Bevor Sabaton als Headliner auftreten, gibt’s noch ein Pils. Inzwischen ist es schon recht spät und aufgrund der langen Wegstrecke wollen wir eigentlich nur die ersten drei Songs fotografieren. Aber dann kommt es etwas anders als erwartet. Joakim Brodén und seine Bandmitglieder sind mega drauf und die ersten drei Songs haben es bereits in sich. Feuer, Flammen, Knall und Licht toben über die Bühne und konkurrieren mit Tommy Johannson und Chris Rörland, die viel unterwegs sind. Das beweist, weshalb sie hier Headliner sind. Vor der Bühne ist es rappelvoll und der leicht abschüssige Boden erlaubt es auch den hinteren Reihen, gut zu sehen. Überall sieht man Brustplatten-Westen und Sabaton-Shirts und die gereckten Arme sprechen eine deutliche Sprache. Die Schweden entern bei Ghost Division die Bühne und Joakim hat nichts verlernt. Sonnenbrille, die Haare etwas lichter und gut in Form steht er am Bühnenrand und ist sichtlich erfreut ob der vielen Fans. Den ersten Song müssen wir noch mit Abstand zur Bühne stehen, aber dann dürfen wir dichter ran. Im Vorfeld gab es bereits eine Einweisung, wobei die Security wohl nichts von einem ausländischen Fotografen wusste. Aber ich habe das dann abgeklärt und so wusste ich, dass der erste Song feuergewaltig wird. Stormtroopers und Great War sind die nächsten Songs und fetzen. Dabei kommen aus dem großen, in der Bühnenmitte platzierten Panzer (gleichzeitig Podest fürs Drum Kit) immer wieder Flammen. Nichts Neues, aber immer wieder sehenswert. Und dann spulen die Herren ihre Routine ab und der Auftritt flutscht nur so dahin. Wer einmal einen Sabaton-Auftritt gesehen hat, der weiß, wie es weitergeht. Durch die Dunkelheit kommt natürlich die Light- und Pyro-Show richtig zur Geltung. Setmäßig bleibt kaum ein Wunsch offen und so sind viele Songs zum Mitsingen dabei und „noch ein Bier“ darf auch in Dänemark nicht fehlen. Weitere Hits wie Swedisch (heute Dänisch) Pagans, Primo Victoria und Carolus Rex dürfen nicht fehlen. So kann man sagen, was man will, sie machen richtig einen los und unterhalten auf der gesamten Linie. Ich habe sie bereits mehrfach gesehen und es ist immer wieder schön, wie schnell sie einem die Zeit vertreiben. So kommen wir dann doch später los als geplant und nach einer kleinen Irrfahrt durch Horsens (nächtliche Sperrung von Straßen, die das Navi nicht kannte), machen wir uns auf gen Heimat.

Was bleibt hängen? Gelungener erster Auftakt eines kleinen, aber ausbaufähigen Festivals, das super organisiert war, tolle Bands in einer sehenswerten Location aufbot und sich vollkommen unkompliziert darstellte. Der Termin für kommendes Jahr steht bereits fest und ich denke, wir waren hier nicht zum letzten Mal.