Glenn Hughes am 19.04.2024 in der Hamburger Fabrik

Der Altmeister begeistert mit seiner 50 Jahre "Burn"-Show

Heute geht es im typischen norddeutschen Regenwetter nach Hamburg. Das Album Burn war als Steppke mein zweiter Longplayer nach Pink Floyds The Dark Side Of The Moon aus dem Vorjahr. Und dieses Album soll heute zum 50-jährigen Bestehen durch den damals mit David Coverdale gerade zu Deep Purple gestoßenen Bassisten Glenn Hughes gefeiert werden. Die damalige Besetzung wurde komplettiert durch die Gründungsmitglieder Ritchie Blackmore an der Gitarre, Jon Lord an den Keyboards sowie Ian Paice am Schlagzeug. Diese Besetzung wurde dann später Mark III genannt.

King Herd 2024 in Hamburg; Foto: Norbert Czybulka

Als Erstes steht aber eine aufstrebende Band aus Birmingham auf der Bühne. King Herd ist einer der aufregendsten neuen Alternative-Rock-Acts aus UK. Die Band steht erst zum zweiten Male nach dem Supportgig vor zwei Tagen in Köln auf einer Bühne außerhalb des Vereinigten Königreichs vor Publikum. King Herd veröffentlichten im Gründungsjahr 2022 drei Singles, Remedy, Medicine und Halo, die großen Anklang fanden. Heute supporten sie ihr selbst betiteltes Debütalbum, das am 22. September 2023 erschien. Die Mitglieder Dave Taylor am Gesang, Tom Longworth an der Gitarre, Karl Brazil am Schlagzeug und Ray Loverock am Bass haben bereits viele Jahre als Mitglieder verschiedener Bands und als Studiomusiker Erfahrungen gesammelt. Das hört man heute sehr deutlich. Ihr Programm ist gefühlvoller, melodischer und knallharter Rock. Sie ernten mit ihrem 45-Minuten-Gig von der schon gut gefüllten Fabrik eine Menge Zustimmung und Beifall.

Glenn Hughes 2024 in Hamburg; Foto: Norbert Czybulka

Der mittlerweile 72-jährige Glenn Hughes ist mit seiner Band derzeit auf Welttournee. Vor zwei Tagen begann in Köln die Europavisite. Zu Glenn Hughes Band gehören Søren Andersen aus Kopenhagen an der Gitarre, Ash Sheehan aus Birmingham am Schlagzeug und dem gebürtigen Niederländer Bob Fridzema an den Keyboards. Auch Hughes stammt aus dem Umland Birminghams.

Das Album Burn wurde im Sommer 1973 von den Mitgliedern von Deep Purple gemeinsam im Clearwell Castle im Forrest of Dean, Gloucestershire, geschrieben. Im Oktober nahm die Band das Album im Schweizer Montreux auf. Veröffentlicht wurde es bereits am 15. Februar 1974. Auf der Setliste des heutigen Abends stehen nur acht Songs. Das soll aber täuschen. Ein-Dreiviertel-Stunden lang unterhalten uns circa 800 zumeist älteren Fans die vier Protagonisten mit viel Spielfreude und sichtlichem Spaß auf einer zumeist in Rot oder Purple beleuchteten Bühne. Die Songs dienen scheinbar nur als Rahmen für ein unglaubliches Soundgewitter der vier Ausnahmemusiker. Neben vier Songs des Albums Burn stehen auch noch weitere Deep Purple Mark III – und Mark IV-Songs auf dem Programm.

Glenn Hughes 2024 in Hamburg; Foto: Norbert Czybulka

Immer wieder beweist Hughes, warum er als die „Stimme des Rock“ bekannt ist und in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde. Gitarrist Søren Andersen erkennt immer wieder Fans aus seinem Umfeld und kommuniziert per Zeichensprache mit den zumeist aus Dänemark stammenden Fans. Neben seinem Studio, in dem er unter anderem auch Thundermother und D-A-D produziert hat, spielt er in der Jesper Binzer Band und seiner eigenen Band Electric Guitars. Seine Fender Gitarre macht den Eindruck, sie sei älter als das Album. Bob Fridzema an den Keyboards verschwindet fast vollständig unter den Tribünenaufbauten und ist optisch für die meisten Zuschauer kaum wahrnehmbar.

Punkt 23 Uhr entlassen die Vier uns wieder in die reale Zeit mit den Klängen von dem Übersong und Namensgeber des Albums Burn. Vor der Fabrik trifft man sich und diskutiert noch über den gerade erlebten Abend. Die einhellige Meinung: Keine der modernen Bands wird in 50 Jahren mit einer Albumfete wie die heute erlebte, gewürdigt werden. Es war und ist ein Meilenstein in der Musikgeschichte. Wer kann, sollte sich das Erlebnis gönnen. Es wird nicht mehr viele solcher denkwürdigen Konzerte geben.