Drain Down, Bandfoto, von der Band zur Verfügung gestellt

Interview mit Heiko von Drain Down anlässlich der Veröffentlichung ihres Albums „Toxic Society“

"Thrash Metal, Hardcore und Punk waren schon immer mit politischen oder gesellschaftskritischen Texten versehen …"

Artist: Drain Down

Herkunft: Freiburg, Deutschland

Genre: Thrash Metal

Label: MDD Records

Link: https://www.facebook.com/draindown

Bandmitglieder:

Gesang, Bass – Ferdinand Panknin
Gitarre, Hintergrundgesang  – Heiko Kratz
Schlagzeug – Olli Lanz

Drain Down, Bandfoto,
von der Band zur Verfügung gestellt

Anlässlich der Veröffentlichung ihres starken zweiten Albums Toxic Society hatte ich die Möglichkeit, ein Interview mit Gitarrist Heiko Kratz von den Thrashern Drain Down zu führen.

Time For Metal / Juergen S.
Hallo und vielen Dank, dass du dir Zeit für ein Interview genommen hast. Zunächst einmal die Frage zu eurem Bandnamen. Wo kommt der her, beziehungsweise wie seid ihr drauf gekommen? Wofür steht er bei euch?

Drain Down / Heiko Kratz
Als ich damals 2018 die Band gegründet habe, war es mir ein Anliegen, dass der Bandname auch zu den Texten passt, die ich von der Thematik her schreiben möchte und dass er auch einigermaßen cool klingt, was gar nicht so einfach ist, wenn man einen Bandnamen kreieren möchte, da ja vieles, was einem einfällt, bei genauer Recherche dann auch schon vergeben ist. Der Bandname bedeutet im Prinzip, dass es mit der Gesellschaft, egal in welchen Bereichen, ob Politik, Gesellschaft, Umwelt oder Religion, ziemlich den Bach runtergeht und davon handeln auch die meisten Texte.

Time For Metal / Juergen S.
Habt ihr musikalische Vorbilder? Bands, die ihr gut findet und die euch vielleicht beeinflusst haben?

Drain Down / Heiko Kratz
Die Einflüsse sind sehr vielfältig, da ich schon seit Ende der Achtzigerjahre Metal und Punk höre und in den Neunzigern auch den Hardcore cool fand und dann natürlich auch die Gitarren tiefer gestimmt habe, haben mich über die Jahre Bands wie Exodus, Testament, Machine Head, aber natürlich auch The Exploited oder Madball beeinflusst.

Time For Metal / Juergen S.
Darf ich mal fragen, wie alt ihr seid? Wie habt ihr euch als Band zusammengefunden?

Drain Down / Heiko Kratz
Das Durchschnittsalter, habe ich gerade ausgerechnet, liegt bei 36 Jahren … 🙂 wobei ich natürlich zugeben muss, dass ich das Durchschnittsalter ziemlich nach oben drücke.
Drain Down habe ich damals gegründet, um mich kreativ austoben zu können. Alle Songs der Band, also Musik und Texte, sind von mir geschrieben worden. Von der ersten EP Use Your Brain, die wir als Eigenproduktion herausgebracht haben, ist keiner mehr dabei. Aber Olli, unser Schlagzeuger, ist vor der Tour 2019 eingestiegen und seitdem dabei.

Time For Metal / Juergen S.
2018 die Bandgründung, bereits 2019 eine EP und dann direkt eine Tour mit The Exploited. Das muss doch irgendwie eine Menge Adrenalin bei euch ausgeschüttet haben, oder? Ich denke, rasanter kann es doch mit einer Band innerhalb von zwei Jahren nicht gehen.

Drain Down / Heiko Kratz
Für mich persönlich war es nichts Neues, da ich mit meiner alten Band Code Red des Öfteren mit The Exploited auf Europatour war. Aber klar, es ist natürlich auch jedes Mal aufs Neue ein tolles Abenteuer, in einem Nightliner durch Europa zu touren. Gerade den Jungs, die noch nie auf einer vierwöchigen Europatournee waren, merkt man dann schon an, dass sie sich erst daran gewöhnen müssen. Die Tour war im Oktober/November 2019 und direkt im Jahr darauf kam ja schon COVID um die Ecke, was uns komplett ausgebremst hat. Das war sehr traurig für die Band, wie für alle anderen Menschen natürlich auch.

Time For Metal / Juergen S.
Euer Debütalbum Defiance dann mitten in der Corona-Zeit 2021. Das muss nach all dem, was vorher war, euch doch dann runtergezogen haben. Beschreibt bitte mal, was so in dieser Zeit abgelaufen ist. Touren war ja nicht mehr …

Drain Down / Heiko Kratz
Na ja, wie gesagt, es ging ja dann gar nichts mehr. Teilweise konnte man sich nicht mal mehr im Proberaum treffen, weil es ja nicht erlaubt war, aber sobald es wieder möglich war, haben wir natürlich weitergemacht und dann 2020 auch das Defiance Album aufgenommen und 2021 auch veröffentlicht. Leider ist es nach dieser Corona-Zeit auch irgendwie noch schwieriger geworden, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Gerade wenn man so extreme Musik macht wie wir.

Drain Down, Bandfoto,
von der Band zur Verfügung gestellt

Time For Metal / Juergen S.
Irgendwann ist dann MDD Records auf euch aufmerksam geworden, bei denen das aktuelle Album Toxic Society als CD erschienen ist. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Label? Wie sieht es ggf. mit einer Vinylausgabe aus?

Drain Down / Heiko Kratz
Die Zusammenarbeit mit dem Label funktioniert einwandfrei, da die Leute ja auch waschechte Metalheads sind und sich richtig gut auskennen. Was Vinyl betrifft, darüber müssen wir uns noch unterhalten. Ich hätte schon gern Vinyl, mal schauen … hab da auch schon ein paar Ideen, wie wir das Vinyl-Album aufmotzen könnten, die ich dann beim Label mal ansprechen werde.

Time For Metal / Juergen S.
Euer Album wurde mir als Old School Thrash angepriesen. Na ja, bei solchen Einordnungen bin ich meistens skeptisch, weil ich persönlich mich selbst nicht als Old School (obwohl alt) oder True Metaller empfinde. Eigentlich bin ich immer auf der Suche nach was Neuem und kreativen Ideen. Bei Toxic Society war für mich das Feuer direkt da. Das Intro zu Fake Leader konnte ja noch in die Irre führen, aber was dann kommt, ist echter High Energie Thrash mit Punk / Hardcore Sahnehäubchen. Wie würdet ihr euch selbst einordnen, wie ist euer Bezug zu den von mir genannten Genres?

Drain Down / Heiko Kratz
Also, Thrash Metal mit einer Prise Hardcore Punk – damit kann ich gut leben. Was den Begriff Old School betrifft, weiß ich nicht, ob das wirklich auf uns zutrifft, da wir die Gitarren fünf Halbtöne tiefer gestimmt haben. Das ist bei Old School Sachen meistens auf Standard oder einen halben Ton tiefer gestimmt. Wenn ich einen Song schreibe, dann möchte ich immer, dass es ein bisschen eigenständig klingt, aber man kann die Wurst ja auch nicht neu erfinden. Was für mich wichtig ist, ist, dass ein Song eine Hookline hat, das ist für mich die DNA eines Songs. Und natürlich Gitarrenriffs mit einem Wiedererkennungswert. Bei vielen Thrash Metal Produktionen, die ich mir in letzter Zeit angehört habe, wird der Gesang meiner Meinung nach zu sehr in den Vordergrund gemischt. Das ist bei uns nicht so, bei Drain Down regieren das treibende Schlagzeug und das Gitarrenbrett.

Time For Metal / Juergen S.
Ein Konzert mit solchen High Energy Songs geht bestimmt in die Knochen. Das merkt ihr anschließend bestimmt doch? Wie bereitet man sich auf eine Live-Umsetzung solcher Songs vor? Ein Album aufnehmen und dann diese Songs live zu bringen, sind doch bestimmt ziemlich unterschiedliche Sachen?

Drain Down / Heiko Kratz
Arbeit in einem Studio und ein Liveauftritt unterscheiden sich natürlich schon sehr voneinander, aber im Prinzip spielt man dieselben Songs. Wir spielen das Zeug ja auch im Proberaum einige Male, bevor wir das Material im Studio aufnehmen und für uns ist das eigentlich ganz normal. Es ist jetzt nicht so, dass wir übermäßig erschöpft wären nach einem Konzert, es setzt aber natürlich schon eine gewisse körperliche Fitness voraus. Wir trinken davor ein paar Bier und danach natürlich auch. Wir waren bisher noch nie zu erschöpft zum Feiern nach einem Konzert.

Time For Metal / Juergen S.
Euch nimmt man die Leidenschaft und Überzeugung in den gesellschaftspolitischen Aussagen eurer Songs echt ab, das wirkt richtig authentisch. Es gibt ja einige Leute, die meinen, dass Politik nichts in der Musik zu suchen hat, dabei war ja gerade der Old School Thrash doch sehr politisch. Eure Meinung / euer Standpunkt bitte dazu!

Drain Down / Heiko Kratz
Thrash Metal, Hardcore und Punk waren schon immer mit politischen oder gesellschaftskritischen Texten versehen, auch Crossover Bands wie Rage Against The Machine hatten politische Texte, aber wir sprechen ja auch noch andere Themen an wie Umweltverschmutzung oder sinnlose Kriege oder auch, was mit den ganzen Religionen in unserer Gesellschaft so schiefläuft. Beim Opener Song Fake Leaders von unserem neuen Album Toxic Society habe ich zum Beispiel direkt angesprochen, wie Populisten durch die Gegend rennen und mit dreisten Lügen auch noch Erfolg haben. Übrigens sind die Texte im CD-Booklet abgedruckt, also es lohnt sich, die CD zu kaufen.

Time For Metal / Juergen S.
Ist nach dem tollen Toxic Society Album daran gedacht, dies mit einer (kleinen) Tour zu promoten oder sogar noch mal mit einer bekannten Band wie The Exploited zusammen auf Tour zu gehen? Sind Festivals im Sommer angesagt?

Drain Down / Heiko Kratz
Leider sind bisher noch nicht so viele Anfragen reingekommen. Ich hoffe, das ändert sich noch. Festivals oder eine Tour wären natürlich großartig und wir wären zu allem bereit. Also falls jemand dieses Interview liest, der uns buchen möchte, nur zu, wir freuen uns über jede Anfrage. Am 20. April machen wir mit zwei befreundeten Bands eine Plattentaufe im Sternen in Auggen und am 28. Juli spielen wir mal wieder im Crash in Freiburg und wie gesagt, wir hoffen und sind guter Dinge, dass da noch mehr kommt.

Time For Metal / Juergen S.
Zum Schluss gebe ich meinen Interviewpartnern immer die Gelegenheit, etwas anzusprechen, was noch nicht gesagt wurde, oder halt Grüße an die Fans, Freunde oder Omas zu richten. Du darfst natürlich auch etwas zum Schafsleben im Allgemeinen sagen 😉

Drain Down / Heiko Kratz
Dann möchte ich an die Metalfans appellieren, dass sie den Underground supporten und auf Konzerte gehen von kleinen Bands und denen vielleicht noch ein Shirt oder eine CD abkaufen. Und natürlich möchte ich mich bei allen bedanken, die es mit Drain Down gut meinen und uns bisher unterstützt haben, oder auch in Zukunft supporten werden.