Benighted – Ekbom

Die Benighted Maschine ist zurück mit gut geschmiertem Material

Artist: Benighted

Herkunft: Frankreich

Album: Ekbom

Spiellänge: 36:39 Minuten

Genre: Death Metal, Grindcore

Release: 12.04.2024

Label: Season Of Mist

Link: https://benighted.bandcamp.com/music

Bandmitglieder:

Gesang – Julien Truchan
Gitarre – Emmanuel Dalle
Bassgitarre – Pierre Arnoux
Schlagzeug – Kévin Paradis

Tracklist:

1. Prodrome
2. Scars
3. Morgue
4. Le Vice Des Entrailles
5. Nothing Left To Fear
6. Ekbom
7. Metastasis
8. A Reason For Treason
9. Fame Of The Grotesque
10. Scapegoat
11. Flesh Against Flesh
12. Mother Earth, Mother Whore

Mal ganz ehrlich, diese französischen Sickos muss man ja nun wirklich keinem mehr vorstellen, oder? Benighted beackern die Bühnen dieser Welt seit dem Jahre 1998 und seitdem hat sich natürlich einiges getan, das ist klar und die Band hat einiges an Membern verschlissen. Lediglich Sänger Julien ist übrig geblieben. Auch musikalisch hat sich einiges getan in ihrem Lager. Als Black Metal Band hat man angefangen und ist dann immer mehr in Richtung Death/Grind gewandert, hatte aber immer auch etwas Modernes mit dabei und somit klang man immer recht eigenständig. Im Jahre 2011 erschien dann das absolute Meisterwerk Asylum Cave und spätestens seitdem gehören sie zu den Größten ihres Landes. Mittlerweile hat man acht Alben am Start, wobei das letzte Album namens Obscene Repressed im Jahre 2020 erschien. Wird also Zeit für neues Material, gar keine Frage. Seit 2017 zocken sie jetzt in dieser Zusammensetzung zusammen. Ohren auf Stellung und ab dafür.

Mit dem obligatorischen, aber geilen Intro namens Prodrome geht die wilde Reise mit Scars los und gleich in die Vollen. Drummer Paradis (auch Death Lab) beweist wieder einmal, dass er zu den besten seiner Zunft gehört. Über die einzigartigen Stimmbänder des Frontmans Julien braucht man ja eh nicht viele Worte verlieren. Wildes Riffing und fieses Geballer, kurzes Break, Pig Squeals und dann geht der Wahnsinn auch schon weiter. Schneller Groove und ab in den mentalen Vernichtungszustand. Wie gewohnt hauen sie alles kaputt, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Diese Riffs sind schon einzigartig. Dann kurz einen Groove einbauen und wieder Vollgas, bevor man dann zu dem modernen Aspekt in ihrer Musik kommt. Ein bösartiger cleaner Part unterbricht den Gewaltausbruch, wird verfeinert und ausgearbeitet. Kling extrem gemein und bleibt hängen. Das Erschaffen solcher Klangmomente haben Benighted absolut drauf und dafür mag ich sie, vor allem, weil sie danach wieder die absolute Death/Grind Keule herausholen, damit auf einen einschlagen und man auch noch Danke sagt. Am Ende gibt es dann noch einmal ganz kurz diesen cleanen Part und alle sind happy. Ich zumindest.

Morgue kommt mit Stakkato-Riffing zu Beginn und zeigt die Franzosen von ihrer technischen Seite. Und natürlich wird dann wieder geballert ohne Ende. Immer wieder schaffen sie es, selbst den Groove treibend schnell zu spielen, aber keine Sorge, slammen können sie auch. Der Bass darf zwischendurch mal alleine ran und eben kurzes Geslamme, um dann wieder Vollgas zu geben. Immer weiter und weiter. Das Tempo wird natürlich hochgehalten, Julien growlt sich einen ab und die Screams werden gedoppelt. Dann gibt es Stop-and-Go-Riffing und man groovt wild herum. Nach fiesem Screaming folgt ein recht melodisches Lead und man holt noch einmal den Groove heraus. Mein lieber Herr Gesangsverein, hier geht es mal wieder ordentlich zur Sache. Nichts anderes habe ich erwartet.

Le Vice Des Entrailles will sich da natürlich auch nicht lumpen lassen. Hier lässt man auch keinen Platz für Gefangene. Voll auf die zwölf und das gnadenlos. Groovige Momente werden mit eingebaut, auch nicht metallische Erholungselemente, aber diese sind immer nur kurz, sodass der Wahnsinn und das Chaos immer die Oberhand haben. Die Riffs sind wieder einmal absolut lecker. Da gibt es nicht viel zu kritisieren. Für Benighted Verhältnisse ein recht dunkler Song, wie ich finde.

Es folgt Nothing Left To Fear. Diese knappen 120 Sekunden überrollen einen förmlich. Wohl der schnellste Song auf dem Album. Ich mag diese Aufteilung. Absolut schnelles Riffing und Geblaste ohne Ende, dann groovige Momente, um dann wieder zu ballern und dann abgehacktes Riffing inklusive tanzbarem Moment. Der Drummer erhöht dann das Tempo, blastet noch einmal, erneut abgehacktes Riffing mit anschließendem Geknüppel. Dann gibt es noch einen absoluten Hyperspeed Part. Was spielt denn der gute Herr Paradis da. Knaller. Der überholt sich ja links selber. Welch ein Geballer! Krass! Der gute Oliver Rae Aleron von Archspire ist hier als Gastsänger dabei.

Ach ja, was soll man da eigentlich noch großartig zu sagen, denn auch das nachfolgende Ekbom bleibt sofort hängen. Vor allem der Part am Ende. Dient als Refrainpart. Langsam schreitet man voran und man hört mehrfachen Gesang. Ekbom, Ekbom erklingt es und wird sicherlich live sehr gut an.

Es ist diese Intensität, die Benighted ausmacht. Dieses Verständnis beim Songwriting ist schon ein wenig einzigartig. Manchmal klingt alles ein wenig hektisch, aber dann baut man wieder einen Groove ein, der absolut passt. Technisch ist das Ganze hier natürlich sowieso auf hohem Niveau. Die Ideen scheinen ihnen auch nicht wirklich auszugehen. Manchmal klingt man ein wenig psychopathisch, so wie bei Metastasis, manchmal dann wieder schön eingängig, so wie am Anfang bei A Reason For Treason. Dieser Midtempopart, der später auch als Refrainpart verwendet wird, ist einfach nur geil. Chaos und Eingängigkeit liegen halt eng beieinander.

In der Kürze liegt manchmal ja auch die Würze. Fame Of The Grotesque wird in knappen 200 Sekunden runtergeballert. Julien bedient wieder seine ganze Gesangsbreite. Besonders dieser Wechsel zwischen Growls und Screams innerhalb eines Parts kommt schon ganz geil. Zwischenzeitlich darf getanzt werden, aber eigentlich gibt es hier nur auf die Birne.

Mit Mother Earth, Mother Whore endet dann das Album. Ein schleppender Part mit Sprechgesang im Hintergrund leitet den Untergang circa 80 Sekunden ein. Gitarre vorweg und ab ins Geballer. Hasserfüllte Screams kommen wieder aus der Anlage und das Drumming ist mal wieder aberwitzig schnell, und dass der Gitarrist sich keine Finger bricht, ist echt ein Wunder. Hier geben sie noch einmal alles.

Benighted – Ekbom
Fazit
Was soll man sagen? Nichts anderes als dieses Album habe ich von den Franzosen erwartet. Das Gaspedal auf vollem Anschlag, wahnsinnige Riffs, abgedrehte Gesangseinlagen und eine fette Produktion. Das Songwriting ist so was von ausgefeilt und abwechslungsreich, obwohl man die Geschwindigkeit sehr hoch hält. Die Frage ist tatsächlich, woher Benighted diese Energie und die Intensität herholen. Nach den knappen 36 Minuten ist man völlig fertig, aber nach einer kurzen Pause drückt man die Repeattaste und ergibt sich lachend erneut seinem Schicksal.

Anspieltipps: Scars und Mother Earth, Mother Whore
Michael E.
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