Festivalname: Burning Q Festival 2024
Bands: Afsky, Chapel Of Disease, Cloak, Controversial, Devastator, Dishonor, DOOL, Gama Bomb, Grand Cadaver, Groza, Haliphron, HeadGear, Hellbutcher, Hereafter, Imha Tarikat, Intöxicated, Ivory Tower, LIK, New World Depression, Revel In Flesh, Scalpture, Schizophrenia, Seven Sisters, Slaughterday, Smoulder, Spearhead – A Tribute to Bolt Thrower, Terzij De Horde, The Night Eternal, Uada, Vomit Division, WrestleManiacs
Ort: Freißenbüttel, Osterholz-Scharmbeck
Datum: 26.07.2024 – 27.07.2024
Kosten: Zwei-Tages-Ticket 69,90 € plus VVK-Gebühren (Ausverkauft)
Genre: Metal, Death Metal, Heavy Metal, Thrash Metal
Besucher: 1000 Besucher
Veranstalter: Burning Q Project e.V.
Link: https://www.burningq.de/
Dieses Wochenende zieht es 1.000 hungrige Metalheads nach Freißenbüttel zum Burning Q Festival 2024, welches vor ein paar Wochen „Sold Out“ verkünden konnte. Letztes Jahr wurde dies trotz Schlammschlacht auf dem Festival mit dem Verkauf der Tagestickets erreicht. Der Zuspruch ist hoch und das liegt zum einen an dem unglaublich starken Line-Up und zum anderen an der Abwechslung innerhalb der Genres. Das Billing setzt sich aus Senkrechtstartern sowie Undergroundgrößen und Perlen zusammen. Mit 69,90 € ist der Preis absolut fair und das Feeling ist absolut familiär. Der Veranstalter schafft einen professionellen Rahmen und auf den beiden Bühnen bekommen Besucher an zwei Tagen viele spannende Acts geboten. Das Wetter ist zum Glück besser, als es der Wetterbericht vor ein paar Tagen vermuten ließ. Die Anreise läuft daher deutlich entspannter als im letzten Jahr und die Vorfreude auf zwei spannende Tage steigt sofort an und lässt uns ins Programm des Freitags springen.
Den ersten Streich machen direkt New World Depression. Im Zelt wird es gleich beim Opener aus Emsdetten voll. Mit ihrem Death Metal lassen sie die Korken knallen. Technisch läuft zwar noch nicht alles rund, groovt sich aber schnell ein. Mit frechen Death ’n‘ Roll Riffs feiert die Band ihr letztes Studioalbum Interment Of Sins, welches natürlich Platz im Set findet. Während noch viele Besucher anreisen, lassen es sich die Nordrhein-Westfalen nicht nehmen, gebührend das Burning Q Festival 2024 zum Beben zu bringen. Wie schon im letzten Jahr ist die Poleposition keine undankbare Aufgabe: Das Publikum hat Bock und Power, und dies nutzen New World Depression für intensive 30 Minuten.
Der Vorhang fällt im Anschluss auf der Open-Air-Bühne mit Controversail. Die Musiker stammen aus der Region Bremen und Hamburg, die Anreise ist dementsprechend kurz und lässt die Protagonisten zu derben Riffs und krachenden Hooks hinreißen. Schmale Kost gibt es in Freißenbüttel nicht: Gleich in die Vollen gibt es ordentlich was auf die Ohren. Die Growls dringen in die Ohren, während die harten Schlagzeugrhythmen die Magengrube bearbeiten. Mit dem Blick übers Infield spürt man den Zustrom der Headbanger. Trotz des frühen Starts am Freitagmittag sind viele Festivalgänger bereits aufgeschlagen und haben ihre Zelte fürs Wochenende aufgebaut.
Hereafter agieren deutlich moderner als die beiden Vorgänger. Wer schon mal auf dem Burning Q war, wird wissen, dass die Genrevielfalt großgeschrieben wird. Der Veranstalter hat bei der Bandauswahl ein sehr gutes Händchen und versteht es, vor allem bei den Newcomern das Talent zu lesen und diese nach Niedersachsen zum Open Air zu bringen. Nicht ohne Grund zieht es aus der ganzen Republik Interessierte zum Festival nördlich von Bremen. Starke Headliner und ein durch die Bank weg ansprechendes Line-Up sorgen für das verdiente „Sold Out“. Mittendrin die noch junge Formation mit ihren Metalcore-Moves, die auf knackige Refrains setzt. Sängerin Lilly Seth setzt immer wieder Akzente und bringt ihre Gesangsfarben zwischen den harten Shouts zum Tragen. Alle Bands haben wir auch nicht immer auf dem Zettel, umso erfreulicher ist diese positive Darbietung der jungen Bielefelder mit der Kölnerin am Mikrofon. Fans des erfrischenden Metalcore mit Female Fronted Basis sollten Hereafter im Auge behalten.
Zweite auf der Hauptbühne sind die Niederländer Haliphron mit Sängerin Marloes Voskuil, die einige noch von ihrer Band Izegrim kennen dürften. Die Frontfrau hat eine starke Stimme, die Growls schneiden die Luft und drücken die Kehle regelrecht zusammen. Super agil und auf einem hohen Level absolvieren sie ihre Show nicht nur souverän, sondern können mit ihrer Lust am harten Metal die Besucher überzeugen. Die sechs Musiker haben erst vor drei Jahren in dieser Konstellation zusammengefunden. Davon ist auf den Brettern nichts zu spüren. Ramon Ploeg und Jeroen Wechgelaer bilden eine wunderbare Gitarrenfront und lassen sich vom feinen Regen nicht abhalten, heiße Riffs abzufeuern. Zum Glück ist der Himmel heute gnädig: Außer den paar Tropfen bleibt es trocken und es wird schnell voller vor der Open-Air-Bühne. Die zweite Frau im Bunde, Jessica Otten, drückt mit ihrem Bass und lässt die ersten Köpfe kreisen. Epitome Of Perfection geht gut ins Ohr und die Fäuste werden gen Himmel gereckt. Im Anschluss an die intensive Show zieht es die Niederländer weiter zum Stonehenge Festival, auf dem sie morgen spielen werden.
Im Anschluss folgt ein Black- und Thrash-Metal-Cocktail aus dem Hause Vomit Division. Die Bremer springen nach Osterholz-Scharmbeck, um die Flagge der regionalen Acts weiter hochzuhalten. Vor fünf Jahren gegründet, stehen drei EPs und ein Longplayer bei den Norddeutschen auf der Habenseite. Von Hell In A Bottle gibt’s natürlich auch Material und das Projekt gibt ordentlich Gas. Schnell steigt die Temperatur im Zelt an und Vomit Division ins Line-Up des Burning Q Festival. Als Abkühlung hilft ein erfrischender Cocktail, den das kleine Festival am eigenen Cocktailstand ausschenkt, oder natürlich das klassische Bier. Wer einen Spritzer kaltes Nass ins Gesicht braucht, kann sich dieses an der Wasserentnahmestelle holen, die sich direkt am Eingang des Open Airs befindet. Zurück zu Vomit Division, die mit ihrem treibenden Sound die Schweißperlen auf die Stirn zaubern. Der auffällig gute Sound zieht sich durch alle Sets und so bekommen auch die Hanseaten eine klasse Atmosphäre auf die Bretter.
Um beim guten Sound zu bleiben: Davon leben auch die Londoner Seven Sisters. Die Tontechniker und auch Light Designer sorgen bei den einzelnen Auftritten für eine absolut professionelle Basis. Kyle McNeill führt die Band aus Großbritannien an. Sowohl am Mikrofon als auch an der Gitarre stellt sich Kyle in den Fokus und kommt mit der Aufmerksamkeit wunderbar zurecht. Das wechselhafte Wetter dürfte sie wohl an ihre Heimat erinnern und so dringen Old School Heavy Metal Riffs über das Gelände. Umgarnt von Hard Rock Einflüssen ziehen die teils schnellen Passagen die Stimmung katapultartig nach oben. Nicht nur die starken Vocals überzeugen, auch die Rhythmen am Schlagzeug und die erfrischenden Melodien der Gitarre setzen positive Akzente. Die Ballade Blood And Fire bleibt im Kopf und Seven Sisters sollte man in der Zukunft auf dem Zettel haben.
Über den großen Teich hat es Smoulder gezogen. Die Female Fronted Epic Doom Metal Band um Sängerin Sarah Ann spielt nicht an jeder Steckdose und somit ist das Interesse berechtigterweise groß. Das Klangbild ist bärenstark und schnell beginnt das weite Rund, die Köpfe im Takt zu wippen. Die aussagekräftigen Refrains gehen wunderbar ins Ohr und der satte Sound beflügelt den Auftritt. Dragonslayer’s Doom drückt den rostigen Nagel tief in das pulsierende Gewebe. Psychedelisch und oft nicht von dieser Welt zelebriert Sarah Ann die dunkle Kunst und zieht das Publikum unter anderem bei Warrior Witch Of Hel in ihren Bann. Die starke Gitarrenarbeit setzt dem Ganzen noch das berühmte i-Tüpfelchen auf. Lockere Riffs und eine absolut gesunde Bühnenharmonie zeigen das hohe Musikverständnis von Smoulder auf. Die Nordamerikaner verkörpern ihre Klänge und können diese authentisch bis zum Ende rüberbringen.
Es ist Zeit für Schizophrenia. Das Quartett aus Belgien gibt richtig Gas und das wird immer wieder mit kleinen Pits quittiert. Die Vocals von Riccardo Mandozzi drücken und die Truppe hat Spaß. Das größte Manko dürfte schlichtweg der Name der Thrash- und Death-Metal-Combo sein. Schizophrenia ist nicht wirklich selten und die Verwechslungsgefahr hoch. Schnelle wie kurze Werke finden krachend ihren Weg ins Ziel. Schizophrenia stehen Genre-Größen in nichts nach und arbeiten, um einen Vergleich herauszuhauen, ähnlich wie die Brasilianer Torture Squad und gehen dabei noch unbarmherziger zu Werke. Mit dem Messer zwischen den Zähnen treiben und pushen sich die Protagonisten immer wieder an, das Publikum geht da voll mit und verwandelt die ersten Reihen in ein Tollhaus.
Scalpture hassen Krieg und ballern mit Benny am Schlagzeug das Zelt in Schutt und Asche. In Frieden feiern zu können, ist ein hohes Gut, da kann man den Bielefeldern nur Recht geben. Einmal kurz den Einsatz verpasst, lassen sie von Beginn an mit der Hinterlandsymphonie und Ils n’ont Pas Passé nur wenig anbrennen. Mit im Gepäck Hell Is A Field In France. Tödlich sind nur die Klänge, ansonsten machen die Death Metal Recken einen durchaus sympathischen Eindruck. Auch Scalpture erzeugen einen positiven Eindruck, den sie bis zum Ende mit Through Hell And On aufrecht halten können.
Genrewechsel und zurück zur Mainstage, wo die Dänen Afsky spielen. Die atmosphärischen Skandinavier zocken diesen Sommer auf diversen Festivals und konnten in den letzten Monaten immer mehr Zuspruch gewinnen. Der Bereich vor der Bühne füllt sich sichtbar. Mastermind Ole Pedersen Luk hat erst im letzten Jahr Om Hundrede Ar fertiggestellt und bringt das Material nun mit seiner Live-Crew an den Mann. Das Interesse an Afsky ist groß und diesen Zuspruch nutzen sie: Allen voran wächst Ole Pedersen Luk während der Show mit der Aufgabe und serviert den Black Metal punktgenau. Sperrig und scheppernd klingen die Stücke über den Platz, während der Abend einsetzt und auch die physischen Temperaturen nach unten schiebt. So frostig Afsky auch werden, das Wetter spielt mit und wir wollen uns wirklich nicht beschweren. Bis auf die paar Regentropfen am Nachmittag ist es super temperiert und trocken.
Die ostfriesische Death Metal Fraktion Slaughterday steht bereit. Gründer Jens Finger und Bernd Reiners führen das erfolgreiche Schlachtschiff auf die bebenden Bretter. Die Band ist nicht nur im Studio gut aufgestellt, sondern auch live kann sich der Todesblei sehen lassen. Das letzte Werk Tyrants Of Doom dröhnt noch in den Ohren, da schwingen die Tracks schon auf der Bühne mit. Aggressiv, motiviert und technisch versiert drehen Slaughterday sofort auf. Ulf, der letztes Jahr mit Phantom Corporation alles abgebrannt hat, geht steil. Hinter den Fellen fetzt Tom „Horrified“ Hoffmann, der alles, aber keine Gefangenen nimmt. Eine Traumcombo, die unter der Slaughterday-Flagge segelt und dem Anspruch der beiden Bandköpfe Bernd und Jens ganz sicher gerecht wird. Nebelwerfer verdunkeln die Session, während Cult Of The Dreaming Dead die Sinne benebelt.
Chapel Of Disease, die Kölner, haben ihren ganz neuen Silberling Echoes Of Light im Februar erst über Ván Records herausgebracht, da stehen sie schon auf der Bühne und das für geschlagene 50 Minuten. Die Sonne geht langsam unter, Chapel Of Disease greifen zu progressiven Rock- und Metal-Handschriften und haben ihre Brücke zum extremen Bereich nie vollständig abgerissen. Sie lassen ihre Muskeln im flackernden Licht spielen. Laurents kraftvollen Growls gleiten stimmig in den Mix aus emotionalen Atmosphären und griffigen Hooks. Flinke Passagen erzeugen spannende Höhepunkte. Im Einklang mit der Musik erzeugen die Vocals von Laurent Gänsehaut. Auch nach sechs Jahren Pause zwischen den Alben und dem größten Umbruch innerhalb der eigenen Kunst haben Chapel Of Disease nichts an ihrer Live-Präsenz eingebüßt, wie man hier und heute feststellen kann.
Starker Nebel und rotes Licht begleiten Terzij De Horde: Ein Horror für jeden Fotografen und die Freude eines jeden Redakteurs. Schließlich schlagen die Niederländer aus Utrecht in eine intensive wie gewaltige Kerbe, die alles andere als spaßig zu verstehen ist. Hasserfüllt und mit vielen neuen Tracks am Start, verfallen sie in eine perverse Raserei. Terzij De Horde gelten in der Szene als Senkrechtstarter, nachdem sie von 2015 bis 2022 eine kleine Schaffenspause eingelegt haben. Seitdem knackt es nur so im Gebälk, die Vocals sind giftig, die Rhythmen dringen bis in die Black-Metal-Stunden der Entstehung zurück und trotzdem versprühen die Blast Beats eiskaltes Post-Metal-Feeling, an dem kein Genre-Jünger vorbeikommt. Das Uhrwerk Richard Japenga arbeitet sich durch die Songs, hinter den Fellen arbeitet die Maschine der Band. Das Herz schlägt und steht im Zentrum der Kunst, an dem sich die Gitarren anschmiegen. Joost Vervoort fungiert am Mikrofon als Kopf der Truppe. Geist und Seele vereint erzwingen in Form von Terzij De Horde einen wilden Strudel, der die Anwesenden in seinen Bann zieht. Eine gute Vorlage für die heutigen Headliner in Form von Hellbutcher.
Per „Hellbutcher“ Gustavsson hat Nifelheim zu Grabe getragen. Ganz überraschend kam die Entscheidung vor gut zwei Jahren nicht, schließlich ließ das letzte Black Metal Album der Schweden seit 2014 auf sich warten. Jetzt macht der Hellbutcher unter seiner eigenen Flagge weiter. Eine Demo und ein Studioalbum hat Per bislang fertiggestellt. Der Titel vom Silberling dürfte ebenfalls nicht überraschen. Genau: Hellbutcher, und diese Platte zocken die Musiker komplett in Studioreihenfolge durch. Trotz nur eines Werks ist der Zuspruch natürlich groß. Herr Gustavsson grunzt ins Mikrofon, seine Kollegen zerschneiden die Nacht und Violent Destruction fliegt durch die Luft. Hordes Of The Horned God setzt den Weg konsequent fort. Wer auf Nifelheim steht, kommt auch hier voll auf seine Kosten. Große Überraschungen bleiben bis zum Finale aus. Dort wartet jedoch das starke Die In Fire-Cover von Bathory und die Interpretation des legendären Venom-Klassikers Black Metal. Ein guter Headliner, der seinem Namen gerecht wird.
Last but not least am Freitag: Spearhead. Die deutsche A Tribute to Bolt Thrower spielen Stücke der britischen Death Metal Heroes. Die richtig gute Stimmung verwandelt das Zelt zur Sauna. Die Speerspitze fliegt und spuckt Mercenary und When Glory Beckons zu Beginn aus. Der Bass drückt, die Vocals kommen ans Original gut heran und das Burning Q hat nach den Hellbutcher-Cover-Songs zum Abschluss richtig Lust auf 55 Minuten Bolt Thrower. Weiter geht’s mit Cenotaph, Killchain und Powder Burns im Programm. Die Gerstensäfte werden geleert, die Haare fliegen und die Nacken bekommen eine nächtliche Sonderschicht. Anti-Tank darf da nicht fehlen, gleiches gilt für For Victory. Damit ist jedoch noch nicht genug: Ohne No Guts No Glory werden die Protagonisten nicht von der Bühne gelassen. Mit When Cannons Fade ist die letzte Munition verfeuert. Jetzt geht’s für die meisten flink zum Camp, schließlich stehen die WrestleManiacs morgen Mittag um 12:45 Uhr auf der Bühne, um den zweiten Tag zu eröffnen.
Hier kommt ihr zum Bericht vom Samstag:
Burning Q Festival 2024 am 26.07. und 27.07.2024 in Freißenbüttel (Samstag)