Festivalname: Burning Q Festival 2024
Bands: Afsky, Chapel Of Disease, Cloak, Controversial, Devastator, Dishonor, Dool, Gama Bomb, Grand Cadaver, Groza, Haliphron, HeadGear, Hellbutcher, Hereafter, Imha Tarikat, Intöxicated, Ivory Tower, LIK, New World Depression, Revel In Flesh, Scalpture, Schizophrenia, Seven Sisters, Slaughterday, Smoulder, Spearhead – A Tribute to Bolt Thrower, Terzij De Horde, The Night Eternal, Uada, Vomit Division, WrestleManiacs
Ort: Freißenbüttel, Osterholz-Scharmbeck
Datum: 26.07.2024 – 27.07.2024
Kosten: Zwei-Tages-Ticket 69,90 € plus VVK-Gebühren (Ausverkauft)
Genre: Metal, Death Metal, Heavy Metal, Thrash Metal
Besucher: 1000 Besucher
Veranstalter: Burning Q Project e.V.
Link: https://www.burningq.de/
Der Old-School-Heavy-Metal mit Hardrock-Handschriften von Ivory Tower eröffnet die Open-Air-Bühne. Wer schon mal mit der Band in Kontakt gekommen ist, weiß die Stimme von Dirk Meyer zu schätzen. Die progressive Ader der Instrumente in Kombination mit seinen warmen Gesangsfarben ergibt eine kleine Wohlfühloase, in die man sich hineinfließen lassen möchte. Für Kontrastprogramm bei den vielen harten Acts sorgen Ivory Tower alle Male und werden gerne angenommen. Die Keyboard-Klänge von Frank Fasold beleben und das Infield füllt sich zur Mittagsstunde beim Hit 60 Seconds. 40 Minuten knackige Progressive-Metal-Riffs vergehen viel zu schnell.
Super modern sorgen HeadGear für den nächsten Genre-Sprung. Freche Core-Beats gipfeln im Deathcore-Gewitter. Die Bremer wollen alles in Schutt und Asche legen. Dafür bringen sie nicht nur Eden Fire in Stellung. Sieben Songs plus Outro füllen die dreißig Minuten von HeadGear aus. In die Hocke gehend dreht das Publikum beim „Go“ völlig frei. Sowohl die Growls als auch die Clean-Vocals passen. Thomas Riekenberg hat somit alles im Griff. Ohne Anlaufschwierigkeiten lassen sie sich vom Zuspruch der Festivalgänger tragen. Unter ihnen ganz sicher auch der eine oder andere Anhänger, der den kurzen Weg aus Bremen nach Osterholz-Scharmbeck gefunden hat.
Kalte Klänge am warmen Nachmittag und mit einer gewaltigen Portion skandinavischer Merkmale kommen Imha Tarikat daher, die jedoch aus Deutschland stammen und trotzdem wissen, wo der Black-Metal-Hammer hängt. Nicht ohne Grund wurden sie beim Metal Hammer Award für die Newcomer-Kategorie nominiert. Hinter den Fellen sitzt ein Monster, das die Formation durch die Bank weg nach vorne peitscht. Am Bass agiert Ricardo Baum, der später am Mikrofon von The Night Eternal zu sehen ist. Die Jungs funktionieren wunderbar und haben richtig Bock. Das lassen sie jeden wissen. Gegenseitiges Motivieren gehört zweifellos dazu, auch für Mastermind Ruhsuz Cellât. Dieser setzt mit seinen Vocals weitere Maßstäbe. Konsequent erstürmen sie mit ihrem Black Metal den Norden der Republik und hinterlassen nicht nur bei uns bleibenden Eindruck. Auf dem Party.San in zwei Wochen stehen Imha Tarikat fett in der Running Order markiert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2020 steht die Band Dishonor für eine dynamische Mischung aus harmonischem Melodic Metal und modernem Metalcore. Mit ihrer Musik setzen sie neue Akzente, indem sie verschiedene Metal-Genres und deren Merkmale miteinander verschmelzen. Der Zuspruch der Männer aus Bremervörde ist jedoch geringer als bei den Vorgängern. So zeigen sich vor allem im vorderen Bereich Lücken zur Stage, die nur schwer geschlossen werden können. Der kreative Antrieb von Dishonor gerät dabei nicht ins Stocken und sie ziehen ihre Show unerschrocken durch. Den einen oder anderen neuen Fan haben sie gewonnen. Mehr Zuspruch wäre verdient gewesen, die Leistung ist schließlich nicht von schlechten Eltern.
Ricardo Baum steht zum zweiten Mal auf der Bühne, dieses Mal nicht am Bass, sondern am Mikrofon der Essener Heavy-Metal-Formation The Night Eternal. In der Szene zählen sie zusammen mit Unto Others, Eternal Champion und Night Demon zu einer neu erstarkten Old-School-Heavy-Metal-Szene. Alleine sich in diese Gesellschaft zu spielen, ist ein Erfolg und mit einem Blick übers Gelände muss man neidlos anerkennen, dass der inoffizielle Headliner in diesem Jahr wohl The Night Eternal heißt. Ricardo hat nicht nur alles im Griff, sondern kann mit seiner markanten Stimme das Publikum in seinen Bann ziehen. Elysion (Take Me Over) macht richtig Spaß, der Titeltrack des ersten Albums darf genauso wie der neue Hit Prince Of Darkness nicht fehlen. Selten, dass dieses Wort über meine Lippen kommt, aber The Night Eternal sind grandios und ihnen gehört bei bleibender Leistung die Zukunft.
Intöxicated fragen, ob wir Bock auf Rock ’n’ Roll haben. Das amtliche Gemoshe beginnt, die recht einfachen Strukturen tun der guten Stimmung keinen Abbruch. Die Osnabrücker haben bislang zwei Alben veröffentlicht. Zwischen dem letzten Sadistic Nightmares vom letzten Jahr und dem Debüt Röck ’n’ Roll Hellpatröl liegen geschlagene zehn Jahre. Die Pause haben sie wohl gut genutzt und so drückt der Bass teuflisch aus den Boxen. Sänger Mariano stimmt Sex, Violence, And Death an. Die meist kurzen Stücke beleben das Geschäft. Das Korsett aus Thrash und Speed Metal liegt schwer auf der Haut, um nach 35 Minuten den kalten Atem zu zeigen, sobald man den verschwitzten Körper aus dem Zelt ins Freie bewegt.
Neben dem Händchen fürs Booking und den gelungenen Sound, muss man auch die Foodstände lobend erwähnen. Sowohl Pizza, Burger als auch Bratwurst haben ein überdurchschnittliches Niveau und ein besucherfreundliches Preislevel. Eine original neapolitanische Pizza bekommt man ab 7,50 €, Burger ab 7,00 € und eine Bratwurst für 3,50 €. Pommes, Fischbrötchen und auch der Mexican Stand sehen ebenfalls sehr gut aus. Gerstensaft für die Show von Gama Bomb und alle anderen Bands bekommt man für 4,00 € und so geht es gleich zum Auftritt der Iren, die mit den verspäteten Grand Cadaver den Slot tauschen. Sänger Philly Byrne scheint es nicht zu stören, auf der großen Bühne spielen zu dürfen. Die Klasse haben die Thrasher alle Male, schließlich sind sie seit 22 Jahren im Geschäft und haben erst vor zwei Tagen das Headbangers Open Air zerlegt. 666teen geht gut voran, Speed Funeral zieht die Geschwindigkeit an und Thrashoholic lässt die Hüften kreisen. Gama Bomb machen einen klasse Job und werden zu Recht gefeiert.
Im Zelt wird es jetzt brutal. Mikael Stanne springt auf die Bühne und bis auf den letzten Platz ist der Innenraum gefüllt. Da kommt der Schwede, den man von Dark Tranquillity und The Halo Effect kennt, mächtig ins Schwitzen. Eine derart intime Session bekommt man mit Mikael so schnell ganz bestimmt nicht wieder. Klar ist es ärgerlich, dass sie nicht auf der großen Bühne spielen, dafür jetzt ein Metal-Star zum Anfassen, der mit The Forever Doom und Madness Comes voranprescht. Es eskaliert, das Stimmungsbarometer steigt bis ins Unermessliche. Empire Of Lies und Vortex Of Blood machen richtig Spaß. Die Intensität bleibt hoch, der Schweiß läuft allen aus den Gesichtern. Die Seitenplane wird ein Stück geöffnet, um für einen natürlichen Luftzug zu sorgen. Grand Cadaver strotzen nur so vor Energie und lassen sich von den Anhängern tragen. Schnell bekommen die Musiker von der aufmerksamen Crew Handtücher gereicht, um sich zwischen den Songs mal die Hände zu trocknen. Flutsche Finger haben die Schweden nicht und zimmern Soul Infestation in die zufriedenen Gesichter.
DOOL aus den Niederlanden spielen einen okkulten Rock à la The Devils Blood oder Gggolddd. Die progressiven Rock-Klänge machen sich auf der Doom-Metal-Basis schnell breit. Sängerin Raven van Dorst ist charismatisch und überträgt authentisch die Emotionen der Texte auf die Besucher. Sie steht immer im Fokus und liebt die Blicke, während sie höchst theatralisch die Werke zum Leben erweckt. House Of A Thousand Dreams zaubert eine Gänsehaut. Power Parts und ruhige Elemente greifen geschickt ineinander. Evil In You und Love Like Blood setzen diesen Weg fort. Für das ganze Set am Vortag in Herford reicht es leider nicht. Die Open-Air-Setlist streicht die letzten beiden Tracks und findet mit Oweynagat sein Ende. Elf ergreifende Kompositionen reichen aber aus, um die Köpfe permanent im Takt zu halten. Wer auf progressiven wie okkulten Rock steht, kommt an DOOL nicht vorbei.
Die Kerzen sind entzündet, Cloak aus Atlanta stehen bereit. Sie tragen ihr neuestes Werk Black Flame Eternal aus dem letzten Jahr nach Europa. Hinter dem Act steht Scott Taysom am Mikrofon und an der Gitarre. In rotes Licht gehüllt, fühlen sich die Amerikaner sichtlich wohl. Böse Mienen und harte Riffs lassen Cloak katapultartig starten. Unter Genrekennern keine Unbekannten mehr, konnten sie mit den letzten Alben für Aufsehen sorgen. Live sind sie eher seltener in Deutschland unterwegs, doch heute gibt es einen der wenigen Gigs in Freißenbüttel. Ethereal Fire und With Fury And Allegiance bilden ein solides Fundament, auf dem konsequent aufgebaut wird. Death Metal-Elemente greifen in Black Metal-Techniken. Eine gute Symbiose, die aus den Händen von Cloak gut zur Geltung kommt.
Grand Cadaver kommen zu spät und Lik ohne Gitarren – bei den Schweden ist was los. Gut, dass sich die beiden Death-Metal-Bands so gut verstehen. Die Äxte wandern somit kurzfristig von Grand Cadaver zu Lik, die mit den fremden Instrumenten ein deftiges Brett servieren. Tomas Åkvik ist mit seiner Band auf Festivals gerne gesehen. Eine absolute Liveband, die man gerne aufs Niveau von Grave oder Demonical schieben darf. Den Skandinaviern wird da einfach etwas in die Wiege gelegt, anders kann man die Dichte der hochwertigen Bands nicht erklären. Das letzte Album Misanthropic Breed schaffte es würdig auf Platz 39 der deutschen Albumcharts. Zurück zum Hier und Jetzt: Headliner-Niveau haben Lik auch – das verdeutlicht noch mal die Klasse der arrangierten Bands für dieses wunderbar familiäre Open Air. Songs spielen auch gerne, so haben sie Necromancer auf dem Zettel und Skin Necrosis darf einmal die Haare zum Fliegen bringen. Coole Truppe mit einem kalten Brett ohne Schnörkel und viel Dampf.
Bei einem klassischen Open-Air-Festival hätten Devastator aus England definitiv in die Röhre gekuckt. Ein mächtiger Regenschauer zieht übers Gelände und überschwemmt in null Komma nichts das Gelände. Eine Dreiviertelstunde schüttet es wie aus Eimern, auf der Mainstage wäre es mau geworden, im Zelt ist es trocken. Als wäre es so vom Wettergott gewollt gewesen und umso besser für Devastator, die eine volle Hütte verzeichnen können. Der Black Metal mit Death Metal-Speerspitzen passt perfekt ins Gesamtgefüge. Verschwitzte Körper drängen sich dicht an dicht, am Tresen herrscht Hochbetrieb und T. Nachtghul röhrt bissig ins Mikrofon. Die zwei Gitarren schneiden durch die dichte Luft, während J. Scarlett die Felle gerbt. Mit dem letzten Streich von Devastator schließt die Himmelssportart. Man könnte meinen, die Engländer aus Derby hätten das schlechte Wetter auf Knopfdruck heraufbeschworen.
Heute stehen Uada als Headliner bereit. Die Amerikaner sind eine Perle ihrer Zunft. Die Jungs aus Portland sorgen für einen emotional hochansteckenden Black Metal, der alles niederwalzt, was sich ihm in den Weg stellt. Alleine diese Combo ist ein Leckerbissen für alle Anwesenden, die zum Glück ohne Regen die Kunst der atmosphärischen Black Metal-Recken genießen können. Als Geheimtipp darf man Uada eigentlich nicht mehr anpreisen. Das Interesse an dem Quartett mit Kapuzen ist groß und das düstere wie imposante Bühnenbild spricht ebenfalls Bände. Zehn Jahre sind sie dabei und definitiv eine Formation, die in der Zukunft die Überholspur nicht verlassen wird. Snakes & Vultures und Djinn schockieren das Burning Q. Die melodischen Wände drücken in der Magengrube und die verschiedenen Gesangsfarben von Jake Superchi gehen unter die Haut. Superlativ für eine Band dieser Größe. Ein hochtrabendes Wort für eine Leistung, die man nicht hoch genug loben kann. Mit der Dunkelheit vereint, lassen sie den schmelzenden Mond für sich sprechen. Black in Black steht das beleuchtete Drumkit im Fokus. Die Musiker ziehen sich stattdessen unter ihre Kapuzen zurück und lassen ihre Musik für sich sprechen. Diese Fesselung überträgt sich sanft auf die immer noch hungrige Meute. Retraversing The Void und Cult Of A Dying Sun setzen weitere Maßstäbe. Der Position, die Uada innehaben, werden sie in allen Belangen gerecht.
Das Freie Feuer wird auch in diesem Jahr gut angenommen. Zu Rock- und Metal-Songs zeigen die Künstler eine imposante Feuershow, die zum Glück trocken bleibt. Ein Feuerwerk ersetzt und fast schon cooler als dieses sieht man Darsteller, die eine Choreografie einstudiert haben, die heute alle begeistert. Das Freie Feuer gehört einfach dazu und dürfte auch in den nächsten Auflagen für diese gelungene Abwechslung sorgen.
Uada sorgen für einen gelungenen Abschluss auf der Mainstage, da lassen sich Groza ganz sicher nicht lumpen. Das Niveau ist ähnlich: Die drei Alben in sechs Jahren sind Leckerbissen und die Klänge genauso kalt wie die der Amerikaner. Groza aus Mühldorf am Inn legen den Finger tief in die Wunde der menschlichen Seele. Psychedelisch, diabolisch und abartig kalt lassen es die Männer unter den schwarzen Masken knallen. Ein Finale nach Maß. Uada großartig und Groza gleichermaßen zermürbend – hier kommt nach dem Double keiner mehr lebend heraus. Es geht mittlerweile auf 1 Uhr zu und die Stimmung bleibt eskalierend. Selbst das Gitter am Bühnengraben muss von Helfern, die die langsam gelösten Schrauben nachziehen, gesichert werden. Die Besucher lassen ihre ganzen Emotionen am Zaun aus. Immer wieder wackelt dieser nach Schlägen und die Schläge vibrieren über den Boden. Kompromisslos trifft es auf beiden Seiten treffend. Gefangene werden keine genommen. Sprachlos und zufrieden enden die zwei Tage viel zu früh.
Ein Fazit brauchen wir eigentlich gar nicht mehr verfassen. Das Burning Q ist ein unglaublich gut organisiertes Festival, limitiert auf 1.000 Besucher und mit einem Line-Up aus diversen starken Bands. Wer den ganz großen Headliner sucht, wird diesen nicht finden. Das Line-Up ist der Headliner und für 69,90 € plus VVK-Gebühren fragt man sich, wie es die Veranstalter überhaupt hinbekommen, so viele Bands auf zwei Bühnen zu bekommen und trotzdem Acts wie Uada, Groza, DOOL, Hellbutcher, Lik oder auch Chapel Of Disease finanzieren zu können. Der Vorverkauf läuft und es sind bereits über 30 Prozent der Karten nach nur einer Woche verkauft. Zu Recht, denn wer dieses Wochenende nicht zufrieden war, hat wohl die falsche Veranstaltung besucht.
Tag eins verpasst? Hier kommt ihr zum Bericht vom Freitag:
Burning Q Festival 2024 am 26.07. und 27.07.2024 in Freißenbüttel (Freitag)