Hexenhaus – A Tribute To Insanity

Eine Band, die ihrer Zeit voraus war

Artist: Hexenhaus

Herkunft: Stockholm, Schweden

Album: A Tribute To Insanity (ReRelease)

Genre: Thrash Metal, Progressive Metal, Speed Metal, Heavy Metal, Technical Thrash Metal

Spiellänge: 42:09 Minuten

Release: 16.05.2025

Label: RPM ROAR

Link: https://reigningphoenixmusic.com/all-artists/roar-artists

Bandmitglieder:

Gesang – Nick Johansson
Schlagzeug – Ralph Raideen
Gitarre – Mike Wead
Bass – Blomman
Gitarre – Rick Meister

Tracklist:

  1. It..
  2. Eaten Alive
  3. Delirious
  4. As Darkness Falls
  5. Incubus
  6. Death Walks Among Us
  7. Memento Moris – The Dead Are Restless
  8. Requiem

Hexenhaus – das klingt nach der nächsten schwarzmetallischen Truppe, die mit Corpsepaint und rasenden Gitarren agiert. Fangen wir mit dem Namedropping ganz vorne an: Candlemass, Mercyful Fate, King Diamond, Leif Erdling als Producer. Es handelt sich um eine schwedische Kapelle, die sich aus der Inspiration der Speed-Metaller Maninnya Blade entwickelte. Hier war ein gewisser Mickael Vikström aus Boden, Nordschweden, aktiv. Die Band verschlug es nach Stockholm, wo sich Vikström den Epic-Doomern Candlemass anschloss, da ihn die Performance von Maninnya Blade nicht erfüllte.

Wie so oft schreibt das Leben seine eigenen Geschichten. Der ehemalige Gitarrist von Maninnya Blade, Nick Johansson, hatte sich zum Sänger entpuppt und er bot Vikström die Position an der Gitarre an. Da bereits vier Nummern fertig waren (Requiem, The Dead Are Restless, Delirious und Eaten Alive), war auch Vikström von der Idee Johanssons begeistert. Die Musik war härter als früher und die Inspirationen Metallica, Slayer und Mercyful Fate. Die Demo landete bei Axis Records, ein Unterlabel von Music For Nations, das zu dieser Zeit Alben von Metallica, Exodus und Megadeth im Portfolio hatte. So bekamen Vikström und Co. einen Plattenvertrag und das Debütalbum A Tribute To Insanity entstand. Aus Maninnya Blade wurde Hexenhaus und aus Mickael Vikström Mike Wead. Am 17. Oktober 1988 kam das Debüt von Hexenhaus als Vinyl auf den Markt.

Hexenhaus – Bandfoto – RPM ROAR

Nachpressungen erfolgten ausschließlich als CD. Nun nimmt sich ROAR des Klassikers an und gönnt A Tribute To Insanity eine Neuauflage, die zudem mit neuen Linernotes und exklusiven Geschichtstexten ausgestattet ist.

Was gibt es auf dem ReRelease zu hören? Thrash Metal ist richtig, aber nicht der Marke Slayer oder Metallica. Wenn ein Vergleich gezogen werden soll, dann wären das eher Mekong Delta, Coroner, Watchtower oder die US-Band Toxik.

Beim ersten Blick auf die Eckdaten fällt bereits As Darkness Falls auf. Ein Langläufer mit mehr als zehn Minuten ist für Thrash Metal selten. Nach dem Intro dröhnt Eaten Alive aus den Boxen. Mit rotzigen, aber anspruchsvollen Gitarren und einem Gesang, der eher ein Keifen ist und hinter den Instrumenten bleibt, legen Hexenhaus los. Technisch ist das Quintett auf einem anderen Level unterwegs und kredenzt bereits beim Opener ausufernde Saitenarbeit, bei der sich zum Beispiel die Haudrauf-Thrasher aus dem Ruhrpott die Finger gebrochen hätten. Delirious knüpft an seinen Vorgänger an, wobei der Gesang die Instrumentalfraktion begleitet und als Schwachpunkt rüberkommt.

Das Herzstück folgt mit dem bereits erwähnten zehnminütigen As Darkness Falls. Spätestens mit der Nummer sind Hexenhaus in einer anderen Welt und den thrashigen Sphären entflogen. Wead produziert Riffsalven, die es Ende der 80er in der Art und Weise und Qualität kaum zu hören gibt. Wenn es an dem Ding etwas zu kritisieren gibt, dann der dünne Gesang. Was wäre, wenn hier zum Beispiel ein Jason McMaster das Mikro schwingen würde? Durch die intensive Saitenarbeit kommt Johansson wie ein weiteres Instrument daher, sodass Gesang und Instrumente am Ende doch irgendwie zusammenpassen, aber Steigerungspotenzial ersichtlich ist.

Die B-Seite eröffnet Incubus und Hexenhaus sind wieder im Thrash-Universum gelandet. Johansson bekommt größeren Spielraum, kann damit aber wenig anfangen und das limitierte Keifen bleibt klar hinter den Saiten. Memento Moris – The Dead Are Restless setzt deutlich mehr auf die Instrumente und Wead glänzt nochmals an der Gitarre, auch wenn nicht so übergroß wie bei As Darkness Falls. Mächtig ins Gesicht gibt es in Richtung Scheibenende mit The Dead Are Restless, bevor Requiem schreddernd das Albumende erreicht.

Zum guten Schluss die Auflösung, was Hexenhaus mit Mercyful Fate und King Diamond zu tun haben. Ein Blick auf die aktuelle Bandbesetzungen zeigt, dass Mike Wead seit den 90ern zum königlichen Gefolge gehört. Das Talent des Gitarristen ist beim Debüt von Hexenhaus mehr als deutlich zu hören und auch Kim Bendix Petersen und Andy LaRocque nicht verborgen geblieben.

Hexenhaus – A Tribute To Insanity
Fazit
Im Prinzip gibt es bei der Beurteilung der LP zwei Ansätze. Die Sichtweise 1988 und die Sichtweise 2025. Aus der 2025er-Sicht klingen Hexenhaus roh, räudig, mehr nach Demo als nach fertigem Produkt, mit einem Sänger, der mit seinem limitierten Organ keine Akzente setzt.

Aus der Sichtweise 1988 kommt eine sehr rohe und aggressive Produktion zum Vorschein, auf der vor allem die Instrumente A Tribute To Insanity in andere Sphären bringen, als es Ende der 80er-Jahre der Standard war. Die düstere Hexenhaus-Atmosphäre und das limitierte Keifen zeigen einen sehr rauen Charme, aber eben Charme. Dazu explodiert das technisch anspruchsvolle Gitarrenspiel vor allem beim Langläufer As Darkness Falls.

Wer in die Historie des technischen Thrash Metal einsteigen will, findet mit dem Debüt von Hexenhaus eine Scheibe, die für Undergroundfans und die Besucherschaft der bekannten Festivals (KIT, HOA, etc.) ein Must Have ist. Dass ROAR die Platte nochmals auf Vinyl auflegt, zeigt, welche Wertigkeit das Debüt von Hexenhaus auch heute noch hat.

Anspieltipps: As Darkness Falls, Delirious und Eaten Alive
Franziska W.
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