Kadavar am 26.10.2025 in der Großen Freiheit 36, Hamburg

Eine Soundwand mit Ausrufezeichen

Event: Kadavar – I Just Want To Be A Sound Europe 25

Bands: Kadavar, Slomosa, O.R.B.

Ort: Große Freiheit 36, Große Freiheit 15, 22767 Hamburg

Datum: 26.10.2025

Kosten: ab VVK 45 € plus Gebühren, AK 50 €

Zuschauer: ca. 900

Genre: Retro Rock, Stoner Rock, Doom Metal, Blues Rock, Hard Rock, Desert Rock, Heavy Rock, Alternative Rock, Psychedelic Rock

Link: https://www.kadavar.com/

Setlist Kadavar:

  1. Lies
  2. Black Sun
  3. Living In Your Head
  4. Lord Of The Sky
  5. I Just Want To Be A Sound
  6. Last Living Dinosaur
  7. Die Baby Die
  8. Regeneration
  9. Total Annihilation
  10. Doomsday Machine
  11. Creature Of The Demon
  12. Come Back Life
  13. All Our Thoughts

Vier Jahre gibt es kein neues Material, dann innerhalb von sechs Monaten zwei neue Platten. Was es mit den Releases auf sich hat und was in der Zeit vom Frühjahr 2022 bis zum Release von K.A.D.A.V.A.R. (die Platte erscheint am 07.11.2025 offiziell) passiert ist, gibt es im ausführlichen Interview, das wir mit Drummer und Produzent Christoph „Tiger“ Bartelt vor dem Gig in Hamburg führen konnten.

Kadavar in der Großen Freiheit 36 auf einem Sonntag bei wenig einladendem norddeutschem Herbstwetter. Als sich die erste Band O.R.B. aus Australien für ihren Gig präpariert, ist der Andrang überschaubar. Typisch Hamburg, hier kommen die Fans eher später zu den Konzerten. Im Laufe des circa 30-minütigen Sets füllt sich die Location immer mehr. Am Ende dürften circa 1000 Menschen im Saal sein. Der Oberrang ist geschlossen.

O.R.B. – Große Freiheit 36, Hamburg – 2025

Doch zurück zu O.R.B. aus Australien, die wohl kaum jemand auf der Rechnung hat. Das Trio ist heute zu einem Quartett angewachsen. Ein Saxofon ist mit dabei und der Einstieg hat irgendwas zwischen Jazz, Jam Session und Lounge. Im Laufe des Sets werden die Zügel aber gestrafft. Psychedelisch angehauchter Rock, untermalt mit Saxofon, ist eine spezielle Mischung, aber nicht ganz uninteressant. Interessierter Beobachter ist auch der neue Gitarrist von Kadavar, Jascha Kreft.

Für den Umbau bei progressiver und psychedelischer Rockmusik ist ein zusätzlicher Zeitaufwand eingeplant. Eine knappe halbe Stunde benötigt die Crew, um die Bühne für Slomosa herzurichten. Unter anderem wird das Drumset neu aufgebaut. Die norwegische Band hat mit Tundra Rock im Jahr 2024 eine deutliche Duftmarke hinterlassen. Der Zweitling sorgt dafür, dass Slomosa eine neue Musikrichtung kreierten. Tundra Rock nennt sich das Gebräu aus Stoner und Hard Rock mit psychedelischen und progressiven Elementen.

Slomosa – Große Freiheit 36, Hamburg – 2025

45 Minuten haben die Protagonisten und liefern in der Zeit neun Nummern, gerecht verteilt mit fünf Mal Tundra Rock und vier Stücke vom selbstbetitelten Debüt. Die Songs erzeugen eine starke Energie und auch Sänger Benjamin Berdous und seine Mitstreiter:in sorgen für einen energetischen Auftritt, der die Fans mitreißt. Viele Menschen in der Venue scheinen nur wegen Slomosa heute Abend anwesend zu sein. Zum Ende des Sets springt Berdous von der Bühne und zockt Horses am Zaun stehend, am Ende sogar auf dem Zaun sitzend. Die Fans feiern den Auftritt der Band, wo neben Berdous vor allem die Bassistin Marie Moe mit tosendem Applaus verabschiedet wird. Ganz starker Gig, den aber eine andere Band nahezu problemlos toppt.

Es ist schon ein Ausrufezeichen, wenn sich der Hauptact eine Combo wie Slomosa als Vorband dazuholt, die aufstrebend ist und durchaus in Konkurrenz zum Hauptact steht. Wenn ich aber die entsprechende Qualität auf die Bühne bringe, dann fürchte ich keine Konkurrenz. Ich weiß um meine eigenen Stärken. Was Kadavar heute in der Großen Freiheit 36 auf die Bühne bringen, ist an Intensität und Sound kaum zu überbieten. Es sind andere Menschen in der Location, die ebenfalls im Musikbusiness aktiv sind, entweder selbst als Teil einer Band oder im Bereich Produktion. Das Fazit ist bei allen gleich: Besser kannst du die Musik nicht spielen.

Kadavar – Große Freiheit 36, Hamburg – 2025

Das geht schon mit Lies von der am 07.11.2025 zur Veröffentlichung anstehenden Platte K.A.D.A.V.A.R. (ausgeschrieben Kids Abandoning Destiny Among Vanity And Ruin) los. Der Sound ist unglaublich druckvoll, trotzdem aber klar und differenziert. Über die Oldies Black Sun und Living In Your Head geht es zum Album I Just Want To Be A Sound, das im Mai 2025 das Licht der Welt erblickte. Live kommen die Stücke härter rüber als auf Platte, das gilt sowohl für den Titeltrack als auch später für Regeneration.

Der Kracher kommt aber im hinteren Drittel der Show. Sänger und Gitarrist Christoph „Lupus“ Lindemann ergreift das Wort und kündigt die neue Platte an, die ab dem 07.11.2025 in den Plattenläden steht. Aber Kadavar wären nicht Kadavar, hätten die sich nicht etwas Besonderes ausgedacht. Erfahrene Menschen werden sich erinnern. In den 80ern gab es LPs und CDs immer bei den Konzerten vor dem offiziellen Verkauf in den Plattenläden. Auch hier nimmt die Band eine Sonderstellung ein. Scheiß auf das Zählen für die Charts. Es geht um die Musik, nicht um die Statistik. Und die Musik hat es in sich. Total Annihilation ist auch Rock, aber primär ist das Ding metallische Kost und knallt exzellent. Die Schublade dafür gibt es noch nicht. Der bekannte Sound von Kadavar, angereichert mit den Effekten von der I Just Want To Be A Sound. Das Topic spielen die Herren aber so druckvoll, dass es die Fans von der ersten Note vollkommen mitnimmt. Es ist Musik zwischen Metal und Stoner Rock, die es so ganz bestimmt nicht an jeder Straßenecke zu hören gibt.

Die Hits wie Die Baby Die oder Doomsday Machine gehen in der Soundwand fast unter. Jede Nummer knallt und scheppert, jede Nummer reißt die Fans mit und entlässt das Publikum nach 85 intensiven Minuten in die dunkle Nacht. Eine Frage bleibt offen: Wie will das Quartett die aktuelle Intensität noch toppen? Vermutlich werden die kreativen Kadavar-Geister die Antwort mit der kommenden Scheibe geben. Das Material dafür ist bereits geschrieben.