Event: Lazy Bones Festival 2025
Bands: Graveyard, Brant Bjork Trio, The Obsessed, My Sleeping Karma, Dirty Sound Management, Kant
Ort: Markthalle Hamburg, Klosterwall, 20095 Hamburg
Datum: 25.10.2025
Kosten: VVK 78,62 €, AK 89 €
Zuschauer: ca. 600
Genre: Alternative Rock, Indie Rock, Stoner Rock, Desert Rock, Psychedelic Rock, Progressive Rock, Blues Rock, Instrumental Rock, Doom Metal, Heavy Metal
Link: https://markthalle-hamburg.de/
Ein kleines Festival hat sich Post-Covid etabliert. Das Lazy Bones Festival 2025 geht heute in die vierte Ausgabe in der Hamburger Markthalle. Die Verschiebung vom Spätsommer in den Herbst sorgte dafür, dass die beiden vorherigen Veranstaltungen ausverkauft waren. 2025 ist das nicht der Fall. Ob es an dem parallel stattfindenden Fußballspiel liegt oder das Angebot in der Hansestadt momentan einfach zu groß ist, lässt sich schwer sagen. Die Markthalle ist zu circa zwei Dritteln gefüllt, wobei sich auch das schwer schätzen lässt. Bei sechs Bands wechselt die Besucherschaft am Abend mehrfach, sodass selbst beim Headliner nicht alle Fans im großen Saal der Markthalle sind. Wie auch immer, um 14 Uhr öffnen sich die Tore, um 15 Uhr steht mit Kant die erste Band auf der Bühne.

Aus Aschaffenburg kommen Kant. Wer jetzt sagt, Moment, da war doch was? Ja genau, die Drummerin von Rush, Anika Niles, kommt ebenfalls aus der Stadt in Franken. Allerdings haben Kant mit Rush wenig zu tun. Zum Auftakt gibt es einen Mix aus Alternative Rock und psychedelischem Rock, bei dem vor allem der Gesang von Marius Seidel nicht in jeden Gehörgang passt. Die Saitenarbeit ist mehr als ansprechend und insgesamt rockt das Quartett durchaus amtlich. Der Zuschauerzuspruch ist um 15 Uhr noch schwach. Kaum mehr als 150 Fans versammeln sich vor der Bühne. Im Laufe der 45-minütigen Show trudeln immer weitere Fans ein, die noch eine Prise Kant mitnehmen. Um 15:45 Uhr ist Zeit für den ersten Umbau.
Die Pausen sind großzügig bemessen mit circa 30 Minuten, sodass Fans im kleinen Saal den Merch besuchen können, in dem Vinyl, CDs und ähnliche Utensilien angeboten werden. Im Laufe des Abends öffnet auch die Küche der Markthalle, wo es zum Beispiel Pommes und andere Kleinigkeiten zum Essen gibt. Auf der Bühne geht es weiter mit Dirty Sound Management aus der Schweiz.
Die Truppe ist ähnlich gewöhnungsbedürftig wie Kant, setzt ihren Scope vor allem auf psychedelische Aspekte, sodass das eine oder andere Stück gefühlt kein Ende nimmt. Die ersten Tracks kommen noch zum Punkt, dann versinken Dirty Sound Management in ihrer eigenen psychedelischen Welt. Technisch ist das gut gemacht, aber nicht für jeden Gehörgang passend.

Der erste Publikumsmagnet ist My Sleeping Karma. Wir sind wieder in Aschaffenburg. Auch das Quartett kommt aus dem Ort in Franken. Ob die Truppe mit Anika Niles irgendwann gemeinsam aktiv war, ist nicht bekannt. Aber die vergangenen Jahre sind bezüglich der Instrumentalrocker eher eine traurige Geschichte, die mit dem langjährigen Drummer Steffen Weigand zusammenhängt. Atma veröffentlichten die Herren 2022 und präsentierten die Platte auf dem Desertfest in Berlin. Mit dabei der schwer erkrankte Drummer. Bei der Pressekonferenz war seine Krebserkrankung ein Thema, wobei sich Weigand durchaus hoffnungsvoll gab. Ein Jahr später verstarb der langjährige Drummer von My Sleeping Karma. Seit einem Jahr agiert Andre Stein an den Drums und die Band war auf dem einen oder anderen Sommerfestival zu erleben.
Musikalisch beackern die Herren ihre Diskografie, und auch das selbstbetitelte Debüt aus dem Jahr 2006 wird mit Hymn 72 berücksichtigt. Nur das 2022er-Release Atma ist mit Prema (inklusive Videoanimation) und Maya Shakti zweifach auf der Setlist vertreten. Der Sound ist mehr als nur speziell, wofür Norman Mehren direkt auf der Bühne sorgt. Die beiden Saitenarbeiter Matthias Vandeven und Michael Caps legen eine ganz starke Sohle aufs Parkett und ziehen damit erstmals die Besucherschaft komplett in die große Halle. Viel voller als bei dem Quartett aus Aschaffenburg wird es im Laufe des Tages nicht mehr.
Wer sich fragt, warum die Herren ein Gefäß mit Kerzen zum Start der Show neben die Drums stellen, findet die Antwort in der Bandgeschichte. So agil und musikalisch stark, wie sich My Sleeping Karma heute präsentiert haben, bleibt nur zu hoffen, dass die Besetzung mit dem neuen Drummer irgendwann einen Nachfolger für Atma veröffentlicht. Ganz starker Auftritt.

Vor zwei Wochen noch auf dem Keep It True Rising Festival in Würzburg, jetzt beim Lazy Bones Festival in Hamburg. The Obsessed sind auf Europatour, die so langsam, aber sicher zu Ende geht. Auch heute geht es um The Church Within. Der Klassiker aus dem Jahr 1994 wird komplett performt.
Der große Unterschied zu Würzburg sitzt an den Drums und heißt Ky Anto, ein Multiinstrumentalist, der den verhinderten Bob Pantella vertritt. Pantella, der unter anderem auch bei Monster Magnet aktiv ist, hat Termine mit The Atomic Bitchwax, sodass Anto als Ersatz für die finalen drei Shows der Tour einspringt. Der Unterschied zum Spiel von Pantella ist aber deutlich hörbar. Der Druck, den The Obsessed in Würzburg aus den Boxen knattern ließen, kommt heute nicht so rüber. Trotzdem ist In Church Within eine unschlagbare Platte.
Wie My Sleeping Karma haben auch The Obsessed eine knappe Stunde Spielzeit, die bezüglich Songs und Saitenarbeit überzeugen kann. Die Abzüge an den Drums lassen sich aber nicht wegwischen.

Über Brant Bjork große Worte zu verlieren, würde die berühmten Eulen direkt auf die Akropolis tragen. Wie viele Platten der Herr in seiner Laufbahn veröffentlicht hat, ist etwas für Statistikfreaks. Kyuss, Fu Manchu oder Mondo Generator nennen sich unter anderem einige Stationen. Als Produzent ist er ebenfalls tätig und auch ein Plattenlabel wird nebenbei gemanagt. Heute geht es um das Brant Bjork Trio, wo neben den eigenen Veröffentlichungen auch Nummern von zum Beispiel Brant Bjork And The Bros oder die Solotracks wie Bread For Butter angestimmt werden.
Technisch ist das Dargebotene bärenstark, aber trotzdem eine Geschmacksfrage. Gefühlt gibt es ständig mehr von der gleichen Kost. Enthusiasten feiern das Trio ab, allen voran Bjork an den Saiten. Der Herr wird gerne als der Jimi Hendrix des Stoner Rocks angepriesen. Genauso verziehen sich Fans nach draußen in den Vorraum, genießen kalte Drinks oder stärken sich am Imbiss.
Es ist ein langer Tag und die Fans von Brant Bjork scheinen kein großes Interesse an Graveyard aus Schweden zu haben. Zumindest haben sich die Reihen deutlich gelichtet, als die schwedische Rockband gegen 22:15 Uhr die Bühne entert. Graveyard galten zu Zeiten von Hisingen Blues, das im Jahr 2011 veröffentlicht wurde und in Schweden Gold erhielt, als eine der Nachwuchshoffnungen bezüglich Classic Rock und Retro-Rock. Circa 15 Jahre später und der Bandauflösung 2016, sowie der Reunion 2017, ist es deutlich ruhiger um Graveyard geworden. Das dokumentiert auch die 2023er-Platte 6, was nichts weiter bedeutet als das sechste Album der Band, das ruhigen Blues liefert und nicht mehr die Energie von den Werken zwischen 2007 und 2015.

Dass die Herren live noch immer eine großartige Band sind, zeigt das Quartett auch heute in Hamburg. Der Anfang stammt vom 2018er-Release Peace mit Please Don’t und Walk On. Erstmals richtig laut wird es im Saal mit Ain’t Fit To Live Here. Vom Erfolgsalbum Hisingen Blues folgen später noch Uncomfortably Numb (nein, kein Pink Floyd-Cover), der Titeltrack und der Hit The Siren zum Abschluss. Wie stark der Kontrast zwischen den Liedern auf der Hisingen Blues und der 6 ist, machen Twice und vor allem Breathe In Breathe Out, passend zur dunklen Jahreszeit und Kaminfeuer, mehr als deutlich. Gegen 23:30 Uhr endet der Gig von Graveyard und damit das Lazy Bones Festival 2025.
Die Markthalle ist und bleibt die Vorzeigelocation der Stadt. Beste Sicht von allen Plätzen, guter Sound und auch die Künstlerschaft fühlt sich entsprechend wohl. Dazu die zentrale Lage, sodass sich die Abreise mit dem ÖPNV via Hamburger Hauptbahnhof mehr als einfach gestaltet. Nachdenklich macht die eher schwache Resonanz. Aber gerade die Hotspots ersticken in Überangeboten, während in den mittelgroßen Städten das Angebot schrumpft. Wir blicken auf das Jahr 2026 und hoffen auf eine Fortführung an gleicher Stelle.









































