Mr. Irish Bastard – Battle Songs Of The Damned

Irische Achterbahnfahrt der Gefühle mit Happy End

Artist: Mr. Irish Bastard

Herkunft: Münster

Album: Battle Songs Of The Damned

Spiellänge: 44:31 Minuten

Genre: Irish Folk Punk

Release: 15.03.2024

Label: Redoo Records

Link: www.mr-irish-bastard.merchground.de

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Mr. Irish Bastard
Mandoline, Banjo, Bouzouki – Gran E. Smith
Gitarre – P, Moe Leicester
Schlagzeug – Ivo K’Nivo
Bass, Akkordeon, Mandoline – Paddy Eyepole
Tin Whistle – Hatey Katey
Violine – Mike Hunt, Vi O‘Lency

Tracklist:

01. All My Friends Are Idiots
02. Boston Wedding
03. Wolfpack
04. The Bar’s Out Of Beer
05. New York’s Irish Navy
06. My Love Is Back From America
07. The Irishman
08. The Parting Glass
09. If I’m Not Long For This World
10. We’re All Irish On St. Patrick’s Day
11. No Justice No Peace
12. Mc Gregor Irish Hooligan

Heute ist mal wieder Wunsch-Review-Tag und ich freue mich schon sehr, dass ich für Mr. Irish Bastard schreiben darf. 2015 auf dem Bochum Total bin ich durch Zufall auf ihr Konzert gestolpert und es war wie eine Offenbarung. Vorher völlige Irish Folk Punk-Jungfrau verließ ich den Saal und bekam diese wunderbaren Bilder tagelang nicht aus dem Kopf: der von der Decke tropfende Schweiß, die stampfenden, tanzenden Menschen und diese unfassbare gute Laune, die von der Bühne kam. Diese Band hatte mich komplett abgeholt! Seitdem habe ich die Kapelle schon mehrfach gesehen, zuletzt auf dem Wacken Open Air. Und auch den Weg zu vielen anderen guten Bands aus dem Genre haben sie mir damals geöffnet. Doch genug von mir und meiner Begeisterung, jetzt geht es ans neuste Werk Battle Songs Of The Damned.

Wir starten mit All My Friends Are Idiots und was soll ich sagen, es dauert genau zehn Sekunden, bis ich ein fettes Grinsen im Gesicht habe. Die gute Laune sprüht nur so aus den Boxen und man muss das einfach laut drehen. Der Song ist eine Mischung aus Kinderlied, Saufsong und Tanznummer. Kinderlied, weil man den eingängigen Text fast sofort mitgrölen kann, Saufsong, weil man einfach Lust bekommt, mit guten Freunden dabei ein Bierchen zu heben und so, wie meine Füße jetzt schon wippen, muss man das einfach vor der Bühne antesten. Boston Wedding hat einen schweren Stand nach diesem Start und sammelt mich nicht ganz so ein wie der Vorgänger. Er startet genauso kraftvoll, wird aber hintenraus sehr viel ruhiger und mein Fokus fällt hier automatisch mehr auf die Instrumente, die wunderbar hervortreten.

Dann folgt Wolfpack und ich entscheide mich, mir den Song direkt mit dem grad erschienenen Video anzuhören. Irgendwie lässt mich das Ganze etwas ratlos zurück. Der Song ist kein Gute-Laune-Gassenhauer, das Video macht mich schwermütig und ich mache mir sogar die Mühe, den Text zu ergoogeln, leider ohne Erfolg. Ich vermisse die Zeiten, als man noch mit der CD bemustert wurde, da wäre ich vielleicht fündig geworden. Bei diesem Track möchte ich gerne mehr über den Hintergrund wissen, aber das werde ich heute nicht mehr rausfinden. Dafür finde ich direkt daneben das Video zum ersten Song und ziehe mir das auch noch rein. Sofort ist die gute Laune wieder da und ich muss ein paarmal wirklich lachen, wie einerseits ernst, aber auch wie hier einfach herrlich bekloppt diese Band sein kann. Und genau das spiegelt sich eben auch in den Songs des neuen Albums wider.

The Bar’s Out Of Beer gibt wieder Vollgas und gehört definitiv zu den Partyhits der Truppe aus Münster und auch New York’s Irish Navy steht dem in Nichts nach. Manche Songs ähneln sehr dem, was man von ihnen schon seit Jahren kennt. Das ist keinesfalls negativ, sondern mehr so wie nach Hause kommen und gefällt mir sehr gut. Wirklich abwechslungsreich kommt My Love Is Back From America daher und ich weiß gar nicht, wie ich es finden soll. Manchmal ist es mir nicht schnell genug, im nächsten Moment erscheint mir genau das hervorragend. So schwankend wie der Stil des Songs sind meine Gefühle dazu. Da ich am Ende fröhlich mit dem Kopf im Takt wackel, bin ich wohl doch in meiner Wohlfühlzone angekommen. Eine seltsame Reise ist das hier. Ich war voll auf Party eingestellt und jetzt werde ich immerzu hin und her geworfen zwischen nachdenken und fühlen und flippen. Es bleibt spannend, die Hälfte ist um.

The Irishman ist wieder genau das, was ich von Mr. Irish Bastard erwarte. Herrlich punkig, ohne die typischen Irish-Folk-Parts zu vernachlässigen, dazu ein Hauch von Patriotismus, der das Ganze noch passend pusht. Super! Sehr reduziert, nur mit Gitarre und Gesang startet The Parting Glass und ich mag, dass die Stimme des Sängers das komplette Stück über sehr präsent im Vordergrund steht. Insgesamt ist es wesentlich ruhiger, bremst aber nicht aus, sondern man wird hervorragend durch den Song getragen. Auch If I’m Not Long For This World startet sehr entschleunigt und ich habe mehr und mehr das Gefühl, hier durch eine einzige lange Geschichte geführt zu werden. Im Endeffekt ist es das, was der Promotext verspricht: „Jedes Lied ist ein Fenster in die Seele der irischen Einwanderercommunity.“ Als wollten sie mich aus den gerade melancholischen Gedanken rausreißen, ballern sie mir mit We’re All Irish On St. Patrick’s Day dann wieder ordentlich Punkrock um die Ohren. Auch No Justice No Peace gefällt mir auf Anhieb. Schön treibend und rotzig, ohne ihren eigenen Stil zu verlieren. Mc Gregor Irish Hooligan beendet das Album. Der Song läuft schon seit einem guten Jahr bei mir und ist ein absolut würdiger Abschluss. Wer jetzt Bock bekommen hat, gerade ist die Truppe wieder auf Deutschlandtour!

PS.: Die Bandmitglieder habe ich aus Wikipedia gemopst, weil ich einfach nirgendwo eine aktuelle Besetzungsliste zum Album gefunden hab. Man möge mir verzeihen …

Mr. Irish Bastard – Battle Songs Of The Damned
Fazit
Das Fazit fällt mir tatsächlich etwas schwer. Es sind sehr geile, tanzbare Songs dabei, aber auch viele mit ernstem Hintergrund und irgendwie wird man hin- und hergerissen zwischen Feierlaune und Nachdenklichkeit. Vermutlich wäre es noch intensiver, wenn man sich genauer mit den Texten befasst. Allerdings kommt auch immer wieder ein Augenzwinkern durch, was das Ganze sehr auflockert. Ein paarmal kam mir die Floskel „künstlerisch wertvoll“ im positiven Sinne in den Kopf, und wer Irish Folk Punk mag, der wird hier sicher nicht enttäuscht.

Anspieltipps: All My Friends Are Idiots, The Parting Glass und We’re All Irish On St. Patrick’s Day
Alex D.
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