ROCKHARZ OPEN AIR 2015 vom 09.07.2015 bis 11.07.2015 auf dem Flugplatz in Ballenstedt

“ROCKHARZ OPEN AIR 2015 vom 09.07.2015 bis 11.07.2015 auf dem Flugplatz in Ballenstedt“

Festivalname: ROCKHARZ OPEN AIR 2015

Bands: Alestorm, Artillery, Asenblut, Behemoth, Betontod, Biohazard, Blues Pills, Cradle Of Filth, Delian, Cripper, Coppelius, Die Apokalyptischen Reiter, Devilment, Dream Theater, Drone, Eisbrecher, Eluveitie, Emil Bulls, Epica, Fiddler´s Green, Fear Factory, Finsterfrost, Ghost Brigade, Hammerfall, Hell, Heretoir, Kataklysm, Letzte Instanz, Majesty, Manegarm, Orden Ogan, Panzer, Schandmaul, Skalmöld, Soulfly, Tanzwut, The Black Dahlia Murder, The Hathering, The Haunted, Trollfest, Undertow, Waldgeflüster, W.A.S.P. und Varg

AFM-Label-Night (Mittwoch)

Serious Black, Elvenking, We Butter The Bread With Butter, Suidakra, Stahlmann und Ektomorf

Ort: Flugplatz, Ballenstedt

Datum: 09.07.2015 – 11.07.2015

Kosten: 86,90 € VVK

Besucher: ca 12.500

Veranstalter: VERUGA GmbH

Link: http://www.rockharz-festival.com

ROCKHARZ OPEN AIR 2015 Flyer Stand 29.05

Das ROCKHARZ OPEN AIR ist jedes Jahr ein Besuch wert, das denken sich mittlerweile weit über 10.000 Besucher, die jedes Jahr an der Teufelsmauer in Ballenstedt in Sachsen-Anhalt an mittlerweile vier Tagen laute Klänge abfeiern. In diesem Jahr hat die Anfahrt durch einen Kilometer langen Stau, den ein oder anderen Headbanger auf die Probe gestellt. Wir möchten direkt zu Beginn erwähnen, dass es durch Defizite bei der Firma, die für den Einlass zuständig ist, zu einem Stau, den es bislang noch nicht gegeben hat und auch nicht wieder geben wird, kam – ein kleiner Trost für alle, die deutlich länger nach Ballenstedt gebraucht haben. Ebenfalls zu Beginn möchten wir uns bei allen Lesern dafür entschuldigen, dass es in diesem Jahr leider keine Bilder gibt, da unser Fotograf bereits nach dem Zeltaufbau am Mittwochnachmittag auf Grund familiärer Probleme die Heimreise antreten musste.

Mittwoch

Heute ist der große Tag der Devil’s Wall Stage, die im Rahmen der Warum Up Party die Austragungsstädte bildet. Seit dem letzten Jahr läuft diese unter der AFM-Label-Night Flagge. Als erste Gruppe versüßt den Anreise-Mittwoch Serious Black den windigen, durchaus freundlichen Sommerabend mit hochwertigem Metal. In der Vergangenheit haben wir bereits des Öfteren über Shows der Gruppe berichtet und auch das Debütalbum As Daylight Breaks ist bei meiner Kollegin zu Recht wie ein Bombe eingeschlagen. Auf dem ROCKHARZ OPEN AIR haben sie das große Pech, dass trotz der halbstündigen Verspätung nur wenige Besucher vom Campingplatz zur Bühne finden. Wie dem auch sei: Das internationale Allstarprojekt um Sänger Urban Breed macht einen guten Job!

Metal Made in Italien dröhnt bei Elvenking aus den Boxen. Die mit War Paint verzierten Power Metal-Schergen haben ordentlich Energie im Blut. Seit nun mehr achtzehn Jahren treibt die Formation ihr Unwesen in der Szene und spielt eben nicht an jeder Steckdose. Die Folge: Es verfolgen deutlich mehr Hymnenjäger die Shows als noch von Serious Black. Anhänger der Südeuropäer sind von dem rund dreiviertelstündigem Auftritt begeistert. Stark umjubelt und von „Zugabe!“-Chören begleitet verlassen sie erfolgreich die Bretter und machen Platz für We Butter The Breath With Butter.

„Unter Freunden.“, so könnte das Motto auch auf der AFM-Label-Night lauten. Während die Bands des deutschen Labels einander die Klinken in die Hand geben, dürften die Funktionäre mit breitem Grinsen, das bunte Treiben betrachten. We Butter The Breath With Butter wecken seit Monaten enormes Interesse auf Tonträger und eben ihre Auftritte. Mit ihrem aktuellen Langeisen Wieder Geil lassen sie nach Belieben die Puppen tanzen. Der eingeschlagene Deathcore mit Techno Beats ist nicht jedermanns Sache, genug Freunde die im Harz zu Songs wie Ich Mach Was Mit Medien ausrasten, gibt es jedoch.

Im Anschluss stehen die Celtic Metaler von Suidakra auf dem Programm, die wie viele deutsche Produkte nach Asien expandieren. Dort haben Mastermind Arkadius und seine Mitstreiter bereits einen beachtlichen Namen erreicht. Kaum zu glauben, dass die Jungs in Indien und China mit durchaus größeren Formationen auf einem Level sind. In Ballenstedt liebt man die konstante Spielweise von Titel wie Wartuness. Als Stammgäste möchte man auch in diesem Jahr auf der Warm Up Stage nicht auf die Kunst der Düsseldorfer verzichten. Kaltes Bier wird niveauvoll heruntergespült und heidnische Partystimmung erzeugt, auch wenn der Wettergott leichten Regen auf die Erde sendet.

Dieser Schauer wird von Stahlmann direkt nach der Umbaupause einfach weggespielt und die Besucher haben den Stagewechsel dafür genutzt, um auf die neue Wetterlage zu reagieren. Die Niedersachsen zocken erfolgreich Neue Deutsche Härte in einem Korsett von Industrial, Gothic wie auch Metal-Klangmustern. Wenn das kein Grund zum Feiern ist! Schwarz macht seinem Namen alle Ehre, Songs von Adamant scheppert über das Gelände, zudem wirft das kommende Album CO2, welches Ende August erhältlich ist, bereits seine Schatten voraus. Willkommen in der Dunkelheit ist die passende Massage, die Stahlmann authentisch herüberbringen und auch als Tanzmaschine lassen die Göttinger nichts anbrennen.

Der Ausruf „Fuck!“ ist Segen als auch Fluch der ungarischen Thrash Metal-Haudegen Ektomorf, die mit Zoltan einen markanten Sänger haben, der eben für das angesprochene Wort seit Jahren sehr viel übrig hat. Wie dem auch sei, als letzter Act des Anreisetages dürfen sie direkt zwei Jahre hintereinander den Harz zum Springen bringen. In der letzten Auflage ersetzten sie spontan Soilwork und machten auf der Heimreise aus Alaska mal eben auf dem ROCKHARZ Zwischenstopp. I Know Them kocht zu Beginn die Stimmung auf, die über den Verlauf nicht mehr zusammenbrechen soll. Sportlich ziehen die vier Wirbelstürme ihren Gig bis zur letzten Sekunde durch und lassen die Herzen bereits höher schlagen. Was für eine Warm Up Party! Andere Veranstaltungen wären froh, überhaupt dieses Line Up aufgestellt zu bekommen. Die Vorfreude auf die drei Haupttage steigt umso mehr.

Donnerstag

Nach einer kurzen Nacht und einer Verschnaufpause über den Vormittag wartet ein erneuter Stammgast in Form von Drone auf die Festivalgänger. Gerade erst erfolgreich ihre Tour mit Arch Enemy und Unearth beendet, agieren Drone bestens eingespielt. Der Wind kratzt zwar am Sound, daran kann man bei der Stärke jedoch nichts ändern. Mutz, die Rampensau, zieht die gesamte Gruppe einmal mehr in einen hat am Limit wirbelnden Live-Act-Modus. Das obligatorische: „Wir sind Drone und jetzt wird gefickt“, zieht sich durch alle unsere berichte. Wer die Jungs aus Celle bereits live gesehen hat, wird es immer wieder tun, so auch heute vor der Rock Stage. Ein Highlight bildet der Gastaufritt von Britta Görtz (Cripper), die den Song Into Darkness mit performt.

Majesty, die Klischee Heavy Metal-Metaler aus der Bundesrepublik, bleiben für mich ein rotes Tuch und eine perfekte Show bliebt mir ebenfalls weiter verwehrt. Mäßiger bis grenzwertiger Sound ist das berühmte Haar in der Suppe, das beim Opener Hawks Will Fly direkt deutlich wird. Im weiteren Verlauf feiern die eingefleischten Fans trotzdem Fields Of War, Generation Steel oder Metal Union. Für Fans hui, für den Rest ganz nett, aber man hat Skalmöld bereits im Hinterkopf.

Egal auf welchem Festival Skalmöld aus Island auftreten, entwickeln sie eine Magie, die sie zum Überraschungsact macht. Bei mir persönlich bleibt der Auftritt auf dem Party.San vor ein paar Jahren Brand aktuell im Gedächtnis und wird heute erneut aufgefrischt. Stimmige Hymnen begeistern beim wieder erstarkten Sound, zudem stehen Baldur Ragnarsson für Toleranz und Akzeptanz in der Welt, was sie immer wieder deutlich machen. Gut gelaunt haben die Skandinavier sichtlich Freude an ihrer Einlage, auch wenn es direkt danach zurück in die Heimat geht, wo sie nur einen Tag später das Eistnaflug Festival heimsuchen. Überfällige „Zugabe!“-Rufe bleiben zudem nicht aus. Skalmöld sollte man spätestens jetzt für die Zukunft auf dem Zettel haben.

Der Name Panzer ist wohl größer als die dabei hervorgerufenen Emotionen. Old School Power der Achtziger zelebrieren Sänger und Bassist Schmier, den man von Destruction kennen sollte, Gitarrist Herman Frank, der früher bei Accept seine Axt schwang und gerne Solo unterwegs ist, gibt genau wie Schlagzeuger Stefan Schwarzmann seinen Senf dazu. Stefan kennt man von Accept, Running Wild oder auch Helloween. Große Namen und eine ebenso große Bürde, die nur bedingt auch mit zusätzlichen Gitarristen für Furore sorgt. Abschließend schlägt sich ein solider erster Auftritt zu Buche – nicht mehr und nicht weniger.

Das Intro von Letzte Instanz dürfte nach den mehrmaligen Anspielen im Ohr bleiben. Der Songtitel Unbeugsam Waren Wir Wie Ein Orkan hätte passender zum stürmischen, wechselhaften Wetter nicht ausfallen können. Titel wie Nur Für Uns sorgen für gute Stimmung, die eine ansprechende Werbung für die kommende Herbsttour darstellt. Der melancholisch eingeschlagene Song Blind kann wie Maskenball oder Finsternis überzeugen. Fans wissen, was sie an Letzte Instanz haben und heute dürften noch einige Anhänger dazu kommen.

Crossover und moderner Metal wird seit zwanzig Jahren erfolgreich Emil Bulls in Szene gesetzt, die wie viele Kollegen nicht das erste Mal in Ballenstedt sind. Reges Treiben im Infield lässt ein hohes Interesse vermuten, dies wird schnell bestätigt. Songs wie Jaws Of Oblivion oder Here Comes The Fire zünden das poplastige Hardcore Gemisch. Eine Wall Of Death, ein schwungvoller Pit und genug Platz, um den Refrain anzustimmen hinterlassen Schweißperlen. Gesanglich voll auf der Höhe, technisch gut versiert, wissen Mann und Frau, was sie an Emil Bulls haben.

Die hübsche Simone Simons führt ihre niederländische Bande Epica in die symphonische Metal-Schlacht hinaus. Längst kein unbeschriebenes Blatt und bei Nuclear Blast unter Vertrag ist ihr Name längst in der deutschen Szene etabliert. Durch unzählige Shows und Festivalauftritte kennt man Mark Jansen, Isaac Delahaye, Rob van der Loo, Coen Janssen und Ariën van Weesenbeek als lockere und offene Musiker, die immer Zeit für ein Pläuschen und lockere Sprüche auf den Lippen haben. Stücke wie Unchain Utopia und Consign To Oblivion überzeugen durch einen druckvollen bombastischen Klang, der zudem den bislang besten Sound des Tages abbekommt. Ein guter Mix aus Material vom aktuellen Album The Quantum Enigma wie auch älterem Liedgut beschert jedem Anhänger den ganz persönlichen Höhepunkt.

Alestorm, unsere nimmersatten Freunde aus Schottland, entern motiviert die Stage. Sänger und Keyboarder Christopher Bowes ist ein ganz besonderer ROCKHARZ-Kenner und quasi Dauergast an der Teufelsmauer. Mit Walk The Plank startet das Piratenabenteuer, führt über die Klassiker Keelhauled und Drink bis zum finalen Bombenhagel Rum, bei dem keiner mehr nüchtern scheint.

Als nächstes erwarten uns die Kanadier von Kataklysm, die ihr kommendes Werk Of Ghosts And Gods vorstellen. Die Formation um Frontmann Maurizio Iacono stimmt das Death Metal-Intermezzo mit To Reign Again an. Doublebass-Attacken ziehen durch As I Slither, Push The Venom oder auch die beiden abschließenden Klassiker Shadows & Dust sowie Crippled And Brocken. Die Männer aus den endlosen Wäldern Nordamerikas lassen keinen Nackenbrecher aus. Wild rotieren die verknoteten Haare zu dem besagten kommenden Langeisen und es darf zu The Black Sheep und Thy Serpents Tongue wie zu den alten Tracks gebangt werden. Für Liebhaber der derben Riffs der Start in einen brachialen Abend.

Denn im Anschluss von Kataklysm warten die noch angriffslustigeren Behemoth aus Polen. Seit Ende 2013 ist Nergal auf den Bühnen der Welt nach seiner Krebserkrankung wieder zu Hause. Die routinierte Show inklusive Pyrotechnik ist nichts für schwache Nerven. Live ist die Black Metal-Front eine wahre Macht. Gefangene machen Behemoth grundsätzlich nicht, das zeigt alleine schon der Beginn mit Blow Your Trumpets Gabriel und Conquer All. Nicht nur dunkel ist es im Harz geworden, jetzt ist es völlig finster. Im Programm geht es stets vorwärts, Ov Fire And The Void legt steil für At The Left Hand Ov God auf. Als höllisch glühender Abschluss brennt sich der Hit O Father, O Satan, O Sun! in die verschwitzten Gesichter der Black Metal-Fraktion. Lediglich Demigod haben eingefleischte Fans auf der Vermisstenliste. Klasse Auftritt, den man sacken lassen kann.

Deutlich ruhigeres Fahrwasser befährt das dritte Nuclear Blast-Schiff in Folge, welches nicht weniger an Klasse hat. Die ersten vier Alben von Hammerfall sind ein Muss für alle Power Metal-Anhänger. Von diesen Platten dürfen Hammerfall, Renegade, Let The Hammer Fall wie auch Hearts On Fire nicht fehlen. Glasklarer Sound wie bei neueren Hymnen wie z.B. Hector´s Hymn, Blood Bound oder Any Means Necessary veredelt die überaus gelungene Einlage. Ein würdiger Höhepunkt für all diejenigen, denen Kataklysm und Behemoth zu hart waren.

Bevor es für Fiddler´s Green in die USA geht, dürfen sie als „After Headliner“ ihre Erfahrung auf die Bretter bringen. Irish Speedfolk aus Erlangen steht für eine gesellig Stimmung mit noch mehr Spaßmachern aus dem Krug. Auf Deutsch: Alkoholisiert kann wirklich jeder zumindest ein Tanzbein schwingen. Für viele bereits eine Aufgabe, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Ein abwechslungsreicher Tag endet in einer feuchtfröhlichen Stimmung, die im gleichen Atemzug die Frage aufkommen lässt, wie viele Besucher pünktlich zu den ersten Bands wieder aufs Gelände finden werden.

Freitag

Volksmusik und Metal ergibt… genau Volksmetal, die in der Szene zwar Zuspruch bekommen, aber nicht in Hülle und Fülle. Das mag auch dran liegen, dass, wenn man z.B. an Fiddler´s Green aus der letzten Nacht denkt, hier das wisse Etwas fehlt. Klar ist es als erste Gruppe eines neuen langen Tages immer etwas undankbar, die noch geschädigten Headbanger vom Vorabend aus dem Zelt zu werfen, aber auf der anderen Seite hat man auch die Chance, eben jene gut in den Tag zu holen. Bei Volksmetal gibt es nur Top oder Flop – der Meute nach zu urteilen kommt die Fun Metal-Gruppe zu früh am Tag oder ist im Gegensatz zu J.B.O. oder Knorkator einfach zu platt.

Doom küsst Hardcore und hat mit den gleichen Folgen wie Volksmetal zu kämpfen, die Harzer Festivalgänger scheinen in den Langschläfer-Modus verfallen zu sein oder arbeiten daran, den erworbenen Kater vom Vorabend gewaltsam zu vertreiben. Als keiner Tipp: Angeblich soll man immer mit dem Getränk in den Tag starten, mit dem man aufgehört hat – solange man noch weiß, welches es denn gewesen sein könnte. Wie dem auch sei, Undertow setzen zwar ordentlich groovende Noten, die jedoch kaum beachtet über den Flughafen schallen. Die Jungs aus Finsdorf werden es bei dem vollgepackten Programm in ihrem Festival Sommer überleben – schließlich liegt es nicht an ihrer Leistung.

Ragnaröek ziehen erstmals trinkfeste Folk-Freunde an. Mit neuen Album Dornig im Arm, das über Trollzorn Records eine Woche später veröffentlicht wird, lassen es die fünf Musiker aus Schwerin krachen. Von dem besagten Album zocken die Herren Trinkfest 5-4-3-2-1, das auch als neues Video erscheinen wird. Eine lockere Session, die den Tag ins Rollen bringt.

Die Überraschung des Tages bleiben Devilment, die keinen anderen Sänger als Dani Filth am Mikrophon keifen lassen. Die aktuelle Platte aus dem Winter 2014 The Great And Secret Show ist wie eine Bombe im Business eingeschlagen, davon ist heute leider nicht viel zu merken. Viel los ist vor der Stage nicht als die frisch formierte Gruppe ihre Kompositionen spielt. Sehr schade, denn die Männer aus Großbritannien ziehen keine 08/15 Show ab und der Mix aus Groove bzw. Industrial Metal sowie dunklen Atmosphären hat großes Potenzial. Ein Nachteil für Devilment: Ihre Musik kommt im Sonnenuntergang oder bei Nacht viel besser als mitten am Tag.

Seit zwanzig Jahren ziehen Manegarm ihr Spiel zwischen weiten schwedischen Ebenen und den schroffen Küsten auf. Neben harten Vocals wabern liebliche Melodien, die nur heute durch einen nicht hundertprozentigen Sound nicht zum Tragen kommen. Ansonsten ist es wie immer: Bassist und Sänger Erik Grawsiö zieht seine heidnischen Mitstreiter durch die Klangschlacht als würde es kein Morgen mehr geben. Den Schlusspunkt setzt der Dauerbrenner Hemfärd, bei dem alle Dämme brechen und mehrere Crowdsurfer in die Arme der Security fliegen. Genau jetzt hätten Manegarm noch gut ein zwei Stücke nachlegen können, aber die Spielzeit ist leider bereits verbraucht.

Das Progressive Metal Projekt The Gentle Storm ist in den letzten Wochen in aller Munde, daher zieht es Arjen Lucassen und Anneke van Giersbergen ganz locker flockig von einer Freiluft Veranstaltung zur nächsten. Hauptaugenmerk wird hier auf das grandiose Album The Diary gelegt, das bei uns mit voller Punktzahl durch die Bewertung gekommen ist. Sonnenschein und hochversierte Liedkunst passen auf dem ROCKHARZ bestens zusammen. Der große Party-Faktor bleibt beim Progressive Metal, der in Folk Tiefen und symphonische Höhe vordringt, aus. Das ist auch nicht das Maß, mit dem The Gentle Storm gemessen werden dürfen, denn der Hörer muss die Musik fühlen, träumen und eben leben – in Ballenstedt scheint es heute zu klappen.

Delain sind eine der Bands, die einem permanent über den Weg laufen und an jeder Steckdose spielen. Diese hartnäckige Ader der Niederländer bringt den Erfolg. Auf diversen Festivals als Vorband vor Sabaton und, und, und: Überall stolpert man über Charlotte Wessels und ihre Kollegen. Stay Forever, Get The Devil Out Of Me oder We Are The Others gehen halt immer. Die positive Ausstrahlung und die gewonnene Erfahrung der letzten Monate lässt Delain im rechten Licht erstrahlen. Für Fans ein Live-Leckerbissen, der wohl nichts mehr Anbrennen übrig lässt. Dichte Melodien, eine agile Show, professionell und trotzdem immer nah an ihren Fans, machen die Formation enorm stark.

Betontod gehören alle Jahre wieder zum ROCKHARZ wie die berühmte Faust aufs Auge. Ihr Punk Rock funktioniert einfach in Ballenstedt, auch genrefremdem Publikum werden penetrante Ohrwürmer gepflanzt ohne, dass sie es merken. Kind des Zorns, Schwarzes Blut oder Glück Auf sorgen für mächtig Bewegung auf und vor der Bühne. Wieder bekommt die Security gut was zu tun, das sollten sie aber bereits von Betontod kennen, da es immer gleich abläuft. Die Band zieht an den Fäden und das Publikum tanzt nach ihrer Pfeife. Eine Symbiose, bei der alle auf ihre Kosten kommen.

Ganz persönlich gesprochen, zaubern Coppelius mir immer noch ein Erstaunen auf die Stirn. Vor Jahren als Support von Subway To Sally waren sie mal was ganz Neues. Kurze Zeit später auf eigener Tour ein Kracher und nach über einem Jahrzehnt auf Festivals ein Highlight. Man freut sich doch sehr für die immer motivierten Vollgas gebenden Spielleute, dass sie so groß werden konnten. Moor, Contenance oder Schöne Augen begeistern wie die beiden Iron Maiden-Cover Killers und Charlotte The Harlot. Der zum Schluss eingeschlagene Song Risiko ist alles anderes als ein Risiko, sondern das nächste Ausrufezeichen für die Männer am Kontrabass, Klarinette, Cello und Schlagzeug.

Siebziger Jahre Rock aus dem Hause Nuclear Blast folgt auf Coppelius. Zur Familie des deutschen Labels gehören mittlerweile viele spannende Retro Bands, eine dieser Acts sind die jetzt startbereiten Blues Pills um Sängerin Elin Larsson. Kleinere Ausfälle beim Sound lassen die Stimmung nicht versiegen. Luftig-locker kommen die Einflüsse aus Blues, Rock und Soul gerade recht, um Geist wie auch Seele baumeln zu lassen. Am Ende dominieren lautstarke „Zugabe!“-Rufe, verzweifelte Gesichter, die nicht wahrhaben möchten, dass Blues Pills bereits am Schlusspunkt angekommen und leider eben, wie alle anderen Künstler auch, ihr Set nicht erweitern können. High Class Woman, Ain´t No Chance und der letzte Ritt mit Devils Man bleiben noch länger in den Ohren.

Bei der New Yorker Hardcore-Formation gibt es zu Beginn eine leichte Verzögerung bevor Biohazard den wulstigen Anstrich von eben Hardcore, Punk und Metal an die Fans bringen können. Worng Side Of Tracks ebnet den Start der US-Haudegen, die gewohnt fannah agieren und auf ihre Power Wert legen. Ordentlich Schwung vorm Bühnengraben, eine Sondereinlage von Shouter Billy Graziadei und der Spuk ist schneller vorbei als man denkt.

Gaukler aus Deutschland, bei denen es in der Karriere immer nur steil nach oben zu scheinen geht, folgen. Ganz klar: Damit meinen wir Schandmaul, von denen jeder mindestens ein Dutzend Titel kennt, ob er möchte oder nicht. Durch die konstante Leistung der letzten Jahre ist ihr Mittelalter Rock weiterhin in aller Munde. Die Süddeutschen wissen, was eine Folk Rock-Party ist und können diese grandios inszenieren. Herzlich aufgelegt bereitet Thomas Lindner viel Freude, ohne überzogen zu wirken. Stimmungsvolle Ansagen, ein ausgewogenes Set aus alten wie auch neuem Material lässt den Mittelalter Stern Schandmaul weiter im hellsten Licht erstrahlen. Ebenso sehen es ihre Anhänger, die hemmungslos Song für Song in Ekstase abfeiern.

Nach Schandmaul beginnt die reinste Völkerwanderung, viele verlassen den Bereich vor der Bühne, um herunterzufahren. Andere hingegen starten die Show der amerikanischen Urväter des Industrial Metal, Fear Factory. Trotzdem wir es bei weiten nicht so voll wie noch bei dem letzten Gig. Dabei zocken Herr Bells und Co. Klassiker wie Linchpin, Soul Hacker oder Demanufacture. Zum Schluss warten die nächsten Hits in Form von Zero Signal und Replica und bilden eine unüberwindbare Mauer. Der fade Beigeschmack, dass Fear Factory in Deutschland ihren Zenit seit Jahren überschritten haben, bleibt dennoch bestehen. In anderen Ländern wird den Ikonen deutlich aggressiver gehuldigt.

W.A.S.P. kann man als ganz eigene Marke im Heavy Metal bezeichnen. Entweder liebt man die extravagante Gruppe aus den Staaten oder man hasst sie – ein Zwischending gibt es bei der Band nicht. In Ballenstedt ist das Lager „Pro W.A.S.P. eindeutig größer als die Gegenseite. Der Headliner zaubert neben Blind In Texas und Chainsaw Charlie auch Titel wie The Idol in die Nachtluft. Seit Neuestem bereichern Blackie Lawless, Mike Duda, Doug Blair und Mike Dupke das österreichische Label Napalm Records, über das sie Anfang Oktober Golgotha auf die Reise schicken werden. Balladen und schnellere Nummern sorgen heute Abend für eine würdige Headliner Show der seit Jahren aktiven Großmacht.

Klar, Eisbrecher muss man wie alles andere mögen. Die Deutschen haben in den letzten Monaten ein gutes Gespür dafür, was geht und was eben nicht geht. Der Erfolg gibt der Industrial Band, die in der Neuen Deutschen Härte zu Hause ist und trotzdem auf Rock wie Metal-Beats schielt, Recht. Humor haben Alex Wesselsky und Co. ebenfalls und zocken seelenruhig ihre Lieder. Mit Bechern oder gar Rosenstreichen kann man Eisbrecher ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen, die immer mehr zu einer Livemacht heranwachsen. Fokussiert und keinesfalls steril werden Miststück und Volle Kraft Voraus nicht zum letzten Mal über den Flughafen klingen.

Die Arschkarte des ROCKHARZ 2015 ziehen Tanzwut. Stromausfall und ein angefallener Verzug, der über Tag aufgebaut wurde, lassen die Spielleute gar verzweifeln. Zwar lassen Tanzwut sich kaum etwas anmerken, die Verbitterung wie Enttäuschung ist ihnen ins Gesicht geschrieben. Nach viel zu kurzer Show müssen Band und Fans den Umständen entsprechend klein beigeben. Als Wermutstropfen für alle beteiligten: Tanzwut spielen im nächsten Jahr groß auf und dann können alle ihre neuen und alten Hits wieder in voller Länge bewundern.

Samstag

Mit dem Vortag ist die Situation beim Opener Asenblut, der aus der Nachbarschaft stammt, nicht zu vergleichen. Die Gewinner des Slots beim Devil´s Wall Trophy haben entweder viele Freunde aus Göttingen mitgebracht oder der ansehnliche Pagan Metal, der seit Jahren in ihren Händen wächst, wird vom Publikum zu Recht wertgeschätzt. Von Auftritten beim Metalfest vor ein paar Jahren bis zur jetzigen Show ist viel Zeit vergangen, die von den Niedersachsen positiv genutzt wurde. Hut ab und Prost am Morgen!

Atmosphärischer Black Metal aus dem Hause Waldgeflüster spricht nicht jeden Partygänger an. Alle, die dem Genre beiwohnen, kommen voll auf ihre Kosten. Black Metal und Mittagssonne passen normal überhaupt nicht zusammen, doch die Süddeutschen machen das Beste daraus und finden damit Anklang, auch wenn ein finsteres Unwetter dem Gig mehr gerecht worden wäre. Dafür hätten dann wohl auch deutlich weniger die Klänge bis zum Schluss wirken lassen.

Schlag auf Schlag geht es immer auf dem ROCKHARZ zu, da es kaum Pausen zwischen den Bands gibt. Spielt die eine, wird auf der anderen Stage alles für den nächsten Act hergerichtet, so auch für Heretoir als Waldgeflüster ihr Set herunterspielen. Als kurzfristiger Ersatz für Agrypine hat nicht jeder die Augsburger Puppenkiste auf dem Zettel, die viele Metalheads als Puppen zu Post Metal-Riffs tanzen lassen. Als würdiger Ersatz machen die ebenfalls aus Süddeutschland angereisten Musiker alles richtig. Alte Werke werden mit neuem Material vermischt und zeigen den Anwesen das gesamte Spektrum ihres Könnens auf.

Cripper aus Celle um Frontröhre Britta haben längst keinen Underground-Status mehr, ein dutzend Shows, einen Vertrag bei Metal Blade und den Stempel als höllische Live Band eilt der Thrash Metal-Kapelle voraus. Gut gelaunt nutzen sie ihr Heimspiel, im Handumdrehen rotieren Haare in der Luft, Fäuste werden geballt und Ballenstedt wackelt am Mittag von derben Thrash-Riffs getroffen. Authentisch wie immer zocken Cripper ganz offen ihr Material, das mit dem anwesenden Publikum schweißtreibend gefeiert wird.

Heavy Metal à la Hell steht als Nächstes auf dem Zettel, wo abermals das Scheiden der Geister verzeichnet werden darf. Wild gestikulierend stapft Sänger David Bower in den wildesten Gesangsfarben, wenn hörbar, über die Bretter. Um noch mehr Gefühl in die Heavy Metal-Darbietung legen zu können, hat er das Mikrophon direkt am Kopf befestigt. Einige denken – das ist an ihren Gesichtern zu erkennen – „Was zur Hölle?!“, wobei wir mit Hell wieder beim Thema währen. Geschmäcker bleiben halt verschieden und klatschendes Publikum bestätigt die Daseinsberechtigung der Briten.

Zurück zum Trash Metal mit Artillery, die mächtiger klingen als sie in Wirklichkeit sind, dafür blickt man bei den Dänen auf über drei Jahrzehnte Trash-Geschichte, was nicht viele Formation von sich behaupten können. Seit zwei Jahren ist Michael Bastholm Dahl im Flakfeuer als jüngster Pol integriert. Agil bearbeiteten die Skandinavier um die Kultbrüder Stützer die Dark Stage, die mit weniger Interesse als die Vorgänger Hell auskommen müssen. Wie schon früher ist der Thrash Metal eben nicht jedermanns Geschmack, dafür zeigen Artillery was für ein Biest in ihnen steckt. Gesanglich fest im Sattel knattern die Salven wie Berserker-Schläge im Zuschauerfeld ein. Klasse Auftritt der Oldie Riffer.

Bei The Haunted darf es mehr sein, die Band aus Schweden ist eigentlich dick im Geschäft und hat mit – meiner Meinung nach – zu wenig Publikum zu kämpfen. Als Erklärung kann man das letzte Festival vorschieben, wo der ein oder andere Headbanger mit Ausfällen zu kämpfen hatte, außerdem dürfen die melodischen Death Thrasher in der Sommersonne zocken, die den Schweiß aus den Poren treibt. Als Verschnaufpause darf man Sänger Marco Aro nicht sehen, auch wenn er persönlich durch den Spagat mit Gründer Peter Dolving nicht immer einen leichten Stand hat. Schnelle Elemente greifen in grimmige Melodien, die für Bewegung vor der Stage sorgen. Ein ganz persönliches Highlight für uns, die heiß auf The Haunted mit voller Vorfreude ins Rennen gehen. Die Skandinavier lassen ihren Ruf als gelungener Live Act nicht anbrennen. Pech für alle, die lieber Pause machen möchten. :-).

Kostümiert, episch: Einfach Orden Ogran. Das Erfolgsrezept der deutschen Power Metal-Hoffnung liegt in lockeren Songs mit prägnantem Refrain. Quittiert wurde die Leistung durch erfolgreiche Shows und Charteinstiege. Mit beiderseitiger Achtung lassen es Seeb, Tobi, Niels und Dirk krachen. Aufgedrehte Gitarren und ordentlich Druck im Kessel lassen Reavenhead wie Schmitz Katze abgehen. Vom Opener bis zum Absacker, der gemeinsam mit den Fans zelebriert wird, eine stimmige Einheit, die an Leistungen von Bands wie Blind Guardian vorsichtig anklopft.

Der Schock für alle Heavy Metal-Fans mitten in der Festivalsaison 2015: Mit der Bestätigung der Heidenfest Tour für den kommenden Herbst geben die beliebten Die Apokalyptischen Reiter Folgendes bekannt: Sie werden ihre Live-Aktivität bis auf unbestimmte Zeit nach den besagten Shows einstellen. Kein Grund, diesen Sommer Trübsal zu blasen – erst recht nicht im Harz. Die geliebte Live Performance, das dauerhafte Einbringen des Publikums und ein zwinkerndes Auge der Bandmitglieder über die Spielzeit lässt Weggefährten der Reiter das Herz im höchsten Takt schlagen. Wall Of Deaths, Hüpf Aktionen, und sonstige Aktivitäten sorgen für eine Menge Aktion auf, neben und vor der Bühne.

Viele würden jetzt gerne lauthals „Klugscheißer!“ rufen, aber wir haben die amerikanische Abrissbirne The Black Dahlia Murder als Tipp fürs Festival auf dem Zettel. Das Gute: Die Gruppe um Sänger Trevor Strnad hat uns noch nie enttäuscht und will heute damit auch nicht beginnen. Aggressiv am Limit zaubern moderne Melodic Death Metal-Klänge mit hörbaren Metalcore-Einflüssen Staubwolken in die Abendluft. Verschwitzt muss das Shirt von Trevor Strnad daran glauben, da er es sich vom Leib reißt. In Ekstase gezockt werden The Black Dahlia Murder ihrem Ruf als zerstörungswütiger Todesstrudel gerecht. Mehr Gewalt geht kaum noch!

Live auf Augenhöhe, nur im anderen Sektor unterwegs sind die Schweizer Eluveite, die in ihrer Karriere diverse nationale und internationale Preise einkassiert haben. Ines Mona geht bei den Eidgenossen immer bzw. die Fans erwarten den Hit immer wieder auf ein Neues. Andere Nummern wie Kingdom Come Undone sorgen für zirkelnde Pits inklusive kreisender Haupthaare. Folk meets Metal steht nicht nur auf der Flagge von Eluveite, vielmehr verkörpern die Damen und Herren liebevoll ihre Lebenseinstellung. Das Ergebnis dürfen alle Besucher auf dem Flughafen Gelände im Infield miterleben.

Immer gehen, wie die beiden Bands vor ihnen, Max Cavalera mit Soulfly. Die Kaltbrasilianer bombardieren die Rock Stage mit Klassikern von Sepultura und eigenen Nackenbrechern, die gleichermaßen das Fass zum Überlaufen bringen. Die Bohlen der Bühne ächzen unter der tonnenschweren Death Metal-Last aus Südamerika. Prophecy hebt Soulfly in den Olymp, We Sold Our Souls To Metal stellt das bevorstehende Album Archangel vor, während die Protagonisten im Helikopter-Modus zum finalen Angriff ansetzen. Tod und Verwüstung in Form von Roots, Back To The Primitive und Eye For An Eye zerlegen das ROCKHARZ bis auf die Grundmauern.

Wir neigen uns immer weiter dem Ende entgegen. Als viertletzte Band führt der zweite Auftritt von Mastermind Dani Filth – die großen Cradle Of Filth – in die Schlacht. Anstatt ihr neues Album Hammer Of The Witches zu promoten (es ist gerade mal Platz für Right Wing Of The Garden Triptych eingeräumt), zocken die Briten lieber alte Werke. Kein schlechter Schachzug für eine gute Stimmung, die jedoch Soulfly nicht das Wasser reichen kann. Her Ghost In The Fog kennt als Dauerbrenner jeder, auch wenn man nur selten mit der Band in Berührung kommt. Eine gute Show, bei der man in manchen Gesichtern erblicken kann, dass sie etwas anderes erwartet haben. An den Herren von der Insel liegt es nicht, die rocken feucht-fröhlich die Bühne, ohne mit den Wimpern zu zucken.

Auf der Rock Stage bereitet der Headliner des ROCKHARZ 2015 seine Messe vor. Progressive Metal in Reinkultur steht mit Dream Theater für jahrelange Erfahrung, emotionale Augenblicke und einen Sänger, den man mögen muss. An James LaBrie fällt meist der Hammer zwischen Top oder Flop. An der Formation kann man nie etwas aussetzen, da jeder ein ganz Großer seines Fachs ist. Bevor die Männer starten dürfen, spricht wie jedes Jahr der Veranstalter direkt zum Publikum und entschuldigt sich direkt für das Anreisedesaster. Im gleichen Atemzug kündigt er zudem ein neues Konzept für die Anreise im nächsten Jahr an. Leider, wie nicht zum ersten Mal, steht den Amerikanern der Headliner Slot nicht. Auf Konserve eine Macht, zündet die gelungene Lichtershow nur schwer. Viele Besucher haben ihre letzten Kräfte verloren und schwelgen bereits in Erinnerungen der vergangenen Tage. Zudem kann man bei der Musik einfach nicht abgehen. „Lauschen und genießen“, lautet die Devise. Dream Theater meißeln progressive Kunst in die Nachtluft, nicht gerade leicht zugänglich, dafür hochwertig für Fans der handgemachten Musik. Kaum Bezug zum Publikum verbessert nicht wirklich die Lage und so werden nach rund der Hälfte des Sets die Lücken immer sichtbarer. Das haben Dream Theater nicht verdient, auch wenn James LaBrie mit seiner wortkargen Ader heute für die Abwanderung mitverantwortlich ist. Für Fans gibt es dafür aber schön viel Platz vor der Bühne und einen genialen Auftritt unter Freunden schwermütiger Atmosphären.

Trollfest als Partyfaktor bilden mit den verträumten progressive Deathern Ghost Brigade den würdigen Abschluss des diesjährigen ROCKHARZ Open Air. Wie in jedem Jahr packen wir langsam unsere Sachen, während die letzten beiden Acts ihr Bestes geben. Vier Tage Heavy Metal, Rock, Gothic und mehr verflogen wie im Zeitraffer. Im nächsten Jahr steht das ROCKHARZ wieder fest in unserem Programm, wenn Freude harter wie auch seichter Klänge zu einem bunten, anspruchsvollen Line Up ohne Vorurteile hemmungslos feiern!