Rotor und ¡Pendejo! am 14.11.2018 im Schlachthof in Wiesbaden

„Rotor und ¡Pendejo! am 14.11.2018 im Schlachthof in Wiesbaden“

Bands: Rotor, ¡Pendejo!

Ort: Kesselhaus im Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden

Datum: 14.11.2018

Kosten: 15 € VK, 18 € AK

Genre: Instrumental, Progressiv Stoner, Stoner, Heavy Rock, Doom Metal

Besucher: ca. 150 Besucher

Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden

Link: https://www.schlachthof-wiesbaden.de/programmdetails/items/rotor.html

Setlisten:


1. El Timon Holandes
2. Flotadores
3. Bulla
4. El Rutger
5. Facista
6. 47
7. La Vagancia
8. El Espejo
9. Hacia La Luz
10. Arrecho Vengo
11. Don Gernan


1. Friedland
2. Gnade
3. Zappa
4. Costa
5. Vollast
6. Döner
7. Kiosk
8. Auf’s Maul
9. Rabensol
10. Ritter
11. Karacho
12. Funk
13. Druckverband # (Zugabe)

Das Kesselhaus in Wiesbaden hält immer wieder außergewöhnliche Konzerte bereit. Auch heute wieder, denn mit Rotor und ¡Pendejo! sind zwei absolute Stoner Leckerbissen angesagt! Also heißt es für mich ab nach Wiesbaden. Mit Bram (El Pastuso) von ¡Pendejo! werde ich heute Abend noch ein Interview haben. Das haben wir bereits im Vorfeld über das Label von ¡Pendejo! Graviton ausgemacht. Das Interview mit El Pastuso findet ihr hier!

Auf der Fahrt nach Wiesbaden habe ich die neue CD von ¡Pendejo! im Player. Die kommt zwar erst am 30.11.2018 offiziell raus, ich habe sie jedoch bereits zur Bemusterung und werde zum offiziellen Veröffentlichungstermin ein Review hier in Time For Metal machen. Man, die haut echt rein. Volle Dröhnung im Auto von ¡Pendejo!. Da ich ca. eine Stunde fahre, höre ich sie komplett durch.

Rechtzeitig in Wiesbaden angekommen betrete ich das Kesselhaus. Das ist noch ziemlich leer, obwohl ¡Pendejo! in ca. zwanzig Minuten anfangen sollen. Ich bin etwas erstaunt, da ich für heute doch mit etwas mehr Andrang gerechnet habe, denn ¡Pendejo! waren bereits Mitte des Jahres mit Monster Magnet in der großen Halle. Und die beiden Bands des heutigen Abends haben neue Alben am Start.

¡Pendejo! fangen dann auch etwas später an als geplant. Vielleicht will man noch auf ankommende Fans warten! Die kommen dann noch tatsächlich. Ich denke mal, dass so ca. 150 Leute im Saal sind. Vielleicht auch etwas mehr.
Das Intro erklingt. Es ist ein alter spanischer Gassenhauer. Der nennt sich Cielito Lindo, wenn mich nicht alles täuscht! Auf jeden Fall zum Mitsummen.
¡Pendejo! kommen auf die Bühne. Los geht es mit El Timon Holandes vom neuen Album Sin Vergüenza. Gitarren erklingen, dann setzt die Posaune ein. Frontmann El Pastuso stimmt mit der Trompete ein. Mein Gott, was für ein Sound. Irre! Das Publikum kann seinen Augen und Ohren nicht trauen. Heavy Rock mit zwei Blasinstrumenten. Der Instrumentalsong lässt einiges erahnen, was heute auf uns zukommt.

 

Mit Flotadores geht es noch heavier weiter. Jetzt erschallt die Stimme von El Pastuso. Was hat der für ein Organ. Wahnsinn, sein Wechselspiel zwischen Stimme und Trompete. Das muss doch wahnsinnig Luft kosten, zumal die Stimme nicht einfach dahin gehaucht ist, sondern so was von kraftvoll dahin gerotzt wird. Ich kann zwar kein spanisch und verstehe von den Texten überhaupt nichts. Aber es ist klar, was gemeint ist.

  

Weiter geht es mit Bulla vom neuen Album Sin Vergüenza. Der Song hat irgendwie etwas doomiges. Trompete und Posaune reißen das Ding ungeheuer nach unten, bis der Song sich wieder mit aller Macht durch die Stimme nach oben zieht. Wahnsinn, wie kann man so was Irres überhaupt hinbekommen?

Solche Stoner habe ich bisher noch nicht erlebt. Die Fans wohl auch nicht. Nach anfänglichem Zögern, was sie wohl hier erwartet, ist der ganze Saal aus dem Häuschen. ¡Pendejo! können mit ihrer unnachahmlichen Art die Fans hier für sich gewinnen. Auch die reinen Rotoren (Fans, die wohl nur für Rotor heute Abend gekommen sind) können kaum noch an sich halten.

  

¡Pendejo! haben sage und schreibe sieben Songs ihres neuen Albums Sin Vergüenza heute Abend auf der Setlist. Die habe ich ja eben schon im Auto gehört. Aber live doch noch mal etwas anderes. Nochmals roher und ohne Scham (so die Übersetzung des Albumtitels) hier dargeboten.

Bram (El Pastuso) benutzt bei seiner Performance beide Mikros. Sowohl das, was vor ihm steht, als auch das Mikro, welches an dem Trichter der Trompete befestigt ist. Je nachdem, wie er die Stimme einzusetzen hat. Der Mann hat echt eine Energie und vor allem auch Luft. Das kann man fast nicht glauben, was hier abläuft. Die Niederländer sind echt großartige Musiker.

Besonders auch im Blickpunkt Menno, der Posaunist! Er, bzw. die Posaune, ist seit dem neuen Album neu dabei. Das ist nochmals eine Bereicherung für die Band. Menno ist praktisch überall. Auf der Bühne, wenn er seine Einsätze hat, auch mal im Publikum steht er neben mir und schaut sich die Performance seiner Band an, bevor er wieder hoch zu seinem nächsten Einsatz geht, oder auch einmal Bier trinkend sitzt er neben der Bühne.

  

El Pastuso entdeckt Jochen im Publikum. Jochen ist ein Die Hard Fan der Band. Er hat das Logo der ersten Scheibe von ¡Pendejo! auf seinem Arm tätowiert. Jochen wird extra begrüßt. El Pastuso sagt, dass er sein Bild über dem Bett hat. Was er noch weiter sagt, will ich jetzt hier nicht wiedergeben.
Der mehr als geniale Gig von ¡Pendejo! endet mit Don Gernan, dem ersten Song auf dem neuen Album. Das ist noch mal ein Gassenhauer mit einem ungeheuren Groove. Boah jetzt sind wir erst einmal platt! Nach dem Gig vereinbare ich mit El Pastuso, dass wir nach dem Gig von Rotor das Interview führen.

 

Es folgt ein kompletter Umbau auf der Bühne, also auch das Schlagzeug wird gewechselt. Jetzt kommt das Berliner Kombinat Rotor. Die Jungs von Rotor hat man die ganze Zeit bereits gesehen. Am Merchstand und im Publikum. Jetzt lassen sie den Rotor kreisen bzw., die vier Musiker lassen ihre Rotoren an.

Rotor ist eine rein instrumentale Stoner Band, also Gesang Fehlanzeige. Dafür müssen sie sich mit ihren Instrumenten halt sehr ins Zeug legen, was ihnen von Beginn an sehr gut gelingt. An gleicher Stelle habe ich vor wenigen Monaten noch Karma To Burn gesehen, ebenfalls eine rein instrumentale Stoner Band.
Zum neuen Album Sechs von Rotor, welches erst vor Kurzem erschienen ist, habe ich bereits eine Rezension geschrieben (hier geht es zur Rezension). Die Berliner nummerieren übrigens ihre Alben einfach nur durch. Bei Sechs sind sie mittlerweile angekommen. Vom neuen Album Sechs befindet sich mit Druckverband nur ein Titel auf der heutigen Setlist. Das macht aber nichts. Rotor haben aus ihrer nun zwanzigjährigen Bandhistorie einiges zu liefern.

Die Setlist ist irgendwie ein Best Of ihrer Songs. Die Songs sind alle mit mächtig Druck gespielt. Teilweise unterbrochen durch eine kurze Geräuscheinspielung, wie zum Beispiel Gewitter, Dschungelstimmen, Affen, oder Schafen schließen sich die Songs an. So kommt zum Beispiel nach den Fröschen mit Rabensol eine schwere Stonerwalze in Gang. Rotor kommen beim Publikum sehr gut an. Die Songs laufen alle wie ein Uhrwerk ab. Teilweise wie in guten allen Krautrockzeiten mit Songstrukturen, die sich während des Songs weit von dem Grundthema entfernen, irgendwann wieder zurückkommen und mächtig einschlagen. Bei der Performance von Rotor vermisst man zu keinem Zeitpunkt eine Stimme. Dafür sind die Instrumente zu prägnant und bestimmend.

 

Ein Fan sagt zum Gitarristen Tim Minzel: Ich bin heute extra für euch aufgestanden. Das freut natürlich die vier Jungs. Schlagzeuger Milan trägt ein Shirt von der befreundeten Band Coogans Bluff. Milan ist an seinem Schlagzeug so am Werken, dass irgendwann das Shirt unter den Achseln reißt.

 

Psychedelic Stoner Rock vom Feinsten, den uns die Berliner hier präsentieren. Man kann davon gar nicht genug bekommen. Irgendwann ist dann jedoch auch Schluss, und zwar mit dem bereits eben erwähnten Druckverband vom aktuellen Album Sechs.

 

Nach dem Gig von Rotor mache ich noch das Interview mit El Pastuso Backstage. Wir haben sehr viel Spaß. Auch die anderen Bandmitglieder gesellen sich im Verlaufe des Interviews noch zu uns. Ich verabschiede mich von ihnen und auch noch von Rotor, mit denen ich mich ebenfalls noch kurz unterhalte.

Fazit:
Großartiger Stoner Abend der etwas anderen Art habe ich heute hier im Kesselhaus erlebt. Beide Bands waren wirklich superb. Eine Band wie ¡Pendejo! erlebt man nicht jeden Tag. Das muss man mal erlebt haben. Ich werde sie mir auf jeden Fall noch einmal ansehen müssen. Rotor rotieren einen wirklich in eine andere Sphäre.