Event: Halos Over Europe Tour 2025
Bands: The Halo Effect, Pain
Support: Bloodred Hourglass
Datum: 17.01.2025
Genres: Melodic Death Metal, Industrial Metal
Besucher: Sold Out ca. 1.000
Ort: Markthalle Hamburg
Kosten: 49 € VVK
Setlisten:
- The Sun Still In Me
- In Lieu Of Flowers
- Leaves
- The End We Start From
- Waves Of Black
- Drag Me The Rain
- Nightmares Are Dreams Too
- Veritas
- Where The Sinners Crawl
- It’s Only Them
- Don’t Wake The Dead
- Call Me
- Zombie Slam
- Suicide Machine
- I’m Going In
- Monkey Business
- Go With The Flow
- Same Old Song
- The Great Pretender
- Party In My Head
- Have A Drink On Me
- Shut Your Mouth
- March Of The Unheard
- Feel What I Believe
- In Broken Trust
- The Needless End
- Detonate
- Conditional
- Cruel Perception
- A Truth Worth Lying For
- Become Surrender
- What We Become
- Gateways
- Last Of Our Kind
- Days Of The Lost
Encore:
- Shadowminds
Ein paar Tage nach dem ersten Konzert des Jahres in Kolding mit Iotunn (Bericht hier), steht heute erneut ein skandinavisches Trio auf dem Programm. The Halo Effect mit Mikael Stanne sowie Pain mit Fronter Peter Tägtgren und die Finnen Bloodred Hourglass wollen die Markthalle in Hamburg zum Glühen bringen. Das tut auch Not, denn die Temperaturen draußen sind gefühlt weit im Minusbereich angesiedelt. Wie immer steht eine längere Schlange vor dem Einlass, der dann aber doch schnell vonstattengeht. Jacken und Tasche mit zu unterzeichnenden Platten an der Garderobe abgegeben und schon sind wir drin. Vorbei am gut sortierten Merch, der aber auch nicht gerade günstig ist, geht es in den Saal. Bereits jetzt sind schon einige da, und auch unser „Stammplatz“ ist mehr oder minder belegt. Egal. Beginn soll um 19:00 Uhr sein und dem ist auch so.
Die Sechs auf der Bühne sind uns nicht ganz unbekannt, so durften wir sie bereits 2019 auf dem Rockharz sehen und da gefielen sie uns ausgesprochen gut. Auch heute vermögen sie schnell zu überzeugen. 2005 als Groove Metal Band begonnen, sind sie nun eher dem Melodic Death zuzuordnen, und das zeigen sie auch eindrucksvoll. Drei Gitarristen, Bass, Drums und ein Sänger lassen es dann auch ordentlich krachen. The Sun Still In Me und In Lieu Of Flowers vom letzten Album How’s The Heart lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die Supporter hier das Heft fest in der Hand haben. In Hamburg haben die Finnen scheinbar eine hohe Fanbase, die hier richtig mitgeht. Sänger Jaredi Koukonen zeigt, dass er gutturalen, gescreamten und cleanen Gesang beherrscht. Zwar kommen einige Key Samples zum Sound dazu, aber insgesamt ist es doch sehr stark gitarrenlastig. Die Gitarrenfraktion sorgt dann auch für viel Wind, denn sie lassen ihre Mähnen sehr oft in Hubschraubermanier kreisen. Da wird jeder Physiotherapeut später seine Freude dran haben. Leider ist nach 40 Minuten Schluss, aber ihrer Aufgabe sind sie mehr als nur gerecht geworden, wie der langanhaltende Beifall ausdrucksstark bekundet. Auch ich bin sehr begeistert.
Der Umbau geht relativ schnell über die Bühne, auffällig dabei sind die Lichtinstallationen links und rechts sowie am vorderen Bühnenrand. Das fiel bei BRHG noch nicht so auf, aber jetzt schwant den Fotografen Böses. Unspektakulär betreten die vier Musiker um Sänger, Produzenten und Gitarristen Peter Tägtgren pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne. Mit Pain verwirklicht Peter sein Faible für Alternativ/Industrial Metal, während er bei seiner anderen Band Hypocrisy doch eher dem Death Metal frönt. Während links und rechts die Farben stetig wechseln, ist von vorn eher dunkles Licht angesagt. Das ist aber nicht so schlimm, denn auch helle Momente lassen den fotogenen Langhaarträger in gutes Licht rücken. Im letzten Jahr haben Pain mit I Am ihr bereits neuntes Album veröffentlicht, aus dem dann auch drei Songs stammen. Eröffnet wird das Set jedoch mit It’s Only Them von 2002. Der anfänglich brachiale Sound wird erst mal beibehalten. Dass sie dabei Spaß haben, ist nicht zu übersehen und äußert sich auch während einiger Songs. Bereits bei Call Me, dem dritten Track, wird kurz nach Beginn unterbrochen. Zunächst denkt man, ok, es wird so getan, als wäre der Anfang schlecht gespielt und muss neu angefangen werden, aber nein. Es geht um ganz was anderes. Der Song wurde seinerzeit zusammen mit Joakim Brodèn von Sabaton als Gastsänger aufgenommen. Da der ja nun nicht da ist, übernimmt kurzerhand Gitarrist Svalle die Aufgabe und man höre und staune, das nicht schlecht. Munter geht es weiter bis vor Go With The Flow die Band die Bühne verlässt, um kurz danach mit Overalls bekleidet den Song zu spielen. Auch zu Party In My Head verkleiden sich die Vier in ein Strandoutfit (nein, nicht in Badehosen) und zeigen so den doch amüsanten Aspekt ihres Auftrittes. Dazu gibt es ganz viele typische Strandbälle, die ins Publikum wandern. Zu Have A Drink On Me, einem Bluessong über Alkohol und Frauen, sitzt Tägtgren auf einem Barhocker mit Cowboyhut und performt inklusive Mitsingrefrain. Nach gut 60 Minuten ist die Show dann mit Shut Your Mouth zu Ende. Pain zeigen, dass sie eine ernstzunehmende Band ist, die zwar mal als Solo-Nebenprojekt von Peter begonnen hat, aber jetzt mit einer festen Crew unterwegs ist. Unter anderem sitzt mit Sebastian Tägtgren der Sohn von Peter an den oftmals eindrucksvoll beleuchteten Drums. Pain haben sich zu einer wichtigen Band des zeitgenössischen Metals etabliert und das erlebt man heute Abend.
Nun dauert der Umbau etwas länger, da die gesamte Bühne für The Halo Effect umgebaut werden muss. Das geht aber trotz der gesamten Pain-Technik in 25 Minuten schnell vonstatten. Dann kommen die lang erwarteten Schweden auf die Bühne. Ab der ersten Minute mit dem Titeltrack March Of The Unheard auf der Setlist, lassen sie keinen Zweifel aufkommen, dass sie zu Recht heute Abend als Headliner auftreten. Mikael Stanne ist sofort präsent und hat alle mit seinem Charme, seiner Ausstrahlung und vor allem mit seiner Stimme gefangen. Natürlich sind The Halo Effect nicht nur der Frontmann, sondern auch die restlichen Mitglieder, alle mal bei In Flames gewesen, gehören dazu. Bei dieser Band machen die Herren Mikael Stanne, die Gitarristen Niclas Engelin und Patrik Jensen sowie Daniel Svensson und Bassist Peter Iwers das, was sie machen wollen. Sie spielen melodischen Death Metal nach der sogenannten Göteborger Schule und das in so ausgezeichneter Art und Weise, dass sie mit dieser Band in nur kurzer Zeit eine immense Menge Fans angesammelt haben. Böse, wer sagt, dass sie jetzt die Musik machen, die In Flames seit geraumer Zeit schon nicht mehr machen. Aushängeschild ist ganz klar der Frontmann, der mit einem Grinsen im Gesicht seine Songs meist direkt am Bühnenrand rausgrowlt. Ich habe die Band heute das dritte Mal vor der Linse und freue mich, vom Mikael mal Bilder zu bekommen, bei denen sein Gesicht nicht von Haaren, Mikro oder schlechtem Licht verborgen ist. Zwar ist der Fotograben gut gefüllt, aber es ist Platz. So kommen wir in den ersten drei Songs zu unseren Ergebnissen, die sich schon sehen lassen können, auch wenn grün eine bevorzugte Farbe der Band ist. Das erste Mal habe ich The Halo Effect 2022 auf der Vikings And Lionhearts-Tour mit Amon Amarth und Machine Head in Hamburg gesehen. Dann haben wir sie erst mal außer Acht gelassen bis zum letzten Jahr, als sie wie wir bei den 70000 Tons Of Metal waren. Da haben sie so begeistert, dass sie fortan als Favorite Band fungieren. Dem wurden sie im letzten Jahr auf dem Rockharz gerecht und auch heute sind wir deshalb hier.
Da The Halo Effect bisher nur zwei Platten herausgebracht haben, ist die Setlist gefüllt mit eben diesen Songs. Vom ersten Album sind neun, vom zweiten Album fünf Songs auf der Setlist. Schon witzig, wenn Mikael Songs mit „some old Stuff from the back Kataloge“ ankündigt. Die sind gerade zweieinhalb Jahre alt. Aber dass die Musiker sichtlich Spaß haben, ist deutlich. Das kommt authentisch rüber und man nimmt es ihnen ab, dass sie hier aus reiner Freude am Spielen auf der Bühne stehen. Die gut 1.000 Zuschauer sind von der energetischen Performance restlos begeistert. Da es hier keine Schmuselieder sind, sondern schon handfester Death Metal, wenn auch sehr melodisch, darf Headbanging und Pogen in den ersten Reihen nicht fehlen. Der eine oder andere Crowdsurfer wird auch ausgemacht, aber der aufmerksamen Security entgeht nichts. Wir dürfen nach den ersten drei Songs im Graben weiter aus den Zuschauerreihen fotografieren, was an der einen oder anderen Stelle auch geht. Allerdings ist es jetzt so voll, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Ansonsten ist musikalisch nichts auszusetzen. Live noch eine Spur härter und rauer, kommen Songs wie Become Surrender, Detonate oder Cruel Perception noch besser zur Geltung. Auch Gateways hat eine eigene Dynamik, die sich bis ins textsichere Publikum fortsetzt. Last Of Our Kind und Days Of The Lost sowie die Hitsingle Shadowminds beenden das Set, was leider mit nur knapp über sechzig Minuten viel zu kurz ausfällt.
Die drei Bands, vor allem The Halo Effect haben uns einen Klasse-Abend beschert, der nur durch die kurze Spielzeit von The Halo Effect geschmälert wird. Auch gibt es keine Möglichkeit, die Hauptakteure nach dem Konzert zu treffen. Die Schweden um Mikael Stanne haben vor dem Konzert ein kostenpflichtiges Meet & Greet abgehalten, sodass ich meine Platten unsigniert wieder mitnehme. Nur die Jungs von BRHG sind beim Merch anzutreffen, signieren freudig ihre letzte Platte und stehen für Fotos zur Verfügung. Trotzdem war es ein schöner Abend, der die Kälte draußen für kurze Zeit vergessen macht.