Thy Art Is Murder & Support im Backstage, München

„Deathcore, wie er im Buche steht!“

Band: Thy Art Is Murder

Support: After The Burial, Oceano, Justice For The Damned

Ort: Backstage München

Datum: 29.09.2017

Kosten: 30 Euro

Genre: Deathcore

Veranstalter: Backstage Concert GmbH

Link: https://www.muenchenticket.de/guide/tickets/20va1/Thy+Art+Is+Murder.html

Setlist:

Thy Art Is Murder

  1. Dear Desolation
  2. Slaves Byond Death
  3. The Purest Strain Of Hate
  4. Shadow Of Eternal Sin
  5. Emptiness
  6. Violent Reckoning
  7. No Absolution
  8. Absolute Genocide
  9. Coffin Dragger
  10. The Son Of Misery
  11. Puppet Master
  12. Light Bearer
  13. Holy War
  14. Reign Of Darkness

Wenn sich die australische Deathcore Band Thy Art Is Murder im Lande befindet, kann man von einem sehr guten, aber auch anstrengenden Abend ausgehen.

Im Falle der Dear Desolation Tour wartet aber nicht nur eine Band auf die Zuschauer, sondern gleich vier: Mit After The Burial, Oceano und Justice for The Damned wartet ein Line Up, welches schon vor dem Konzert für eine gewisse Vorfreude sorgt. Doch können die Bands die hohen Erwartungen erfüllen?

Das Konzert im Backstage im Werk ist zwar nicht ausverkauft, doch bereits an der langen Schlange bemerkt man, dass es sehr gut gefüllt werden wird. Mit etwas Verzögerung aufgrund des andauernden Soundchecks beginnt dann auch der Einlass, welcher mehr als zügig vorangeht. Das Werk ist mehr als beliebt, da es neben dem Bühnenbereich noch sehr viele Steh- sowie Sitzmöglichkeiten bietet und natürlich eine gut bestückte Bar, deren Preise überschaubar sind. Nach dem Einlass muss man nicht lange warten, bis der Abend von Justice For The Damned eröffnet wird.

Und als Eröffnungsband hätte man wohl keine bessere Gruppe wählen können: Die ebenfalls australische Deathcore Band heizt dem Publikum gut ein und schafft es beinahe mühelos die ersten Headbanger zur Bewegung zu animieren. Insgesamt bietet der vordere Bühnenbereich allerdings doch noch gut Raum, einige Zuschauer beobachten interessiert von der Seite. Das Set der ersten Band hält sich verständlicherweise kurz und dann steht auch bereits der Wechsel an. Dieser geht überraschend schnell vonstatten und die Zuschauer nutzen die kleine Pause vor allem etwas zu trinken oder auf den angrenzenden Treppen Platz zu nehmen.

Oceano ist die nächste Band, die die Bühne betritt. Bereits an der Anzahl der nun anwesenden Personen bemerkt man, dass so langsam der ganze Abend etwas ernster wird und auch einiger Oceano-Merchandise lässt sich erblicken. Kaum losgelegt scheint sich das Publikum in zwei Hälften zu teilen: Während die vordere Hälfte headbangt als gäbe es kein Halten mehr, bewegt sich der hintere Teil in einem Pit, welcher zu gerne auch mal zum Circle Pit wird. Oceano ist keine Band der beschönenden Worte, sondern liefert lieber klare, harte Aussagen: So liefern sie verschiedene Statements zu gesellschaftlichen Situationen und Geschehnisse, welche, so zumindest die Band, in Amerika deutlich falsch laufen im Gegensatz zu Deutschland. Dennoch sei die Gesellschaft allgemein nicht die, welche sich die Band wünscht. Von solchen Ansagen kann man als Zuschauer halten, was man möchte, es entsteht jedoch noch eine düsterere Atmosphäre dadurch und motiviert gleichzeitig die Zuschauer etwas mehr Wut und Energie herauszulassen. Die Zugabe Rufe nach dem Auftritt sind Sprache genug, dass die Zuschauer mehr als nur Spaß hatten.

Musikalisch interessant wird es vor allem bei der dritten Band des Abends: After The Burial ist wohl als einzige Band des Abends etwas stärker am Technical Death Metal angelegt und kann zudem noch Elemente aus dem Djent aufweisen. Und mit dieser kleinen musikalischen Variation liefern sie dann auch eine gewisse Abwechslung, welche mehr als Willkommen ist. Hier sitzt jeder Breakdown und auch die Instrumentalität wirkt live vollständig überzeugend. Noch mehr als die ersten beiden Vorbands, gelingt es After The Burial die Zuschauer zu bewegen, insbesondere bezüglich des Pits, welcher sich gar nicht mehr aufzulösen scheint. Auch hier bitten die Zuschauer laut um eine Zugabe am Ende. Insgesamt liefern damit alle drei Vorbands eine gigantische Leistung ab, wodurch man sich als Zuschauer bereits jetzt etwas müde und erschöpft fühlt, selbst wenn der eigentliche Hauptact noch wartet.

Und ja, auf diesen muss dann doch etwas länger als bisher gewartet werden. Zum einem scheint der Umbau etwas aufwendiger, ebenso scheint es ein seltsames Konzert Gesetz zu sein, dass die Pause vor dem Headliner immer besonders lang gezogen wird. Dennoch ist es dann irgendwann so weit und die Musik sowie Lichter gehen aus. Bereits die jubelnden Rufe nach CJ machen wohl jedem Besucher klar, dass der Frontmann der australischen Band bei Fans wohl sehr beliebt zu sein scheint.

Mit hochgezogener Hoodie Mütze betritt besagter Frontmann samt Band die Bühne und ab diesem Moment gibt es kein Halten mehr. Mit dem Titeltrack Dear Desolation starten nicht nur Thy Art Is Murder ihr Set des Abends, sondern liefern noch einmal eine ganz veränderte Atmosphäre und auch Fülle in das Backstage Werk. Wo noch zuvor recht viel Platz war, steht nun fast überall ein Zuschauer, egal ob Mosher, Headbanger oder Beobachter – kein Fleck scheint hier nicht bestückt zu sein. Die Band, welche sich bereits seit ca. 8 Monaten auf Tour befindet, erzählt ein wenig von bisherigen Tourerlebnissen. Eine gewisse Müdigkeit zeigt sich zwar auf ihren Gesichtern, nicht jedoch in der wirklich starken und antreibenden Performance.

Spätestens mit The Purest Strain Of Hate muss sich jeder Zuschauer bewegen, ob er nun möchte oder nicht, um nicht überrannt zu werden. Auch hier zeigen sich wieder die Vorteile des Backstage Werks, da Menschen, die eher nicht moshen wollen, sich auf die Treppenstufen stellen können und so dem Chaos etwas ausweichen. Der Sound, welcher den ganzen Abend durchweg stark war, hält auch Thy Art Is Murder stand. Diese bekräftigt noch einmal, dass es sich um die bisher größte Headliner Tour handelt und wie dankbar sie für diese Tatsache sind. Sonstige große Aussagen brauchen die Australier dabei nicht von sich zu geben, lassen sie doch ihr Set zur Genüge sprechen.  Es ist vor allem die Präsenz auf der Bühne, die noch einmal um einiges stärker wirkt als bei den Vorbands, welche den Auftritt noch etwas hervorhebt und man hat irgendwie das Gefühl etwas ganz anderes als „normalen“ Deathcore zu sehen.

Nach einem kurzen Verlassen der Bühne geben Thy Art Is Murder noch einmal eine saftige Zugabe, wo die letzten Kraftreserven aufgebraucht werden, bevor der Abend um halb 12 zu Ende geht. Die besonderen Textstrukturen, welche Thy Art Is Murder besitzen, fallen auch live hervorstechend auf. Insgesamt haben hier nicht nur vier Bands eines Genres ein gutes Konzert gespielt, sondern jede Band schien fast wie der eigene Headliner und wurde gebührend, wenn auch unterschiedlich gefeiert. Mit Thy Art Is Murder wartete am Ende eine der wohl besten Deathcore Bands der Szene – liefern sie nicht nur Deathcore, wie er im Buche steht, sondern zeigen auch ihr unglaubliches Talent mit Texten das Publikum zu bewegen. Über Nackenschmerzen klagt am nächsten Tag wohl jeder.