Trouid Fest am 28.06. und 29.06.2024 in Naundorf/Gößnitz

Veranstaltung in vierter Auflage und immer noch ein Geheimtipp mit Überraschungspotenzial

Eventname: Trouid Fest 2024

Bands: GreenHillDisaster, Tiffany For Breakfast, Bloodland, The Rest Of Us Is Dead, Path Of Destiny, Heksebrann

Ort: Naundorf 4, 04639 Gößnitz

Kosten: 25 €

Besucher: ca. 150-200

Genres: Cover Rock, Deathcore, Death Metal, Groove Metal, Hard Rock, Symphonie Death Black Metal, Blackened Heavy Metal

Setlist The Rest Of Us Is Dead:

  1. Black Cold
  2. Every Day IsLike The Last
  3. A.M.O.K.
  4. The End Is So Far
  5. Monument Of Madness
  6. 
The Metal We Play
  7. Me And The Apocalypse
  8. Wishes, Heels And Heavy Metal
  9. Overdosed
  10. Taken By The Sun

Trouid Fest 2024

Die Festivalsaison ist mittlerweile in vollem Gange und prinzipiell kann man im Moment jedes Wochenende auf einem Open Air verbringen. Als mich ein Kumpel neulich fragte, was ich am letzten Juniwochenende vorhätte, sagte mir ein Blick in meinem Kalender: nix. Worauf seine Antwort war: Na komm doch mit zum Trust Fest. Hmm, hatte ich bis dato noch nix von gehört, es sollte aber gleich in einem Ort um die Ecke stattfinden, also Infos eingeholt und kurzentschlossen und recht kurzfristig auf die Agenda gesetzt. Ist ja nie verkehrt, mal was Neues anzutesten.

Freitag
GreenHillDisaster

Am Reisetag holt mich besagter Kumpel um die Mittagszeit ab und nachdem wir mein Equipment verladen haben, geht’s los Richtung Gößnitz. Es ist übrigens schon ordentlich warm, nichtsdestotrotz setzen bei Erreichen des Zwickauer Stadtrandes heftige Regenschauer ein, die wir aber bei Erreichen des Veranstaltungsortes hinter und lassen. Allerdings hat es auch dort vor Ort heftige Niederschläge gegeben, sodass der Festivalaufbau kurzzeitig ins Stocken geraten war, die Arbeiten werden bei unserer Ankunft bereits fortgesetzt und nach einer herzlichen Begrüßung durch das Veranstalterteam und eine kurze Einweisung entlade ich meine Campingausrüstung und mache mich an den Aufbau meiner temporären Behausung. Danach heißt es, das kleine Gelände erkunden und sich die Zeit mit guten Gesprächen zu vertreiben, denn heute ist nur ein kleines Warm-up angesetzt, das Hauptprogramm findet erst morgen statt.
Heute ist der Eintritt für Besucher noch frei, der Bierwagen, die Longdrink-Bar und später auch der Bratwurststand nehmen ihre Arbeit bereits auf. Gegen Abend gibt’s recht angenehme musikalische Untermalung durch ein lokales Unplugged-Projekt namens GreenHillDisaster, einem Akustikgitarrenduo, das mehr oder weniger bekannte Rock- und Countrycoverhits zum Besten gibt. Die Kapelle bespielt noch nicht die eigentliche Bühne, sondern hat in ihr Set in dem Doppelcarport errichtet, in dem sich tags drauf der Merchbereich befinden wird. Ein gemütlicher Einstieg ins Festwochenende. Lagerfeuermusik, nur ohne Lagerfeuer, aber die beiden Musiker verbreiten eine tolle Stimmung, auch wenn die Interpretation mancher Gassenhauer doch manchmal etwas eigenwillig ist. Etwa die Hälfte des heutigen Publikums besteht aus Normalos, was aber absolut nicht despektierlich gemeint sein soll. Jeder, der Freude an vernünftiger Musik und entspannter Gesellschaft hat, ist gern gesehen und auch ich habe das eine oder andere entspannte Schwätzchen mit einem eher unmetallisch orientierten Besucher. Es wird zunehmend feuchtfröhlich, doch auch diese erste Partynacht endet irgendwann, der Platz leert sich peu à peu, und bis auf einige Hartgesottene begibt sich ein Großteil in die Zelte und Caravans.

Samstag

Am Morgen knallt die Sonne zwar nicht ganz so arg wie sonst aufs Zelt, aber das Bier der vorherigen Nacht will raus und draußen sind auch schon die ersten Leute hörbar zugange. Also schäle ich meinen Astralkörper aus dem Schlafsack, suche meine Siebensachen zusammen und begebe mich zum Festplatz, um mich mit wiederbelebenden Getränken zu versorgen. Vom Frühstück bis zum Beginn des abendlichen Programms gibt’s wieder jede Menge Zeit für gute Gespräche. Die meisten versuchen irgendwo Schatten zu erhaschen und der immer weiter steigenden Temperatur halbwegs entgegenzuwirken. Ist eigentlich ganz gut, dass erst am Abend Bands auftreten, denn bei der Hitze kann ich mir keine headbangende Crowd auf dem Platz vor der Bühne vorstellen.

Tiffany For Breakfast

Lange Rede, kurzer Unsinn … Nach einem ausgiebigen Linecheck legen die Deathcore-Knaben Tiffany For Breakfast mit ihrem deftigen Set los. Meistens bin ich immer etwas skeptisch, wenn in der Stilbenennung der Begriff Core versteckt ist, aber heute werd ich bereits in der ersten Minute vollends beruhigt, da der Sound doch sehr todesbleihaltig zu sein scheint. Klar ist der Anteil metalcoreartigen Sounds nicht so ganz unerheblich, aber die Mischung ist doch gut ausgewogen und die Erfurter slammen sich durch ihr ziemlich knapp bemessenes Set. Ganz kurz kommt mir der Gedanke, dass ich dort auf der Bühne bei den Screams den Bullet For My Valentine-Shouter Matthew Tuck hören würde, man merkt also, Qualität ist auch bei uns im Osten zu finden. Der Eröffnungsslot ist ja oft eine ziemlich undankbare Aufgabe, aber ich und ganz offensichtlich auch ein Großteil des anwesenden Auditoriums finden, dass die Band einen super Job abgeliefert hat. Well done!

Bloodland

Die Stimmung solchermaßen aufgeheizt – temperaturmäßig allein wäre es völlig unnötig heute – machen sich die Todesmetaller Bloodland nun daran, dem Trouid Fest zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Vor gut zwei Monaten hatte ich dieses Jahr schon einmal das Vergnügen, mit den Obersympathen aus Sachsen-Anhalt auf einer kleinen Clubbühne. Daher freue ich mich, heute den direkten Vergleich zur Open-Air-Bühne miterleben zu dürfen. Genau wie im April ballern die Jungs ihr granatenstarkes Material ins Publikum. Frontgurgler Maik Gerrike ist wie immer extrem gut gelaunt und parliert sich mit viel Witz durch seine Ansagen. Man könnte denken, dass das Programm nur aus Späßchen besteht, aber Maiks hochroter Kopf sagt mir, dass hier eigentlich Schwerstarbeit zu erleben ist und auch die restlichen Mucker schwitzen sich ordentlich die Suppe aus dem Leib. Einige Leute vor der Bühne, meine Wenigkeit eingeschlossen, geben sich alle Mühe, die Bloodlandjungs nicht alleine schwitzen zu lassen, und bangen, was das Zeug hält. Mal ganz ehrlich, wer kann und will schon bei diesem Programm stille stehen? Genau!

The Rest Of Us Is Dead

Die Veranstalter haben sich dieses Jahr die mittlere Position im Billing herausgesucht. Richtig gelesen, dieses feine kleine Fest haben wir den Jungs von The Rest Of Us Is Dead zu verdanken, das heute bereits in seine vierte Runde geht. Und nur mal so am Rande: Wer noch immer nicht weiß, wie es zu dem Eventnamen gekommen ist, der möge sich bitte mal den Bandnamen genauer betrachten. Jahaaaa ich weiß, Klugscheißer mag keiner. Die Band spielt heut gerade mal vier der sechs Titel, die sich auf dem aktuellen und einzigen Release befinden, daher nehme ich mal stark an, dass da bereits was Neues in der Mache sein dürfte. Wenn dem so ist, wird das absolut super, denn alle Songs zünden bei mir richtig gut durch und ganz offensichtlich bei so manch anderem auch, so wie alle mitgehen. Die Schmöllner Jungs sind in der Region verdammt beliebt. Auch der seit zwei Jahren für die Band als Frontmann agierende Sympathieträger Martin „Deathmaster“ trägt zu der Beliebtheit mit einigem Witz ganz sicher bei. Danke für diesen feinen Gig und natürlich auch für diese schöne Gartenparty hier im westlichen Thüringen.

Path Of Destiny

Nach einer kleinen Verschnaufpause ist es Zeit für den Headliner. In diesem Jahr konnte man niemanden Geringeres verpflichten als die Crème de la Crème des ostdeutschen Symphonic Black Death Metals Path Of Destiny. Die Jungs durfte ich bereits vor über 14 Jahren kennenlernen, als sie ihr Debütalbum Rise And Fall herausgebracht haben. Seitdem haben PoD ungezählte Gigs hinter sich, zwei weitere Alben und eine EP eingespielt und sind sehr viel stärker und professioneller als zuvor. Als die ersten Akkorde im typischen PoD-Sound erklingen, kennen die Fans des guten Geschmacks kein Halten mehr und ungeheurer Jubel bricht sich Bahn. Scharfe Riffs und der hochmelodische schneidende Gesang von Johannes Schaffert beherrschen für die nächsten überreichlich 60 Minuten das Bühnenareal. Und genau wie der Sänger seine nach wie vor beeindruckend lange blonde Mähne wie die Rotorblätter von Luzifers höchstpersönlichem Heli kreisen lässt, so schwingen zahlreiche der angetretenen Fans ihr Haupthaar und feiern die Band frenetisch ab. Das heute ist ein weiterer, extrem sauber performter Gig, den das Thüringer Quintett hier hinlegt. Ich meine, klasse waren die PoD-Auftritte eigentlich schon immer, aber ich bin beeindruckt, wie sehr die Qualität allein seit dem letzten Gig vergangenen September zugenommen hat. Weiter so, Freunde. Ich freu mich schon jetzt tierisch auf ein Wiedersehen am 30. Oktober im Club Seitenstraße in Zwickau.

Heksebrann

Leider verschwindet ein großer Teil der Zuschauer nach dem Auftritt schon dauerhaft an die Tränke oder in ihre Schlafstätten. Einerseits verständlich, da allein aufgrund der Temperaturen der Tag verhältnismäßig kräftezehrend war. Ich nehme aber zusammen mit der sehr überschaubaren Zuschauermenge den letzten Auftritt des Festes noch mit, da sich das für mich zum einen einfach so gehört und mir zum anderen, obwohl oder gerade weil ich die letzte Band absolut nicht kenne, und eine echte Überraschung – ein Rock ’n‘ Roll-Bonbon – versprochen worden war. Die Bühne bleibt auch nach dem kurzen Soundcheck in relativ diffuses Licht getaucht. Auffällig funzelt eine alte Stehlampe aus den Achtzigern vor sich hin. Und dann bricht etwas los, das ich eigentlich nur als sehr angeschwärzten Heavy Rock bezeichnen kann. Stellt euch vor, Lemmy von Motörhead zieht mit Abbath von Immortal ein kleines, aber feines Projekt auf, dann hättet ihr aber nur annähernd eine Vorstellung von dem, was da als Veranstaltungsabschluss im Geschwindschritt über den Acker fegt. Dreckiger und fieser kann Rock ’n‘ Roll einfach nicht klingen. Es ist wahnsinnig schade, dass diese absolute Vollbedienung nicht mehr Leute mitverfolgt haben. So gut, wie vieles auf diesem Festival auch gewesen sein mag, das hier ist das heimliche Highlight für mich. Ich höre, während ich diese Zeilen schreibe, noch mal online in die aktuelle EP der Görlitzer von Heksebrann rein. Spitzenmäßig, aber diese Kapelle muss man einfach live erlebt haben, da liegen immer noch Welten zwischen. Ganz ganz groß, werde ich mir auf jeden Fall wieder geben, wenn sich die Gelegenheit bietet!

Vielen Dank für dieses Wochenende an das gesamte Trouid-Team, an alle Bands, an all die wundervollen Menschen, mit denen ich dieses Fest zelebrieren durfte. Wir sehen uns hoffentlich alle im kommenden Jahr wieder, wenn dieses kleine Veranstaltungsjuwel seinen runden Geburtstag feiert. Bis dahin treffen wir uns hoffentlich noch auf dem einen oder anderen Event wieder.