Foto von Jamakassi auf Unsplash

Wer sind die Gatekeeper im Heavy Metal und Hard Rock?

Wer steht zwischen Fans und Bands?

Heavy Metal und Hard Rock sind seit Langem für ihren einzigartigen Sound, ihre rohe Energie und ihre große Fangemeinde bekannt. Doch hinter der Musik selbst verbirgt sich ein komplexes Netzwerk von Netzwerken – Gatekeepern, die die Zukunft beider Genres mitbestimmen. Von Agenten, Managern und Promotern bis hin zu Plattenlabels, Veranstaltungsorten und Medien; diese Brancheninsider spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung, was wir im Radio hören oder bei Liveshows genießen. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die vielen Seiten der „Gatekeeper“-Kultur im Heavy Metal: Wie sie zusammenarbeiten, um zu entscheiden, welche Bands in bestimmten Märkten bekannt werden, mit wem sie zusammenarbeiten, wenn sie neue Acts unter Vertrag nehmen, wo Veränderungen in der Branche im Allgemeinen stattfinden – und auch einige Insider-Tipps, die jeder aufstrebende Künstler bei der Navigation seiner eigenen Karriere im Hinterkopf behalten sollte!

Die Gatekeeper des Heavy Metal und Hard Rock stellen sich vor

Die Gatekeeper des Heavy Metal und Hard Rock sind an vielen Orten zu finden. Auch wenn sie nicht immer die kommerzielle Anziehungskraft oder den Bekanntheitsgrad mitbringen, kuratieren sie für die Genres (und deren Subgenres) das heraus, was am Ende einem größeren Publikum gezeigt werden soll. Jeder von ihnen bringt etwas Einzigartiges auf den Tisch: Rezensionen, Konzertberichte, Tourneen, Plattenverträge, Sponsoring und Endorsement und natürlich alles, was der Fan am Ende sehen beziehungsweise hören möchte. Unter die Gatekeeper summiert man die Firmen, Gruppen oder Personen, die als Sprachrohr agieren. Das können sowohl Plattenlabels sein, Promoagenturen, Bookingagenturen, als auch Musikkneipen (eher ein klassischer Gatekeeper), Magazine, Fanzine, Podcasts, Streamingdienstleister und CD-Läden. Sie sind zum Teil leidenschaftliche Verfechter dieses kultigen, altehrwürdigen Musikstils und tragen dazu bei, dass er in einer Welt weiterlebt, in der sich die Menschen immer mehr auf Kanäle (unter anderem YouTube) konzentrieren, die das Dröhnen eines voll aufgedrehten Verstärkers übertönen.

Ein Beispiel für eine kuratierte Playlist:

Die Rolle von Plattenlabels und Musikverlagen

Die Rolle der Plattenfirmen und Musikverlage ändert sich ständig, aber sie sind nach wie vor wichtig für den Erfolg von Bands und Musikprojekten innerhalb der Branche. Plattenfirmen und Verlage versorgen Künstler mit Ressourcen wie Vertrieb, Werbung und Vervielfältigung und fungieren als Filter, um interessante neue Acts zu fördern. Dabei entscheidet jedoch nicht immer nur die Qualität der Musik an sich, sondern auch die Vermarktbarkeit und der Fakt, ob eine Band aktuell bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad mitbringt oder eben nicht. Da sich die Technologie weiterentwickelt und sich die Landschaft der Branche verändert, wird es für diese Unternehmen immer wichtiger, den Trends voraus zu sein und noch härter daran zu arbeiten, neue Talente zu entdecken. Es wird interessant sein zu beobachten, wie Plattenfirmen und Musikverlage ihre Strategien im Laufe der Jahre anpassen, um in einem sich ständig verändernden Unterhaltungsmarkt mithalten zu können. Zu den bekannteren Vertretern innerhalb der des Genres gelten Atomic Fire Records, Century Media Records, Massacre Records, Nuclear Blast Records. Neben den „Spezialisten“ für Metal und Rock haben aber auch Major-Labels wie Sony Music, Universal Music oder Warner Music erkannt, dass die spezielle Fankultur nicht nur viel Wert auf moderne Streamingangebote legt, sondern auch klassisch auf physikalisch verfügbare Inhalte von CD und Vinyl zurückgreift. Hier gilt nicht nur der haptische Faktor, sondern auch eine gewisse Sammellust, die einige Metalheads für sich entdeckt haben – alles frei nach dem Motto „Gonna Catch Them All“. Was erklärt, warum Bands wie Electric Callboy, Michael Jackson, Peter Mafay, AC/DC und Andrea Berg beim selben Label (Quelle: hier) gelistet sind und das, obwohl die Musiker weder Genre noch zwingend das Publikum teilen.

Die verschiedenen Arten von Promotern im Genre

Die Welt der Musikförderung war schon immer sehr vielfältig und fruchtbar. Von Graswurzelbewegungen in sozialen Medien bis hin zu weborientierten Plattformen wie Time For Metal gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Musiker, die ihre Arbeit bewerben und mit Fans in Kontakt treten wollen. Interessanter als die Vielfalt der verfügbaren Plattformen ist vielleicht die große Auswahl an Möglichkeiten von Interesse, die zur Verfügung stehen. Von Influencern über Fanzines bis hin zu kommerziell orientierten Promotionagenturen spielt jede Art von Promoter eine einzigartige Rolle dabei, einen Künstler mit einem Publikum zu verbinden. Egal, ob man aus dem Wohnzimmer heraus selbst auf die Suche nach passenden Partnern geht oder ob ein Promoter bezahlt wird, der die Kommunikation über die Presse und Co. übernimmt, am Ende kommt man an einigen Gatekeepern nicht vorbei. Auch wenn ich als Chefredakteur von Time For Metal gern schreiben würde, dass Online-Magazine wichtige Gatekeeper sind, so sind wir im Vergleich der großen Printmagazine wie dem Metal Hammer, Rolling Stone oder dem Rock Hard Magazin nicht mehr so relevant, wie es diese noch in den 1980ern oder 1990ern gewesen sind – was auch an den sinkenden Abonnentenzahlen der Printmagazine zu sehen ist. Zur Gruppe der Promoter gehören sicher noch immer Radiosender (wenn auch nicht für alle Subgenres wirklich relevant) und Algorithmen. Warum gerade Algorithmen? Das ist relativ simpel zu erklären, denn ein Album, eine Single beziehungsweise eine Band bekommen nur noch dann herausstechend viel Aufmerksamkeit, wenn sie sich den Algorithmen der Streaminganbieter anpassen. Somit ist ein wichtiger Promoter heute neben der Band selbst auch immer die Veröffentlichungsstrategie und das Medium, welches die jeweilige Band bedient. Als aufstrebender Künstler zahlt es sich aus, sich mit den verschiedenen Arten von Musikpromotern vertraut zu machen, damit möglichst frühzeitig die richtigen Kontakte geknüpft werden.

Der Einfluss von Musik-Streaming & Social Media auf die Entdeckbarkeit

Streaming hat die Musikindustrie grundlegend verändert, indem es die Art und Weise, wie Menschen mit Musik umgehen und auf sie zugreifen, verändert hat. In kürzester Zeit haben Streaming-Dienste unser Hörerlebnis revolutioniert, indem sie uns den Zugang zu Musik aus der ganzen Welt ermöglichen. Das ist nicht nur bequem, sondern bietet den Künstlern auch neue Möglichkeiten, mit ihrem Publikum in Kontakt zu treten, die vorher nicht möglich waren. Indem es Fans in Echtzeit mit ihren Lieblingskünstlern verbindet, kann Streaming dazu beitragen, tiefere Beziehungen zwischen Musikern und Zuhörern aufzubauen. Durch Streaming können wir unsere Lieblingssongs mit Familie und Freunden teilen, brandneue Klänge entdecken und Titel aus Ländern abspielen, von denen wir vielleicht gar nicht wussten, dass sie existieren! Das hat nicht nur den Zugang zur Musik erleichtert, sondern auch die Erfahrungen von Musikern und Fans verbessert – so bringt uns die Musik wirklich näher zusammen. Jedoch hat diese Revolution auch einen tiefen Einfluss auf die Kultur von Gatekeepern. Früher sind Metalheads und Rockfans in Heavy Metal Kneipen gegangen, um sich gemeinsam mit Freunden und bei einem Glas Bier von neuer Musik inspirieren zu lassen. Es wurden Clubkonzerte besucht, um neue (auch kleine Bands) kennenlernen zu können. Im Plattenladen hat der Ladenbesitzer den neusten „heißen Scheiß“ empfohlen. An diese Stelle sind nun Social Media und kuratierte Playlists innerhalb der Streamingdienste gerückt. Aus meiner Sicht hat das zwar dafür gesorgt, dass es für junge Musiker relativ simpel ist, ein Publikum zu finden. Doch die Rückseite der Medaille ist zeitgleich, dass durch die schiere Masse an neuen Projekten es für den Fan absolut unmöglich ist, einen Künstler zu entdecken. Ich will das Ganze nicht verteufeln, jedoch ist es nicht besser – es ist einfach anders!

Was kann eine Band tun, um an den aktuellen Gatekeepern vorbeizukommen beziehungsweise, um sich einem Publikum sichtbar zu machen?

Junge Bands und Künstler haben eine unglaubliche Chance, ihren Erfolg selbst in die Hand zu nehmen, wenn sie bereit sind, über den Tellerrand hinauszuschauen. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie eine Metalband sich bekannt machen und ein großes Publikum erreichen kann. Clevere Online-Marketingstrategien und Videos, die ihren Sound und ihre Energie zeigen, können unglaublich wirkungsvoll sein. Außerdem können häufige Live-Auftritte in allen möglichen Städten Chancen eröffnen, wie z.B. Sprechzeit in einem Podcast oder sogar eine Tournee mit einer bekannteren Band. Für Metalbands, die groß rauskommen wollen, sind Hingabe und Kreativität der Schlüssel, um die Gatekeeper zu durchbrechen. Es klingt wie eine Plattitüde, doch es ist wie bei so vielen Dingen – sei kreativ, arbeite hart und vergiss nie, dass der Himmel wirklich die Grenze ist und dass auch andere Bands einen steinigen Weg gehen mussten. Eigene Promotionaktionen wie Guerilla Marketing, Livestreams auf beispielsweise Twitch oder die aktive Pflege der eigenen Community auf den Sozialen Netzwerken können einen guten Effekt haben. Doch nicht jedes Werkzeug klappt bei jeder Fanbase und Erfolg ist immer eine relative Angabe. Es ergibt Sinn, dass man sich kleine Ziele setzt, um Erfolge sichtbar und messbar zu halten. Ebenso kann es hilfreich sein, dass man Abstand davon nimmt, dass der Erfolg mit mehr Arbeit und mehr Investment kommen wird. Sicher sind das Multiplikatoren, die es einem erleichtern können, Ziele schneller zu erreichen. Doch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass organisches Wachstum immer gesünder und nachhaltiger ist, als sich irgendwo einzukaufen oder sogar Fan(zahlen) zu kaufen, die den anderen Fans und in erster Linie sich selbst etwas vorgaukeln.

Zusammenfassung Einfluss von Gatekeeper im Heavy Metal und Hard Rock

Die Gatekeeper des Heavy Metal und Hard Rock sind seit Langem mächtige Figuren in der Musikindustrie. Mit ihrem Einfluss konnten sie bestimmen, wer zu den größten Ikonen, den besten Songwritern und den talentiertesten Musikern des Genres gehört. Um ein erfolgreicher Gatekeeper zu sein, braucht man eine besondere Kombination aus Geschmack, Urteilsvermögen, Investitionsgeschick und Zugang zu hochkarätigen Talenten. Gatekeeper haben die Fähigkeit, neue Fans mit klassischen Klängen bekannt zu machen und neue Trends zu erkennen, bevor sie zum Mainstream werden; sie bewegen sich mit Leichtigkeit in allen Arten von Subgenres und halten mit den neuesten Künstlern Schritt. Die Geschichte des Heavy Metal und Hard Rock ist geprägt von erstaunlichen Gatekeepern, die die Community während ihrer gesamten Lebensdauer spannend und lebendig gehalten haben. Doch in den letzten fünfzig Jahren gab es viele verschiedene Gatekeeper in unseren Genres und so lange die Szene im stetigen Wandel ist, so wandelt sich auch die Macht der einzelnen Gatekeeper. Wo früher einmal ein Plattenladenbesitzer seine Region beeinflusst hat oder wo Musikredakteure ganze Sub-Genres am Leben gehalten haben, sind heute Social Media, Systeme und Algorithmen an die Stelle getreten. So ist nicht immer klar zu sagen, wer die Zügel in der Zukunft in der Hand haben wird. Meiner Schätzung nach würde ich das Thema in Richtung KI schieben. Doch das ist etwas für einen eigenen Artikel.

In unsere Podcast-Folge 68 habe ich mich mit Dr. Tobias Scholl (Burgbrand Open Air) über die Themen Gatekeeper im Heavy Metal und Lizenzprodukte unterhalten. Höre doch einmal rein: