Band: Abraham
Ort: Schweiz
Album: Suurwäut
Label: Pelagic Records
Release: 26.09.2025
Label: Post Metal, Doom
Link: http://abrahamband.com/
Bandmitglieder:
Bass – Val DiCabillo
Gitarre – Steven Margo Dita d’Oro
Schlagzug, Vocals – Dave Schlagmeister
Gitarre – Jakkob Wierdmann
Tracklist:
- Fate Of Man Lies In The Stars
- I Am The Vessel And The Vessel Is Me
- A Discomposite Shell
- Naked In A Naked Sky
- Suurwäut
- En Tüüfus Tümpu
- 06.00.40U
- Home
Post Metal scheint zu einer Schweizer Urart zu werden: Nach Zatokrevs Bring Mirrors To The Surface, reihen sich Abraham mit ihrem inzwischen siebten Studiowerk Suurwäut in die Phalanx außergewöhnlicher und stimmungsvoller Veröffentlichungen ein. Sie öffnen eine Tür in eine andere Welt, in der Nachvollziehbarkeit und Ertragbarkeit auf das Heftigste strapaziert werden. Wenn die Lautstärke auf den empfohlenen Pegel elf eingestellt wird, ist in den 60 Minuten nichts, wie es hätte sein sollen. Raum und Zeit werden durch Melancholie und Verzweiflung neu definiert.
Von Anbeginn an verschluckt einen Suurwäut, zieht einen in ein Erlebnis, in dem es keine Horizonte gibt, nur Endlosigkeit. Das Wechselspiel zwischen aufbrausendem Lärm und ruhigen, kalten Passagen weiten Abraham aus bis zur Orientierungslosigkeit. Das Echo kratzender Gitarrenwände und dissonanter Melodien kreiert das Gefühl von Schwerelosigkeit wie in einem Isolationstank. Dabei scheint die gegen das Crescendo ankämpfende, immer wieder verlierende Stimme aus einer anderen Dimension zu stammen. Sie kann nur schwerlich durchbrechen.
In der düsteren Unendlichkeit erzählen die vier Eidgenossen Geschichten aus fernen Sphären und Äonen. Um sich darauf einzulassen, sind Mut und Offenheit von absoluter Notwendigkeit. Manchmal ist es schwer zu ertragen, was Abraham auf die Welt loslassen, dieses stetige Ziehen in die Tiefe, in die Weite, in die Höhe oder in die Ferne. Die Atmosphäre der acht Stücke ist bedrückend, erdrückend und schmerzhaft – ein kathartisches Hörerlebnis, ein steiniger, feindlicher Weg, für den einer gewappnet sein sollte.
Gleichzeitig offenbart Suurwäut eine avantgardistische, experimentelle Seite, die die repetitiven Melodien und Strukturen des Post Metals hinter sich lässt. Die Strukturen folgen keinem klassischen Schema, sondern brechen dieses auf, verschmelzen, lösen sich im Nichts auf. Dieses Unvorhersehbare wirkt wie ein Gespräch mit dem Chaos selbst – unheimlich, rätselhaft, aber von hypnotischer Faszination. Und doch gibt es die Passagen, die an Strophen und Rhythmen, an Bekanntes erinnern. Abraham erschaffen Musik, die wie ein Organismus atmet, pulsiert und wächst, aber nicht nach gewöhnlichem Verständnis.
Suurwäut ist schwere, aber zugleich faszinierende Kost. Die radikale Abkehr von gängigen musikalischen Konzepten ist eine Herausforderung, die mit keiner Belohnung aufwartet, sondern mit der Erkenntnis, dass es Musik gibt, die Grenzen auslotet, verschiebt und darüber hinausgeht. Und dies kann durchaus Spaß machen, befreiend sein und das Innere stärken. Wer von Suurwäut nicht abgeschreckt wird, beweist Standhaftigkeit und Offenheit. Das gebärt keinen besseren Menschen, aber vielleicht einen toleranteren.