Desolate Plains – The Inexhaustible Imperfection Of The World

Vielschichtiger Death-Thrash-Metal aus Griechenland

Artist: Desolate Plains

Herkunft: Athen, Griechenland

Album: The Inexhaustible Imperfection Of The World

Spiellänge: 40:11 Minuten

Genre: Death Metal, Progressive Metal, Thrash Metal

Release: 16.01.2024

Label: Molon Lave Records

Link: https://www.facebook.com/desolateplainsband

Bandmitglieder:

Gesang – Aliki Katriou
Gitarre, Bass, Synths  – Lampros Potamianos
Schlagzeug – Eleni Nota

Tracklist:

  1. The Curse Of Individuality
  2. Mirroring The Abyss
  3. Unsustainable Psychological Landscapes
  4. Pathology Of Time
  5. Interislander
  6. Intentional Infliction Of Emotional Distress
  7. The Mark
  8. A Leaf’s Journey
  9. The Inexhaustible Imperfection Of The World
  10. The Emotional Plague
  11. Shadows

Mit dieser Kritik begebe ich mich auf unbekanntes Terrain, da es nicht um meine primäre Musikrichtung geht. Warum befasse ich mich also mit diesem Album? Wie so oft geht es um die Menschen. In diesem Fall ist der Kontakt über meinen Freund Dan Baune (Lost Sanctuary, Devil’s Train, ex-Monument) entstanden, der dieses Album in seinem Noise Foundry Productions Studio gemixed und gemastered hat. Das macht mich neugierig. Desolate Plains ist ein Musikprojekt von Lampros Potamianos und Aliki Katriou (Eight Lives Down).

Desolate Plains, Foto: Theano Ravazoula

Trotzdem es bereits das dritte Album der Combo ist, gibt das Internet nicht viel her. Ihr Debüt Practacing The Inner Arts erschien 2017, 2019 folge dann der zweite Longplayer The Face Of The Earth. Auf dem YouTube-Kanal finden sich immerhin sechs Official Videos, das jüngste ist allerdings bereits zwei Jahre alt und auch auf Facebook sind die Aktivitäten überschaubar. Follower gibt es derzeit 300 auf YouTube und 530 auf Facebook. Auch das Label ist im Internet offenbar wenig aktiv. Wir können hier also von einem echten Underground-Projekt sprechen. Ein paar weitere Infos, die mir in dem Pressekit zugegangen sind, möchte ich daher noch mit dir teilen. Sängerin Aliki und Multiinstrumentalist Lampros haben sich für das Drumrecording mit Eleni Nota (Ankor, ex-Nervosa) ein echtes Powerhouse ins Team geholt. Die Musik wurde von Lampros komponiert, der mit einer Ausnahme auch alle Lyrics geschrieben hat. Die Lyrics zu Pathology Of Time stammen aus Alikis Feder. Inhaltlich geht es, wie bereits in den früheren Werken, um den „Zustand des Menschen“. Dieses Album setzt sich schwerpunktmäßig mit „der Degeneration der menschlichen Seele, der physischen Verkörperung in einer Welt des Schmerzes und des Verlustes, der Erfindung des Egos als Überlebensmittel und seinen geschickten Manövern bei dem Versuch, die menschliche Existenz zu übernehmen.“ Ob es sich bei Desolate Plains um einen rohen Diamanten handelt, der mit diesem Album den nötigen Schliff bekommt, werden wir nachfolgend gemeinsam herausfinden.

Es kommen zwei Töne vom Bass, doch noch bevor man auf die Idee kommen könnte, dass der Song einen seichten Einstieg bekommt, feuert The Curse Of Individuality aus allen Rohren.

Aliki Katriou, Foto: Aris Athanatos

Der Gesang startet rau, aber Aliki, die als Gesangslehrerin tätig ist, schafft scheinbar spielend den Übergang zwischen rauem Gesang, Growling und Clean Voice. Die Varianz ist herausragend und ihre Stimme empfinde ich in allen Fällen als angenehm zu hören. Das Schlagzeug schiebt auch Mirroring The Abyss gehörig voran. Melancholischer, aber dennoch in rasantem Tempo geht es mit Unsustainable Psychological Landscapes weiter. Pathology Of Time gibt einem erst mal die Gelegenheit, ein wenig durchzuatmen. Der Midtempo-Song überrascht dann sogar noch mit einer sehr ruhigen Keyboard-Passage. Insgesamt ist dieser Song melodischer als die ersten beiden Titel, was meinen persönlichen Geschmack schon sehr gut trifft. Interislander ist dann wieder progressiver. Und ich muss es noch mal schreiben, da es mich wirklich beeindruckt, der Gesang ist der Wahnsinn. Die hohe Dynamik und Variabilität bei den übergangslosen Wechseln zwischen den drei Gesangsarten, die Aliki bis hierher performt, ist überragend. Intentional Infliction Of Emotional Distress knüpft nahtlos an und so langsam bin ich auch bei Desolate Plains angekommen. Es ist eine klare Handschrift zu erkennen und spätestens mit dem markanten Gesang ist ein Wiedererkennungswert auf jeden Fall gegeben. The Mark beginnt mit einer Erzählung, die auf Griechisch von Valisia Odell gesprochen wird. Der Song beschreibt innere Zerrissenheit, Selbsthass und Schmerz. Im Gesang gibt ein weiteres Mal neue Facetten zu erhören. Die Tempiwechsel machen den Song zudem spannend. Der Sound des Albums ist auf einem hohen, professionellen Niveau. Alle Instrumente und der Gesang sind perfekt aufeinander abgestimmt, zu keinem Zeitpunkt hat man hier das Gefühl, das etwas zu kurz kommt oder gar untergeht. Die Puristen mögen das als zu perfekt empfinden, mir gefällt es jedenfalls außerordentlich gut. A Leaf’s Journey startet wieder mit harten Riffs und rauem Gesang, auf den ein liebliches Säuseln und clean Vocals folgen. Seid ihr euch wirklich sicher, dass da nur eine Sängerin am Start ist? Auch wenn ich mich wiederhole … Hammer. The Inexhaustible Imperfection Of The World ist dann wohl das andere Extrem auf dieser Scheibe, hier geht es geradewegs gemächlich zu. Theatralisch kommt The Emotional Plague daher. Leicht steigt der Song mit einer Art Keyboard-Intro ein, bevor Schlagzeug und Gitarren loshämmern, um den melancholischen Gesang zu tragen. Sanfte Gitarrenklänge bauen eine entspannte Grundstimmung in Shadows auf. Musik, Tempo und Gesang variieren von melancholisch über düster bis wütend und stützen überzeugend die jeweilige Stimmung in den Lyrics.

Lampros Potamianos, Foto: Aris Athanatos

Lampros gelingt es über alle Songs, die Emotionen der Lyrics zu transportieren. Musikalisch ist er dabei sehr variabel, ob Tempiwechsel, progressiv oder melodisch. Dabei bleibt die Handschrift wie ein roter Faden erkennbar.

Desolate Plains – The Inexhaustible Imperfection Of The World
Fazit
So, ich bin geschafft! Aber auf eine positive Weise. Das Album hat mich voll und ganz abgeholt. Ich brauchte einen Moment, um mich darauf einzulassen, aber mich haben Desolate Plains mit The Inexhaustible Imperfection Of The World in jedem Fall eingefangen. Der variable Gesang von Aliki hat mich total geflasht. Der Musikmix zwischen melodisch und progressiv ist sehr gelungen und der Sound ist top. Ein sehr abwechslungsreiches Werk mit gut erkennbarem rotem Faden. Und um jetzt noch mal auf den rohen Diamanten zurückzukommen … LEUTE, hört euch das Album an und klickt fleißig auf den Folgen-Butten auf sämtlichen Social-Media-Plattformen. Thank you for the music!

Anspieltipps: Pathology Of Time, The Mark und A Leaf’s Journey
Lars T.
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Leser Bewertung3 Bewertungen
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