Event: Gollan Werft Open Air 2023
Band: Fury In The Slaughterhouse, 3 Miles To Essex
Ort: Kulturwerft Gollan, Lübeck, Schleswig-Holstein
Datum: 26.08.2023
Kosten: Stehplatz 69,90 €
Zuschauer: 5.000
Genre: Rock, Hardrock
Link: https://www.fury.de/
Setliste:
- Cut Myself Into Pieces
- Letter To Myself
- Better Times Will Come
- Why Worry?
- Radio Orchid
- Pure Love
- Friendly Fire
- Words
- Dead And Gone
- Haunted Head And Heart
- Dancing In The Sunshine Of The Dark
- So Are You
- Good Day To Remember
- Don’t Give Up
- Trapped Today, Trapped Tomorrow
- Every Generation Got Its Own Disease
- Milk And Honey
- Time To Wonder
Zugabe: - More Than A Friend
- Won’t Forget These Days
Zugabe 2: - Far Cry From Home/Who Am I
- Kick It Out
- Bring Me Home
Fury In The Slaughterhouse, das Rock-Phänomen aus Hannover, schlägt mal wieder zu. 2008 bereits aufgelöst, fand sich die bis dahin erfolgreiche Truppe 2016 wieder zusammen. Eigentlich nur zu einem 30-Jahre-Geburtstagskonzert. Jetzt, zwei Alben und etliche Konzerte später, sind sie erfolgreicher denn je. Das im letzten Monat erschienene Album Hope landete auf Platz eins der Charts. Dies haben sie bisher noch nie erreicht. Auch das vorherige Album Now schrammte knapp daran vorbei.
Die Tour zum Album führt die Band auch zu einem Konzert in den Norden. Das einzige Konzert in Schleswig-Holstein findet auf dem Open-Air-Gelände der Kulturwerft Gollan in Lübeck statt. Mit 5.000 Fans ist das Konzert restlos ausverkauft. Eine Abendkasse findet nicht statt.
Neben den Scorpions verbindet man auch Fury In The Slaughterhouse mit der Landeshauptstadt Niedersachsens Hannover. Dass der Norden auf den Konzertplänen immer so schlecht wegkommt, ist vielen ein Rätsel. Wohnt doch Sänger Kai Wingenfelder mittlerweile in einem kleinen Dorf in der Nähe Schleswigs. Für schleswig-holsteinische Fury-Fans ist es somit nicht leicht, ihre Lieblingsband einmal live zu sehen. So ist es auch für mich erst das siebte Konzert seit 2001. Da die Parksituation in Lübeck an der Kulturwerft schwierig ist, bin ich frühzeitig zur Geländeöffnung dort.
Die Band Fury In The Slaughterhouse unterstützt bei ihren Liveauftritten immer lokale soziale Einrichtungen und Vereine. So ist es auch heute. Die heutige Gruppe ist der Verein Zuckerschnuten e.V.. Hierbei handelt es sich um eine Selbsthilfegruppe für Kinder mit Diabetes und deren Eltern in Schleswig-Holstein und Norddeutschland. Kai Wingenfelder und Schlagzeuger Rainer Schumann kommen auf die Bühne und stellen die Gruppe vor. Ihre Helfer sammeln die Pfandbecher als Spende für ihre Arbeit ein. Schumanns Sohn ist selbst betroffen und so fiel die Wahl auf diese Organisation.
Bei vielen der Konzerte ist Fischer-Z mit der britischen Legende John Watts als Support mit dabei. Wir bekommen es heute im Vorprogramm mit 3 Miles To Essex zu tun. Eigentlich, denn das Duo ist heute auf ein Solo reduziert. Der gebürtige Wolfsburger Volker Rechin präsentiert seine neue EP Caroline auf seinem markanten gelben Sessel allein. Sein Berliner Bandkollege Sebastian Demmin ist verhindert. Eine Dreiviertelstunde hören wir eigene Songs sowie Lieder, die ihm etwas bedeuten.
Punkt 20 Uhr geht dann das Licht an und die Band kommt auf die Bühne. „Rock is not dead“, diesen Slogan beweisen die Furys ab dem ersten Ton. Die schon oft totgesagte Band steht zu großen Teilen noch in Originalbesetzung auf der Bühne. Neben den Brüdern Kai und Thorsten Wingenfelder sind auch Christof Stein-Schneider an der Gitarre und Rainer Schumann am Schlagzeug von Anfang an dabei. Aber auch Gero Drnek am Keyboard ist schon seit 1989 und Christian Decker am Bass seit 1996 dabei. 23 Songs in zwei Stunden stehen auf der Setlist. Neben den neuen Songs des Albums Hope warten die Fans natürlich auf die Million-Seller der Band und sie werden nicht enttäuscht.
Der Opener Cut Myself Into Pieces stammt schon aus 1991 und lädt die Fans sofort zum Tanzen ein. Christof spielt die Eröffnung mit einer eigens hergestellten Hope-Gitarre der Firma Stratmann. Der zweite Song ist dann 30 Jahre jünger. Letter To Myself stammt vom viel umjubelten 2021er-Album Now. Die Einstands-Zeitreise landet dann schon sofort bei dem aktuellen Album Hope. Mit Better Times Will Come treffen sie den Geschmack der Menge. Plaudertasche Kai Wingenfelder gibt aber auch immer mal wieder Kommentare zu den Songs ab. So erfahren wir, dass zum Beispiel der Song Friendly Fire bereits dreißig Jahre nicht mehr gespielt wurde oder dass man selbst bei den irischen Punklegenden von The Pogues als Vorgruppe dabei war und sie selbst zu Songs wie Words animiert haben. Hier kommt Rainer Schumann von seinem Schlagzeug hervor und spielt ein Cajun. Gero Drnek tauscht sein Keyboard gegen ein Akkordeon. Dead And Gone wird begleitet von Tausenden Handytaschenlampen. Von unserer Plattform ein tolles Bild. Kai erzählt vom gestrigen Auftritt beim Rockt Den Förster Festival in Jamel. Hier lehnt sich eine Familie gegen den komplett rechten Bewohnerkreis auf. Weiter gehts mit Haunted Head And Heart vom bereits dreißig Jahre alten Album Mono. Man schreibt einen Superhit und veröffentlicht ihn nur im Internet. Das können sich nicht viele leisten. Mit Good Day To Remember leisten sich Fury einen solchen Song. Immerhin liegt der Hope-Fanbox eine Vinyl-Single mit dem Song bei. Weiter erklärt Kai, wie sie zum Beinamen „Vintage Band“ gekommen sind und widmet den Song Don’t Give Up den sozialen Organisationen. Um den Song Trapped Today, Trapped Tomorrow einzuleiten, erzählt Kai die Story nach einem Auftritt in Berlin und widmet den Titel der Deutschen Bahn. Während er in Richtung Schleswig mit dem Auto eine entspannte Rückreise hatte, benötigte Christof mit der DB satte achteinhalb Stunden für die paar Kilometer bis Hannover. Nachdem Every Generation Got Its Own Disease die aktuelle Umweltsituation beschreibt und eindringliche Maßnahmen einfordert, nimmt Kai bei Milk And Honey ein Bad in der Menge. Er verlässt seine hohe Bühne und singt vor der ersten Reihe weiter.
Nach dem Superhit Time To Wonder ist der offizielle Teil vorüber. Der erste Zugabenblock wird eingeleitet mit der Widmung des Songs More Than A Friend an Freund und (Ex-)Manager Holger Hübner vom Wacken Open Air. Was schenkt man einem Freund zum Geburtstag, der alles hat und nichts möchte? So landete dieser Song auf dem neuen Album Hope. Won’t Forget These Days: Das werden die Fans, die dabei waren, definitiv nicht. Vor dem zweiten Zugabenblock verlässt niemand das Eventgelände. Mit Far Cry From Home/Who Am I, Kick It Out sowie Bring Me Home geht ein denkwürdiger Konzertabend zu Ende.
Fazit: Ein entspannter Konzertabend in einer außergewöhnlichen, noch immer wachsenden, neuen Location. Freundliches, entspanntes Personal und friedliches Publikum bei warmem, trockenem Wetter. Bier fünf Euro, Pfand vom Fury-Becher drei Euro. Merch-Stände der beiden Bands sowie der Kulturwerft. Verpflegungsstände von vegetarisch bis „normal“. Es fehlte an nichts. Mal schauen, wer im nächsten Jahr die Freude haben wird, hier bei dieser großartigen Location spielen zu dürfen. Am Vortag kamen Schlagerfans von Christian Steiffen auf ihre Kosten. Das muss ja nicht (immer) so sein.