Haken – Virus

Vom Vector zum Virus - mit oder ohne Corona

Artist: Haken

Herkunft: London, England

Album: Virus

Spiellänge: 51:53 Minuten

Genre: Progressive Metal, Djent

Release: 05.06.2020

Label: Inside Out Music

Links: http://www.hakenmusic.com
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Bandmitglieder:

Gesang – Ross Jennings
Gitarre und Keyboard – Rich Henshall
Gitarre – Charlie Griffiths
Bassgitarre – Conner Green
Keyboard – Diego Tejeida
Schlagzeug – Raymond Hearne

Tracklist:

  1. Prosthetic
  2. Invasion
  3. Carousel
  4. The Strain
  5. Canary Yellow
  6. Messiah Complex i: Ivory Tower
  7. Messiah Complex ii: A Glutton For Punishment
  8. Messiah Complex iii: Marigold
  9. Messiah Complex iv: The Sect
  10. Messiah Complex v: Ectobius Rex
  11. Only Stars

Wer kommt auf die Idee, im Frühsommer 2020 in Europa ein Werk auf den Markt zu werfen mit dem Namen Virus? Der hat doch einen Haken! So oder ähnlich könnte man erst mal den Bandnamen und Albumtitel interpretieren.

Seit der Veröffentlichung von Vector im Oktober 2018 waren Haken u. a. als Support für Devin Townsend in Europa und Nordamerika unterwegs und während der Zeit wurde auch am Nachfolger von Vector, Virus, gearbeitet.

Schlagzeuger Ray Hearne enthüllt: „Seit der Veröffentlichung von The Mountain im Jahr 2013 wurde uns immer wieder die Frage gestellt: Wer ist der Kakerlaken-König? Dies ist etwas, das wir auch tiefer erforschen wollten, also haben wir das im Wesentlichen durch unsere Musik getan; Ausarbeitung und Erweiterung der intervallischen, harmonischen, rhythmischen und lyrischen Themen dieses Liedes. Das Endergebnis ist ein Bogen, der sich über zwei Alben erstreckt: Vector und Virus.“

Wenn Vector eine Ursprungsgeschichte war, zeigt Virus einen Aufstieg zu Macht, Tyrannei und anschließendem Endspiel. Der Anfangstrack Prosthetic verbindet die beiden Alben, auf denen Narben institutionellen Missbrauchs in den Mittelpunkt gerückt werden. Dieser sechsminütige Ansturm brutalen Riffs führt zur Ausbreitung eines Virus, der alle Aspekte unseres Lebens betrifft, sei es biologisch, psychologisch, technologisch, ökologisch oder politisch.

Gemischt wurde Virus von Adam „Nolly“ Getgood. Gitarrist Richard Henshall sagte über die Produktion: „Die Verwendung von Nolly war wieder ein Kinderspiel, da wir wollten, dass die beiden Alben klanglich miteinander verbunden werden. Aber nachdem wir gerade einen Tag mit ihm in seinem Studio verbracht hatten, ist es offensichtlich, dass dieses Album eine Weiterentwicklung des Vector Sounds sein wird. Diese Songs scheinen viel mehr Freiheit bei der Produktion zu ermöglichen, daher sind wir gespannt, wohin sie führt. “

Die ersten fünf Songs des Albums sind kürzer strukturiert und zeichnen sich jeweils durch eine andere Ästhetik aus, als die Haken Klangpalette. Der abschließende Track bindet den gesamten Bogen abschließend. Das Kronjuwel des Albums ist vielleicht der 17-minütige Messiah Complex, der als fünfteilige Suite präsentiert wird. Bassist Conner Green erklärt: „Ich denke, dies ist der bislang ehrgeizigste und herausforderndste Haken Song, aber er kam nahtlos zusammen, als wir alle zusammen auf der Devin-Tour waren. Nachdem wir jeden Abend unseren Supportslot gespielt hatten, wollten wir uns unbedingt in der Buslounge versammeln, die wir zu einem provisorischen Aufnahmestudio gemacht hatten. Wir haben fast jede Nacht damit verbracht, die Songarrangements, Gesangslinien und Texte zu perfektionieren. Es war ein aufregender und inspirierender Prozess, der meiner Meinung nach zu einem besonders zusammenhängenden Album geführt hat.

Haken wurden 2007 gegründet und veröffentlichten fünf Studiowerke. 2010 erschien der Erstling Aquarius und quasi im Zweijahresrhythmus (Visions 2011, The Mountain 2013, Affinity 2016 und Vector 2018) gab es neue Musik des Sextetts. Album Nummer sechs in 2020 mit einem Titel, der wohl kaum besser zum momentanen Zeitgeschehen passen könnte.

Wie bereits angesprochen ist der Opener das verbindende Element zwischen Vector und Virus. Prosthetic legt kräftig los und haut dem Hörer ein Riffgewitter um die Ohren. Haken zeigen eine überraschende Härte und Dynamik, die mir persönlich zu gefallen weiß. Dazu hat die Nummer keine sechs Minuten Laufzeit, also eher ein kurzer Übergang von Vector zu Virus. Invasion kommt mit deutlich mehr Haken und weit progressiver aus den Boxen. Die gut sechs Minuten sind aber nicht zu verschachtelt und bleiben meines Erachtens durchaus zugänglich für progressive Musik mit einem Sound, den man denglisch in Richtung Djent einsortieren würde. Carousel ist mit mehr als zehn Minuten Laufzeit schon mal ein Langläufer. Hier wird so ziemlich alles verpackt, was die Herren auf ihrer musikalischen Speisekarte stehen haben. Gesangliche Abwechslung und starke Arbeit an den Saiten reichen sich die Hand. Ein spannender Track, welcher wohl für jeden Anhänger von progressivem Sound von Interesse sein dürfte. The Strain und Canary Yellow knüpfen an Carousel an und bieten ebenfalls reichlich Abwechslung mit einem leicht höheren Djent-Sound Einschlag bei The Strain vs. Carousel. Wie in der Vorschau erwähnt, folgt anschließend ein fünfteiliger Song Namens Messiah Complex. Ivory Tower drückt erst mal das Gaspedal etwas nach unten durch zum Start, hat einige Tempo Breaks verbaut, hat aber nicht den Überraschungseffekt anderer Titel auf dem Werk. A Glutton For Punishment erinnert vom ersten Ton an Meshuggah und liefert durchgehend härtere Töne. Marigold liefert zum Start ca. eine knappe Minute Interlude, dann geht es im Style von A Glutton For Punishment weiter. Der Übergang zu The Sect geht fast unter und schließt sich folglich den Worten zu Marigold an. Ectobius Rex verlässt etwas die Meshuggah Welt und es geht mehr in Richtung von The Strain, mit weniger Abwechslung, dafür aber mit deutlich härteren Gitarrensound. Für mich der Stärkste der fünf Teile. Only Stars ist der Rausschmeißer mit sanften Tönen über ca. zwei Minuten als Outro.

Haken – Virus
Fazit
Technisch nahezu unglaublich hohes Niveau liefert das Sextett aus London mit Virus ab. Viel zu kritisieren gibt es nicht. Der Fünfteiler ist evtl. der Part, der bis auf den letzten Teil die geringste Abwechslung liefert und etwas zu sehr an eine Band aus Nordschweden erinnert. Dafür gibt es mit Carousel einen schon fast unglaublich dynamischen und abwechslungsreichen Track als Gegenstück. Ganz hohe Kunst zwischen progressivem Metal und Djent liefern die Engländer mit einem sehr zeitgemäßen Albumtitel. Klare Empfehlung für Freunde in Richtung Djent und Progressive Metal.

Anspieltipps: Prosthetic, Carousel, The Strain und Messiah Complex v: Ectobius Rex
Jürgen F.
9.5
Leser Bewertung10 Bewertungen
9.3
9.5
Punkte