Mission Ready Festival am 29.06.2024 im Eventzentrum Geiselwind

Mission Ready auf neuem Gelände lockt trotz Hitze 5.000 Besucher an – Headliner Sum 41 wird seiner Rolle gerecht

Festivalname: Mission Ready Festival

Bands: Sum 41, Me First And The Gimme Gimmes, Agnostic Front, Madball, Itchy, Peter And The Test Tube Babies, Blood Command, U.K. Subs, Ryker’s, The Headlines, Svetlanas, Melonball

Ort: Eventzentrum Geiselwind

Datum: 29.06.2024

Kosten: 91,50 €

Genre: Punk Rock, Hardcore, Ska

Besucher: ca. 5.000

Veranstalter: Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbH

Link: https://www.missionready-festival.com/

Melonball

Auch das fünfte Mission Ready Festival hat wie eine Bombe eingeschlagen. Und trotz Hitze, Schlangen am Bierstand und zwei Bühnen, die sich manchmal in der Spielzeit überschreiten, kamen rund 5000 Fans in die neue Location. Der Giebelstädter Flugplatz bleibt dieses Jahr wegen bautechnischer Maßnahmen geschlossen, so zumindest die ursprüngliche Pressemeldung. In Wirklichkeit musste das Festival wegen eines Gebietsschutzes eines in der Bodenseeregion stattfindenden Festivals umziehen. Ob damit Geiselwind als Austragungsstätte bleibt, wird sich zeigen. Während auf der Innenbühne bereits ab 14 Uhr Melonball das Festival eröffnen und für die erste Bewegung vor der Bühne sorgen, eröffnen Svetlanas um 14:30 Uhr, eine russische Thrashcore- und Punkrockband, die Außenbühne mit ihrem Programm. 

U.K. Subs

Die zweite Band auf der Ready Stage im Innenbereich ist eine wahre Institution und selbst von den NYHC-Urvätern Agnostic Front wird ihnen Verehrung entgegengebracht. Natürlich ist hier die Rede von U.K. Subs. Die Band wurde bereits 1976 als eine der ersten Punkbands in London gegründet und Charlie Harper steht trotz seiner 80 Jahre noch fest auf den Brettern dieser Welt, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so agil wie in jüngeren Jahren. Die Stimmung ist ausgelassen und spätestens bei dem Hit Riot singt gefühlt jeder Fan mit. 

The Headlines

Danach das erste Highlight meiner Kollegin Anja, The Headlines. Die Schweden überzeugen mit Energie und Spielfreude und beschweren sich beim Publikum, „wer das „Shit Wetter“ bestellt hat und das Southside letzte Woche bessere Temperaturen hatte“. (Dort war letzte Woche Regen und Schlamm ohne Ende, Anm. d. Red.) Die Hitze ist aber gerade auch unerträglich und Respekt vor der Band und den Fans, die trotzdem bei In The End, Upstarts, Punk Rock Radio, Spirits, Blown To Bits und Heartache 45 satte Minuten abrocken.  

Blood Command

In der Zwischenzeit haben Blood Command die Indoor Stage geentert. Die von Yngve Andersen und Sigurd Haakaas im norwegischen Bergen gegründete Band hat sich mittlerweile die australische Sängerin Nikki Brumen als Frontfrau gesichert, die mit ihrer extravaganten Bühnenpräsenz für Aufsehen sorgt. Ihr Stilmix aus Hardcore und Punk gepaart mit R&B und Disco funktioniert und sorgt für ein schweißtreibendes Sportprogramm vor der Bühne, welches gekrönt wird von Nikkis Crowdsurfing-Einlage.

Madball

Eine knappe Stunde dürfen außen jetzt Madball ran. Zwar sind die keine Headliner, aber der Platz ist gut gefüllt und viele Fans sind auch extra wegen der US-Band angereist, die den sogenannten New York Hardcore vertreten, ähnlich wie Agnostic Front und Sick Of It All. Sie werden auch nicht enttäuscht. Und es gibt unter anderem Born Strong, Freight Train, Lone Wolf, The Fog und Smile Now Pay Later zu hören. Sänger Freddy Cricien ist schon längst oberkörperfrei, genießt den Kontakt mit der Menge und versorgt diese auch reichlich mit Wasser. 

Innen kann man parallel Peter And The Test Tube Babies hören, eine klassische Punkrockband, die Ende 1978 in England gegründet wurde. Der Außenbereich wird von den Ryker’s mit einer gehörigen Portion Hardcore abgeschlossen. Die Kasseler Band gehört mit zu den einflussreichsten Hardcore-Bands Europas und wurde 1992 gegründet. 

Itchy

Ab jetzt geht es Schlag auf Schlag im Indoor-Bereich. Itchy, ihres Zeichens Pop-Punk-Band aus Eislingen, sind bereits seit 2000 auf dem Markt, seit 2017 haben sie sich von dem Beinamen „Poopzkid“ getrennt und sind mit einer der Großen in der deutschen Punk-Szene. Sie kennen Sum 41 schon seit 15 Jahren und freuen sich „mit ihnen noch mal die Bühne zu teilen”. Musikalisch hauen sie unter anderem No One’s Listening, Faust, Thoughts & Prayers, Black, Out There, Dancing In The Sun raus und spielen ab 18:10 Uhr satte 45 Minuten. 

Agnostic Front

Um 19:15 Uhr sind die Urgesteine von Agnostic Front auf der Bühne, die mich und meine Kollegin sichtlich begeistern. Guter New York Hardcore, der auf die Gehörgänge einschlägt und eine tobende Menge vor der Bühne, die den Circle Pit von Itychy um Längen schlägt. Kracher um Kracher wird gespielt wie The Eliminator, Dead To Me, My Life My Way, Victim In Pain, Power, Gotta Go, Police State und als Abschluss Blitzkrieg Bop von den Ramones. Gitarrist Vinnie Stigma lässt es sich nicht nehmen, im Circle Pit zu spielen – das Alter merkt man den Jungs echt nicht an. Ein tolles Set, tolle Band!  

Me First And The Gimme Gimmes

Die darauffolgende Band kann meine Kollegin leider nicht so begeistern. Songs aus den 60ern und 70ern, die als Punk Songs gecovert werden. Aber viele finden die 1995 gegründete Punkrock-Coverband Me First And The Gimme Gimmes richtig gut und singen ihre gecoverten Songs lautstark mit. Auch ich empfinde den Auftritt als recht amüsant. Sie glänzen nicht nur durch ihre Outfits, sondern auch durch gutes Deutsch. Dass sie dafür den Jungen im Publikum als Loser bezeichnen, weil er nichts arbeite, ist nicht ganz so toll. Also doch lieber die Songs anhören wie z.B. Jolene, Straight Up, Love Will Keep Us Together, Don´t Cry For Me Argentina, Dancing Queen, Over The Rainbow usw. Und da Fat Mike, der normalerweise hinter dem Bass steht, gerade mit NoFX auf Abschiedstour ist, hat man keinen Geringeren als C.J. Ramone für den Posten verpflichten können. 

Anja nutzt lieber die Pause, um wie viele andere Fußball zu sehen, sich noch mal an den Essens- und Getränkeständen zu stärken und sich um dann auf den Headliner des Abends zu freuen – Sum 41. 

Sum 41

Die kanadische Punk-Legende, die nach 27 Jahren aufhört und im Rahmen ihrer Welttournee nur noch wenige Konzerte vor sich hat, spielt zum vorletzten Mal beim Mission Ready in Deutschland. Gefühlt alle 5000 Besucher rocken vor der Bühne, wenn Sänger Deryck Whibley mit seiner Band die Stage betritt. Passend zum Abschied gibt es noch ein Doppelalbum Heaven :X: Hell, dessen Singleauskopplung Landmines auch schon am Start ist – und natürlich auch gespielt wird. Es ist voll, laut, eng, heiß und ein Song nach dem anderen wird runtergespielt. Den Aufrufen, die Seiten zu wechseln, in die Knie zu gehen, zu hüpfen oder den Circle-Pit zu vergrößern, gehen alle nach, nachdem Deryck die Zuschauer immer liebevoll als „Ladys and Gentlemans“ bezeichnet.

Sum 41

Begeisterungsrufe gibt es fürs neue Album, Buh-Rufe dafür, dass die beliebte Band aufhören will. Gefühlt 1000 Mal ist ein „Thank you, Thank you, Thank you“ von ihm zu hören – und „from the bottom of my heart we will say we love you“ – Ich denke schon, dass die Band die letzten Auftritte sehr bewegt und sie wirklich auch mit Freude bei ihren Songs dabei sind. Über Motivation-88, The Hell Song, Over My Head (Better Off Dead), No Reason, Underclass Hero, In Too Deep, das Queen-Cover We Will Rock You – alles ist dabei. Und sogar, nachdem die Musiker gegangen sind, kommen sie noch mal für einen Song – Still Waiting – heraus. Ein würdiger Abschluss eines gelungenen Festivals! 

Sum 41

Generell empfand ich mein erstes Mission Ready Festival als super. Wir hatten einen unkomplizierten Check-in, eine super Betreuung vor Ort und die Tatsache, dass die Hauptbühne in die Halle verlegt wurde, habe ich aufgrund der Temperaturen sehr begrüßt. Liebes MRF-Team, egal ob Geiselwind oder Giebelstadt, ich komme gerne wieder!

Besonderen Dank möchte ich abschließend meiner Kollegin Anja S. widmen, die diesen Bericht in großen Teilen in kürzester Zeit geschrieben hat, wodurch ich ihn nur noch ergänzen und mit einer Galerie bestücken musste.