Obscurial – Heretic

Dunkle und tödliche Wolken schweben über Kuala Lumpur

Artist: Obscurial

Herkunft: Malaysia

Album: Heretic

Genre: Death Metal

Release: 22.04.2024

Label: Violence In The Vein

Link: https://www.facebook.com/obscurialmusic

Bandmitglieder:

Gesang – Dee
Gitarre – Naim
Gitarre – Afiq
Bassgitarre – Arap
Schlagzeug – Adam

Tracklist:

1. Hexed
2. Blasphemous Cult
3. Circle Of Heretics
4. Maggot Incubation
5. Locust Plague
6. Serpentspawn
7. Carrion Disease
8. A Cure For Sickness
9. Endless Trauma

Ich bin immer wieder begeistert, wie viele Bands aus Indonesien oder Malaysia aktiv sind und den Spirit des Death Metals aufrechterhalten. So auch die Band Obscurial aus Kuala Lumpur (Malaysia). Nach einem Demo und einer Single erschien im Jahre 2021 das Erstwerk namens Funeral, Burial And Rites. Nun legt man Album Nummer zwei nach.

Und wieder startet das Unterfangen mit einem Intro (Hexed) und wie so oft kann dieses aus einem Horrorfilm stammen oder könnte dafür verwendet. Achtzig Sekunden Vorwarnung, am Ende wird kurz die Spannung aufgebaut und dann legt man mit Blasphemous Cult so richtig los. Die Drums dürfen zuerst ran. Die Produktion ist auf alt bzw. auf Retro getrimmt und klingt schon einmal dreckig und bösartig. Nach einem chaotischen und krachenden Beginn wechselt man in einen atmosphärischen Part, um dann einen fetten Midtempo-Groove herauszuholen, der aber schnell vorgetragen wird. Dann noch einmal dieser atmosphärische Moment mit aufheulender Gitarre. Und erneut ein Wechsel. Nun geht es ab ins Uptempo. Schöne Ballereinlage mit geilem Riffing. Dann wieder dieser schnelle Midtempopart und der atmosphärische Moment, der ein wenig ausgearbeitet wird, um ihn dann mit einem Blastbeat zu vernichten. Am Ende verschleppt man das Tempo noch ein wenig und Feierabend. Viel auf und ab und man weiß nie so wirklich, was passiert. Ob die Burschen es selber vorher wissen?

Circle Of Heretics kommt dann auch gleich zu Beginn sehr druckvoll aus den Boxen geeiert. Mit recht technischem Riffing schreitet man vorwärts. Dieses klingt aber, auch durch die Verschleppung der Drums, richtig gemein und böse. So schleppt man sich eher vorwärts und kommt mit Gitarrenquietscher um die Ecke. Das Tempo wird dann erhöht, die Double Bass verbreitet sehr viel Gewalt. Der Anfangspart wird noch einmal kurz eingestreut, um dann in ein Stakkato-Gewitter umzuswitchen. Klingt dann alles ein wenig verwirrend, passt aber. Man kann sehr viel erleben. Das Tempo wird zugunsten eines atmosphärischen Solos herausgenommen. Dieser Part wird dann einmal so richtig zelebriert – ganz langsam zieht man dann durch das Universum und baut ihn so richtig aus. Auch hier bleibt man technisch anspruchsvoll. Kommt sehr geil, weil der Part sich auch innerhalb verändert. Er wird immer weiter ausgebaut, bis dann Schluss ist.

Man geht dann gnadenlos in den Song Maggot Incubation über. Und das passt. Man kommt ja vom vorherigen Song aus einer eher beruhigenden Phase und bietet dann gleich ein absolutes Blastbeat-Gewitter. Der Song bleibt, auch wenn man ein wenig vom Gas geht, die ganze Zeit schnell. Genau mein Ding. Der tiefe und fiese Gesang passt genau. Nach 150 Sekunden verschleppt man dann das Tempo mal ein wenig, um dann wieder richtig Fahrt aufzunehmen. Schön brutal, stehe ich drauf. Kontrollierte Hektik macht sich breit, aber diese wird positiv genutzt. Dann ein geiler Midtempopart mit Stakkato-Riffing zu Beginn und melodischem Ende. Und natürlich darf der atmosphärische Part nicht fehlen. Ein Markenzeichen von Obscurial. Dieser ist auch richtig geil. Diese traurig schaurige Melodie, die trillernd dargeboten wird. Dieses Mal ist der Part aber nicht so lang, sondern man wechselt gleich wieder in einen aggressiven und schnellen Moment. Diese betonenden Riffs danach schocken auch und so nimmt man noch einmal richtig Fahrt auf und bedient den Fan. Macht wohl Laune. Der Song geht über sechs Minuten, aber das spürt man irgendwie überhaupt nicht.

Diese schon mehrfach erwähnten atmosphärischen Passagen mit teilweise old schooligem Riffing, wie z.B. beim Song Locust Plague, haben die Burschen echt drauf und so entwickeln sie schon ihr eigenes Ding. Es entsteht eine eigene Dynamik, die zu einer zersplitterten und verwüsteten Dynamik führt, die einen durchaus mitreißen kann. Lang gezogene, teilweise melodische Leads gehen Hand in Hand mit druckvollen, groovigen Momenten, um dann einen hektischen technischen Part zu verwenden, wie z.B. bei Serpentspawn. Alles klingt recht dunkel und düster.

Wenn sie langsam und dunkel klingen, so wie der Beginn von Carrion Disease, ziehen sie einen schon sofort in den Abgrund. Zum Glück steigern sie dann das Aggressionspotenzial und man kann sich wieder nach oben arbeiten.

Oder dieser druckvolle Midtempopart mit eingängigen, absolut geilen Riffs beim Song A Cure For Sickness. Stark. Obwohl der Song fast neun Minuten lang ist und ich eigentlich keine langen Songs mag, habe ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, der Song müsste enden. Brett!

Ein sehr ausgetüfteltes Songwriting und auch der Gesang ist recht variabel. Macht wohl Laune.

Obscurial – Heretic
Fazit
Die aus Malaysia stammende Band Obscurial bietet Death Metal, der old schoolig klingt, aber auch eigenständig ist. Das Songwriting ist sehr abwechslungsreich und so hat man neben bösen, atmosphärischen Passagen auch viele Blastbeats am Start, kann im Midtempo drücken und Grooven haben sie auch drauf. Durch die auf alt getrimmte Produktion schweben ein Hauch des Todes und viel Dunkelheit mit. Die Burschen haben schon viele Einflüsse - Bands wie Bolt Thrower und Pestilence auf der einen Seite und Morbid Angel, Diabolic und Monstrosity auf der anderen Seite standen bestimmt Pate und wurden im Proberaum gehört, aber durch dieses Hinzufügen von dunklen Passagen machen sie schon irgendwie ihr eigenes Ding.

Anspieltipps: Maggot Incubation und A Cure For Sickness
Michael E.
7.9
Leserbewertung1 Bewertung
9
7.9
Punkte