Event: We’re The Bastards Tour 2022
Bands: Phil Campbell & The Bastard Sons, Special Guests: Nitrogods, Support: Crossplane
Ort: Gruenspan, Hamburg
Datum: 14.10.2022
Kosten: 38,85 €
Zuschauer: ca. 500
Genre: Hard Rock, Rock ’n‘ Roll
Link: www.philcampbell.net
Setlisten:
- In My Veins
- Brave New World
- Take It Or Leave It
- RNR Will / Rollin‘
- Fastlane
- Dance With The Devil
- Easy Lay
- All Hell
- Black Car Driving Man
- Rebel Dayz
- Rancid Rock
- At Least I’m Drunk
- Lipsynch Stars
- Rats & Rumours
- Take It To The Highway
- Damn Right (They Call It Rock’n’Roll)
- Whiskey Wonderland
- Wasted In Berlin
- Iron Fist
- We’re The Bastards
- Rock Out
- Freak Show
- Going To Brazil
- Animals
- Get On Your Knees
- Damage Case
- Dark Days
- Ace Of Spades
- Silver Machine
- Ringleader
- R.A.M.O.N.E.S.
Encore: - Over The Top
- Lost Woman Blues
- Overkill
Es ist nicht das erste Mal, dass ich das Motörhead-Urgestein mit seiner Family sehen darf. Nur, dass das letzte Mal viel zu lange her ist. 30.09.2020 in Kolding: Ersatzlos gestrichen, 27.04.2021 in Hamburg: Verlegt. Doch nun endlich steigt die Party wieder einmal. Mittlerweile ist der Familienclan mit seinem zweiten Longplayer unterwegs. Standen 2019 noch Songs von Papis Soloalbum Old Lions Still Roar auf der Setliste, ist dies nun nicht mehr notwendig.
Aber erst mal von Anfang an, denn die Truppe hat sich Special Guests eingeladen. Punkt 20 Uhr beginnen Crossplane die Bühne zu entern. Der Name Crossplane stammt aus der Welt der Motoren und ist die meistverwendete Kurbelwellenbauart für V8-Aggregate. Das deutet ebenso auf Highway und Rock ’n‘ Roll hin wie der Name der gerade erschienenen Scheibe Fastlane der vier Jungs aus dem Ruhrpott. „We’re Crossplane and we play Rock ’n‘ Roll“ steht ganz groß auf ihrer Homepage. Wenn das man nicht Zufall ist … Bisher kannte ich die Jungs noch nicht, aber nach der Acht-Songs-Kostprobe werde ich sie im Auge behalten. Wie selbstverständlich spielen sie mit dem (noch spärlichen) Publikum. Sie gehen auf die Erwartungen ein und animieren ständig zum Mitmachen. Ihr Rock ’n‘ Roll geht richtig in die Beine und Angst vor der Kamera haben sie auch nicht. Bravourös wird gepost, was das Zeug hält. Kurz bevor ich den Graben verlassen muss, kommt Gitarrist Alexander „Alex“ Störmer noch in den Graben und fordert mich heraus. Kein Wunder, dass auch schon Szenegrößen wie Black Label Society, ‚77, Chrome Division oder Sodom sich die Arbeit der Vier gesichert hatten. Ihr 30-Minuten-Gig macht nachhaltig Dampf.
Rekordverdächtige zehn Minuten später stehen die Mannen von Nitrogods auf der Bühne. Gitarrist Henny Wolter, ehemals Primal Fear, hat die Band gegründet und mit nunmehr vier Alben an die Spitze der deutschen Szene gebracht. Dies bestätigen auch die vielen Nitrogods-Shirts im Publikum. Wie sich die Truppe vorbereitet, bleibt mir ein Rätsel, denn als Herkunft steht mit Hannover und Stuttgart nicht gerade ein nachbarschaftliches Verhältnis zu Buche. Noch immer ist das Publikum übersichtlich. Dies dürfte allerdings dem heutigen Überangebot geschuldet sein. Es ist Derbytime in der zweiten Fußball-Bundesliga. Der FC St. Pauli, in dessen Stadtteil-Herz auch das Gruenspan liegt, spielt heute gegen den Stadtrivalen Hamburger SV. Diejenigen, die jedoch schon vor der Bühne stehen, bekommen einen Straßen Rock ’n‘ Roll um die Ohren, der sofort ankommt. Auch ihr Stil erinnert an Motörhead. Sie spielen jedoch bis auf das Thunderhead-Cover Take It To The Highway eigene Songs und wissen damit zu begeistern. 45 Minuten hat das Trio, um ein Best-of seines Schaffens zum Besten zu geben, bevor um 22 Uhr der Hauptact auf die Bühne kommt.
Der FC St. Pauli hat das Stadtderby hoch gewonnen, der Saal ist nun gut gefüllt und die Stimmung ausgelassen. Die Waliser Phil Campbell & The Bastard Sons sind mit ihrem zweiten Album We’re The Bastards auf Tour. Ein Album, das jedoch schon im November 2020 erschienen ist. Die Pandemie bremste die Familie aus. Im Programm zur Hälfte eigenes Material, zur Hälfte Motörhead. Phil Campbell kann seine Vergangenheit halt nicht leugnen. Warum auch, denn seine Söhne bringen mit gesanglicher Unterstützung von Joel Peters die Klassiker so stark, dass die Begeisterung dafür ungebrochen hoch ist. Der Familienclan Campbell brennt ein wahres Feuerwerk mit dem Mix aus eigenen und den Klassikern ab. Vadder Campbell, provokant mit einem Berlin-Shirt, setzt aus seiner umfangreichen Gitarrensammlung nur vier Stück ein. Neben seiner Lieblings-LAG noch zwei Les Paul und für den letzten Block seine vergoldete Custom-V mit Motörhead-Logo. Der letzte Konzertteil gehört passend dazu komplett der Geschichte. Mit Ace Of Spades von Motörhead und Silver Machine von Hawkwind droht sich das Ende an, mit Overkill als letzter Zugabe nach eineinhalb Stunden gehen auch die alten Motörhead Fans, von denen reichlich da waren, zufrieden nach Hause.
Fazit: Jeder Motörhead-Fan, der die Chance hat, eines dieser Konzerte zu erleben, sollte die Chance nutzen. Zwar grarrzt Lemmy nicht mehr sein „We are Motörhead and we play Rock ’n‘ Roll“ ins Mikro, musikalisch kommen die Söhne von Motörhead-Urgestein Phil Campbell jedoch locker an die großen Fußstapfen heran. Auch das Programm besteht zu einem Drittel aus Motörhead-Titeln, die eigenen Songs setzen die Tradition ebenso fort und reihen sich nahtlos in die Setlist ein. Apropos Setlist. Jedes Konzert ist anders, vor jedem Gig wird sich zusammengesetzt und eine neue Liste aus dem Repertoire erstellt.