Rock Am Bach am 09.06.2019 im Stangenbachstadion in Zimmern / Urloffen

John Diva & The Rockets Of Love, Supernova Plasmajets & Stadtruhe rocken die Ortenau

Event: Rock Am Bach 2019

Headliner: John Diva & The Rockets Of Love

Vorgruppen: Supernova Plasmajets, Stadtruhe

Ort: Stangenbachstadion, Im Griesenrain 3, 77767 Zimmern / Urloffen

Datum: 09.06.2019

Kosten: 15,00 € AK

Genre: Rock, Hard Rock, Hair Metal, Glam Rock, Poprock, Melodic Heavy Rock, Glam Metal

Veranstalter: FV Urloffen e.V. http://www.fv-urloffen.de

Links: https://rockambach.wixsite.com/home und https://www.facebook.com/rockambachurloffen/

Setlisten:

Stadtruhe:
01. Intro
02. Wellenbrecher
03. Rückenwind
04. Musik
05. ?
06. Idiotie
07. Wettlauf
08. Streben Nach Glück
09. Jung Sein
10. Hinter Glas
11. Strom Der Zeit
12. Uhrwerk
13. #
14. Kind Sein (Zugabe)

Supernova Plasmajets:
01. Supernova Team
02. Fallin` Backwards
03. Will I Ever Know
04. Maniac (Michael Sembello Cover)
05. Turn Around
06. Fade Away
07. Faster
08. Hangin` On My Lips
09. Tell It To My Heart (Taylor Dayne Cover)
10. Fear
11. Hold You Close
12. Turn Off The Lights
13. Leave Forever
14. Nothings Gonna Stop Me Now

John Diva & The Rockets Of Love:
01. Get It On
02. Whiplash
03. Lolita
04. Here I Go Again (Whitesnake Cover)
05. I Was Made For Lovin` You (Kiss Cover)
06. I Love Rock ’n’ Roll (Joan Jett & The Blackhearts Cover)
07. Hush (Deep Purple Cover)
08. Drumsolo
09. Rock ’n’ Roll Heaven
10. Dance Dirty
11. Wild Wild Life
12. Just A Night Away
13. Poison (Alice Cooper Cover)
14. Living On A Prayer (Bon Jovi Cover)
15. Paradise City (Guns n’ Roses Cover)
16. We`re Not Gonna Take It (Twisted Sister Cover)
17. Don`t Stop Believin` (Journey Cover) (Zugabe)

Sommer, Sonne, Urloffen – so war es zumindest geplant. Nun gut, der Sommer legt heute eine kleine Pause ein und die Sonne hält sich ein bisschen zurück, dennoch startet am heutigen Pfingstsonntag auch die Festivalsaison in der Ortenau. Das kleine, aber sehr feine Rock Am Bach Festival im Stangenbachstadion in Zimmern / Urloffen geht mittlerweile in die 14. Runde, und hat mit dem Headliner John Diva & The Rockets Of Love aus San Diego ein echtes Highlight zu bieten. Als ich gegen 17:00 Uhr am Sportplatz ankomme, bin ich natürlich mal wieder viel zu früh, doch der Einlass hat schon begonnen und laut ist es zumindest auch schon. Die Dame an der Abendkasse ist etwas unorganisiert, denn als ich nach meinem Fotopass frage, schaut sie mich nur fragend an. Wahrscheinlich ist ihr nur gesagt worden, sie soll sich an die Kasse setzen und kassieren, denn von Fotopass hat sie noch nie gehört und eine Gästeliste liegt nicht vor. Dennoch geht alles völlig unkompliziert über die Bühne und zwei Minuten später stehe ich vor eben dieser, auf der gerade der Soundcheck durchgeführt wird. Auffällig: Auf der mittelgroßen Bühne sind drei Drum-Kits aufgebaut, um die Umbaupausen möglichst kurz zu halten. Am Nachmittag wurde hier offenbar noch Fußball gespielt, denn viele laufen noch in Sportklamotten rum, doch jetzt richtet sich das Augenmerk immer mehr auf die große Bühne, die etwas außerhalb des Spielfeldes neben dem Vereinsheim aufgebaut wurde. Da ich super früh dran bin, bleibt noch Zeit für etwas Small Talk und etwas Herzhaftes zwischen die Kiemen.

Relativ pünktlich gegen 19:30 Uhr tut sich dann im Bühnenbereich langsam was und kurz darauf betritt auch die erste Band des Abends die Bühne. Stadtruhe, eine recht junge Band aus Potsdam, die extra für den heutigen Abend angereist ist. Ich habe von der Band noch nie gehört und alleine der Bandname irritiert schon etwas, denn eigentlich sollte es heute doch laut und rockig werden, oder etwa doch nicht? Zuerst betritt Vico Grottschreiber die Bühne und besetzt die Schießbude, danach folgt die Saitenfraktion in Form der beiden Gitarristen Thomas Paelecke und Jan Malich, sowie Bassistin Lea Ciara Czullay. Erst als das Intro zu Ende geht, stürmt auch Sängerin Laura Walter auf die Bühne und die Band steigt mit einem Song namens Wellenbrecher in ihr Set ein. Die Band hat es als Opener recht schwer, denn viel Publikum ist noch nicht vor Ort. Ein paar wenige Leute verteilen sich an den verschiedenen Getränkeständen, oder stehen in kleinen Grüppchen zusammen, doch nach und nach strömen immer mehr Leute auf das Gelände. Die Band ist dennoch sichtlich bemüht und gibt alles, doch so richtig will der Funke nicht überspringen. Musikalisch bewegt man sich hier ganz klar in poppigen Gefilden, in die immer mal wieder rockige und punkige Elemente mit einfließen. Die Band selbst bezeichnet ihren Stil als eingängigen Rock mit Pop-Einschlag, ich dagegen würde es eher als eingängigen Pop mit Rock-Einschlag bezeichnen. Die durchweg deutschsprachigen Songs sind durchaus Mainstream und radiotauglich und dürften der breiten Masse durchaus gefallen. Songs wie z.B. Rückenwind, Idiotie, Streben Nach Glück oder auch Strom Der Zeit erinnern sehr an bekannte deutsche Acts wie Silbermond, Juli oder Revolverheld. Am auffälligsten ist hier natürlich Frontfrau Laura, die sehr aktiv auf der Bühne agiert und auch eine sehr einprägsame Stimme aufzuweisen hat. Auch ihr Zusammenspiel mit dem zweiten Mädel, Bassistin Lea Ciara, die zudem auch bei My Inner Circle und Red Cardinal aktiv ist, ist gut abgestimmt. Der Rest der Truppe sollte allerdings noch ein wenig an der Bühnenpräsenz arbeiten, allen voran Gitarrist Jan Malich, der sich während des gesamten Auftrittes eigentlich nur unter seinem Baseball Cap versteckt hält und den Bühnenboden genaustens in Augenschein nimmt. Sängerin Laura versucht immer wieder, das noch recht spärliche Publikum vor die Bühne zu locken, was aber nicht wirklich von Erfolg gekrönt ist. Was nun aber nicht heißen soll, dass die Potsdamer hier und heute alles falsch machen. Nein, was sie hier abliefern, ist durchaus okay und bei einem Stadtfest, oder auch einem andersgearteten Festival würden sie sicherlich sehr gut ankommen und die Hütte abreißen, aber hier und heute sind die Besucher ganz einfach wegen Sunnyboy John Diva da und der Deutschpop von Stadtruhe fällt ein wenig aus dem Rahmen. Höflichkeitsapplaus können die Potsdamer aber trotzdem einfahren, viel mehr ist jedoch nicht drin.

Nach kurzer Umbaupause ist es dann Zeit für die Supernova Plasmajets aus Mannheim. Die Band um Frontfrau Jennifer Crush, die sich auf ihrer Homepage als „… die schönste Band unter der Sonne!“ bezeichnet, konnte ich vorhin schon beim Soundcheck beobachten und ich wage vorauszusagen, dass nun ein anderer Wind über den Sportplatz von Zimmern wehen wird. Als die vier Herren plus Frontfrau dann aber die Bühne betreten, muss ich doch zweimal hinsehen, denn vom Outfit her hat man sich seit dem Soundcheck doch schon arg verändert. Die Herren der Schöpfung, in Form der beiden Gitarristen Randy Stardust und und Manni McFly, sowie Bassist Cliff Bourbon, betreten in typischen 80er-Jahre Kutten und mit albernen Sonnenbrillen die Bühne, sodass gleich der Eindruck entsteht, man hätte es mit einer Parodie auf die großen Glamrockbands vergangener Tage zu tun. Muss ich meinen ersten positiven Eindruck vom Soundcheck vielleicht doch noch einmal überdenken? Doch dann stürmt Sängerin Jennifer Crush auf hochhackigen, nietenbesetzten High Heels und in einem schwarz-pinken sexy Etwas die Bühne und die Band startet mit Supernova Team gleich voll durch. Fette Beats und treibende Gitarren, dazu eine verraucht, kratzig klingende Stimme von Jennifer, laden sofort zum Pogen ein. Natürlich, die Band nimmt sich selbst nicht so ganz ernst und die etwas lächerlichen Pseudonyme und das Outfit sind hier Teil der Show, doch aus den Boxen dröhnt lupenreiner 80`s Hardrock / Metal, der einfach Spaß macht. Somit ist die Stimmung auf dem Sportfeld auch gleich eine ganz andere und auch vor der Bühne wird es nun etwas voller. Auch mit Fallin` Backwards geht es richtig gut nach vorne und die amtlich aufspielenden Gitarren reißen alles mit. Der große Pluspunkt der Band ist aber ganz klar der weibliche Part, denn mit ihrer Stimme gelingt es Jennifer einwandfrei, die sehr eingängigen und teils schon poppigen Refrains nicht in Richtung Kitsch abdriften zu lassen. Ganz nach Scorpions Manier besteigt Jennifer ihre Saitenfraktion und die Band baut sich zur Pyramide auf, was zum massenweise zücken der Handys führt. Großes 80er-Jahre Kino und für Rockfans, die zum Lachen nicht direkt in den Keller gehen, eine durchaus empfehlenswerte Band. Tolle Songs, gewürzt mit eine Prise Selbstironie treiben den Stimmungspegel immer weiter in die Höhe. Will I Ever Now wird von Cliff Bourbons Bass eingeläutet, der nun wie ein Berserker über die Bühne turnt, während Maniac, die alte Flashdance Nummer von Michael Sembello, dann die Leute das erste Mal so richtig zum Mitmachen animiert. Mit Turn Around, Fade Away und Faster wird weiterhin solider Hardrock abgeliefert, jedoch stechen die Tracks weniger heraus. Langweilig dürfte aber trotzdem niemandem werden, denn auf der Bühne ist die Band gut aufeinander eingespielt und liefert eine perfekte Show. Ob nun gemeinschaftlich auf der Bühne gebangt wird, oder ob die Gitarristen sich gerade auf Abwegen im Publikum befinden und über den Köpfen der Leute ihre Instrumente bearbeiten, optisch wird immer etwas geboten. Mit Hangin` On My Lips folgt dann aber auch der nächste Ohrwurm, der sich direkt in den Gehirnwindungen festsetzt. Jedoch schreckt die Band auch vor nichts zurück, wie der nachfolgende Taylor Dayne Hit Tell It To My Heart eindrucksvoll unter Beweis stellt. Ich war nie ein Freund solcher Coversongs, doch die Umsetzung kann sich hier durchaus hören lassen, was offenbar auch viele andere so sehen, denn schon als der Song angestimmt wird, wird es plötzlich laut vor der Bühne und es kommt Bewegung ins Publikum. Mit Fear folgt eine etwas ältere Nummer von der Reign In Plasma EP, bevor Jennifer in der Ballade Hold You Close ihr Gesangstalent mal so wirklich unter Beweis stellen kann. Mit Turn Off The Lights wird dann das Gaspedal noch mal durchgetreten und lässt die Gitarrenfraktion noch einmal in den Vordergrund treten, bevor in dem eher getragenen Stück Leave Forever Frontfrau Jennifer wieder stimmlich glänzen darf. Danach verschwinden die Mannheimer von der Bühne, doch das Publikum ist mittlerweile infiziert und nicht gewillt, die Truppe so einfach ziehen zu lassen. Zugaberufe werden laut und haben auch sehr schnell Erfolg. Das mehr als furiose Finale folgt dann mit dem Partytrack Nothings Gonna Stop Me Now mit seinen elektronischen Spielereien. Der Song ist eher Durchschnitt, funktioniert live aber recht gut. Vor allem nachdem Jennifer das Publikum auffordert, die Bühne zu stürmen und mit ihnen gemeinsam zu feiern, wird die Sache zum Selbstläufer. Zuerst etwas zögerlich entern ein paar Typen die Bühne, doch dann geht es Schlag auf Schlag, bis etwa vierzig Feierwütige oben die Sau rauslassen.

In der Umbaupause ist es dann leider vorbei mit Sommer, Sonne, Festivalzeit, denn das Wetter schlägt um und die ersten Regentropfen lassen nichts Gutes für den restlichen Abend vermuten. Den Spaß lässt sich hier dennoch niemand nehmen und so wird es nun vor der Bühne recht voll und schon während des Umbaus werden die ersten John Diva Rufe laut. Der Mann aus San Diego ist ein Phänomen, nachdem er jahrelang nur im Hintergrund als Songwriter für die ganz Großen wie Kiss, Van Halen, Guns n’ Roses, Aerosmith und Bon Jovi aktiv war, ist er nun selbst in der Mission Rock ’n’ Roll unterwegs, um aufzuzeigen, dass Mama unrecht hat und Rock noch lange nicht tot ist. Schon im Vorfeld wird eifrig diskutiert und gemutmaßt, wie die Setlist wohl ausfällt, ob es nur Songs vom Album Mama Said Rock Is Dead zu hören gibt, oder ob auch der eine oder andere Coversong gezockt wird. Als Erstes betritt Lee Stingray die Bühne und platziert sich nach ein paar eindeutigen Posen hinter seiner Schießbude. Kurz drauf geht es los und zu Beginn gibt es dann zumindest mit Get It On, dem schnellen Whiplash und dem Ohrwurm Lolita ein Triple vom genannten Album auf die Ohren und lässt die überwiegend weiblichen Fans in den ersten Reihen regelrecht ausrasten. Die Stimmung ist trotz des einsetzenden Regens gleich von null auf hundert und die schrille Rockformation im 80`s-Style brennt ein wahres Feuerwerk ab. Sofort brennt die Luft und es macht sich eine ganz besondere Atmosphäre breit. Der Frontmann John Diva erscheint mit Hut und Sonnenbrille gewohnt schrill und glamourös und das Make-Up glitzert im Scheinwerferlicht. Während sich der kalifornische Sunnyboy im Scheinwerferlicht und den Reaktionen der weiblichen Fans sonnt, bekommt der männliche Fan von Divas Liebesraketen J.J. Love, Snake Rocket und Remmie Martin eine Nachhilfestunde im Einmaleins des Rockstarposens präsentiert. Ich würde mich nun nicht als den ganz großen Fan bezeichnen, aber ich muss zugeben, der charmante Dandy ist der geborene Entertainer und weiß, wie eine energiegeladene Rockshow funktioniert. Er präsentiert nicht nur seine stimmlichen Fähigkeiten, sondern auch seinen kessen Hüftschwung und diverse gymnastische Einlagen, zieht Grimassen und flirtet und schäkert am Bühnenrand mit den Mädels, die ihm förmlich aus der Hand fressen. War das Fotografieren bisher völlig problemlos möglich, macht sich nun doch der fehlende Fotograben bemerkbar und auch der immer stärker werdende Regen ist nicht wirklich förderlich. Als Nächstes folgt dann ein Set aus den üblichen Coversongs: Whitesnakes Here I Go Again, die Kiss Disconummer I Was Made For Lovin` You, die Mega-Partyhymne I Love Rock`n Roll von Joan Jett & The Blackhearts, sowie die Deep Purple Nummer Hush. Songs. die nun wirklich jeder mitgrölen kann und die das Stimmungsbarometer noch einmal ansteigen lassen. Weniger Spaß macht dagegen das Wetter, es schüttet mittlerweile ordentlich und es wird nun echt stressig, ständig die Kamera irgendwie in Sicherheit zu bringen. Während des Drumsolos von Lee Stingray ziehe ich mich zurück an einen überdachten Getränkestand, gebe dann aber, mittlerweile klitschnass, endgültig auf und trete die Heimreise an. John Diva machen zwar durchaus Spaß, aber das Highlight des Tages waren in meinen Augen ganz klar die Mannheimer Supernova Plasmajets.