ROCKHARZ Open Air 2019 in Ballenstedt vom 03.07.2019 – 06.07.2019

Die Qualität wird weiter hochgefahren

Eventname: ROCKHARZ Open Air 2019

Bands: Amon Amarth, Anvil, Burning Witches, Children Of Bodom, Combichrist, Cradle Of Filth, Coppelius, Dimmu Borgir, Dragonforce, Elvellon, Elvenking, Epica, Feuerschwanz, Freedom Call, Grand Magus, Grave, Hämatom, Hardline, Hell Boulevard, Hypocrisy, J.B.O., Kärbholz, Korpiklaani, Lacrimas Profundere, Legion Of The Damned, Lordi, Milking The Goatmachine, Mono Inc., Mr. Irish Bastard, Nailed To Obscurity, Nervosa, Omnium Gatherum, Overkill, Russkaja, Saltatio Mortis, Soilwork, The Night Flight Orchestra, The O’Reillys And The Paddyhats, The Unguides, U.D.O., Van Canto, Visions Of Atlantis, Warking, Wintersun, Witt

Ort: Flugplatz, Ballenstedt

Datum: 03.07 – 06.07.2019

Kosten:  Reguläres 3 Tages Ticket 109,80,- € inkl. aller Gebühren und Camping, Sonderleistungen wie Platzreservierungen und Miettoiletten gehen separat. Infos unter: https://shop.rockharz-festival.com/

Genre: Rock, Hard Rock, Melodic Death Metal, Neue Deutsche Härte, Heavy Metal, Power Metal, Doom Metal, Thrash Metal, Mittelalter Rock, Dark Rock, a-capella Metal, Fun Metal, Alternative/Indie, Fun-Shanty, Symphonic Metal, Progressive Metal, Pagan Metal, Folk, Piraten Rock, Irish Folk Punk, Electro- Industrial, Folk Metal, Symphonic Metal, Metalcore, Ska-Polka Rock

Besucher: rund 20.000

Veranstalter: Veruga GmbH

Link:  www.rockharz.festival.com

Unser Team: Kay L., Maren J., Franziska W., René W.

Mitwirkende: Stefan B., Stefan S.

Dienstag, 02.07.2019 Anreisetag

Das ROCKHARZ 2019 steht an. So machen wir uns am Dienstagmorgen auf den Weg nach Ballenstedt. Es geht zügig voran und bis auf einen kleinen Stau auf der A 7 ist die Anreise bis zum Flugplatz Ballenstedt unproblematisch. Aber nun wird es haarig. Dieses Jahr sind wir etwas später da, als im letzten Jahr und stehen auf der Zufahrt zum Gelände. Durch die frühe Anreise vieler sind die beiden Straßen zum Festivalgelände überfüllt. Wir brauchen für die letzten ca. 2,6 km gute drei Stunden. Dann werden, vor der eigentlichen Campground-Zufahrt, acht Schlangen gebildet, die dann auf zwei reduziert werden und auf den eigentlichen Acker führen. Überall stehen Einweiser und wir werden auf einen Platz geleitet, bei dem dann alle recht eng gestellt werden. Käme man mit nur einem Auto, gäbe es kaum Platz, sich in Wagenbreite mit Zelt und Pavillon aufzustellen. Wir haben aber glücklicherweise zwei Autos – es ist trotzdem wie in einer Sardinenbüchse. Aufbau, Einrichten und Aufatmen. Mit all diesen Dingen sind wir gegen 19:00 Uhr durch. Der Anreisetag bietet noch keinerlei Zutritt zum Infield, trotzdem gehen wir zum Merchstand, denn dieser ist, im Gegensatz zu vergangenen Jahren, bereits komplett bestückt und so kann das aktuelle Festival Merchandise bereits heute käuflich erworben werden. Dabei treffen wir, wie soll es auch anders sein, Katy und Rico, die wir vor Jahren hier kennengelernt haben. Die beiden sind gut drauf und so verabreden wir uns auf ein Getränk beim Mutantenstadl, der bereits geöffnet hat und ordentlich umsetzt. Das Speisenangebot ist noch eingeschränkt, aber es gibt zumindest ein paar Sachen. Mit zunehmender Dunkelheit wird es dann merklich frischer und so beenden wir den Tag gegen 23:00 Uhr.

Mittwoch, 03.07.2019

Nach einer kalten Nacht wird es recht schnell warm, ja richtig heiß. Erst mal frühstücken und dann wird auf das Öffnen des Infields gewartet. Inzwischen sind weitere Zuschauer eingetroffen und der Campground ist gut gefüllt. Ob die neue Strategie aufgeht, wird sich im Nachgang zeigen. Um 15.30 Uhr ist Einlass auf den Acker. Der Merchstand ist sofort dicht umlagert, aber auch hier wurde Ordnung reingebracht und so ist der Zulauf endlich mal geregelter. Die Fressbudenmeile und der Händlerbereich sind wieder gut bestückt und bieten für jeden etwas.

Obligatorisch wird am ersten Tag nur die Rockstage bespielt und da legen um 16:30 Uhr From North los. Auffällig ist zunächst die neue Bühnenkonstruktion. Sie ist ca. einen Meter höher und etwas breiter. Dadurch bietet sie den Musikern mehr Platz. Für die fotografierende Zunft dürfte es gerade bei den kleineren Kollegen, bzw. auch unserem Kollegen Björn im Rollstuhl zu Schwierigkeiten kommen. Das ist aber leider nicht zu ändern und da müssen alle das Beste draus machen. Als beginnender Act haben es die Schweden zunächst nicht leicht. Die Gitarren sind zu schwach ausgesteuert und die relativ wenigen Zuschauer noch nicht in rechter Laune oder schon zu sehr von den hohen Temperaturen geschlaucht. Es dauert eine Weile, bis die ersten Metalheads sich bewegen. Mit zunehmender Spieldauer überzeugen die Fünf aus Schweden dann doch. Nach einer Dreiviertelstunde Überzeugungsarbeit wird sogar der Ruf nach einer Zugabe laut. Håkan Johnsson hat dann doch mit Klargesang und eingestreuten Growls überzeugt. Inzwischen ist auch der Sound besser. Vielleicht liegt es aber auch am heftigen Wind, der den Soundmischern Probleme bereitet.

Zweite Gruppe sind die Brothers Of Metal. Da stehen glatt acht Leute auf der Bühne. Die Besonderheit: Es gibt zwei Sänger und eine Sängerin. Auch diese Truppe ist aus Schweden und hat sich dem True Metal verschrieben. Klamottentechnisch passen sie eher zu den Wikingern, aber sonst ist der Auftritt ok. Der Kopf nickt schon mal mit, auch wenn hier der Sound noch nicht optimal ist. Es gibt Titel der aktuellen CD Prophecy Of Ragnarök und was soll man sagen? Der erste Auftritt der Schweden in Deutschland kann als Erfolg gewertet werden. Auch das Hinsetzen und dann mit der Band gemeinsame Hochspringen klappt. So kann das Festival weitergehen.

Die polnischen Death Metal Veteranen Vader machen einen kurzen Stopp in Deutschland, um morgen schon wieder ihrer Heimat harte Klänge zu schmieden. Heute stehen sie jedoch erst mal in Ballenstedt als dritter Act auf der Bühne. Bei 21 Grad und bester Unterstützung legt Piotr „Peter“ Wiwczarek mit seinen Recken schwungvoll los. Stücke wie De Profundis oder Black To The Blind schlagen tief in die Magengruppe. Vader zählen zu einer der härteren Gruppen des Events und werden trotzdem sehr beachtlich schon am ersten Tag gefeiert. Dass die Veranstalter, wie in den letzten Auflagen, weiter versuchen auch extremeren Metal zu etablieren, geht, wie man hier deutlich sieht, wunderbar auf. Bei leichtem Wind scheppert The Epitaph über den Platz. Eingefleischte Anhänger werden einige Klassiker vermissen – 45 Minuten reichen aber, wie bei fast allen Protagonisten nicht, um das ganze Repertoire anzubieten. Mit geballten Fäusten und fliegenden Haaren gibt es die bislang größte Party. Ein klarer Erfolg für die alt eingesessenen Osteuropäer.
Die nächsten Jünger stehen ganz im Zeichen von One Fire, so lautet das aktuelle Werk von Combichrist. Das markante Trio steht bei Out Of Line Music unter Vertrag und ist ein europäisch-amerikanisches Projekt, das aus aggressiven Melodien besteht, welche elektronisch versehen werden. Die Kunst zieht noch mal mehr Musikbegeisterte ins Infield. Kernige Riffs treiben voran und schieben die abgemischten Auswüchse in die Menge. Der wilde Ritt auf der Bühne kann nicht zu 100 Prozent vor den Bühnengraben teleportiert werden. Eine gute Stimmung herrscht trotzdem, bei Titeln wie Throat Full Of Glass geht die Post beachtlich ab, auch wenn nicht alle von diesem Cocktail angesprochen werden. Auf der noch mal vergrößerten Bühne schaffen es die drei Musiker, nicht verloren zu wirken. Sie nutzen die ganze Breite und auch der Schlagzeuger springt nur zu gerne hinter der Schießbude hervor. Mastermind Andy LaPlegua hat alles im Griff, serviert eine gelungene Show, wenn auch relativ highlightarm. Der Harz ist bereit, um vier Tage voll Gas zu geben.

30 Jahre rosa Partykeule mit J.B.O., egal was man von den Jungs hält, das Konzept, eine Freiluftparty wie ein Flächenbrand zu entfachen, geht seit genau drei Jahrzehnten blendend auf. Ällabätsch und Bolle brechen das Eis im Flug – die ersten Reihen wirken gar ekstatisch, während die einfachen Riffs mit den prägnanten Refrains aus den Boxen fliegen. Mitsingen können alle und mit ein paar Bier im Kopf fällt das anscheinend noch leichter. Mit im Set integriert sind Vier Finger Für Ein Halleluja, Hose Runter und Wer Lässt Die Sau Raus?. Blickt man einmal von der Bühne ab und lässt den Kopf ein Stück kreisen, merkt man erst mal, wie viele Besucher Dienstag und Mittwoch angereist sind,  und in bester Feierlaune die Bierkrüge zu Verteidiger Des Blödsinns oder Ein Guter Tag Zum Sterben heben. J.B.O. und auch Knorkator, die immer im Wechsel agieren, gehören einfach zum Event dazu. Traditionen müssen eben gewahrt werden und mit einer sind wir bereits am heutigen Abend durch.

Der erste Headliner übernimmt das Feld. U.D.O. um den Altmeister Udo Dirkschneider wirbelt mit den jungen Kollegen viel Staub auf. Als Opener fungiert der Track Tongue Reaper, gefolgt von Make The Move. Die Old School Heavy Metal Session hat begonnen und soll über 75 Minuten durch den Harz schallen. Nachgelegt mit Hymnen wie 24/7 und Independence Day braucht es nicht viel, um das Publikum in Schwung zu bringen. Technisch setzen die Männer am heutigen Mittwoch Maßstäbe. Die Refrains dringen durch die Nacht, Animal House und Man And Machine klingen aus allen Kehlen. Wie ein junger Hüpfer muss Udo nun nicht mehr agieren, dafür hat er eine wunderbare Truppe. Was zählt, ist sein markanter Gesang, den es auf diesem Planeten nur einmal gibt.
Donnerstag 04.07.2019

Heute öffnet das Infield bereits um 11:30 Uhr und die zweite Bühne wird in das Geschehen einbezogen. Auf der Darkstage fangen die Finnen Blood Red Hourglass an. Wow, was ist das denn? Allerfeinster Melodic Death Metal. Der gute Sound und die wärmende Sonne lassen die kalte Nacht schnell vergessen machen und so räumen die Finnen um Frontmann Jarkko Koukonen mächtig ab. Es gibt Songs des aktuellen Albums Godsend, welches ab sofort auf meiner Wunschliste steht.

Weiter geht es mit Stam1na auf der zweiten Bühne. Die haben es jetzt schwerer, kein Wunder, nach der Vorlage. Obwohl es auch Finnen sind, die in ihrer Heimat einen gewissen Kultstatus innehaben, kommen die ROCKHARZ Besucher mit den rein finnischen Texten nicht so gut zurecht. Die ersten Reihen sind zwar gut gefüllt, aber weiter hinten ist schon viel Platz. Songs wie Sudet Tulevat oder Panzerfaust werden von den anwesenden finnischen Gästen aber textsicher begleitet.

Bevor Lacrimas Profundere auf der Rockstage auftreten, kommen noch Nervosa aus Brasilien zum Zuge. Die drei Mädels hämmern ihren Thrash Metal in die dankbaren Zuschauer. Auf ihrer derzeit noch laufenden Downfall Of Mankind Tour machen sie Halt in Ballenstedt und knallen Songs wie Hostages, Intolerance Means War oder Into Moshpit in das Rund. Gerade Sängerin und Gitarristin Prika Amaral weiß mit ihrem fast schon kreischendem Gesang zu überzeugen, während Bassistin und zweite Sängerin Fernanda Lira durch teuflische Posen auffällt. Der Sound ist top und so ist auch das Schlagzeug gut ausgesteuert und das gibt zusätzlichen Wumms.

Da sind sie nun. Die von mir so lang erwarteten Lacrimas Profundere um Gitarrist Oliver Nikolas Schmid. Am Mikro steht der Finne (noch einer aus dem hohen Norden) Julian Larre, der erst letztes Jahr dazugekommen ist. Mit The Letter beginnen die ihren Auftritt. Zwar haben sich die Reihen etwas gelichtet, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Sänger Julian macht Ansagen in Deutsch und Englisch, was zunächst etwas für Verwirrung sorgt. Wie er mir später verrät, versteht er die deutsche Sprache gut, aber mit dem Reden hapert es noch etwas. Unterstützung bekommen die drei hauptamtlichen Lacrimasen auf der Bühne von einem Bassisten und einem zweiten Gitarristen, die den Sound und die Songs verstärken. Immer mehr finden den Weg vor die Bühne, um den gefälligen Songs zu lauschen. Der Dark Rock kommt gut an und ermutigt die Band zu einer Topleistung. Mitten im Song verlässt Julian die Bühne und kommt in den Fotograben. Dort stellt er sich aufs Absperrgitter und lässt die Davorstehenden an seiner Performance teilhaben. Immer wieder fordert er die Menge zum Klatschen, Singen und Springen auf. Dass er der treibende Motor ist, merkt man und so wird der Auftritt ordentlich abgefeiert. Zum Abschluss gibt es noch Ave End und Hope Is Here. Leider ist der Auftritt viel zu schnell zu Ende.

Unter der Napalm Records Flagge schwimmen die Schweden von The Unguided, die einen absolut modernen Anstrich bekommen haben. Im Duett toben Richard Sjunnesson und Jonathan Thorpenberg durch die stark torpedierten Gitarrenwände, die Jonathan selber mit seinem Kollegen Roger Sjunnesson anstimmt. Reiner Modern Metal gehört nicht zum Tagesgeschäft des Quintetts, vielmehr wird es als Grundbaustein genutzt, um je nach Bedarf Metalcore Auswüchse einzuspeisen, ohne dem Niveau den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Die Clean Parts bleiben sauber, ein feiner Pit sorgt für eine Feinstaubbelastung, die über die nächsten Stunden nicht abebben möchte. Sommer, Sonne und diese fiesen kleinen Sandkörner prägen auch den zweiten Tag. Einige Besucher haben schon zu Mundschutz gegriffen – noch vielleicht minimal überzogen, im Circle Pit sicherlich eine gute Idee. Eine kleine Abkühlung gegen den feinen Staubflug hätte man jedoch dankend angenommen. The Unguided ist es egal, die Show ist solide, ohne dass sie dieses berühmte Rad neu erfinden. Beschlagen mit einer eigenen Note, rollt der skandinavische Express bis tief ins Tal.

Es ist für mich das erste Mal, dass Hagen Hirschmann die deutsche A-cappella-Heavy-Metal-Band Van Canto auf eine Bühne führt. Vom aktuellen Langeisen Trust In Rust darf Hagen gleich mal zeigen, was Melody taugt. Dass diese Musiker auf dem ROCKHARZ Probleme bekommen könnten, konnte man vorab ausschließen. Van Canto an der Teufelsmauer funktioniert immer und das beweist nicht nur zu Beginn das Helloween-Cover Ride The Sky. Was leider wohl bis in aller Ewigkeit auf Festivals eine Tatsache bleiben wird, ist, dass die Cover Stücke besser ankommen, als die eigenen Werke. Als Protagonist sicherlich schade, aber als breit gefächerter Heavy Metal Fan, der zur Bühne geirrt ist, zünden Refrains wie von Grave Diggers Rebellion (The Clans Are Marching) umgehend. Live lockern Inga Scharf und Stefan Schmidt mit ihren Mitstreitern grundsätzlich die Stimmung auf. Ebenfalls neu im Sortiment: Hells Bells. Fast zehn Jahre hat hingegen Master Of Puppets auf dem Buckel. Daumen hoch – auch 2019 sorgen Van Canto noch für glückliche Gesichter und lautstarke Refrains.

Ich bin fast schon erschrocken, wie lange Coppelius einem auf Rock- bzw. Metalfestivals über den Weg laufen. Meine erste Begegnung mit der Combo war mit Subway To Sally im Vorprogramm. Einmal gesehen, bleiben die Deutschen sofort hängen. Dafür darf man die Kunst schon als sehr prägnant und einmalig bezeichnen. Die Texte werden in unserer Landesprache und englisch an den Mann bzw. die Frau gebracht. Eine weitere Facette, die Show unterhaltsamer zu gestalten. Im Anzug und Frack gibt es selbst ernannten Kammercore, der auf Schlagzeug, Kontrabass, Cello und Klarinette setzt. Seit zehn Jahren sind sie regelmäßig auf dem ROCKHARZ vertreten. Butler Bastille darf seinem Herrscher aufs neue Folge leisten. Er produziert nicht nur Lacher, nein, auch (oder gerade) musikalisch setzt er feine Akzente im Coppelius Zirkus. Geld für einen guten Zweck soll in einem Zylinder landen – wie viel dort eingeschlagen ist, kann man nur schätzen. Wofür, wollen Bastille und Max Coppella nicht verraten. Operation und Risiko erfreuen die Anhänger und unterstreichen die hohen Erwartungen an ihre Livedarbietung.

Die Party nimmt die nächste Hürde mit dem Namen Feuerschwanz. Bevor wir wieder in härtere Gefilde mit z.B. Overkill, Wintersun oder Amon Amarth driften, soll noch mal die Leber gestärkt werden. Das Krieger Des Mets Intro ebnet den Weg in eine gesellige Schlacht, die Hauptmann Feuerschwanz vor genau 15 Jahren ins Rollen gebracht hat. Acht Alben später kennen viele Miezen und waghalsige Gaukler die Titel Metvernichter, Sex Is Muss oder Methämmer. Mittelalter Rock oder Fun Metal – genau dazwischen liegt die Wahrheit bei den Bayern aus Erlangen. Wie dem auch sei, auf der Bühne lassen sie nichts anbrennen. Das Rezept Partykracher, Nähe zum Publikum und Alkohol in Saus und Braus geht voll auf.

Was gibt es Schöneres, als am Festival Donnerstag etwas Old Shool Thrash auf die Ohren zu bekommen? Overkill betreten bei strahlendem Sonnenschein die Bühne, beginnen energiegeladen ihr Set und geben während ihrer Show Songs wie Ironbound oder F*ck You zum Besten. Auch wenn das Publikum angetan scheint, ist es doch etwas träge in der Menge. Es bildet sich zwar ein kleiner Moshpit und auch der eine oder andere Crowdsurfer findet seinen Weg zu den Grabenschlampen, dennoch fehlt etwas Bewegung. Zurückzuführen ist das Ganze wohl auf die Wärme und die pralle Sonne.

Wow, wer hätte gedacht, dass die Finnen Lordi zu einer der Festival Überraschungen avisieren? Noch vor zehn Jahren hing ihnen der ESC schwer in den Knochen und der Sieg sorgte in der eigentlichen Szene, wie so immer, auf Ablehnung. 2019 möchte davon zum Glück keiner mehr was wissen. Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu hat am Konzept stets festgehalten – ganz nach dem Motto „Qualität setzt sich durch“, kann er spätestens in den letzten Monaten seine verdiente Wertschätzung einfahren. Der Blick ins weite Rund verwundert dennoch, selbst vor der zweiten Bühne drängen interessierte Headbanger zu den Schock Rockern, die ihren Sound im Stil von Kiss, Twisted Sister oder Alice Cooper formieren. Recordead Live – Sextourcism In Z7, die kommende Liveplatte, soll den heutigen Abend maßgeblich prägen. Sexorcism und Would You Love A Monsterman brechen umgehend das Eis. Den kostümierten Rächern des ehrlichen 80er-Hard Rock / Heavy Metal gehört für 50 Minuten Ballenstedt und sie setzen ein beachtliches Zeichen. Blood Red Sandman oder Naked In My Cellar dürfen da nicht fehlen und zu guter Letzt brennen sie noch ihre Hits Who’s Your Daddy, Devil Is A Loser und Hard Rock Hallelujah ab. Das Ergebnis: der best besuchteste Auftritt bis zu diesem Zeitpunkt. Das konnte man vorab nicht erwarten – Hut ab vor dem Mastermind Mr. Lordi!

Nun sind Hämatom an der Reihe. Wie immer maskiert, kommen Ost, West, Nord und Süd auf die Bühne und eröffnen mit Zeit Für Neue Hymnen. Die vielen Shirts zeigen den hohen Stellenwert der Band aus Bayern, die hier vor textsicherem Publikum auftreten. Im Verlaufe des Auftrittes wird dann das Album Maskenball zum 15-jährigen Jubiläum angekündigt. Das erscheint am 30.08.2019 und beinhaltet auch neue Songs. Aber erst mal gibt’s hier einen Querschnitt aus den bereits erschienenen Alben wie Alte Liebe Rostet Nicht, Ahoi oder Wir Sind Gott. Als Showeinlage darf der Crowd surfende Süd natürlich nicht fehlen, der sitzend an einem kleinen Schlagzeug über die Köpfe getragen wird. Auch der elektrische Stuhl, auf dem Nord performt, ist wieder dabei. Gelungener Auftritt.

Nun kommt einer meiner diesjährigen Highlights. Wintersun spielen auf der Rockstage. Die bereits leichte Dämmerung lässt auch das atmosphärische Licht besser zur Geltung kommen. Ich hatte sie letztes Jahr zweimal gesehen und da gab es Songs vom letzten Four Seasons Album. Wer nun aber diese Songs oder vom guten Time I Album erwartet hat, der wird enttäuscht. Heute wird das gesamte erste Album Wintersun gespielt. Diese Phase war etwas härter und auch das steht den Finnen gut. Der Melodic Death Metal von Mastermind Jari Mäenpää kommt gut an. Seine Mitstreiter fügen sich perfekt ein und können das gesamte Album top rüberbringen. Leider fehlt dadurch das unschlagbare Epos Sons Of Winters And Stars aber mit Death And The Healing und Sadness And Hate gewinnen sie die Zuschauer für sich. Die danken es mit viel Beifall und die durchgehenden Crowdsurfer-Attacken während der Show sorgten für viel Arbeit bei den Grabenschlampen, die mal wieder mit Umsicht und Freude im Pit stehen. Die Band verabschiedet sich minutenlang vom Publikum, welches dies mit reichlich Beifall quittiert.

Vierzehn Studioalben haben die nächsten Männer auf ihrer Haben-Seite. Die Extreme Metaler mit Black Metal Anteilen aus Suffolk, England liefern unter den Deckmantel Cradle Of Filth seit 1991 ihren melodischen Cocktail ab, der für die härteste Gemeinschaft gedacht war. Ganz vorne steht Daniel Lloyd Davey besser bekannt als Dani Filth. Durch die verschiedenen Gesangsfarben keift er Titel wie Cruelty Brought Thee Orchids oder Heartbreak And Seance. Der Evergreen Her Ghost In The Fog bleibt ebenfalls nicht auf der Strecke. Lindsay Schoolcraft hinter den Tasten gibt eine weitere gesangliche Duftnote. Das rote und weiße Licht der Anlage blitzt über die Landebahn, während die Dunkelheit einsetzt und das zweite Finale einläutet.

Noch ist nicht Schluss – erst einmal kommen die Heiden Amon Amarth auf die Bretter der deutlich höheren Stage als noch im Vorjahr, damit die rund 20.000 Besucher des diesjährigen Open Airs auch weiter hinten noch alles optimal sehen können. The Pursuit Of Vikings, Deceiver Of The Gods oder First Kill gehen immer und lassen Johan Hegg schnell mit breiter Brust vor das Publikum treten. Feuerbälle ziehen in die abgekühlte Abendluft. Die Schatten auf den Gesichtern offenbaren verschwitze wie fröhliche Fratzen, die wild headbangend den Weg des The Way Of Vikings gehen. Der tödliche wie melodische Death Metal der Schweden hat mit den letzten beiden Alben Jomsviking und Berserker erneut Fahrt aufnehmen können. Fafner’s Gold und Crack The Sky lockern den Mittelpart auf, Gleiches gilt für ein inszeniertes Gewitter inkl. Seeungeheuer. Ältere Werke à la Death In Fire bleiben eher Mangelware – schade, aber in 75 Minuten kann man nun mal nicht alle Alben durchspielen. Tief ins Horn geblasen, dürfen Guardians Of Asgaard, Raise Your Horns und der seit Jahren beliebte Twilight Of The Thunder God den finalen Schlag setzen. Traurig muss keiner sein, bereits im Herbst kommen Amon Amarth nach Deutschland zurück!

Joachim Witt ist in die Jahre gekommen und hat im Februar seinen 70. Geburtstag gefeiert. Wie der verquere Künstler ankommen mag, konnte man vorher überhaupt nicht einschätzen. Wie verdreht er tatsächlich ist, zeigen die Ansagen. „Meine Band hat zu wenig zu trinken“,  „Ich wollte schon gehen“ oder „Ich mag keine Besoffenen. Der einzig Besoffene darf hier oben sein, wo ich stehe!“ bilden leider keine Ausnahme. Gut, das dürfte nun um diese Uhrzeit auch keinen mehr interessieren. Technisch überrascht Herr Witt allerdings positiv: Herr Der Berge setzt bombastische wie düstere Momente. Supergestört Und Superversaut passt wie die Faust aufs Auge und trotz der elektronischen Handschrift bleiben nach Mitternacht viele Anhänger. Belohnt werden sie mit den Kassenschlagern Die Flut und dem Schlager Goldener Reiter. Joachim Witt bleibt ein wahnsinniger Künstler, der kein Limit kennt und dem Grenzen ein Fremdwort sind.
Freitag, 05.07.2019

Los geht es heute mit Elvellon, die vier Symphonic Metaller um Frontfrau Nele Messerschmidt lassen es gleich ordentlich angehen. Dreamcatcher, Untill Dawn und The Puppeteer vom letzten Album begeistern zu früher Stunde. Der melodiöse Stil gefällt vielen, und die Band dankt es mit einer Einladung zum Autogrammstand. Als sie sich dann noch den Weg dorthin erklären lassen, dürften viele kommen und sie beschäftigen. Das war ein guter Tagesbeginn.

Die bösartigen Ziegen werden mit Milking The Goatmaschine aus dem überhitzten Stall gelassen. Die Tinktur aus Grindcore, Death Metal und einer guten Portion Spaß in den Backen zündet auf jedem gut aufgestellten Freiluftevent. Only Goat Can Judge Me kann den Korken nicht direkt knallen lassen. Wohl noch verschlafen, muss erst mal der Sand aus den Augen gekloppt werden. Im weiteren Verlauf kommen aber auch die Jungs auf der Bühne auf ihre Kosten. Feuchtfröhlich sorgen kernige Riffs für das erste stampfende Tanzbein des Tages. An Unterstützung, was die Personenanzahl angeht, mangelt es von Anfang an nicht. Nur muss das berühmte Eis erst mal zum Schmelzen gebracht werden. Bei Milk Me Up gibt es kein Halten mehr, eine Wall Of Death bekommen die Maskenmänner ebenfalls zustande, das hätte deutlich schlechter laufen können, da sie als Exoten alles andere als einen Mainstream Sound einfangen.

Ich bin bereits zeitig von der Darkstage zur Rockstage aufgebrochen, um die jetzt auftretenden Nailed To Obscurity zu sehen und zu feiern. Die fünf sympathischen Jungs aus Ostfriesland haben Anfang des Jahres das klasse Album Black Frost rausgebracht und auch ihre letzte Tour mit Amorphis, Soilwork und Jinjer hat ihren Bekanntheitsgrad enorm gesteigert. Sänger Raimund Ennenga weiß zu gefallen und growlt sich gekonnt durch das aus nur vier Stücken bestehende Programm. Das funktioniert trotz komplexer Songstrukturen einwandfrei. Überrascht werde ich dann beim Track Black Frost. Hier wird mehrfach aus den Growls Klargesang und das hört sich verdammt gut an. So haben die Ostfriesen mit den guten Gitarristen Volker Dieken und Jan-Ole Lamberti leichtes Spiel. Es ist zwar nicht ganz so voll vor der Bühne, aber trotzdem ist die Stimmung gut und die Jungs werden abgefeiert. Der Death-Doom-Melodic Metal gefällt ausgesprochen gut, und so dürfte es weiter bergauf mit der Karriere gehen.

Eine weitere mit Verkleidungen auftretende Band sind die Warkings, die sich nach Nailed To Obscurity auf der Darkstage austoben. Die, nach eigenen Worten, Gesandten von Odin warten mit fantasiereichen Namen wie The Crusader, The Spartan, The Viking und The Tribune auf und lassen einen powergeladenen True Metal auf uns niederpreschen. Das hört sich recht ordentlich an. Sehen muss man die Musiker dabei nicht wirklich. Ansonsten recht ordentliches Handwerk und nicht wenige mögen die Songs der bisherigen einzigen Platte Reborn. Textlich handeln die Tracks von Schlachten, Göttern und natürlich von Kriegern. Da gab es hier schon Schlechteres. Auch sorgen eine ordentliche Wall Of Death und ein anständiger Circle Pit, kurzerhand in Braveheart Circle umbenannt, für Stimmung.

Darf es eine Runde Pagan Metal sein? Dann ist hier die richtige Band. Die Italiener Elvenking nutzen die Rockstage und beginnen mit Draugen’s Maelsrom. Dass sie das können, beweisen sie bereits seit über 20 Jahren. Leider ist die Stimme von Damnagoras zunächst noch etwas dünn. Das ändert sich aber im Verlaufe des Auftrittes. Bei Songs wie Elvenlegions und Neverending Nights lassen die Anwesenden die Pommesgabeln in den Himmel recken und die Haare fliegen. Leider ist das Infield nur mäßig gefüllt, aber die, die da sind, kommen noch in den Genuss des neuen Songs Under The Sign Of A Black Star. Somit darf sich auf das bald erscheinende neue Album gefreut werden. Zum Ende des Sets muss sich Drummer Lancs noch als Looser betiteln lassen, denn die Technik hat sein Drum Kit lautlos gestellt. Bemerkenswert ist auch, dass die eingesetzte Violine live von Lethien gespielt wird und nicht vom Band kommt.

Mr. Irish Bastard, Anführer der, na klar, Mr. Irish Bastard, lässt bei bester Stimmung einen dummen Spruch nach dem anderen, um die Grundstimmung zu lockern. Beim Irish Folk Punk geht es darum, gesellig viel Pils zu konsumieren, um dabei stark schunkelnd mit Gassenhauern auf den Lippen seinen Nebenbuhler mit einem lauteren Mitsingen in die Schranken zu weisen. Ob alle hinter der jungen Dame im Mr. Irish Bastard Zirkus her sind, lässt sich wiederum nur vermuten. Als Gentleman darf man die Künstler nicht bezeichnen, das dürfte alleine schon I Only Like You When I`m Drunk belegen. Kingdom Of The Sun bringt eine irische Atmosphäre nach Sachsen-Anhalt. We Are The Drunks füllt die leeren Trinkhörner. Da wollen wir doch gleich mal über die Getränkepreise sprechen, die nicht weiter angezogen haben. Ein großes Bier 0,5 Liter gibt es z.B. für 4,50 Euro. Wem das nicht genug ist, der darf 1,5 Liter für 12 Euro verdrücken – in 45 Minuten, wie bei den Mr. Irish Bastard, durchaus ohne Probleme zu schaffen. Nach einer Flut von Crowdsurfern dürften die Männer froh darüber sein, dass es ein bisschen bedeckt und nicht derart warm wie in den letzten Tagen ist.

Omnium Gatherum springen für The Night Flight Orchestra ein, die keinen Nachtflug gewählt haben und in die normalsterbliche Flugverspätung rutschten. Gar kein Problem für die Melodic Death Metal Band aus Kotka, Finnland. The Burning Cold und Be The Sky dringen aus den Äxten von Markus Vanhala und Jani Liimatainen, der Joonas Koto ersetzt. Sänger Jukka Pelkonen hat alles im Griff, auch wenn vor der Bühne durch den ständigen Wind permanent feiner Staub fliegt. Refining Fire zieht den längst überfälligen Stecker. Wer die Skandinavier noch nicht auf dem Sender hat, sollte es schnell ändern, auch wenn am Bass mit Erkki Silvennoinen ein frischer Umbruch vollzogen wurde. Lupenreiner, melodischer Todesblei ist ihr Markenzeichen, das auf härteste Growls setzt und trotzdem spannende Tiefen erzeugen kann. Ihr Bodenanker liegt bei den längst aufgelösten Edge Of Sanity, führt über altes Soilwork, In Flames bzw. Amorphis Material auch in moderne Gefilde und lässt rein technisch Schulterschlüsse zum Melodic Metal zu. Live deutlich gefestigt, bringen alle Interpreten im Jahre 2019 die nötige Erfahrung mit. Jukka Pelkonen ist fast zu ekelhaft gut drauf, auf der anderen Seite spielen sie nach Jahren eine größere Rolle auf großen Events, darüber darf man ohne Frage froh sein.

The Night Flight Orchestra kommen wie angekündigt leicht verspätet und bringen ihren Klang der 70er-Party Maschine, gepaart mit gepflegtem Classic Rock eins zu eins im Austausch mit Omnium Gatherum. Die gut 15 Minuten fallen jedoch zu keiner Zeit ins Gewicht und werden wunderbar schnell wieder eingefangen, ohne dass der Band zu viel kostbare Spielzeit, ca. ein Titel, gekürzt wird. Da muss man doch gleich die allgemein starke Organisation loben. Neu wurde z.B. der Standort des Tagesparkplatzes mit eigenem Infield-Eingang gewählt! Weiter zum fliegenden Heavy Metal Orchester. Im passenden Kostüm macht der Schwede Björn Strid nicht nur eine gute Figur, sondern lässt einen stimmengewaltig ebenfalls staunen. Die beiden Stewardessen Airline Annas – Anna Brygård und Anna-Mia Bonde verzaubern mit ihren liebevollen Einsätzen. Sometimes The World Ain’t Enough oder West Ruth Av, gepaart mit ordentlich Prosecco, bringen uns in eine ganz andere Welt und man hat nach der Performance Lust auf mehr.

Für modernen Hardrock aus dem Hause Sony Music stehen Kissin‘ Dynamite um Frontmann Hannes Braun. I’ve Got The Fire dringt weit ins Land. Vor der Bühne drängen die Körper an den Bühnengraben, davor erleuchten Feuerbälle den Nachmittag. Kleine Böllereinlagen sorgen für die nächsten Power Moves. Der Sprung zu Sony beflügelt die Tübinger, die letzte Headlinertour war ein schwerer Erfolg und nun geht es darum, auch unter freiem Himmel für Furore zu sorgen. Love Me Hate Me geht live immer, Sex Is War elektrisiert und You’re Not Alone sorgt für die nötige Portion Gänsehaut. Um es auf den Punkt zu bringen: Kissin‘ Dynamite avancieren zu einer bombastischen Liveband, das liegt trotz des jungen Alters an der jahrelangen Erfahrung und einem erfrischenden Sänger Hannes Braun.

Aus NRW stammen Caliban, die ihren Metalcore stets und ständig bis zum Anschlag aufdrehen. Einfach nur den Core wirken lassen kann jeder, und so haben die unter Century Media segelnden Deutschen ein gutes Händchen dafür, moderne Metal Riffs und feine Melodic Death Anleihen in ihr Briefing am heutigen Freitag zu legen. Da darf ein Circle Pit nicht fehlen, Gleiches gilt für eine Wall Of Death, wo Sänger Andreas Doerner noch mal drauf hinweist, dass alle gesund bleiben sollen. Der Titel Paralyzed unterstütz diese Wut, bei Intoxicated lassen sich diverse Crowdserver nach einmaliger Aufforderung nach vorne tragen. Die Stimmung ist explosiv. Die Jungs aus Essen gehen steil und ihre Anhänger ebenfalls. We Are The Many vom 2012er-Album I Am Nemesis treibt tiefe Furchen in den Sand. Sänger Andreas Doerner springt in die Menge und steht dann unten am Fotograben. Nach dem Motto: Rudern, dann Aufspringen, sollen alle noch eine Schippe drauflegen. Stücke wie Memorial runden ein breites Set ab, das hauptsächlich aus neueren Kompositionen besteht.

Verkligheten von Soilwork entpuppte sich im Januar als Erfolgsfeuerwerk, das Album stieg direkt hoch in unsere heimischen Charts ein. Es folgte eine gelungene Tour mit Amorphis und Nailed To Obscurity durch Europa und heute soll der Harz brennen! Den zweiten Auftritt nach der Show mit The Night Flight Orchestra legt Björn „Speed“ Strid hin. Der rasante Melodic Death Metal klingelt in den Ohren, die verschiedenen Gesangsfarben sitzen wie feste Hiebe auf der dünnen Haut. Arrival sorgt für eine Grundlage, auf der aufgebaut werden darf, dieses folgt unter anderem mit Nerve bzw. Full Moon Shoals. Vielseitig, mit dem Detail harte Salven in weite Atmosphären zu drängen, bleiben Stücke wie The Nurturing Glance hängen. Auf der Bühne zu Hause, gehören Soilwork einfach zum ROCKHARZ. Nicht das erste, und wohl auch nicht das letzte Mal gehen Sie, ohne Gefangene zu machen, von der Stage!

Bühne frei für Dragonforce mit Reaching Into Infinity und Ashes Of The Dawn für den schnellsten Power Metal, den das Business bislang gesehen hat. Herman Li als Saitenhexer zu bezeichnen, ist nicht übertrieben – was der Mann an seinem Instrument zaubert, gehört verboten. Gut zwölf Monate ohne Auftritt müssen als Pause reichen. Eingerostet kann man die Jünger aus Buxtehude, wie Marc Hudson auf einem wunderbaren Englisch erklärt, nicht nennen. Heroes Of Our Time und Seasons halten das Niveau hoch. Gefolgt von den Lieblingshits der Fans in Form von Black Winter Night, Cry Thunder, Fury Of The Storm und Through The Fire And Flames bleibt kein Auge trocken. Für Ende des Jahres wurde mal eben eine Tour angekündigt, die man gleich fett im Kalender eintragen muss, denn Dragonforce kommen zurück, um eure Nackenmuskeln zu chrashen. Dass ein Rollstuhlfahrer von den elektrisierten Besuchern laut klatschend bis vor die Bühne getragen bzw. gefeiert wird, entgeht auch den fünf Musikern nicht und sie fahren sichtlich beeindruckt alles auf, was geht.

Scheiß auf Umbaupause, jede Minute nehmen die schwedischen Kult Deather von Hypocrisy mit. In die Objektive der Fotografen wehen Fractured Millennium und Valley Of The Damned. Peter Tägtgren bleibt eine Ikone, an der man überhaupt nicht vorbeikommt. Heuchelei, das Fremdwort schlechthin der Nordeuropäer, passt nicht in den Wortschatz der tödlichen Walze, die von der ersten Sekunde an den Flugplatz erschüttert. Mit schickem Aspyhx T-Shirt bekleidet, legt Peter bei Eraser oder dem Evergreen Pleasure Of Molestation / Osculum Obscenum alles auf eine Waagschale. Brodelnde Flammen küssen den Himmel, während gar unheimlich Fire In The Sky gen Firmament fliegt. Fehlen darf der ebenfalls überlebenswichtige Hit Roswell 47 nicht. Viele sehr gute Bands durften wir heute bislang in Ballenstedt erleben, und selbst da setzen Hypocrisy eine gewaltige Duftnote und können noch lange nach ihrem Gig positiv im Kopf bleiben.

Einer der heimlichen Headliner des Tages sind dann Saltatio Mortis. Es ist voll auf dem Infield geworden. Trotz Staub und Wind, lässt sich gefühlt keiner die Show entgehen. Unter dem Motto Brot Und Spiele, spielen sie aus dem gleichnamigen Album den Opener Große Träume. Die auf der Bühne verteilten Podeste und geschickt angebrachten Dekoelemente werden durch die reichlich eingesetzten Pyros richtig zur Geltung gebracht. Bei Dorn Im Ohr und Wir Sind Musik ist Frontmann Alea ständig in Bewegung. Springen, Hüpfen, Rennen, alles wird irgendwie mit eingebracht und beschert uns ein großes Spektakel. Auch das Publikum wird immer wieder mit eingebunden und so gibt es lautstarke Klatscheinlagen bereits zu Brot Und Spiele. Bei Wachstum Über Alles kommt, nachdem sich alle auf den Boden gehockt haben, das kollektive Hochspringen. Das ist nichts Neues, aber es kommt immer gut an. Dann wird bei Heimdal mit der Schweinetrommel die tanzbare Musik vorgetragen. Das übernimmt Lasterbalg, Der Lästerliche. Die eine Stunde Spielzeit geht viel zu schnell rum. Die immer wieder eingesetzten Pyros und Feuersäulen lassen die Gesichter glühen und nach dem Spielmannschwur ist es zu leider schon wieder vorbei. Das Publikum dankt es mit lautstarken Zugabeforderungen.

Ein Black Metal Gruppe als Tagesheadliner hat das ROCKHARZ noch nicht gesehen – damit soll ab sofort Schluss gemacht werden: Dimmu Borgir aus Norwegen stehen bereit, um den Harz zu entern. Pünktlich um 22:50 Uhr wird der geschichtsträchtige Act vollzogen, als Shagrath zum Mikrofon greift. Nebelwerfer sorgen für eine düstere Atmosphäre, Gerlioz an den Tasten sorgt für die symphonische Untermalung. Die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen, grollt der norwegische schwarz Metal unverwüstlich über den Acker. Die Kunst treibt dennoch einen tiefen Keil ins Publikum. Headliner wie Amon Amarth oder Kreator kann man besser verdauen und massentauglicher liefern Powerwolf oder Avantasia ihre weichen Klänge in den letzten Jahren ab. Trotzdem oder gerade deshalb ist der Schritt aber richtig, das ROCKHARZ drängt weiter in den Metal Markt, ohne seine breiten Wurzeln zu leugnen. Interdimensional Summit beinhaltet viele Headbangmöglichkeiten, während Shagrath die Kommunikation gerne aufs Minimalste drosselt. „Danke schön“ oder „Do you wanna hear more norwegian black fucking metal?“ muss schon reichen. Shagrath geht mit Daray ins Schlagzeugduett, die Einschläge dürfte man noch in einigen Kilometer Entfernung spüren. Keine glorreiche Show, aber eine sehr intensive, die neue Ufer eröffnet und unterstreicht, dass Dimmu Borgir an der Teufelsmauer funktionieren kann. Weitere Auftritte des Genres währen wünschenswert, um weiter Säulen zu bilden, wie es vorher schon Satyricon getan haben. Mourning Palace darf nicht fehlen, Selbiges gilt für Kings Of The Carnival Creation. Alles kann in nur 75 Minuten nicht abgebrannt werden. Ein gesunder Querschnitt, der hoffentlich auch bei Genrefremden Eindruck hinterlassen hat.

Nach dem eigentlichen Headliner dürfen Russkaja das tanzwütige Volk noch unterhalten. Die Österreicher sind erst heute aus Wien angereist. Trotzdem lassen sie es gewohnt krachen. Der charismatische Sänger Georgij Makazaria hat die Leute fest im Griff. Mit russischem Akzent und viel Leidenschaft lenkt er die Menge. Die frisst ihm geradezu aus der Hand und die ins Bein gehende Polka-Ska Mischung tut ihr Übriges. Die neue Geigerin kann noch nicht so wirklich überzeugen und es fehlt ihr noch die natürliche Ausstrahlung von Mia Nova, die sich ihrer Solokarriere widmet. Mal abwarten, wie es sich entwickelt. Souverän wie immer ist Engel Mayr an der Gitarre, der auch das eine oder andere gute Solo abliefert. Die beiden Brüder Rainer und H.G. Gutternigg geben dem Sound das typische Feeling und so ist es dann auch kein Wunder, dass sich bereits bei Song drei, dem Psycho Traktor, ein gewaltiger Mosh Pit um die schnell gefundene Mitte, bestehend aus sechs Damen auf den Schultern ihrer Männer, bildet. Das zieht immer, wird dankbar angenommen und schweißt zusammen. So ist das Kollektiv eingeschworen und mit Energia, dem letzten Song, wird genau diese noch mal übertragen. Mit vielen Dankesworten und einem russischen Spasivo verabschieden sich die Musiker, um am nächsten Tag gleich weiter nach Bulgarien zu fahren. Respekt.

Last But Not Least, für den zweiten After Headliner Slot mit unseren Nachbarn Heidevolk, die noch mal die Hürde später Acts nehmen dürfen um ein Uhr morgens, ist bei einigen ganz klar die Luft schon raus. Beachtlich die breiten Schultern, die nicht nur in der ersten Reihe dicht an dicht stehen. Die heidnischen Folk bzw. Pagan Metaler konnten durch unzählige Touren eine Fanbase aufbauen, die zum Tragen kommt. Was bei einem solchen Slot auch positiv wirken kann, ist die Tatsache, dass viele noch feiern möchten und gut angeheitert die Möglichkeit nutzen. Beim Sound treffen die Niederländer nicht den Besten des Tages, vor allem die Gitarren bringen nicht die gewünschte Power aus den Boxen. Das wiederum ist Nörgeln auf hohem Niveau, für eine Freiluftveranstaltung darf man über den Klang alles andere als motzen. Von vorne bis zum jeweiligen Soundturm kommen alle Anhänger auf ihre Kosten. Saksenland und Vulgaris Magistralis gehen immer und selbst mich haben sie damit sofort um den Finger gewickelt. Feiern können diese verrückten Männer eben.
Samstag, 06.07.2019

Und wieder gibt’s eine positive Überraschung. Die hier beginnenden Follow The Cipher lassen aufhorchen. Frontfrau Linda hat zwar etwas Mühe sich durchzusetzen, aber für die frühe Stunde schaffen sie es, die bereits Anwesenden aufzurütteln. Die große Bühne scheint ungewohnt, aber sie lassen sich davon nicht beeindrucken. Selbst Bassist Jonas Asplind, mit Schiene am Bein, nutzt die weitläufigen Möglichkeiten. So ist die halbe Stunde Spielzeit schnell vorbei und neben Songs des aktuellen Albums gibt es mit The Pioneer eine Kostprobe des Kommenden. Man darf gespannt sein.

Die Schweizer Hell Boulevard um Matteo vDiva Fabbiani, dem Kopf der Band, verbinden in gelungener Art und Weise klassische Gothic Moves mit Rock ’n‘ Roll Riff. Bissige Gitarrensoli treffen auf eine subtile Wand aus Synths. Gesanglich geht das Ganze in Richtung Tiamat bzw. Typ O Negative. Die Party Aspekte darf man ebenfalls nicht vergessen. Satan In Wonderland beschallt penetrant das Großhirn. Während In Back We Trust weitere Schwerpunkte in elektronischen Gefilden sucht. Der Sound ist wie immer ganz gut und der leichte Wind kann dem nichts anhaben. Da war es am Freitag hingegen kaum zu schaffen, den fliegenden Klang am frühen Mittag permanent einzufangen.

Vision Of Atlantis habe ich bereits mehrfach gesehen und so birgt der Auftritt kaum Überraschungen. Sängerin Clémentine Delauney und Sänger Michele Guaitoli liefern sich viele Gesangsduette, haben aber auch ihre eigenen Momente. Der Symphonic Power Metal kommt recht gut an und die Songauswahl ist gut. Auch hier wird die Gelegenheit genutzt und mit zwei Songs, aus dem bald erscheinenden Album Wanderers Werbung gemacht. Die Reaktion des Publikums ist positiv und lässt erahnen, dass dieses Album gut ankommen wird.

Nach Visions Of Atlantis nun guter Heavy Metal aus deutschen Landen. Freedom Call bringen Spaß auf die Bühne und als Chris Bay alle mit „Hallo ihr Schlawiner“ begrüßt, ist kein Halten mehr. Der happymachende Metal steckt an und so darf zum Opener Tears Of Babylon dem Staub durch Headbanging Aufwind gegeben werden. Die Vereinigung der Starken, Union Of The Strong, schließt sich an und, wie der Titel es sagt, sind alle vereinigt im starken Metal. Sänger Chris verbreitet mit seiner positiven Ausstrahlung pure Lebensfreude und steckt damit alle an. Die anderen Musiker lassen sich nicht lumpen und so kann Lead Gitarrist Lars Rettkowitz und die neue Rhythmussektion, bestehend aus Drummer Timmi Breideband und Francesco Ferraro am Bass überzeugen. Der bandnamensgebende Titel Freedom Call animiert die Menge zum Mitsingen und Chris wird es nicht müde alle anzutreiben. Das kommt gut an. Bei Metal Is For Everyone wird ein wenig gecovert und bei Leonard Cohens Hallelujah, wird der Text in Hallelujah, Heavy Metal, Hallelujah, Freedom Call abgewandelt und sorgt für lautes Mitsingpotenzial. Auch das kollektive Winken von links nach rechts funktioniert ohne Abstriche. Animateur Chris hat sie alle gut im Griff und mit den beiden Songs Warriors Of Light und Land Of Light geht das Set außerordentlich kurzweilig zu Ende.

Nach der Gute-Laune-Musik kommen nun mit Burning Witches fünf Damen. Die beginnen mit Executed. Hübsch anzusehen sind sie ja, die Musik ist nicht ganz so meins. Thrashigen, 80er-Jahre Metal aus der Schweiz lässt auch die Crowd eher verhalten über sich ergehen. Romana Kalkuhl und Sonia Nusselder liefern zwar ganz ordentliche Riffs und einige filigrane Soli ab und die neue Sängerin Laure Guldemond lässt neben den langen Haaren ihre Stimme über die Menge fließen, aber es dauert schon eine Weile, bis die Mädels hier überzeugen können. Zum Ende hin wird es mit einigen melodiöseren Stücken einfacher. Somit haben sie zumindest bei nicht wenigen gepunktet.

Eine Prise Manowar, eine gute Portion groovender Heavy Metal, dazu druckvolle Schwermetaleinlagen, angereichert mit Killer-Refrains: Fertig sind die Schweden Grand Magus. In diesem Jahr erfreuten sie ihr Lager mit der Platte Wolf God, wo genau da weitergemacht wird, wo die letzten Langrillen aufgehört haben. JB überzeugt als Frontmann, auch wenn ihm seine Gitarre vorm Bauch klebt. Bewegungstechnisch eingeschränkt, macht die eigentliche Attitüde keine Abstriche. Steel vs Steel möchte man immer laut aufdrehen. Iron Will und Like The Oar Strikes The Water darf man positiv erwähnen, das gilt für den ganzen Auftritt von Grand Magus.

Eine Durststrecke leiten Anvil ein. Ist die Luft nach vier Tagen raus? Es scheint fast so, da kommt der Thrash Metal aus der alten US-Schmiede nicht gerade als Dosenöffner für eine gute Stimmung daher. Recht überschaubar, was die drei Protagonisten binden können. Schade, an der Performance liegt es nicht, und in den letzten Monaten wurden sie regelmäßig gehuldigt – davon merkt man im Harz nichts. Metal On Metal knackt die eingefleischten Hardliner, der Rest geht diversen anderen Dingen nach. Das tiefe Ooh Baby kann nur bedingt die Puppen tanzen lassen, zum Schluss geht zwar mehr, trotzdem einer der gebeuteltsten Urgesteine, die ich in den letzten Jahren auf dem ROCKHARZ gesehen habe.

Ob es für Anvil ein Trost ist, dass ihre Landsleute von Hardline genauso wenig beachtet werden? Die Hardrocker aus Los Angeles wurden gleich zweimal wiederbelebt. Das letzte Album Life wurde erst vor wenigen Wochen veröffentlicht. Anna Portalupi belebt am Bass das Bühnenbild, während Sänger Johnny Gioeli ebenfalls Akzente setzen kann. Ambitioniert, aber ohne Kassenschlager bleibt eine große Party aus. Das Publikum ist von Anfang an verhalten, Place To Call Home kann nur bedingt zünden. Life’s A Bitch zeigt die technischen Stärken auf. Alles andere als schwach, was Hardline liefern, nur will der Funke nicht überspringen – manchmal gibt es solche Tage. Wie Johnny Gioeli berichtet, ein ohnehin verrückter Tag für die Gruppe. Verspätungen, diverse Zeitzonen und nicht vorhandenes Equipment macht es für die US-Boys und Ladys nicht leichter. Solide und abgeklärt bringen sie das Set zu Ende. Den meisten Besuchern scheint die Formation kein Begriff zu sein, daher wohl das geringere Interesse.

Am letzten Festivaltag darf natürlich auch eine ordentliche Packung Death Metal nicht fehlen und dafür sorgt das Quartett um den schwedischen Vierer von Grave. Bei strahlendem Sonnenschein finden sich auch hier so einige Liebhaber, dennoch ist es in den Publikumsreihen eher etwas leerer, genau wie vorab bei Hardline. Doch die Band wirkt davon unbeeindruckt und prügelt ihre Setlist kompromisslos herunter, zeigt ihren Spaß an der Musik und das Ganze findet bei den anwesenden Festivalbesuchern Anklang. Mit tödlichen Riffs füllt Ola Lindgren mit seinen Konsorten noch jedes leere Grab. Stücke wie Into The Grave oder Winds Of Chains lassen jeden zotteligen Extreme Metaller das Haupthaar schwingen.

Rund 20.000 Besucher vermeldet der Veranstalter, ansonsten gibt es auch keine besonderen Vorkommnisse, wenn man über den Slot-Tausch am Vortag von The Nightflight Orchestra und Omnium Gatherum absieht. Mit diesen erfreulichen Informationen im Rücken kann man zufrieden das Finale angehen. Nur noch acht Acts und dann ist das ROCKHARZ 2019 Geschichte – wie die Zeit vergeht. Kärbholz treffen mit ihrem Deutschrock den Nerv der Zeit und steigern die Gesichter vor dem Bühnengraben beachtlich. Mach Die Augen Auf bringt Schwung in die Meute. Sänger Torben Höffgen greift mit der rauchigen Stimme verschiedene Emotionen auf. In den ersten Reihen schmelzen die Fans dahin und singen leidenschaftlich die Texte mit. 100% Vollgas Rock ’n‘ Roll ist nicht nur ein Titel, gleichermaßen der Anspruch von Kärbholz, dem sie immer gerecht werden müssen bzw. wollen.Herz & Verstand offenbart den Grad, den die Deutschen aus Ruppichteroth gehen. Neben Mainstream Auslegern, wollen sie eine Nummer kerniger ins Geschäft gehen, trotzdem kann man sie in ein Lager schmeißen, wo alle Deutschrock und teilweise Punk Rock Bands ihre Spuren hinterlassen. Erstmals seit Grand Magus geht es zumindest hoch her, die Pause beflügelt und hat neue Kraft gegeben.

Legion Of The Damned läuten die letzte Hälfte des Festivals mit einer weiteren Thrash Metal Packung ein. Nachdem die Band erst dieses Jahr im Januar ihr neues Album Slaves Of The Shadow Realm veröffentlicht hat, baut das niederländische Quartett davon gleich Songs in seine Setlist ein. Somit ist es eine gesunde Mischung aus neuen Tracks wie Slaves Of The Southern Cross und älteren Stücken wie Legion Of The Damned. Der nun etwas besser gefüllte Bereich vor der Bühne feiert die Songauswahl mit einigen Crowdsurfern, einem kleinen aber feinen Moshpit und selbst eine Wall Of Death muss es geben. Ein gelungener Auftritt der Napalm Records Formation, die noch Stücke wie Son Of The Jackal oder Palace Of Sin zum Besten geben!

Passend zur Bühne kommen die Dark Rocker Mono Inc. aus Hamburg auf die Darkstage. Nach einer sensationellen, ausverkauften Symphonic Tour, stehen Martin Engler (nicht der von Pur), Lady Katha MiaCarl Fornia und Manuel Antoni auf der Bühne. Die beiden zuletzt Genannten tragen beim Opener Welcome To Hell die an Raben erinnernden Pestmasken und lange schwarze Mäntel. Martin ist bekleidet mit einem langen dunklen Mantel, darunter stilecht ein weißes Rüschenhemd und Katha, wie immer auf dem Podest im Hintergrund, trägt eine rote Korsage und einen schwarzen Rock. Nahtlos geht es mit dem Funerel Song, ebenfalls aus dem aktuellen Album, weiter. Danach fällt die Begrüßung herzlich aus. Die Monos sind bereits das vierte Mal beim ROCKHARZ dabei und damit schon so etwas wie Urgesteine. Die Hamburger legen ordentlich nach. Gothic QueenArabia oder Symphony Of Pain sorgen für viel Bewegung im Infield. Das muss man den Vieren lassen. Sie wissen, wie man die Menge mobilisiert. Martin scheut sich auch nicht bei Voices Of Doom auf die andere Bühne zu wechseln und den davor Stehenden zu sagen, dass sie falsch stehen, Mono Inc. spielen auf der anderen Bühne. Während der Songs wechselt Engler, immer passend zu den Songs, mehrfach das Outfit. Zur Mitte des Sets gibt es ein Drumsolo von Lady Katha, die zunächst mit Soundproblemen ihrer Bass Drum zu kämpfen hat. Das wird professionell gelöst und dann wird heftig getrommelt. Links und rechts stehen Carl und Manuel, jeweils mit einem Stand-Tom und unterstützen das. Passend zu den schnellen Songs gibt es auch die eine oder andere Pyroeinlage. Das passt zu der Show und gibt ein schönes Bild. Nachdem Martin sich nochmals bei dem Veranstalter „Buddy“ und seiner Frau bedankt hat, geht es mit Children Of The Dark in die Schlussrunde. Der im Hintergrund hängende weiße Rabe, bewegt durch den Wind, scheint dazu zu fliegen. Super gemacht.

Nach den Monos nun Epica, die mit ihrer Frontfrau Simone Simons und dem Gitarristen Marc Jansen dem Wetter Paroli bieten. Mit Adyta legen sie los und das gefällt dem feierwütigen Volk. Inzwischen sind die meisten mit Regencapes oder entsprechendem Outfit ausgerüstet, denn der Regen naht. Trotzdem lässt es sich die niederländische Symphonic Metal Band nicht nehmen und wartet bei Songs wie Storm The Sorrow und Kingdom Of Heaven mit ordentlich Rauch und Feuersäulen auf. Coen Jansen ist mit seinem portablen Keyboard auf der ganzen Bühne unterwegs und nicht selten steht er mit den Gitarristen synchron am Bühnenrand. Trotzdem kommt, was kommen musste, ab Unleashed wird der Wind noch stärker und der erste Schauer geht nieder. Die Flammensäulen entwickeln dann nicht mehr die gewünschte Wirkung und der Sound wird ebenfalls schlechter. Simone lobt das geile Publikum, welches mit Masse ausharrt.

Bevor Children Of Bodom den Headliner des Abends geben, steht noch eine weitere Band aus Finnland auf dem Programm. Diesmal sind es Korpiklaani, die mit Folk Metal aufwarten. Der leichte Regen, der sich nun hält, kann die Fans nicht abhalten und dies honoriert die Truppe um Jonne Järvelä mit einer echten Sause. Tanzbare Musik, teilweise von Humppa inspiriert, wechselt sich mit anspruchsvolleren Stücken ab, und dass sie auch die können, beweisen sie mit dem zehnminütigen Stück Kallon Malja vom aktuellen Album. Während der einen Stunde ist ein fast durchgängiger Mosh Pit zu beobachten, der nur bei den etwas ruhigeren Stücken innehält. Auch die Crowdsurfer lassen die Grabenschlampen kaum zu Atem kommen, und das beweist, dass Korpiklaani alles richtig machen. Zum Ende hin wird noch mal ordentlich Gas gegeben Die typischen Saufsongs VodkaBeer Beer und Happy Little Boozer bringen nochmals das Infield zum Kochen und hier kann auch ordentlich mitgegrölt werden. Der Abschluss gebührt dann dem Himmel, der beim letzten Song die Pforten öffnet. Aber das ist nun egal. Korpiklaani haben bewiesen, dass sie zwar Sauflieder beherrschen, aber auch andere Töne anstimmen können.

Der heutige Headliner Childern Of Bodom kommt kurz vor 23:00 Uhr auf die Bühne. Bereits vorhin bei Epica hat es begonnen, leicht zu regnen. So deutete es sich bereits im Laufe des frühen Abends an, dass es nass von oben werden könnte. Nicht, dass es schadet. Die letzten Tage waren schon recht heiß und der starke Wind hatte den ausgetrockneten Boden über das Infield und den Campground fliegen lassen. Der aufkommende, stärker werdende Regen stört die Finnen (ja, noch eine Band aus Finnland) jedoch nicht. Bevor die dann loslegen, kommt aber noch Thorsten “Buddy“ Kohlrausch mit einigen Leuten auf die Bühne, um traditionell das Festival zu beenden. Dabei sind dann Danksagungen an die Crews, Lichttechniker, Helfer und sonstige am Festival beteiligte Personen Usus. Das kommt immer gut an und so holt er sich auch das Versprechen der Zuschauer ein, im nächsten Jahr wiederzukommen. Nun aber Children Of Bodom. Die Bühne wird dunkel, um in einem lieblichen, blassen Violett erneut zu strahlen. Nebelschwaden, ein atmosphärisches Intro und mit Are You Dead Yet beginnt der heutige Top-Act. Der Melodic Death Metal passt einfach zu dieser Stunde und so beginnen die 70 Minuten vor einem vollen Infield. Allerdings scheinen schon einige abgereist zu sein, denn weiter hinten ist Platz. Vielleicht sind nicht wenige nach Berlin zu Metallica abgereist. Egal. Es wird nochmals alles gegeben, Mosh Pit, Crowdsurfen, Fäuste, Pommesgabeln, nackenbeanspruchendes Kopfschütteln und lautes Mitsingen, als wenn es der erste Festivaltag ist. Die von Kraftausdrücken strotzenden Ansagen von Sänger und Gitarrist Alexi Laiho passen zur Songauswahl. Die besteht aus älteren Sachen, aber auch aus dem aktuellen Album haben es Under Grass And Clover, This Road und Platitudes And Barren Words auf die Setlist geschafft. Bei den älteren Stücken Hate Me!, Everytime I Die und Downfall wird der Jubel jedoch merklich lauter. Mit If You Want Peace… Prepare For War verabschieden sich Band und Publikum voneinander. Ein würdiger Headliner!

Erste After Headliner Band sind die The O’Reillys & The Paddyhats. Trotz des strömenden Regens sind die Zuschauer noch in Partylaune und obwohl es sich nun deutlich geleert hat, feiern die Restlichen noch ordentlich deren Irish Folk Rock. Am frühen Abend taten mir die Jungs schon etwas leid, denn nur wenige haben sich am Autogrammstand eingefunden. Das mag am Wetter gelegen oder an den zeitgleich spielenden Epica gelegen haben, Nun aber geben sie Gas. Da es bereits Sonntag früh ist, begrüßt Sean O’Reilly die Menge mit „Guten Morgen ROCKHARZ!“ Irische Weisen, mehrstimmiger Gesang und eine fordernde Geige lassen den Regen und die damit einsetzende Kälte fast vergessen machen. So haben die O‘ Reilly‘s und seine Paddyhats nochmals die letzten Reserven geweckt. Die fünfzig Minuten vergehen mit schnellen, irisch angehauchten Stücken, die von vielen mitgesungen werden.

Finale Finale ole! Es ist vollbracht: Vier Tage Staub, harte Klänge, Sonnenschein und Alkohol gehen mit dem Apocalypse Orchestral vorbei. 2020 kann kommen – unzufriedene Gesichter haben wir in den Tagen keine erblickt und wenn man mit Besuchern gesprochen hat, die wollen alle, wie seit Jahren, im nächsten Jahr ganz traditionell wiederkommen. Die ROCKHARZ Familie wächst weiter, ohne die alten Recken zu vergraulen. Dieser gesunde Wachstum bringt alles in Einklang. Bevor die Bühnen abgebaut werden, machen Apocalypse Orchestral noch mal die müden Körper mobil. Folk Metal bzw. Rock mit nordischem Anstrich hat nicht nur einen Exoten Faktor, auch das Interesse an dem Konzept aus ruhigen Tyr Stücken und diversen skandinavischen Folk Vertretern, wo die Liste endlos lang scheint. Die Schweden dürfen da nicht fehlen, die andächtig auf schweren Trommeln das Festival ausklingen lassen. Frisch wie in ihrer Heimat, purzeln seit Stunden die Grade in den Keller, knapp zweistellig darf man von einer unangenehmen Kühle sprechen. Ähnlich kühl: Die Protagonisten, die ihre Chance für einen nachhaltigen Abschluss nutzen.

Fazit
Nach dem Motto „Never Change A Winnig System“, legen die Macher nur minimal Hand am Konzept an. Kleine Änderungen werden gut durchdacht und angetestet. Der neue Weg vom Tagesparkplatz zum Infield hat sich als sehr entlastend bestätigt. Dass in diesem Jahr rund 20.000 Metalheads vier Tage an der Teufelsmauer verbracht haben, ist einem kaum aufgefallen. Minimale Vergrößerungen kommen eben besser an und man umgeht unnötige Probleme, die einem die Lust verhageln. Über 20 Jahre Erfahrung und ein Team, das sorgfältig die Hausaufgaben macht, bleiben das A und O. Dazu kann man dem ROCKHARZ nur gratulieren, das zu einem der wichtigsten Open Airs für Metal, Rock, Gothic und mehr einen festen Platz an der Spitze eingenommen hat.
Folgende Infos schon einmal für 2020:
Am Montag, den 15.07.2019 um 15 Uhr ist der Vorverkauf gestartet. Kinder dürfen erst ab acht Jahren auf´s Gelände. Alle Informationen findet ihr natürlich weiterhin direkt auf der Homepage vom ROCKHARZ! Die bereits feststehenden Bands lauten wie folgt: Running Wild, Accept, Subway To Sally, Eluveitie, Dark Tranquillity, Ensiferum, Destruction, Ost+Front und Ektomorf. Hier kommt ihr direkt zum VVK. Weitere Bands folgen bereits in Kürze!