Servants To The Tide – Servants To The Tide

Gelungenes Debüt und eine epische Reise

Artist: Servants To The Tide

Herkunft: Deutschland

Album: Servants To The Tide

Spiellänge: 34:04 Minuten

Genre: Epic Doom Metal

Release: 26.03.2021

Label: No Remorse Records

Link: https://www.facebook.com/servantstothetide

Bandmitglieder:

Gesang – Stephan Wehrbein
Gitarre, Bassgitarre, Keyboard – Leonid Rubinstein
Schlagzeug – Lucas Freise

Tracklist:

  1. Departing From Miklagard
  2. A Wayward Son’s Return
  3. North Sea
  4. On Marsh And Bones (The Face Of Black Palmyra)
  5. Your Sun Will Never Shine For Me
  6. A Servant To The Tide

Mal was ganz anderes steht heute bei mir auf dem Plan. Mein Speiseplan ist ja meistens mit Death Metal, Thrash Metal und Grindcore bestückt, aber heute ist der Epic Doom Metal mal die Hauptspeise. Der Koch ist ein gewisser Leonid Rubenstein, der mir noch von den Craving-Zeiten bestens bekannt ist. Bis auf das Drumming hat er alles selbst eingespielt. Dafür hat er zwar 1,5 Jahre gebraucht, aber das hat sich auch gelohnt. Doom wird niemals meine Lieblingsmahlzeit werden, aber satt werden kann ich bei einer guten Zubereitung auf jeden Fall. Neben dem Hauptsänger Stephan Wehrbein (Screaming Souls) wirken noch einige Gastsänger mit und für die Drums war Lucas Freise (Eyes Wide Open) zuständig. Gute Voraussetzungen für ein episches Werk. Nach Fertigstellung wurden der Mix und das Mastering anschließend von Michael Hahn und den Rosenquartz Studios erledigt. Ein recht undergroundiger Sound, aber klar differenziert und transparent. Passt sehr gut ins positive Gesamtbild.

Departing From Miklagard eröffnet das selbst betitelte Debüt und ebnet den Weg für eine angenehme halbe Stunde. Eine Akustikballade, vorgetragen im Wind, die Gitarre klingt verträumt und weckt Wikingersehnsüchte.

Weiter geht es dann mit A Wayward Son’s Return. Der Song setzt zwar auf härtere Gitarren, kommt aber genauso verträumt rüber wie der Opener. Mit geilem Riffing schleppt man sich durch epische Welten. Die Gesangsleistung ist echt stark. Nicht meine Welt, aber einfach geil gemacht. Besonders dann, wenn die Gitarre alleine läuft, klingt man absolut melancholisch. Einfach traurig schön. Respekt, echt ein guter Opener. Wenn ich schon Cleangesang gut finde, dann muss da was los sein, hehe. Mein Problem ist immer die Länge der einzelnen Songs im Doom Bereich, aber mit fünf Minuten ist dieser genau richtig lang. Das abwechslungsreiche Drumming, die Riffs und die Melodien können überzeugen.

Die Reise geht weiter in Richtung meines Wohnorts, der Nordsee. Die Rede ist vom Song North Sea. Mit einem sanften Klavierpart und normaler Stimme bewegt man sich in ruhigen Gewässern. Bekannterweise bliebt die Nordsee nicht so. Es wird zwar nicht unbedingt härter, aber die E-Gitarre und das Drumming setzen ein, werden allerdings wieder von den ruhigen Klängen unterbrochen. Der Wechsel zwischen Gut und Böse, wie ich es mal nennen möchte, klappt aber gut. Guter Kontrast. Auch hier holt Leo geile Riffs aus. Der Song trägt sich und hat eine ganz dunkle Atmosphäre. Das Riffing wird ein wenig härter und befindet sich schon fast im Midtempo, aber nur fast. Eine melancholische Melodie wird zum Besten gegeben. Die klingt ganz gut. Keys ertönen und dann wird es wieder etwas härter und der Song nimmt ein ganz wenig Fahrt auf. Kein Volldampf, aber man kommt gut vorwärts. Dieses hält aber nur kurz an und es erklingen wieder ruhige Töne. Neben dem normalen Gesang erklingen Chorklänge im Hintergrund. Die Gitarren dringen wieder durch, bis man wieder in einen verträumten Keyboardpart und danach wieder ins Doomige wechselt. Hier habe ich jetzt das Problem, dass der Song mir mit einer Spielzeit von über acht Minuten zu lang ist, aber das muss ja jeder mit sich selber ausmachen. Musikalisch ist der Song auf ganz hohem Niveau und sehr emotional.

Of Marsh And Bones (The Face Of Black Palmyra) kann meines Erachtens das Niveau der beiden vorherigen Songs nicht halten. Dieser plätschert ein wenig so vor sich hin und hat mich nicht ganz so berührt. Der Chorus ist ganz cool und natürlich ist das Ganze sehr episch, aber ich wurde nicht so geflasht. Am Ende gibt es noch gesprochene Wörter. Diese Aufgabe wurde von Paul Thureau (Forstide, Gorgon) übernommen.

Your Sun Will Never Shine For Me kommt da schon wieder, zumindest für mich, emotionaler aus den Boxen geknattert. Die Gitarren laufen sehr gut durch und schaffen eine melancholische Grundstimmung. Ein wenig Härte kommt ins Spiel, man kann langsam den Kopf zum Rhythmus bewegen. Die traurigen Twingitarren-Melodien nehmen einen mit auf die dunkle Reise und der Gesang passt einfach dazu. Ich kenne mich in dem Bereich nicht so aus, höre aber hier und da natürlich mal etwas aus der Ecke und mich erinnert der Song stark an die Band Solstice.

Kommen wir jetzt zum Titeltrack und meinem persönlichen Highlight des Albums. A Servant To The Tide ruft Erinnerungen in mir wach. Damals, in den Neunzigern, als man sämtliche Richtungen für sich entdeckte – auch den Doom-Death. Musikalisch bleibt man sich zwar treu, ist vielleicht ein wenig härter, aber geht den epischen Weg weiter. Die Riffs sind wieder sehr düster und erzeugen eine traurige Grundstimmung, das Drumming ist wieder sehr abwechslungsreich und das Songwriting ebenfalls, auch wenn der Song, wen wundert es, mir natürlich wieder zu lang erscheint. Acht-Minuten-Stücke sind einfach nicht meine Welt. Warum werden jetzt Erinnerungen bei mir wach? Ja, weil es ein Wechselbad bei den Vocals gibt. Neben dem guten Normalgesang wird noch zusätzlich gegrowlt und das passt ziemlich geil ins Gesamtbild. Wie halt damals bei Paradise Lost. Für den Part konnte man Luc Francois (Mind Patrol) gewinnen. Die letzte Minute lässt einen noch einmal richtig runterkommen. Ein Pianopart erklingt, sehr emotional. In die Tasten gehauen hat hier der Gatekeeper Jack Black.

Servants To The Tide – Servants To The Tide
Fazit
Guter epischer Doom Metal für die Freunde von Atlantean Kodex, Solstice, While Heaven Wept oder Doom Sword. Bis auf die Länge zweier Songs passt hier wirklich sehr viel zusammen. Die Twingitarren-Melodien und die melancholische Schlagseite des Albums können begeistern. Selbst ich als Death Metal Fan bin ergriffen. Meine Musikrichtung wird es aber nie werden, trotzdem ein echt starkes Album.

Anspieltipps: A Wayward Son's Return und A Servant To The Tide
Michael E.
8.5
Leser Bewertung6 Bewertungen
9.4
8.5
Punkte