“Frischzellenkur und Old School-Allüren!“
Artist: Unearth
Herkunft: Massachusetts, Vereinigte Staaten von Amerika
Album: Extinction(s)
Spiellänge: 37:59 Minuten
Genre: Metalcore
Release: 23.11.2018
Label: Century Media Records
Link: https://www.facebook.com/unearthofficial/
Bandmitglieder:
Gesang – Trevor Phipps
Gitarre – Ken Susi
Gitarre – Buz McGrath
Bassgitarre – Chris O’Toole
Schlagzeug – Nick Pierce
Tracklist:
- Incinerate
- Dust
- Cultivation Of Infection
- The Hunt Begins
- Hard Lined Downfall
- King Of The Arctic
- Sidewinder
- No Reprisal
- One With The Sun
Nachdem die US-Amerikaner im Anfang des Jahres eine Zusammenarbeit mit dem Label Century Media Records bekannt gegeben haben, war mir klar, dass dann natürlich auch zeitnah etwas folgen müsste. Dass wir nun zum Vorweihnachtsgeschäft noch ein neues Unearth Release in den Händen halten dürfen, hatte ich zwar gehofft, jedoch nicht wirklich vermutet. Um mich persönlich zu positionieren, würde ich sagen, dass ich die fünf Herren aus Massachusetts neben ihrem Auftritt 2012 auf dem Wacken Open Air nie wirklich aus den Augen verloren hatte. So sind die Songs Overcome (von 2011), Arise The War Cry (von 2011) und My Will Be Done (von 2008) noch heute in meiner Spotify-Playlist „Very Nice / I Like“ vertreten und somit (fast) jeden Tag bei mir im Auto zu hören.
Als bei uns die Platte in dem Pool der zu rezensierenden Releases auftauchte, war für mich also klar, dass diese über meinen Schreibtisch und durch meine Boxen gehen musste. Jetzt ist es nun endlich so weit und nach dem, in meinen Augen eher durchwachsenden 2014er-Album Watchers Of Rule (die Mitbewerber denken hier vielleicht ein wenig anders), haben Unearth doch so einiges anders gemacht als bisher. Neben dem neuen Label-Vertrag hat man auch nicht wie bei den ersten fünf Alben mit Adam Dukiwiecz als Produzent zusammengearbeitet, sondern mit Will Putney jemanden verpflichtet, der ebenfalls für Produktionen verantwortlich war, die Freunde vom Genre kennen dürften (unter anderem von Releases der Bands Thy Art Is Murder, For Today, Texas In July, Suicide Silence und Fit For A King – um nur einige zu nennen). Was sich noch geändert hat, ist, dass man Sänger Trevor Phipps nicht nur exzellent shouten lässt, sondern ihm auch erlaubt ein paar klare Passagen rauszuhauen. Soundtechnisch ist man irgendwie viel klarer als alles, was man bisher von Unearth gewohnt gewesen ist. Mit klarer meine ich eine viel dedizierter gestaltete Produktion, wo die Gitarren alle einen Stereo-Platz bekommen und sich schon fast im Raum orten lassen. Dazu bekommt die Stimmspur viel mehr Klarheit und weniger Dämpfung in Form von Tiefen. Aber genug von der Produktion, hin zu den leider nur knapp 38 Minuten Musik, die ich hier bereits die ganze Zeit im Hintergrund hoch und runter höre.
Wer Unearth kennt, der wird vielleicht direkt zu Beginn etwas erschreckt sein, denn wenn Trevor das erste Mal einsetzt mit dem (Sprech-)Gesang, ist alles sehr klar und irgendwie nicht so, wie man es erwarten würde, wenn man eine Platte der US-Amerikaner vor sich liegen hat. Doch wenn die ersten 115 Sekunden durch sind, wird man als Hörer belohnt mit einem Gitarrenriff, welches mich hart an My Will Be Done erinnern lässt – warum auch nicht? Beim Song Dust werden vor allem Freunde von melodischer Härte bedient, so ist man gitarrentechnisch nicht nur absolut anspruchsvoll unterwegs, sondern wechselt genretypisch zwischen Melodik und harter Rhythmik, als wäre es nichts.
Survivalist, das erste Lied des Albums, welches bereits am 28.09.2018 via Spotify veröffentlicht wurde, ist eigentlich genau das, was ein Querschnitt des Albums beschreiben würde. Harte Breakdowns (was freue ich mich schon auf einen Moshpit beim nächsten Konzert), harte Vocals, anspruchsvolle Arbeit an den Saiteninstrumenten und ein Schlagzeuggewitter, was seinesgleichen sucht – PLUS – ein paar klare Passagen, die sicher nicht die absolute Stärke von Unearth sind, jedoch niemals (und das nicht nur bei dem Song) aufgesetzt oder fehl am Platz klingen.
Texttechnisch versprüht man ordentlich Gift in Richtung allem, was in der Welt gerade nicht „richtig“ läuft. So wird sowohl die prekäre Position unserer Zivilisation als auch der Tod und der Verlust an sich thematisiert.
Da meine persönlichen Highlights zum Ende des Albums kommen, dürfen natürlich No Reprisal, wegen seiner genialen Riffs und der Old Shool-Allüren, als auch One With The Sun nicht fehlen. Beim Letzteren musste ich sehr an For Today denken – ein echter „in die Fresse“-Song mit ordentlichen Melodik-Parts.