Wolfweez Festival am 04.07. und 05.07.2025 in Irslingen

Die Wölfe heulen wieder!

Event: Wolfweez Festival

Bands: All For Metal, Bloodbound, Born From Pain, Clawfinger, Dark Sky, Frozen Crown, Full Stop, Mindead, Saving Bryan, Sydra, The Prophecy 23, Unleash The Archers

Datum: 04.07. – 05.07.2025

Genres:, Power Metal, Hard Rock, Heavy Metal, Metalcore, Freshmetal, Crossover, Modern Metal

Besucher: 1.200 – 1.300

Ort: Irslingen

Veranstalter: Irslinger Musikinitiative

Kosten: Kombiticket: 95 € (+ 4,90 € VVK-Gebühr)
Tagesticket Freitag: 50,00 € (+ 3,50 € VVK-Gebühr)
Tagesticket Samstag: 60,00 € (+ 4,20 € VVK-Gebühr)
Campingticket: 22,00 € (+ 2,20 € VVK-Gebühr)

Es ist Juli und eines der schönsten Festivals in Süddeutschland lädt wieder in den beschaulichen Schwarzwald. Das Wolfweez in Irslingen ist dieses Jahr mit einer bunten Mischung aus Powermetal, Metalcore und Crossover gespickt. Dank mehrerer Staus auf der Autobahn verpassen wir leider die erste Band Sydra und erreichen erst, während die zweite Band Born From Pain bereits die Hälfte ihres Sets gespielt hat, den Festivalwald. Als wir durch das Holzportal die Festivallichtung betreten, fühlen wir uns sofort wieder wie daheim. Die Bühne beschallt den kleinen Platz im Waldstück, während das FOH wieder im Bretterbuden-Style neben dem großen Baum vor der Bühne steht. Das Ambiente des Wolfweez ist einfach herrlich. Da es mittlerweile unser dritter Besuch auf dem Wolfweez ist, konnten wir hautnah miterleben, wie das Festival im Laufe der Jahre stetig gewachsen ist. Waren es im ersten Jahr nach der Pandemie geschätzt ca. 700 Besucher, so finden dieses Jahr bereits an die 1.200 bis 1.300 Metalheads den Weg nach Irslingen. Trotzdem hat die Veranstaltung nichts von ihrem familiären Stil und der idyllischen Ausstrahlung verloren.

Frozen Crown, Wolfweez Festival, 04.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
Frozen Crown, Pic. by Alex. Wahl

Die dritte Band des heutigen Tages liegt uns besonders am Herzen: Frozen Crown aus Italien begeistern die Besucher mit ihrem schnellen Powermetal und ihrer beeindruckenden Bühnenpräsenz. Anfängliche Soundprobleme sorgen leider dafür, dass der Funke erst nach etwa drei Songs auf das Publikum überspringt. Für viele sind die Mailänder jedoch das erste Highlight des Festivals. Dementsprechend voll ist auch die kleine Waldlichtung. Die Italiener waren diesen Frühling auf ihrer ersten Headliner-Tour durch Europa und haben dadurch ihren Bekanntheitsgrad noch weiter gesteigert. Die zusätzliche Live-Erfahrung der Tour hat die Bühnenauftritte der Musiker um Bandkopf Federico Mondelli routinierter werden lassen. Seit Mai dieses Jahres verstärkt auch Aleksandra „Lioness“ Stamenković das Line-Up der Truppe um Frontfrau Giada „Jade“ Etro. Das 75-minütige Set umfasst Songs quer durch die inzwischen fünf Alben der achtjährigen Bandgeschichte der Power Metaller. Für mich persönlich ist jedoch immer The Shieldmaiden, ein Song aus ihrem Erstlingswerk The Fallen King, das Highlight jedes ihrer Konzerte, welches immer das Ende der Show einläutet. Leider müssen die Italiener das Festivalgelände kurz nach ihrem Auftritt schnell wieder verlassen, da sie am nächsten Tag noch auf dem Rockharz spielen, und so fällt das obligatorische Fan-Begrüßen diesmal leider recht kurz aus.

Clawfinger, Wolfweez Festival, 04.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
Clawfinger, Pic. by Alex. Wahl

Gegen 22:00 Uhr erschallt Die Biene Maya von Karel Gott aus den Boxen der Bühne. Einige verwirrte Blicke klären sich, als Clawfinger die Bühne betreten. Die Urväter des Crossover habe ich in meiner Jugend hin und wieder gehört, mich aber tatsächlich nie näher mit ihnen beschäftigt, ein Fehler, wie sich herausstellt. Die Stimmung bei den Skandinaviern ist ausgelassen und die Menge feiert zu Songs wie ihrer aktuellen Single Scum, einer Abrechnung mit dem Trump’schen Amerika. Hierbei deuten sie auch ein neues Album an, welches evtl. noch 2025 erscheinen könnte. Es wäre tatsächlich das erste Album seit 2014, wird also langsam Zeit. 😉 Bei Zeros & Heros wird die Menge von Sänger Zak Tell geteilt und das Publikum darf sich wechselseitig mit „Zeros“ und „Heros“-Rufen überbieten. Die Stimmung auf der kleinen Waldlichtung kocht. In ihrer Zugabe ballern die Schweden und Norweger dem Publikum noch alte Klassiker wie The Price We Pay, Truth und Do What I Say um die Ohren, bevor sie die Bühne verlassen.

Die Mittagshitze ist inzwischen vergangen und es hat sich stark abgekühlt, als Mindead ihren Auftritt vor inzwischen merklich verkleinertem Publikum mit ca. 15 Minuten Verspätung aufgrund von technischen Problemen gegen 0:15 Uhr beginnen. Das ist leider meist das Los einer Band auf dem letzten Festivalslot. Die Stuttgarter Metalcore-Combo lässt sich davon aber nicht beirren und feiert mit den verbliebenen Gästen den erfolgreichen Abschluss des ersten Festivaltages.

Full Stop, Wolfweez Festival, 05.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
Full Stop, Pic. by Alex. Wahl

Den nächsten Tag eröffnen dürfen die Modern-Metaller von Full Stop. Eine junge, vierköpfige Truppe aus Freiburg. Zu einer katerfreundlichen Uhrzeit, um 15:30 Uhr, locken die vier Musiker schon ein paar Leute vom Campground vor die Bühne. Frontfrau Linda, im stilisierten Punk-Schulmädchen-Outfit, entlockt ihren Stimmbändern sowohl saubere Cleanvocals als auch harsche Growls. Die sympathischen Breisgauer schaffen es, durch ihre offene Art die Besucher, die sich bisher eingefunden haben, mitzureißen. Vor allem als Linda, Gitarristin Mandy und Bassist Ritschy ihren Song Run mitten unter den Besuchern performen. Einem kleinen Fauxpas verdanken die Vier dann, dass sich die Zuschauer auch näher an die Bühne trauen. Durch eine Verwechslung animiert Linda die Menge, für das Stagepic näherzukommen, nur um dann zu merken: „Wir spielen ja noch einen …!?“  Full Stop machen uns einfach Spaß und sind für uns eine der Neuentdeckungen des Wolfweez.

Den nächsten Slot mussten die Organisatoren kurzfristig umbuchen, da die eigentlich gesetzten Kryn krankheitsbedingt leider absagen mussten. Als Ersatz konnten sie Saving Bryan aus Stuttgart akquirieren. Den Namen hatte ich zwar bereits früher schon gehört, aber Rap-Core gehört jetzt eigentlich nicht zu meinem Musikspektrum. Fronter Fabian Häckel, der primär die Rap-Parts übernimmt, wird unterstützt von Sängerin Lisa Schmidt, die mit ihrer kräftigen und harmonischen Stimme ein Wohlfühlbett für die harten Töne der Combo gestaltet. Die sympathischen Stuttgarter bedanken sich immer wieder für die inzwischen zahlreich erschienenen Besucher: „Wir dachten, wir spielen vor 20 Menschen. So geil, dass schon so viele von euch da sind!“ Inhaltlich handeln die Texte der 2023 gegründeten Band häufig von den dunkelsten Empfindungen, zu denen Menschen fähig sind. Auch Saving Bryan müssen leider direkt nach ihrem Auftritt wieder in den Bus, da sie heute noch einen weiteren Auftritt spielen dürfen. Wie Full Stop zuvor haben mich Saving Byran positiv überrascht und gehören für mich zu den Entdeckungen des Irslinger Festivals.

Dark Sky, Wolfweez Festival, 05.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
Dark Sky, Pic. by Alex. Wahl

Weiter geht es mit regionalem Classic Rock. Die Rottweiler Dark Sky spielen das erste Mal auf dem Wolfweez und freuen sich, dass sie es endlich zeitlich unterbringen konnten. Die 1982 gegründete Truppe ist diesmal die Band mit der längsten Timeline und aufgrund der territorialen Nähe zum Wolfweez auch die herzlichste. Die Verbundenheit zur Region zeigt sich auch, als Sänger Frank Breuninger im Eishockey-Trikot der Wild Wings aus Schwenningen auf die Bühne kommt und zusammen mit dem textsicheren Publikum die Vereins-Hymne Auf Geht’s Wild Wings schmettert. Die charismatischen Lokalmatadoren geben in ihrem 60-minütigen Set eine bunte Mischung aus ihrem 43-jährigen Bandbestehen zum Besten. Von der starken Ballade Eternity, welche mich zu Tränen rührt, über Empty Faces bis hin zur aktuellen Single You Spin Me Round ist alles dabei. Dark Sky verabschieden sich bei ihrem Publikum und hoffen, bald wieder hier spielen zu können.

All For Metal, Wolfweez Festival, 05.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
All For Metal, Pic. by Alex. Wahl

Auf Classic Rock folgt nun im weitesten Sinne ein internationaler Power-Metal-Dreier-Block. Den Anfang machen All For Metal. Die internationale Truppe um Asenblut-Fronter Tim „Tetzel“ Schmidt muss heute jedoch auf zwei Bestandteile ihrer Show verzichten. Zum einen kann ihr zweiter Frontmann Antonio Calanna heute nicht dabei sein, zum anderen sind die obligatorischen Tänzerinnen heute am Merchstand eingebunden. Als Unterstützer am Mikrofon konnten sie den Frontmann der italienischen Power-Metal-Band Lionsoul Ivan Castelli für sich gewinnen. Ivan meistert auch die hohen Töne von Antonio ohne Probleme und vertritt seinen Landsmann großartig. Die 2022 gegründete Formation konnte sich mit ihrem True-Power-Metal inzwischen eine formidable Fanbase erarbeiten und so ist die Waldlichtung prall gefüllt, als die in schwarzes Leder gekleideten Musiker ihre Stücke zum Besten geben. Die heutige Show ist leider der letzte Auftritt von Gitarristin Jasmin „Jassy“ Pabst mit All For Metal in Deutschland. Sie wird die Band nach der UK-Tour verlassen, aber die pfiffige Autodidaktin, die sich ja bereits vorher durch ihre YouTube-Videos einen Namen machen konnte, verspricht uns, dass sie nicht von der Bühne verschwinden wird. Die Musik von All For Metal spaltet ja die Metal-Jünger. Ich persönlich höre mir die Musik auch nicht unbedingt täglich zu Hause an, aber live bin ich immer wieder begeistert, welche Energien und was für eine herrliche Stimmung bei den Konzerten herrscht, und empfehle jedem, sich selbst ein Bild zu machen, bevor man voreingenommen sein Urteil fällt.

Power-Metal-Part Nummer zwei kommt aus Schweden und wird durch Bloodbound zelebriert. Der Power-Metal der Skandinavier ist geprägt von melodiösen, von Fantasy-Themen inspirierten Stücken, die das Publikum zum Mitsingen animieren. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung im kleinen Wäldchen. Bei All-time-favorites wie When Fate Is Calling oder Nosferatu kann nahezu jeder der Besucher zumindest den Refrain mitsingen. Das letzte Mal, als wir Bloodbound live erleben durften, trug Sänger Patrik Johansson noch selbst die Hörner des Teufels. Heute betritt der „Leibhaftige“ bei Nosferatu die Bühne und interagiert mit dem Publikum. Nach ca. 90 Minuten ist dann aber auch Schluss und die Schweden verabschieden sich von der Menge.

Unleash The Archers, Wolfweez Festival, 05.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
Unleash The Archers, Pic. by Alex. Wahl

Weiter geht die Power-Metal-Reise, diesmal nach Kanada. Unleash The Archers geben sich die Ehre. Eine Band, auf die wir uns sehr freuen, sind die Auftritte der Band aus Übersee in der alten Welt doch leider recht rar gesät. Wir hatten dieses Jahr bereits das Glück, sie auf ihrer ersten Europa-Tour seit 2017 sehen zu können. Heute ist es das erste Mal, dass wir sie Open-Air erleben dürfen. Man merkt deutlich, dass nicht nur wir uns auf den Auftritt freuen. Die Lichtung ist prall gefüllt, als Brittney Hayes mit ihren Kumpanen die Show mit ihrem Song Abyss eröffnet. Die Stimmung ist grandios, als sich Brittney an die Fans wendet: „Ihr habt gerade schwedischen Power-Metal gehört, wie wäre es jetzt mit etwas kanadischem Power-Metal? Hier kommt Faster Than Light!“. Ein persönliches Highlight für mich folgt, als Hayes mit The Wind That Shapes The Land einen Titel ansagt, den sie laut eigener Aussage nie zuvor live gespielt hätten. Aber natürlich fehlen auch Brecher wie Awakening und Tonight We Ride in dem auf 90 Minuten ausgelegten Set nicht. Während zu Legacy die Menge wellenförmige Bewegungen macht, lobt die Frontfrau noch die wundervoll beleuchteten Bäume, die dem Wald eine magische Stimmung verleihen. Den Abschluss bildet dann die inoffizielle zweite Hymne Kanadas! Zu Northwest Passage singt nahezu jeder im Publikum mit, sodass auch das letzte Eichhörnchen aus dem Kobel fällt. Die Kanadier nutzen leider nicht ihren kompletten Slot und sind ca. 15 Minuten vor der Zeit fertig. Das ändert aber nichts daran, dass der Auftritt großartig war. Hoffentlich müssen wir nicht wieder acht Jahre auf den nächsten Besuch in Europa warten.

The Prophecy 23, Wolfweez Festival, 05.07.2025, Pic. by Alex. Wahl
The Prophecy 23, Pic. by Alex. Wahl

Zum Abschluss des diesjährigen Wolfweez gibt es noch mal ordentlich was auf die Mütze. The Prophecy ²³ locken mit ihrem Freshmetal noch mal alles aus den noch verbliebenen Gästen heraus. TP23 hatten bereits vor drei Jahren auf demselben Slot ihr Debüt auf dem Wolfweez gegeben, damals noch vor wenigen hartgesottenen Fans. Heute jedoch ist der Bereich zwischen Bühne und FOH trotz der späten Stunde noch gut gefüllt und die Fans moshen um die Wette. Sänger Hannes stachelt das Publikum immer wieder an und lässt auch die Security-Jungs noch mal ordentlich schwitzen, als er die Fans zum Crowdsurfen auffordert. Diese lassen sich natürlich nicht lange bitten und kommen der freundlichen Aufforderung gerne nach. Als sich dann auch noch Growler Luca zu Mammon in die Mitte der Wall Of Death und dem nachfolgenden Circlepit begibt und sich die Lungen aus dem Brustkorb grunzt, gibt es kein Halten mehr und die Abschlussparty wird gebührend abgefeiert. Abschließend wird zu I Wish I Could Skate noch mal ordentlich mitgesungen, bevor das Wolfweez für dieses Jahr seine Pforten schließt – gebührend verabschiedet wieder einmal von einem grandiosen Auftritt der Fershmetaller.

Es war ein wunderbares Festival. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, wenn wir wieder in den beschaulichen Schwarzwald, auf die kleine Lichtung mit dem Baum vor der Bühne fahren und den Tieren des Waldes musikalische Nachhilfe angedeihen lassen.