Yes – The Quest

Ikonen der progressiven Sphären

Artist: Yes

Herkunft: Großbritannien

Album: The Quest

Spiellänge: 61:33 Minuten

Genre: Progressive Rock, Art-Rock

Release: 01.10.2021

Label: Inside Out Music

Link: http://www.yesworld.com

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Steve Howe
Schlagzeug Backing Vocals – Alan White
Keyboard – Geoff Downes
Leadgesang, Akustikgitarre – Jon Davison
Bass, Gesang – Billy Sherwood

Tracklist:

CD 1:
1. The Ice Bridge
2. Dare To Know
3. Minus The Man
4. Leave Well Alone
5. The Western Edge
6. Future Memories
7. Music To My Ears
8. A Living Island

CD 2:
1. Sister Sleeping Soul
2. Mystery Tour
3. Damaged World

Um die Band Yes zu umschreiben, bedarf es eigentlich nicht vieler Begriffe. Dinosaurier des Prog-Rock, Legenden, Musik-Maler. Das Schaffen dieser Band und ihrer Nebenprojekte, wie der personelle Austausch mit den ebenso großartigen Asia oder auch zuletzt dem Projekt Arc Of Life, um nur einige zu nennen, ist sehr schwer kurz zusammenzufassen.

Yes ist eine Formation, an der sich alle Musiker im Bereich progressiver Rockmusik seit einem halben Jahrhundert messen lassen müssen. Die heutige Besetzung auf The Quest, der zu besprechenden Scheibe mit Steve Howe (Gitarre, Gesang), Alan White (Schlagzeug, Backing Vocals), Geoff Downes (Keyboards), Jon Davison (Leadgesang, Akustikgitarre) und Billy Sherwood (Bassgitarre, Gesang) wurde 2015 komplettiert, als Sherwood Gründungsmitglied Chris Squire ersetzte – auf Squires Drängen hin, als er tapfer einen bereits verlorenen Kampf gegen Leukämie führte. Diese Art von Schicksalsschlägen war auch immer ein steter Begleiter der „Schwestern-Band“ von Yes, nämlich Asia und sollte auch im Songwriting der Bands Auswirkungen spüren lassen. Nicht zuletzt solche schweren Schläge sind es doch, die Musiker in ihrer Kreativität auch zu neuen Ergüssen anregen und den aktuellen Auszug dieses Kreativschubs, bestehend aus Corona und Verlustverarbeitung, „hören“ wir heute, und zwar in Form von The Quest!

The Quest ist ein starkes Album mit einem gemeinsamen Thema, nämlich die großen Fragen des Lebens zu stellen und festzustellen, dass wir unser Schicksal in unseren eigenen Händen haben. Mein Beitrag wurde vor COVID geschrieben“, sagte Gitarrist Steve Howe dazu, „und Ende 2019 hatte ich angefangen, Jon diese Songs zu zeigen.“

Die Songs repräsentieren die gesamte musikalische Bandbreite der Band, welche sich wie gewohnt durch überlange Tracks mit unglaublichen Finessen und klangfarblichen Tempi- und Stimmungswechseln zeigt. Die Songs sind sowohl an vergangenen Yes-Alben orientiert, okay etwas mehr… und enthalten sehr viele Retro-Elemente, aber in ebensolcher Qualität werden auch aktuelle Sounds hinzugefügt und mit textlichen Beiträgen abgerundet, die verschiedene Themen behandeln, welche den Musikern auf der Seele brennen. Ein tolles Beispiel hierfür stellt bereits der erste Song auf CD Nummer 1 dar, welcher sich The Ice Bridge nennt und den Klimawandel behandelt. Es ist sehr schwer, den Sound und den Aufbau der Stücke in einem Text zu umschreiben, denn viel zu komplex sind die Werke der Beteiligten wieder geworden und fächern sich in alle Richtungen auf. Manche Songs enthalten sowohl klassische Elemente als auch spielerische Keyboard-Einlagen, welche durch das ausgezeichnete Gitarrenspiel des Über-Gitarristen Steve Howe noch gekrönt werden. Der Gesang passt sich in das Gefüge der Band bestens ein, wie man es schon immer gewohnt ist.

Yes erfinden sich auf The Quest definitiv nicht neu, schon alleine deshalb nicht, weil auch ältere, ungenutzte Materialien aus der Schublade auf dieser Scheibe Einzug hielten. Auch der große Paukenschlag, den die Herren sicherlich aus früheren Zeiten gewohnt sind, wird sicherlich bei dieser Veröffentlichung ausbleiben, denn dazu sind die heutigen Jahre zu schnelllebig. Der Markt wird überflutet. Yes besinnen sich in allererster Linie hiermit auf alte Erfolgskonzepte. Aber muss das schlecht sein, wenn Musiker mit solch eine Vita und diesem kreativen Können sich an alten Pfaden orientieren und sich nicht immer wieder neu erfinden? Nein, ich denke nicht. Warum auch? Wer sich eine Platte von Yes ins Regal stellt wird sicherlich nicht auf der Suche nach dem Stadion-Rock-Hit sein, der einem aus dem Mainstream-Radio entgegendröhnt, nein, man erwartet Komplexität, Ruhe, Ausgeglichenheit, Finesse und Kunst und das bieten Yes meiner Meinung nach auch wieder mit The Quest. Wie ein Maler seine Leinwand bearbeitet, so bespielen die Herren der alten Garde unsere Hörorgane und wie man es bei solchen Malern, in diesem Fall in Notenform, gewohnt ist, zählt in erster Linie der Blick des Künstlers und kann interpretiert werden, oder eben auch nicht! Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht!

Ich bin es leid, dass viele Musiker mit so vielen Dekaden an Erfahrung und immer noch vorhandener Leidenschaft oft von selbst ernannten Kritikern in eine Schublade verbannt werden, auf welcher mit großen, anmaßenden Lettern steht: „Mach halt irgendwann mal Schluss, bevor du zu sehr in die Jahre kommst und dich niemand mehr hören will!“ Warum? Die Herren sind in Würde ergraut und werden das Rad nicht neu erschaffen, sondern sich weiterhin und solange es geht, zielsicher damit über die Straßen der Musik fortbewegen, denn es wird immer noch Menschen geben, die diese Art der Musik lieben, junge Menschen, die dies für sich entdecken sowie alte Fans.

Ich persönlich finde das Album mit einfachen Worten zusammengefasst: GUT! Es ist ein würdiges Yes-Werk geworden, nicht mehr und nicht weniger! Kein Meilenstein, aber inspirierend! Lasst es auf euch wirken und bildet euch eine eigene Meinung.

Yes – The Quest
Fazit
Auf diesem Album finden vor allem experimentierfreudige Musikhörer viel, was ein progressives Lebenswerk wie das von Yes ausmacht: Spielfreude, orchestrale Parts, futuristische Sounds, Schwingungen in alle Richtungen der Gefühlsskala, Entspannung und auch ein wenig Melancholie und das mit etwas Staub auf dem Plattenteller.

Anspieltipps: The Ice Bridge, Dare To Know und A Living Island
Stefan L.
7.5
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