Atonement – Merciless Blasphemy (EP)

Junge Schweden und die Achtziger-Zeitreise

Artist: Atonement

Herkunft: Schweden

Album: Merciless Blasphemy (EP)

Spiellänge: 17:59 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 03.12.2021

Label: Helter Skelter / Regain Records

Link: https://atonementsweden.bandcamp.com/releases

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Ludvig Rösth
Gitarre – Teddy Edoff
Bassgitarre – Niklaas Saari
Schlagzeug – Mille Lündstrom

Tracklist:

  1. Infernal Rites
  2. Axe Of Death
  3. Evil Minds
  4. Lust For Sin
  5. Unholy Sorcery

Schweden, Schweden und noch einmal Schweden, aber halt. Diese drei sind noch total jung und haben mit der Stockholm- oder Göteborg-Szene nichts zu tun. Mal etwas total anderes. Allerdings stammen sie aus Stockholm, gehen musikalisch aber andere Wege. Im Herbst 2020 gründeten Ludvig und Mille die Band, am 01.12. stieß dann Niklaas dazu und seitdem machen sie die Szene unsicher. Später kam dann noch der zweite Gitarrist Teddy dazu. Ab in den Proberaum und herausgekommen ist dieses fünf Songs starke Demo. Im Juni 2021 hat die Band es selber als digitale Version veröffentlicht, im Dezember werden Helter Sketler und Regain Record diese EP als CD, 12” Vinyl und Kassette herausbringen.

Betrachtet man das Gruppenbild, so wundert man sich nicht, dass die Burschen von der deutschen Thrash/Speed Szene der Achtziger beeinflusst wurden. Bands wie Kreator oder Sodom haben also immer noch Einfluss auf die Musiker, auch auf junge.

Natürlich darf ein Intro bei solch einem Vorhaben nicht fehlen und Infernal Rites läutet das Album stimmungsvoll ein.

Die ersten Klänge und schon ist klar: Hier regiert der Thrash Metal. Die Produktion ist auch auf Achtziger getrimmt, die Gitarren fliegen und das Drumming ist treibend. Das Tempo ist schön hoch. Die Vocals sind böse. Gutes Screaming. Nachdem man typische Thrash-Momente aus dem Hut gezaubert hat, kommt ein Break, man ackert langsam weiter, kommt mit einer thrashigen Uftata um die Ecke und liefert ein wildes Solo ab. Gute Laune ist vorprogrammiert, keine Frage. Geht ab. Das Tempo wird noch einmal angezogen und es wird gedroschen ohne Ende. Gnadenlos werden hier die Achtziger wiederholt. Axe Of Death ist der Name dieses Songs und ist dermaßen passend, würde ich sagen.

Gitarrist und Sänger Ludvig ist im Jahre 2006 geboren, nur mal so am Rande. Die Eltern haben wohl bei der musikalischen Früherziehung alles richtig macht.

Alles richtig gemacht haben sie auch bei Evil Minds. Wieder diese typischen Vorspieler, die Drums betonen und dann geht es im Midtempo vorwärts. Noch einmal einige Vorspieler und dann diese schnellen, thrashigen Momente, die wir so lieben. Geiles Riffing. Sicherlich nicht gerade neu, aber sehr geil. Der Gesang klingt nun ein wenig merkwürdig. Der Song treibt wieder ohne Ende und man wird seinen Helden Kreator und Sodom ziemlich gerecht. Nachdem man sich ausgetobt hat, wird das Tempo wieder herausgenommen. Die Vorspieler erklingen und weiter geht es im Eiltempo. Gefangene, nee, das dürfen andere machen. Das obligatorische Solo darf nicht fehlen. Dieses wird noch kurz mit weiter verarbeitet und dann gibt es wieder Gummi. Am Ende ein Wow und Feierabend.

Lust For Sin und Unholy Sorcery fallen natürlich nicht aus der Reihe. Es wird wieder gedroschen, was das Zeug hält. Das Tempo wird immer hochgehalten und die Burschen lassen zwar nicht viele fremde Einflüsse zu, quasi gar keine, aber diese Leidenschaft ist dermaßen zu hören, dass man tatsächlich meinen könnte, man wäre in den Achtzigern gefangen. Richtig geil klingen sie, wenn sie, wie z.B. bei Lust For Sin, das Tempo herausnehmen, langsamer werden und den Part dann langsam wieder aufbauen. Und die Soli sind auch geil. Hier klingen sie extrem nach Sodom oder Possessed. Wie es damals so üblich war, sind die Songs alle ein wenig schwarz angehaucht, sowohl musikalisch als auch textlich. Lediglich Unholy Sorcery finde ich nicht ganz so überzeugend, obwohl die Bassarbeit dort sehr drückend ist. Ist mir für eine kernige Thrash Nummer auch zu lang, aber dieses ist Jammern auf hohem Niveau.

Einen Innovationspreis wird man damit nicht gewinnen, aber sicherlich die Ohren einiger Alteingesessener, die bis heute dem Geist von Bands wie Destruction, Sepultura, Possessed, Death, Morbid, Pentagram, Kreator oder Sodom nicht abschwören können. Bedenkt man, dass das Durchschnittsalter der Band 16 Jahre ist, darf man gespannt sein, was da noch auf einen zukommen wird. Logisch kann man sagen, es war alles schon da etc., aber das stört mich nicht. Ich wurde total geil unterhalten und habe erst einmal Bock, mir mal wieder Persecution Mania oder Pleasure To Kill reinzuziehen.

Atonement – Merciless Blasphemy (EP)
Fazit
Diese jungen Schweden machen einfach das, worauf sie Bock haben und versetzen den Zuhörer in eine Zeit zurück, als die Grenzen des Metals noch nicht so richtig definiert wurden. Old schooliger Thrash mit Black und Death, so wie man es eben in den Achtzigern durchgezogen hat. Eine Zeitreise, die einfach nur Spaß macht. Repeattaste drücken und abgehen.

Anspieltipps: Axe Of Death und Evil Minds
Michael E.
8.4
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