Devil Driver und Cannibal Corpse am 16.02.2013 im Train in Aarhus (Dänemark)

”Dauer-Mosh Pit und schäumendes Bier!”

Band: Cannibal Corpse und Devil Driver

Vorbands: Black Dahlia Murder & Hour Of Penance

Location: Train, Aarhus, Dänemark

Homepage: http://www.train.dk

Datum: 16.02.2013

Einlass: 19:00 Uhr / Konzertbeginn: 19:30 Uhr

Kosten: 280 DKK /~37,50 €

Besucher: min. 500 (maximale Kapazität: 650)

Veranstalter: 3rd Tsunami Agency (http://www.3rd-tsunami.com)

Es ist 19:30 Uhr und die Türen sollten jetzt aufgehen, als ich gerade rechtzeitig am Train ankomme. Aber so irrt man sich! Wie so oft, werden die Türen mal wieder zu früh geöffnet und als ich nach ein paar Minuten Anstehen (sowohl draußen als auch bei der Garderobe) endlich drinnen ankomme, ist der Support-Opener Hours Of Penance so gut wie fertig mit seinem Aufwärmprogramm des heutigen Abends. Drei Songs schaffe ich gerade einmal, bevor schon der Umbau für The Blacl Dahlia Murder beginnt.

Das, was ich letzten Endes gerade noch erhaschen konnte, klang allerdings vielversprechend und nach einem super Start für den Konzertabend der puren Zerstörung. So stehen doch The Black Dahlia Murder, Devil Driver und Cannibal Corpse auf dem Programm, was in einem Wort „Mosh Pit“ bedeutet!

Ein paar Vergleiche lassen sich bereits jetzt schon zu meinem Dragonforce-Erlebnis in dieser Location erörtern. Es sind zum Beispiel bereits wesentlich mehr Fans für das Aufwärmprogramm anwesend als es damals der Fall war. Zusätzlich wurde die obere Etage dieses Mal geöffnet und man kann nach Lust und Laune auch mal einen Blick von oben auf die Masse und die Bühne erhaschen. Das gibt erstens mehr Platz für die nicht-Mosher und Sitzfaulen vor Ort und zweitens hat man einen sehr guten Ausblick von dort oben, den man, wenn man einmal einen Platz ergattert hat, nicht wieder hergeben will.

Nun aber zu The Black Dahlia Murder, die nach kurzem Umschauen im Train bereits auf die Bühne traben und mit Gejubel empfangen werden. Diese Begrüßung lässt Sänger Trevor nicht unbelohnt und so treibt er das Publikum durch eigene ungeahnte Agilität dazu an, einen Mosh Pit nach dem anderen zu starten. Die Amerikaner geben mit Songs wie Moonlight Equilibrium vom 2011er Album Requiem und dem Titelsong des 2005er Albums Miasma dazu auch allen Anlass. Ob Growl oder Scream, hier geht es einfach nur heiß her, heiß genug, dass der Vokalist glatt sein T-Shirt in die Ecke pfeffert und seine Pracht eines Fasses in Wallungen versetzt. Doch das animiert die Zuschauer nur umso mehr und lässt für jeden etwas runderen Metaller, wie ich selbst einer bin, sich als Erfolg verbuchen, dass man sich trotz Bauch mehr als genug bewegen kann. Aus dem Mosh Pit halte ich mich jedoch raus, da eine Verletzung der Hand mich daran hindert, mich großartig zu bewegen.

Nach sieben Songs ist schon Schluss bei den Amerikanern, aber I Will Return vom 2009er Deflorate-Album lässt auf eine baldige Rückkehr hoffen, denn dieser Auftritt lässt sich als gelungen abstempeln. Die Fans gönnen sich nun eine Raucherpause in dem viel zu engen Eingangsbereich der Location. Auch die Bars werden gnadenlos überfüllt, obwohl zwei Bars eigentlich genug sein sollten. Die hohen Getränkepreise scheinen jedoch kaum einen zu stören, obwohl knapp 4 € für 0,33l Bier in Glasflaschen(!) doch happig sind. Nicht nur einmal werden im Laufe des Abends Scherben aufgekehrt, aber zu gewalttätigen Zwischenfällen kommt es zum Glück nicht.

Es ist jetzt ungefähr 21:00 Uhr und der erste der beiden Headliner betritt langsam die Bühne. Es ist von niemand geringerem als Devil Driver die Rede und dementsprechend lautstark werden die Jungs um Sänger Dez Fafara begrüßt. Der 46-jährige zeigt, dass er es drauf hat und haut einen starken Song nach dem anderen raus. Ironischerweise läutet End Of The Line aus dem 2005er Album das ganze Spektakel ein, worauf Cry For Me Sky und Dead To Rights folgen, was mehr oder weniger für einen Dauer-Mosh Pit sorgt. Mit dem 50er Jahre Mikrofon, durch das Dez seine Stimme schallen lässt, passt die Stimmung auch einfach hervorragend. Alle sind am kochen und geben Vollgas, was mehr als lobenswert ist, nachdem ich in Dänemark schon so manch passives Publikum sehen durfte.

These Fighting Words und Horn Of Betrayal setzen das Spektakel fort und bestätigen meine Vermutung: Viel vom letzten Album Beast wird es hier nicht zu hören geben. Der Fokus ist vor allem auf das 2005er The Last Kind Words-Album gerichtet und die Show soll noch ein wenig mehr zum Best-Of mutieren. Head On To Heartache und Not All Who Wander Are Lost machen trotzdem unglaublich Spaß beim Zuschauen und –hören, denn die Fans machen eine riesige Party aus diesem Konzert. Der Mosh Pit hat keine Pause, die Bars laufen auf Hochtouren und die Band hat Spaß am Geschehen. Das könnte nicht viel besser sein.

Doch es wird besser! Nachdem der erste Versuch eines Circle Pits nur durch Handzeichen schief ging, wird nun dazu angewiesen, dass drei Leute den Circle Pit antreiben. Zu der Musik von Hold Back The Day sollte es auch recht einfach sein, einen Circle Pit auszuführen und ich bin nach wie vor erstaunt, wie gut sich der Kalifornier in seinem Alter und bei dem Tempo auf der Bühne hält, das darf gerne noch zwanzig Jahre so weitergehen. Apropos Kalifornien: Jetzt ist Clouds Over California dran, was natürlich ein „Muss“ für die Band ist, auch wenn nur wenige die Hand heben konnten, als Dez das Publikum fragt, wer denn schon an der Westküste Amerikas war. Mit Meet The Wreched findet auch dieser Auftritt sein Ende, aber die Pause sei jedem gegönnt, denn alle waren bei diesem Auftritt auf Hochtouren. Also geht es ein weiteres Mal nach draußen zum Rauchen, wo man von in diesem Fall angenehmen Temperaturen um die 0 Grad begrüßt wird.

Cannibal Corpse, der Headliner des heutigen Abend, ist auch der Grund, warum sich die meisten Besucher entschieden haben, ihre wohlmöglich vorhandene Lethargie zu überwinden und sich auf die Socken zu machen. Die bisherigen Bands waren der Hammer, aber wer die Kannibalenleichen schon einmal Live gesehen hat, weiß, dass das Hauptgericht jetzt erst kommt und den Klimax servieren wird. Das ist ein Gesetz.

Und ich werde nicht enttäuscht. Sofort geht es los mit Demented Aggression, das erste Lied vom aktuellsten Langspieler Torture. Das Lied ist nicht nur ein wahnsinnig geiler Opener für ein Album, auch live bringt er das Publikum direkt auf 100%. Wo andere Bands sich langsam rantasten müssen, bolzen Cannibal Corpse direkt los und wirken dabei so energiegeladen, als ob kein weiteres Lied mehr folgen würde. Interessant ist auch wie immer das beinahe spartanisch anmutende Bühnenbild: Die Schießbude des Knüppelmeisters sieht vor allem im Verhältnis extrem unspektakulär aus, was paradoxerweise auf seine eigene Art spektakulär ist. Wofür Plastikgedöns, wenn man es einfach draufhat?

Direkt danach folgt Sargophagic Frenzy, wie es auch schon auf dem Album der Fall war. Da ich persönlich die Scheibe nach dem dritten Lied ausschalte, ahne ich schon, was nach als nächstes kommt und bekomme auch recht: Das Überlied Scourge Of Iron. Allein wegen diesem Lied bin ich froh, dass es Torture gibt: Ähnlich wie Evisceration Plague (das ansonsten des Öfteren als Opener dient) ist es eines der ganz seltenen Bremslieder, ohne weniger brutal zu klingen. Meinetwegen könnten Cannibal Corpse auch ein ganzes Album in diesem Tempo veröffentlichen, deshalb bin ich auch umso glücklicher, dass Evisceration Plague auch diesmal gespielt wird.

Danach holen die Amis zum Best-Of Schlag aus, der uns wohl auch in zehn Jahren so oder so ähnlich bei Liveauftritten begegnen dürfte, vorausgesetzt, sie setzen sich nicht zur Ruhe (oder machen es wie die Scorpions, ich glaube, jeder Fan kann mit so einer Auflösung gut leben). The Time To Kill Is Now und Make Them Suffer sind noch vom 2006er Werk Kill und ähnlich wie die beiden Eröffnungslieder von Torture die absoluten Knüppelfeste und Mosh Pit-Trigger und abgesehen von Encased In Concrete, das alibimäßig in der Setliste drin ist, damit „auch was vom neusten Album gespielt wird“ (abgesehen von dem Dreifach-Opener) folgen nur noch Klassiker: I Cum Blood, A Skull Full Of Maggots und Unleashing The Bloodthirsty sind Stimmungsgaranten vor dem Herren und der absolute Beweis dafür, dass Cannibal Corpse den Rang als bekannteste Death Metal-Band auch verdient haben.

Aber was wäre ein Cannibal Corpse-Konzert ohne das Ace Venutra-Lied Hammer Smashed Face? Richtig: Kein richtiges Konzert! Deshalb ist Lied Nummer Vierzehn auch erneut eben das Lied, ohne das selbst Six Feet Under nicht mehr Live auftreten (dem Musikerwechsel innerhalb der Band sei Dank). Die Masse geht trotz fortgeschrittener Stunde in totaler Ektase auf und genießt jede Sekunde dieses Meisterwerkes. Der Raushauer Stripped, Raped And Strangled vom guten, alten The Bleeding beendet dann diesen fulminanten Auftritt.

Da dies nicht mein erstes Cannibal Corpse-Konzert war, habe ich genau das bekommen, was ich erwartet habe. Klar, irgendwo hofft man immer, dass noch „ein i-Tüpfelchen“ draufgesetzt wird (so wie beim neusten Stirb Langsam Film, der trotz überragender Actionszenen die Reihe auf kein neues Niveau hebt), aber wenn Wünsche Schweine wären, gäbe es jeden Tag Speck. Die 140 km pro Richtung Anfahrt haben sich aber definitiv gelohnt und ich freue mich schon auf das nächste Cannibal Corpse-Konzert, denn eins ist gewiss: Hammer Smashed Face geht immer!

Fazit: Amerikaner können definitive guten Metal spielen! Das durfte ich heute live erleben und ich fahre mit vielen positiven Eindrücken nach Hause. Sämtliche Bands konnten heute überzeugen und das Publikum hat gezeigt, dass es sich lohnt, auch in den kleineren Locations Dänemarks zu spielen. Fast pausenlose Mosh Pits und genügend Bier haben für die passende Stimmung gesorgt und so kann ich diesen Abend als einen sehr gelungenen in meine Erinnerung aufnehmen. Für jene, die diese amerikanischen Bands noch nicht live gesehen haben, kann ich lediglich die Empfehlung aussprechen, sich das Ganze mal anzuschauen – man wird es nicht bereuen!