Die Oper Krabat mit Coppelius am 03.10.2022 im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

Fantastische Opernumsetzung des Literaturklassikers von Otfried Preußler mit rockigem/metallischem Anklang

Veranstaltungsname: Krabat

Ort: Musiktheater Im Revier, Kennedyplatz, 45881 Gelsenkirchen

Datum: 03.10.2022

Kosten: verschiedene Preiskategorien

Genre: Oper

Besucher: 400

Veranstalter: Musiktheater im Revier

Link: https://musiktheater-im-revier.de

Leitung:

Musikalische Leitung – Peter Kattermann
Inszenierung – Manuel Schmitt
Bühne – Julius Theodor Semmelmann
Kostüm – Sophie Reble
Chor – Alexander Eberle
Ton – Jörg Debbert, Dietmar Schmidt
Licht – Patrick Fuchs
Video – Judith Selenko
Dramaturgie – Anna Chernomordik

Besetzung:

Krabat – Sebastian Schiller alias Bastille
Der Meister – Joachim G. Maaß
Kantorka – Bele Kumberger
Tonda – Piotr Prochera
Juro – Martin Petschan
Lyschko – Graf Lindorf
Michal und Lobosch – Max Coppella
Merten – Julius Warmuth
Kito – Sissy Voss
Staschko – Béla Schölei
Andrusch – Comte Caspar
Kubo – Daniel Jeroma
Witko – Scarlett Pulwey
Hanzo – Herr Linus von Doppelschlag
Petar – Merten Schroedter

Ensembles:

MiR Opernensemble, Band Coppelius, MiR Junges Ensemble, Neue Philharmonie Westfalen

Krabat, Promofoto by Björn Hickmann

Heute geht es für uns ins Revier nach Gelsenkirchen, genauer gesagt ins Musiktheater Im Revier. Am heutigen Abend es ist nicht (wie ansonsten für die Time For Metal Redakteure üblich) eine Thrash, Death oder Black Metal Veranstaltung, die es im Pott ja zur Genüge gibt, sondern die Oper Krabat, die unser Interesse geweckt hat.

Auf die Oper Krabat wurden wir am Merchstand der Steampunk/Kammercore Band Coppelius beim Rockfestival Rengsdorf am letzten Juliwochenende aufmerksam gemacht. Da uns der Auftritt der Band Coppelius dort ausgesprochen gut gefallen hat, beschlossen wir, uns das Opernspektakel in Gelsenkirchen einmal hautnah anzusehen. Die Oper Krabat ist eine Adaption des gleichnamigen Literaturklassikers von Otfried Preußler.

Zum Inhalt:

Der sorbische Waisenjunge Krabat tritt eine Lehrstelle in einer Mühle im Koselbruch an. Die Mühle stellt sich jedoch schon nach kurzer Zeit als eine „Schwarze Schule“ heraus, in der der Müllermeister jeweils zwölf Mühlknappen in der Schwarzen Kunst unterrichtet.

Krabat freundet sich auch mit den Gesellen an, insbesondere mit Tonda, dem Altgesellen. Tonda stirbt auf mysteriöse Art und Weise am Ende des ersten der drei Jahre, die Krabat in der Mühle verbringt. Mit Witko nimmt ein neuer Lehrling den freien Platz ein. Nach Ablauf des zweiten Jahres stirbt ein weiterer Geselle. Er wird durch Krabats Freund Lobosch ersetzt. Krabat durchschaut erst nach und nach das furchtbare Spiel, dessen Teil er geworden ist: Der Meister, der sich dem Bösen verschrieben hat, muss am Ende eines jeden Jahres einen seiner Schüler opfern. Andernfalls müsste er selbst sterben. Dazu sucht er sich den jeweils besten Schüler heraus, bevor dieser genügend gelernt hat, um ihm im Zweikampf gefährlich werden zu können.

Um dem Meister die Stirn bieten zu können, übt sich Krabat in der Schwarzen Kunst. Kraft gibt ihm die Liebe zu Kantorka, einem Mädchen aus dem Dorf. Dem Gesellen Juro, der sich hinter seiner vorgetäuschten Dummheit versteckt, vertraut Krabat schließlich seine Entdeckung an: Die Liebe eines Mädchens zu einem der Müllerburschen kann den Meister besiegen. Dazu muss das Mädchen in der Silvesternacht in der Mühle erscheinen, ihren Geliebten freibitten und eine Probe auf Leben und Tod bestehen. Am Ende des dritten Lehrjahres stellt der Meister Krabat vor die Wahl, ob er die Nachfolge als Meister antreten möchte. Als Krabat ablehnt, beschließt der Meister, Krabat zu opfern. In der Silvesternacht erscheint jedoch die Kantorka und fordert vom Meister Krabats Freiheit. Nachdem sie die Probe bestanden hat, sind Krabat und seine Mitgesellen frei, haben aber keine magischen Fähigkeiten mehr. Der Meister stirbt in der Silvesternacht, die Mühle geht in Flammen auf …

Die Vorstellung:

Die Geschichte des Krabat wird in dieser Opernaufführung außergewöhnlich umgesetzt. Das Bühnenbild zieht uns in magischer Weise in eine Fantasiewelt. Die Mühle wirkt wie aus einem postapokalyptischen Endzeit-Film, in dem die Protagonisten agieren. Unübersehbar und undurchschaubar wird das Wirken in der Bühne in Szene gesetzt. Physisch und psychisch schwer zu erfassen, was da vor sich geht.

In der Mitte auf einer beweglichen Hängebühne, die während der Vorstellung mehrmals nach unten und oben fährt, befindet sich Coppelius-Schlagzeuger Linus Von Doppelschlag mit seinem Instrument. Gleichzeitig ist er einer der zwölf Gesellen. Er bringt das Schauspiel mit seinem Schlagzeug kraftvoll in Bewegung.

Szenenpic Oper Krabat by Bettina Stöß

An den Seiten befinden sich Kabinen, die den partiellen Aufenthaltsort für die beiden Klarinettisten Comte Caspar (Lehrling Andrusch) und Max Copella (Lehrlinge Michal und Lobosch), den Kontrabassisten Sissi Voss (Lehrling Kito) und den Cellisten Graf Lindorf (Lehrling Lyschko) darstellen. Partiell deshalb, weil die Coppelius-Musiker als die Lehrlinge permanent unterwegs und aktiv sind, nicht nur an ihren Instrumenten. Sebastian Schiller, der Sänger der Band (aka Bastille) selbst übernimmt die Hauptrolle des Krabat.

Hinter der Bühne wird die Vorführung musikalisch großartig in Szene gesetzt durch das Orchester der Neuen Philharmonie Westfalen. Dabei ist das Orchester jedoch optisch kaum zu bemerken und bleibt Teil des dunklen Backgrounds der Szenerie. Die Musik ist sehr abwechslungsreich. Neben großen (klassischen) Klangflächen, die die Düsternis unterstreichen oder auch Gefühle wie Hoffnung und Liebe untermalen, sind es einige rhythmische (rockige) Stücke, die diese Aufführung so spannend und außergewöhnlich machen.

Szenenpic Oper Krabat by Bettina Stöß

Wir als Beobachter der Szenerie sind bei aller (An)Spannung ein stückweit mittendrin. Der Funke springt im wahrsten Sinne des Wortes über und setzt letztendlich die apokalyptische Mühle in Brand.

Es sind die drei Lehrjahre des Krabat in der Mühle, die in drei Akten audiovisuell hervorragend dargeboten werden. Nach dem zweiten Akt (Lehrjahr) gibt es die vorgesehene Unterbrechung/Pause. Hier kann man bereits einmal die fantastischen Eindrücke des vorangegangenen Opernspiels bei einem Glas Wein verarbeiten, bevor es wieder zum finalen Akt in den Saal geht. Das dritte Lehrjahr steht noch an, in der die Liebe (natürlich) siegt.

Szenenpic Oper Krabat by Bettina Stöß

Das Publikum im leider nur ca. halb gefüllten großen Haus ist mächtig begeistert von dieser grandiosen Vorführung. Es gibt minutenlangen Applaus und stehende Ovationen für Band, Schauspieler, Orchester und Statisten. Ein großartiger Opernabend, der am Ende doch viel mehr Metal ist, als so manch laues Metalkonzert. Hier kann man getrost feststellen. Krabat, die Oper, rockt!!!

Wer nun Gefallen an der (metallischen) Oper Krabat gefunden hat, hat noch die Möglichkeit, eine Vorstellung der Oper zu besuchen, er sollte sich jedoch sputen.

Hier die noch anstehenden Termine:

Sa., 08. Okt. 2022, 19:30 Uhr
Sa., 22. Okt. 2022, 19:30 Uhr
So., 23. Okt. 2022, 16:00 Uhr
Sa., 05. Nov. 2022, 19:30 Uhr
So., 06. Nov. 2022, 16:00 Uhr
Fr., 11. Nov. 2022, 19:30 Uhr

Die Szenenfotos stammen von Bettina Stöß und wurden uns mit freundlicher Genehmigung des Musiktheater Im Revier (MIR) zur Verfügung gestellt.