Doro – Forever Warriors / Forever United

„Zwei Fliegen mit einer Klappe!“

Artist: Doro

Herkunft: Deutschland

Album: Forever Warriors / Forever United

Spiellänge: CD 1 = 50:47 Min.  CD 2 = 45:04 Min.    Gesamtspielzeit: 95:51 Min.

Genre: Hardrock, Heavy Metal

Release: 17.08.2018

Label: Nuclear Blast (Warner)

Link: https://www.nuclearblast.de/de/label/music/band/diskographie/details/5368728.71109.forever-warriors-forever-united.html

Bandmitglieder: 

Gesang – Doro Pesch
Gitarre – Bas Mass
Gitarre – Luca Princiotta
Bass – Nick Douglas
Schlagzeug – Johnny Dee

Tracklist CD1:

  1. All For Metal
  2. Bastardos
  3. If I Can`t Have You – No One Will
  4. Soldier Of Metal
  5. Turn It Up
  6. Blood, Sweat And Rock`N` Roll
  7. Don`t Break My Heart Again
  8. Love`s Gone To Hell
  9. Freunde Fürs Leben
  10. Backstage To Heaven
  11. Be Strong (Bonus)
  12. Black Ballad (Bonus)
  13. Bring My Hero Back Home (Bonus)

Tracklist CD2:

  1. Resistance
  2. Lift Me Up
  3. Heartbroken
  4. It Cuts So Deep
  5. Love Is A Sin
  6. Living Life To The Fullest
  7. 1000 Years
  8. Fight Through The Fire
  9. Lost In The Ozone
  10. Caruso (Bonus)
  11. Tra Como E Coriovallum (Bonus)
  12. Metal Is My Alcohol (Bonus)

Doro Pesch is back, am 17.08.2018 erscheint nach sechs Jahren Forever Warriors / Forever United. Es ist ihr insgesamt 18tes Studioalbum und es erscheint pünktlich zu ihrem 35. Bühnenjubiläum. Doro veröffentlicht regelmäßig und ist gefühlt immer präsent und dennoch veröffentlicht die deutsche Metal Queen mit Forever Warriors / Forever United nun ihr allererstes Doppelalbum und präsentiert sage und schreibe 25 (inklusive 6 Bonus-Tracks) neue Songs.

An Doro scheiden sich die Geister, entweder man mag sie, oder man hasst sie. Dazwischen gibt es nicht viel. Das Merkwürdige: gefühlt zwei Drittel mögen sie nicht und schimpfen auf sie, finden die Musik scheiße und würden niemals zu ihren Konzerten gehen. Doro ist kein Metal! Doro ist peinlich! Doro kann nicht singen! Ähnliches hört man immer wieder, wenn man einen Metal-Freak auf Doro anspricht und dennoch, sie ist seit dreieinhalb Dekaden erfolgreich aktiv und, wenn die neuen Tourdaten bekannt gegeben werden, rennt jeder los und besorgt sich Tickets. Eins ist sicher, Doro ist ein Phänomen! Erst kürzlich habe ich es wieder auf einem Konzert erlebt…, „Was will Doro denn schon wieder hier?“, „Ach, Doro schon wieder!“, „Die braucht doch kein Mensch!“, „Scheiße!“ …, aber als Doro dann auf der Bühne stand, da waren alle da. Alle kamen aus ihren Löchern, das Infield war brechend voll und alle gemeinsam haben eine riesige Doro-Party gefeiert. Niemand anderes als Doro legt in unseren Breitengraden solch eine hohe Livepräsenz an den Tag. Und von Abnutzungserscheinungen brauchen wir wohl nicht reden, die Queen of Metal wird von Jahr zu Jahr jünger, besser und energetischer.

Sechs Jahre ist es her, seit im Jahr 2012 Raise Your Fist erstmals in den Regalen stand. Für Doro Verhältnisse eine ungewohnt lange Zeit, aber dafür bekommen wir nun Material in doppelter Kapazität serviert. Es sind quasi zwei geschlossene Werke in sich, auf Forever Warriors geht es mit Vollgas voraus, während man es auf Forever United größtenteils etwas ruhiger angehen lässt. Gewohntermaßen präsentiert uns die Lady eine unglaubliche Vielfalt und stilistische Bandbreite mit einer hohen Hitdichte. Von hart bis zart zeigt uns Doro, dass sie alle Spielarten des Rock & Metal und darüber hinaus beherrscht.

Direkt mit dem Opener von Forever Warriors haut man mit All For Metal eine Hymne heraus, bei der ich behaupte, dass sie in Zukunft auf keiner Setlist mehr fehlen wird. Doro selbst sagt dazu, „Dieser Song könnte ein neues All We Are werden!“. Nein, ein neues All We Are wird es nicht, kann es nicht werden, denn den Killersong gibt es nur einmal. Aber All For Metal ist ein sehr ähnliches Gegenstück nach gleichem Strickmuster, das in Zukunft direkt neben dem Alltime-Klassiker stehen wird. Eine Stadionhymne mit Mitgrölcharakter! Düsseldorfs-Metal-Aushängeschild schreit ihre Lebensphilosophie laut heraus. Als Gastmusiker hat man hier das Who Is Who der Metal-Szene versammelt, so geben sich z.B. Sabaton ebenso die Ehre wie auch DetraktorMille Petrozza von KreatorJohann Hegg von Amon Amarth, Chuck Billy von TestamentWarrel Dane von Nevermore (R.I.P.), Jeff Waters von AnnihilatorRock`n Rolf von Running WildTommy Bolan von WarlockAndy Brings von Double Crush Syndrome und Ross The Boss von Manowar. In einzelnen sind die lieben Kollegen kaum zu identifizieren und gehen im Gesamten etwas unter, aber im dazugehörigen Video machen sich die ganzen prominenten Gastmusiker natürlich sehr gut. Schade, dass Doro wahrscheinlich nie alle gemeinsam auf die Bühne bekommen wird.

Des Weiteren enthält das Album mit den Songs Bastardos, der Kiss-Huldigung Turn It Up, der schönen Uptempo Hard Rock-Nummer Blood, Sweat And Rock ’n’ Roll und Fight Through The Fire ein paar ordentliche Mitgehnummern zwischen klassischem Heavy Metal und hartem Rock ’n‘ Roll. Bastardos überzeugt mit einer deftigen Doublebass und gehört zu dem Härtesten, was Frau Pesch in ihrer bisherigen Solokarriere unter das Volk geworfen hat. Das düstere If I Can`t Have You-No One Will ist das nächste Duett mit Amon Amarth`s Johann Hegg. Das letzte Duett der beiden, A Dream That Cannot Be, auf dem Amon Amarth Album Jomsviking im Jahr 2016 gehörte nicht zu den ganz großen Highlights in Doro`s Karriere, aber der aktuelle Song zündet ganz gut, da die Stimmen der beiden sehr gut aufeinander abgestimmt sind. Doro`s Stimmfarbe klingt dabei ungewohnt bissig und giftig, aber mit lässiger Leichtigkeit und treibendem Groove wird der Song zum Selbstläufer. Ungewöhnliche Unterstützung hat sich die zierliche Lady für den melodisch, eingängigen Song Backstage To Heaven ins Studio geholt, denn niemand Geringeres als Mr. Katzenklo Helge Schneider zeigt sich hier für das gefühlvolle Saxophonsolo verantwortlich. Die typisch härtere 80`er Jahre Pop-Nummer (Europe meets Tina Turner) ist wohl der ungewöhnlichste Doro-Song, der zeigt, dass die Grande Dame wirklich für alles offen ist.

Natürlich dürfen auch die mittlerweile für Doro typischen Coverversionen auf dem Album nicht fehlen. Schon immer hat Doro gerne großen Vorbildern Tribut gezollt, z.B. mit dem Judas Priest Song Breaking The Law, oder dem Procul Harum Klassiker A Whiter Shade Of Pale. Diesmal gibt es gleich zwei davon, auf CD 1 Don`t Break My Heart Again von Whitesnake, mit dem sich für die Düsseldorferin ein Kreis schließt, denn immerhin hieß ihr erstes musikalisches Baby Snakebite. Auf CD 2 bedankt sie sich bei ihrem langjährigen Mentor Lemmy Kilmister von Motörhead mit dem eher unbekannten Lost In The Ozone vom 1993`er Bastards-Album. Doro geht sehr emotional, aber auch rau zur Sache und beweist, dass sie über viel Feingefühl verfügt. Auch die Hommage Living Life To The Fullest ist in Richtung der Motörhead – Chefwarze gerichtet. Mit diesem Song begann Anfang 2016, auf dem Weg zu Lemmy`s Beerdigung, der Songwritingmarathon.

Auf die gefühlvollen Songs in deutscher Sprache hat Doro ja schon seit Triumpf And Agony – Zeiten ein Patent und so darf mit Freunde Fürs Leben auch auf dem aktuellen Output ein deutscher Song nicht fehlen. In den deutschsprachigen Balladen verarbeitet Doro ja am liebsten Themen wie Liebe, Freundschaft, Treue, Verbundenheit und so ist auch Freunde Fürs Leben eine Mixtur aus Für ImmerIn Liebe Und FreundschaftTausend Mal Gelebt und In Freiheit Stirbt Mein Herz, nur geht es hier bedeutend härter zur Sache. Ein stampfender, kitschiger Heavysong, der im Gehörgang hängen bleibt und der bestimmt auch live das eine oder andere Mal den Weg auf die Bühne findet.

CD 2 fällt in weiten Teilen bedeutend ruhiger aus, aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Die Scheibe startet mit einem echten Raise Your Fist Kracher, Resistance wird in Zukunft die Fäuste fliegen lassen. Danach wird es jedoch ruhiger, Lift Me Up ist eine gefühlvolle Halbballade, die auch aus dem Hause BonfireAerosmith oder Scorpions stammen könnte. It Cuts So Deep ist, meiner Meinung nach, der schwächste Song vom Forever Warriors / Forever United. Kitsch pur, die Zuschauer von Andrea Kiewel`Fernsehgarten, oder Stefan Mross Immer Wieder Sonntags, würden sich freuen. Mit Love Is A Sin bewegt Frau Pesch sich noch einmal auf poppigen Wegen, doch der Groove geht ins Ohr. Auch das orchestrale 1000 Years wird getragen von balladesken Tönen. Mit der Alleinkomposition von Bassist Nick Douglas, Fight Through The Fire, wird der Härtegrad dann zum Glück aber noch einmal angehoben – auch dieser Midtempo-Rocker bleibt positiv im Gedächtnis hängen. Mit Metal Is My Alcohol ist unter den Bonussongs noch ein guter sauf- und partytauglicher Mitgrölkracher in deutscher Sprache mit leichter Punkattitüde zu finden, der richtig Spaß macht. Mit dem in italienisch gesungenen Caruso geht die Metal Queen neue Wege, ein Versuch in Italien Fuß zu fassen?

Fazit: Forever Warriors / Forever United ist eine bunte, spannende Wundertüte, bei der man sich nicht sicher sein kann, was als Nächstes kommt. Mitgrölhymne, Saufsong, Balladen, Klassik, Poprock an der Grenze zum Mainstream, Coversongs ..., die Lady stellt sich breit gefächert auf. Doro ist natürlich immer noch weit in den 80ern verwurzelt, was man auch dem neuen Material anhört. Der Retrotouch liegt über allem, doch wer will ihr das verübeln, nachdem sie in den 90`er Jahren mit Machine II Machine versucht hat, neue Wege zu gehen und von allen Seiten runtergemacht wurde. Somit gibt es hier wieder Altbewährtes und etwas mehr. Über allem liegt auch ein leiser Warlock-Touch, für den niemand Geringeres als Ex-Warlock Gitarrist Tommy Bolan verantwortlich ist, der an dem Songwriting vieler Songs beteiligt ist. Daneben griff auch Whitesnakes Doug Aldrich für Doro in die Seiten. Wie schon auf dem Vorgänger Raise Your Fist, war The Sisters Of Mercy Gitarrist Andreas Bruhn für die Produktion der meisten Songs verantwortlich. Mit dem Doppelalbum wird Doro keine neuen Fans hinzugewinnen, jedoch bekommt man genau das, was man von der Düsseldorferin erwartet. Doppel-Doro hält, was es verspricht und Fans können hier bedenkenlos zuschlagen.

Anspieltipps: All For Metal, Bastardos, Metal Is My Alcohol, If I Can`t Have You-No One Will.
Silke H.
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