Edoma – Immemorial Existence

Köstlicher Black/Death Metal Eintopf aus Russland

Artist: Edoma

Herkunft: Sankt Petersburg, Russland

Album: Immemorial Existence

Spiellänge: 44:11 Minuten

Genre: Black Metal, Death Metal

Release: 12.02.2021

Label: Petrichor

Link: https://www.facebook.com/edoma.bm

Bandmitglieder:

Gitarre – Neil Gorbunov
Bassgitarre und Backgroundgesang – Pavel Kurakin
Schlagzeug – Fedor Sudak
Gitarre und Gesang – Dmitry Bondar

Tracklist:

  1. Gates
  2. Herald Of Death
  3. Edoma
  4. Northern Heart
  5. Depletion Of Faith
  6. Labyrinth Of Torment
  7. Last Hours
  8. Demons Of Eternal Twilight
  9. Permafrost

Öfter mal was Neues auf dem Plattenteller – heute: „Trve Russian Blackened Death Metal“. Russland? Da fallen mir spontan die Folk/Pagan Metaller von Arkona ein oder das Progressive Rock Duo Iamthemorning. Black Metal ist mir aus der Region noch nicht untergekommen. Edoma wurden 2017 in St. Petersburg von vier ambitionierten Metalheads gegründet. Nach Jahren des Probens und vieler Livekonzerte veröffentlichten die Russen bereits im Mai 2020 ihr Debüt Immemorial Existence auf dem englischen Label Morning Star Heathens. Die CD wurde in einer sehr limitierten Auflage veröffentlicht. Wenige Zeit später erschien das Album ebenfalls in geringer Stückzahl als Kassette auf dem englischen Label Analög Ragnarök. Die Band hatte jedoch bei keiner der beiden Plattenfirmen unterschrieben. So ergab sich im September die Chance, einen Vertrag beim holländischen Hammerheart Tochterlabel Petrichor zu unterschreiben. Edoma sind bereit und das „neue“ Album wird in Europa via Napalm Records ab dem 12.02.2021 vertrieben. Immemorial Existence wird als CD und Platte erhältlich sein. Zusätzlich gibt jeweils auf 100 Stück limitierte Kassetten und silbernes bzw. weißes Vinyl.

In der Labelinfo fallen Namen wie Mgła, Behemoth, Watain und Belphegor. Aufgrund der ausufernden Songs und der Aussage „Cold and darkened Black/Death Metal with a few progressive touches and additional grim and frostbitten melodies“, muss ich unweigerlich an die norwegischen Pandafratzen von Immortal denken. Auch den Begriff Permafrost (Dauerfrost) beanspruchen die Russen für sich. Angesichts der um 2 Grad niedrigeren Jahresdurchschnittstemperatur im Vergleich St. Petersburg gegenüber Norwegens Black Metal Hauptstadt Bergen, geht die Rechnung sogar auf. Erfreulich ist auch das Statement, dass die Band keine „Diener“ irgendeiner religiösen Organisation sind. In diesem Metier haben einige geistig umnachtete Gestalten in der Vergangenheit schon genug Unfug getrieben.

Was gibt es musikalisch aus Russlands eisiger Kälte zu berichten? Keine düstere Musik ohne unheilvolles Intro: Gates lässt gleich mal das Blut in den Adern gefrieren, bevor der Herold Of Death den Untergang verkündet. Die erste Single des Albums zeigt gleich die Richtung von Edoma auf: endneunziger Black Metal skandinavischer Prägung mit vereinzelten Ausflügen in osteuropäische Death Metal Geschütze. Hier gibt es keinen Bombast, die Gitarrenläufe und der abgrundtief böse Gesang stehen im Vordergrund. Die Produktion ist modern, ohne den True Black Metal Jünger zu verschrecken. Frage: Hey Torden, wie viel Reverb möchtest du auf dem Gesang haben? Antwort: Ja! Die Bandhymne Edoma holt den dornengespickten Knüppel aus dem Sack und die Blastbeats lassen nichts als verbrannte Erde zurück. Gegen Ende des Songs gibt es noch Riffs, die keinen Nackenwirbel auf dem anderen lassen. In Northern Heart huldigen Edoma dem nordisch anmutenden und schleppenden Schwarzwurzel-Sound. Öffnet die Tore für das bedrohlich intensive Depletion Of Faith, denn hier vereint die Band nicht nur die bereits erwähnten Trademarks, sondern hat für meinen Geschmack einen absoluten Genrehit in Stein gemeißelt. Das knapp siebenminütige Labyrinth Of Torment lässt mir zu Beginn nur wenige Sekunden, um nach Luft zu schnappen. Dann verjagen die Drums jeden Anflug von Entspannung und das Labyrinth der Qualen unterstreicht seine Untergangsstimmung mit finsteren Chören. Zum Ausklang wird das Tempo wieder gedrosselt und ein starkes Gitarrensolo zeigt mir den Ausweg. In diesen Passagen erinnert der Sound nicht selten an Immortals Meisterwerk At The Heart Of Winter.

Die letzten Stunden brechen an: Last Hours startet wieder mit feinsten Blastbeats und rutscht das Griffbrett rauf und runter. Sänger Torden keift und spuckt mir die Lyrics ins Gesicht. Das Konzept driftet aber nie in sinnfreie Raserei ab, sondern baut immer wieder gekonnte Spannungsbögen auf. Der Songtitel Demons Of Eternal Twilight könnte auch Rhapsody Konkurrenz machen. Der Song ist aber frei von Kitsch und eher ein stampfender Dämon aus der Hölle. Im Refrain wird der Evil-Faktor auf 666 gelevelt. Im letzten Song des Albums widmen sich Edoma wieder ihrem Lieblingsthema Permafrost. Das Hauptriff nistet sich auch sogleich in meinem Gehörgang ein und macht es sich in seinem Winterquartier gemütlich. Hier beweist die Band zum wiederholten Mal, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrscht, sondern auch richtig geile Songs schreiben kann.

Edoma – Immemorial Existence
Fazit
Natürlich hört man den Russen von Edoma an, welche Bands sie verehren. Dennoch ist Immemorial Existence kein Plagiat der Altvorderen, sondern ein eigenständiges Stück Schwarzmetall. Das liegt in erster Linie an ihrer Fähigkeit, eingängige Songs zu schreiben. Großartige Arbeit sowohl am Mikro als auch an den Instrumenten unterstreichen diese Tatsache. Ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn ich starke Bands aus Ländern entdecke, die nicht alltäglich auf der Metal-Landkarte zu finden sind. Erstes Black/Death Metal Highlight des Jahres!

Anspieltipps: Herald Of Death, Depletion Of Faith und Permafrost
Florian W.
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