Extinct – Incitement Of Violence

Norddeutsche Thrash-Huldigung mit Crossover-Momenten

Artist: Extinct

Herkunft: Deutschland

Album: Incitement Of Violence

Spiellänge: 40:17 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 18.04.2024

Label: MDD Records

Link: https://www.facebook.com/extinctmetal/

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Helge
Gitarre – Dennis
Gitarre – Leda
Schlagzeug – Schulzi

Tracklist:

01. Negation
02. Ilwast
03. Annihilation By Words
04. Mental Disorder
05. Incitement Of Violence
06. Shattered Bowels
07. Slaughter In The Trenches
08. Extinct Squad
09. Lickspittle
10. Of No Account
11. Truth Shooter
12. For Decency’s Sake

Gut Ding will Weile haben. So ist es im Sport und so ist in der Musik. Der Fahnenmast in Kiel steht nicht still. Während die Handballer noch aktueller Meister sind, gesellen sich die Fußballer dazu und werden wohl in die Erste Bundesliga aufsteigen. Also eine zweite Fahne an den Mast. Extinct, die sich im Jahre 2003 gründeten, haben es auch nicht eilig. Nach einem Demo 2008 erschien im Jahre 2013 das erste Full Length namens Pain Palace und erst 2021 ließen sie eine EP folgen. Nun also Album Nummer zwei und neben den Fahnen vom THW Kiel und Holstein Kiel schwingt nun noch eine dritte.

Negation läutet den norddeutschen Untergang ein. Warnsirenen erklingen und weisen den Zuhörer darauf hin, dass man sich besser in Sicherheit bringen soll. Nach neunzig Sekunden thrashen die Burschen aber mit Ilwast ordentlich los. Der Bass darf vorweg einmal ran und dann gibt es Gedresche vom Feinsten. Voll auf die Zwölf und mit Bremsrefrainpart. Eine Melodie wird mit eingebaut und dann gibt man wieder Gummi – so geht es hin und her. Das Tempo wird gut variiert und das Riffing setzt ein. Ein schönes und verspieltes Solo kommt aus den Boxen. Dann wieder den Song aufbauen und Gummi geben. Gutes Hin und Her, welches Laune macht. Geht schon ein wenig ins Crossover.

Ja, das klingt gut. Die Burschen muss man dann ja schon zur New Wave Of German Thrash Metal Szene zählen und so wundert es einen nicht, dass natürlich auch diese Trademarks verwendet werden, aber eben auch der amerikanische Unabhängigkeitsgedanke kommt nicht zu kurz. Und wie beim Opener erwähnt, sind auch einige Crossover-Spielchen dabei, wie z.B. beim Song Incitement Of Violence. D.R.I. lassen grüßen.

Ansonsten gibt es natürlich ordentlich was auf die Glocken, aber sie können auch anders. Ruhig und gediegen. Na ja, so ungefähr. Nennen wir es grooven, klingt besser. Wer die neueren Exhorder Geschichten mag, wird z.B. auch mit dem Song Extinct Squad warm werden. Bisschen Slayer ist natürlich auch dabei. Das Riffing ist sicherlich nicht neu, aber schön eingängig. Der Kopf muss automatisch rauf und runter gehen. Kommt ganz gut, aber nimmt mich dann nicht ganz mit auf die Reise ins dreschige Universum der Glückseligkeit.

Wie gerade beschrieben, können die Burschen natürlich ganz anders und mögen es auch schnell, genauso wie ich. Natürlich hauen die Burschen auch ordentlich auf ihre Instrumente ein, das liegt ja in der Sache der Natur. Annihilation By Words treibt und treibt und treibt. Kurzes Vorgeplänkel und dann Vollgas, so mag ich das. Immer weiter und weiter auf die Zwölf. Vom Drumming her kurze, groovige Momente und dann weiter. Dann wechselt man ins schnelle Midtempo und kommt auch mit abgehackten Momenten. Jo, auch hier nicht wirklich etwas Neues, aber eben sehr geil. Das gefällt mir. Das geht gut ins Ohr und bleibt da auch. Die screamigen Vocals passen gut zu der Instrumentenfraktion. Nach einem Break gibt es ein druckvolles Zusammenspiel. Sehr interessant. Und ab ins Solo. Muss ja sein und passt auch an dieser Stelle ganz gut. Man wird melodisch und screamt dazu. Gute Idee und so nähert man sich dem Ende. Stark.

Der Bass darf bei Extinct so richtig ran. Finde ich eine gute und runde Sache und klingt vor allem richtig gut, so wie beim Song Mental Disorder.

In Sicherheit wiegen und dann den Zuhörer vernichten – ja, das können die Burschen auch durchaus. Of No Account fängt ganz gemächlich an und kommt wiederum mit sehr bekanntem Riffing. Ob man immer Slayer erwähnen muss bei solchen Parts, weiß ich nicht, aber die standen ja nun sehr oft Pate. Ist nun einmal so. Aber dann ist eben Schluss mit lustig. Die Gitarre spielt vorweg und kündigt den Untergang an. Ich mag so was. Und der folgt dann auch auf dem Fuße, aber man zeigt Gnade und lässt einen Midtempopart folgen, gepaart mit einem melodischen Moment. Dieses wiederholt sich dann und wird noch mit einem guten Groove kombiniert. Am Ende noch einmal die Gitarre vorweg und ab dafür. Uptempo deluxe.

Und so geht es immer weiter und man hat das Gefühl, dass die Norddeutschen schon irgendwie ihren alten Helden folgen und ehren wollen, aber auf der Suche nach einer eigenen Identität sind. Aber wahrscheinliche machen sie nur das, worauf sie Bock haben – Thrash Metal. Und dieses machen sie überwiegend gut, obwohl noch nicht wirklich alles meisterhaft ist, wie bei den Handballern und Fußballern aus ihrer Heimatstadt. Ich hoffe aber, dass sie jetzt ein bisschen am Ball bleiben und dann auch schneller neues Material auf den Markt werfen.

Extinct – Incitement Of Violence
Fazit
Die Kieler Sprotten von Extinct mischen auf ihrem zweiten Album amerikanischen und deutschen Thrash der alten Schule und scheuen auch nicht vor Crossover-Momenten. Man hört teilweise, dass sie eigentlich aus der Hardcore Szene stammen. Nicht alles kann überzeugen, aber sie machen ihre Sache gut. Auf der einen Seite huldigt man den alten Helden wie Kreator oder Slayer, auf der anderen Seite ist man auf der Suche nach der eigenen Identität, was ja auch absolut lobenswert ist. Anchecken!

Anspieltipps: Annihilation By Words und Of No Account
Michael E.
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