Godsnake – Poison Thorn

Verursacht der giftige Dorn einen bleibenden Eindruck oder ist das Gift harmlos?

Artist: Godsnake

Herkunft: Hamburg, Deutschland

Album: Poison Thorn

Spiellänge: 50:13 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 23.10.2020

Label: Massacre Records

Links:  https://godsnake.de
https://massacre-records.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Torger
Gitarre – Stevo
Gitarre – Malt
Bass – Matt
Drums – Sidney

Tracklist:

  1. Urge To Kill
  2. Poison Thorn
  3. Sound Of The Broken
  4. We Disagree
  5. Stone The Crow
  6. Darkness
  7. You Gotta Pay
  8. Blood Brotherhood
  9. Hellbound Ride
  10. This Is The End

Nach der EP Hellbound Ride von 2014 bringen Godsnake nun ihr erstes Full Length Album Poison Thorn in die Läden. Inzwischen sind die fünf Hamburger bei Massacre Records unter Vertrag, und das dürfte der Karriere einen großen Schub verleihen. Die Melodic Thrasher von der Waterkant konnten bereits in der Vergangenheit überzeugen und haben als Vorgruppe von Motorjesus in der Hamburger Bambi Galore und auch bei den Hamburg Metal Dayz von sich reden gemacht. Nun soll also das erste Album den weiteren steinigen Weg ebnen. Die zehn Songs, wovon drei bereits auf der EP vertreten sind, erstrecken sich über 50 Minuten, was einen guten Schnitt bedeutet. Produziert wurde die Scheibe erneut im Lübecker LSD Studio und auch wieder mit Lasse Lammert an den Reglern. Das hat sich bewährt und deshalb blieben Godsnake auch diesmal dem Lasse treu.

Mit Urge To Kill geht es los. Das erste Riff ist schon mal fett. Dann setzt die zweite Gitarre ein und zusammen lassen sie es dann krachen. Mit einsetzendem Gesang wird es zu einem Heavy Metal Song, der so schon mal einen guten Einstand bietet. Sauber produziert mit einer stabilen Basis aus Drums und Bass, geht es durch den Track. Überzeugen können mich vor allem die Gitarren, die hier beide einen guten Job machen und auch noch mit einem kleinen, feinen Solo punkten. Der Titeltrack und zweite Song auf der Platte geht in die gleiche Richtung. Melodiöser Metal mit krachenden Gitarren und fetten Riffs. Auch hier wieder eine eindeutige Dominanz der Gitarren – aber so soll das ja auch bei diesem Genre sein. Der Gesang gefällt mir im zweiten Song etwas besser. Es gibt eine gute Hookline, die den Song nicht so trashig macht, obwohl es ein Nackenbrecher bei Live-Performances sein dürfte.

Sound Of The Broken kommt leicht anders daher. Das geht schon über einen einfachen Metalsong hinaus. Komplexer und mit einer interessanten Gesangslinie gefällt er mir besonders gut. Ich überlege schon eine Weile hin und her, wer da in meinem Kopf herumschwirrt, und lege mich mal so leicht auf Threshold fest. Das ist zwar ein ganz anderes Genre, aber einige Strukturen sprechen dafür. We Desagree geht dann wieder in klassische Metalgefilde. Stakkatoartige Gitarrenriffs, die im Chorus gefällig, aber etwas sperriger als die Songs vorher sind. Stone The Crow beginnt locker flockig aus der Hüfte heraus, um in ein Brett überzugehen. Headbanging erwünscht. Gesanglich in einer guten Tonlage mit eingestreutem Gegrowle und ein klasse Chorus konnten bereits 2014 überzeugen, und nun kommt der Song hier zu neuen Ehren. Die Rhythmusfraktion macht ebenfalls einen geilen Job, und somit merkt man dem Track nicht an, dass er bereits sechs Jahre alt ist. Mit Darkness kommt eine Überraschung: Eine akustisch klingende Klampfe und ein schönes Solo eröffnen das Stück. Dann gehts aber wieder in die Vollen. Die eingeflochtenen melodiösen Parts verleihen auch diesem Stück wieder eine Prise Andersartigkeit, die ihm guttut. Das ist eine Schiene, die vielleicht in Zukunft für eine Abgrenzung zu anderen Bands des Genres werden könnte.

You Gotta Pay fängt mit einem Black Sabbath mäßigen Riff an. Fett, tief und mächtig kommt es aus den Boxen. Manchmal gefällt mir die Stimme nicht, da fehlt mir an einigen Stellen mehr Nuancierung. Zu diesen kräftigen, basslastigen Riffs würde vielleicht eine durchgängig tiefere Tonart etwas besser passen. Aber ist mal eine andere Facette der Truppe. Dann kommt mit Blood Brotherhood eine weitere schnelle Nummer, die für einen Moshpit wie gemacht ist. Da passt die Stimme zur Geschwindigkeit des Songs. Auch der Schrei dürfte im Livebetrieb gut rüberkommen. Ich vermute, das wird auf der Bühne dann noch einen Tick schneller sein. Der Refrain macht allerdings keine so gute Figur, der ist zu einfach gehalten und passt nicht richtig da rein. Mit Hellbound Ride kommt ein zweiter Titel der EP ins Spiel. Man hört so leicht, dass der schon etwas älter ist – auch wenn er gegebenenfalls neu abgemischt oder eingespielt wurde. Passt aber trotzdem ins Gesamtbild. Die damals schon vorhandenen guten Ansätze kommen schön heraus. Der letzte Titel passt ans Ende, denn er heißt auch This Is The End. Der war ebenfalls auf der EP und beschert der Poison Thorn ein würdiges Ende. Nochmals in die Vollen gegriffen und geiler, tiefer Gesang passen an dieser Stelle zusammen. Wieder sind die Anleihen an Riffs im Stil von Black Sabbath nicht zu verleugnen, auch wenn sie schneller gespielt sind. Das ist nichts Verwerfliches – sie sind als die Erfinder des Heavy Metal nun mal die Urväter von doomlastigen Riffs. Dazu gibts dann noch ein geiles Solo und auch das kann begeistern.
Zum Schluss gibt es noch das aktuelle Video der Band. 

Godsnake – Poison Thorn
Fazit
Guter Einstand einer jungen Band aus Hamburg, die damit eine Tür öffnet, die sie über kurz oder lang wohl ganz weit aufstoßen kann, wenn sie weiter am Ball bleibt. Gut durchdachte Songs und interessante Ausflüge in andere Genres lassen hoffen, dass sich hier etwas ganz Eigenständiges entwickeln wird. Für ein Debütalbum eine klasse Leistung, die aber durch einige leichte Ausrutscher und der Einbindung fast der gesamten EP einige Pünktchen einbüßt. Der Daumen zeigt aber nach oben. Der Dorn sitzt und das Gift wirkt.

Anspieltipps: Sound Of The Broken, Poison Thorn und Stone The Crow
Kay L.
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