„Man muss sich eben drauf einlassen!“
Headliner: Hollywood Undead
Vorband(s): Astroid Boys
Ort: Tonhalle, München
Datum: 10.02.2018
Kosten: 35,00 € VVK, ausverkauft
Genre: Rap Rock, Nu Metal,
Besucher: ca. 1300
Link: https://www.metal-hammer.de/konzerte/hollywood-undead-live-in-muenchen-2/
Wer Metal mag, mag kein Rap oder Hip Hop. Und anders herum gilt das genauso. Zum Glück sind solche Aussagen über das Mögen und Hassen zweier Genres, die sich auf erste Sicht eher fremd sind, nie wirklich wichtig gewesen. Nein, nämlich die gegenteilige Denkweise führte schließlich zur Entstehung des Nu Metals, welcher sich eben dem Metal und dem Rap annimmt. Die Entwicklung, welche wohl vor allem zu Beginn der 2000er vonstatten ging, prägte durchaus eine Menge gegenwärtige Bands, die sich inzwischen Genres wie dem Metalcore zuschreiben lassen.
Zu den Pionieren des Nu Metals gehören auch Hollywood Undead. Seit 2005 sind die Amerikaner aus Kalifornien mit ihrem Mix aus Hip Hop und Metal unterwegs und sind mit Ersterem durchaus konsequenter als so manche Nu Metal Kollegen. So dürfte man hier an Linkin Park denken, wobei sich die Musik doch gänzlich unterscheidet. Jedoch ist es nicht mehr der Anfang der 2000er, sondern 2018 und da kann man sich schon einmal die Frage stellen, wie denn der Nu Metal der Gegenwart aussieht – oder ob dieser überhaupt noch existiert.
Die Tonhalle in München war bereits Wochen vor dem eigentlichen Konzert ausverkauft und auch bei der Ankunft eine Stunde vor dem Einlass befinden sich bereits sehr viele der Anhänger vor besagtem Venue und warten teilweise zitternd auf das Öffnen der Türe. Fast kommt es noch zu Verwirrungen, schließlich steht auch beim Technikum nebendran eine recht lange Schlange, sodass sich hier zwei Enden treffen. Man stellt sich nun einmal bei den schwarz angezogenen Leuten mit den bunteren Haaren an – wird schon passen. Nachdem der Einlass dann wenig später überwunden ist und man sich, wieder etwas wärmer, in der Tonhalle wiederfindet, kann man entweder bereits vor der Bühne Platz nehmen oder sich in die bereits sehr lange Schlange des Merchandise stellen. Ich entscheide mich fürs Erstere – und bereue diese Entscheidung nur wenig später.
Denn es scheint wohl so, dass, sobald Genres gemischt werden, als Vorband erlaubt ist, was auch immer irgendwie da reinpasst. Und ja, zugegebenermaßen, musikalisch gesehen passen Astroid Boys schon irgendwie zu Hollywood Undead. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem irgendwie und die musikalische Paarung ist auch gar nicht das Problem, sondern eben die musikalische Leistung, die ich persönlich leider nur als unterirdisch einstufen kann. Was auf der Platte doch ganz okay klingt, schaffen die Jungs in Astroid Boys live nicht mal ansatzweise, wenn es zur Energie und Überzeugung kommt. Ein wenig verloren rappen sie da oben und versuchen dem teils verwirrten Publikum eine entsprechende Reaktion zu entlocken. Der Sound dürfte wohl an Limp Bizkit erinnern wollen, aber leider wie ein enttäuschender Abklatsch. Vielleicht, wenn man Fan von Möchtegern Hip Hop ist, kann man auch damit was anfangen. Für mich bleibt Astroid Boys allerdings eine Gruppe, der es definitiv an Erfahrung und angemessener Bühnenpräsenz sowie musikalischer Qualität mangelt.
Gut, Astroid Boys dürfen vielleicht Geschmackssache sein. Und ich bin mir sicher, dass auch ein Großteil der Metal Fans ähnlich über den Hauptact denken würde. Denn Hollywood Undead sind eben eine Sache für sich. Insbesondere ihr letztes Album V zeigte sich fast stärker den Pop- und Hip Hop Elementen zugewandt. Und dennoch kann man hier live eine Party erleben. Man muss sich eben nur drauf einlassen!
Der erste Song Whatever It Takes wird in Masken wiedergegeben – eines der vielen Markenzeichen von Hollywood Undead. Während sich die Jungs also durch das Set bewegen, bewegt sich auch die Menge. Und das in der ausverkauften Tonhalle zunächst etwas schwer, dann aber umso freudiger. Fast scheint es so, als würden hier Menschen im Pit stehen, die eben nicht so häufig in einem Pit stehen – ein recht lustiger Mosh Pit, den man hier erleben darf. Textsicher beweist sich die Menge allemal. Hollywood Undead spielen dabei sowohl alten als auch neuen Kram. Insbesondere Riot vom neuen Album weiß 100% zu überzeugen. Aber die Jungs können natürlich auch sanftere Töne spielen lassen.
Und auch das sonstige Rahmenprogramm stimmt. Da wird mal eben ein Gitarrist im Publikum auf die Bühne geholt, leicht zum Clown gemacht, aber immerhin darf er ja seine Momente haben – inklusive Selfie mit den Jungs. Und auch eine kleine Rammstein Einlage (Du Hast) gibt es. Hier stellt sich dann doch die Frage, ob das speziell für Deutschland gemacht wird oder eben in jede Show reingehört. Mit Tainted Love liefern Hollywood Undead zudem ein Soft Cell Cover, welches sich ganz wunderbar in das eigene Programm reiht.
Die Songs der neuen Platte scheinen beim Publikum jedenfalls genauso gut anzukommen wie die Alten, auch wenn ein Song stetig gesungen wird: Everywhere I Go natürlich. Das Publikum singt vor dem Konzert, in den Pausen und ja, selbst beim Verlassen der Halle hört man es wieder. Die Jungs warten allerdings bis zur Zugabe, bevor sie sich ihrem wohl bekanntesten Song widmen.
Es bleibt eben der Klassiker schlechthin und danach ist eigentlich auch nichts mehr zu sagen: Die Menge tobt, die Bühnenperformance der Jungs war und ist ein Knaller und wer hier stillsteht, ist selber schuld. Man nehme eine Brise Hip Hop, nette Riffs und coole Jungs: Hallo Hollywood Undead!