Illumenium – Gehenna

“Die Estländer Illumenium schwächeln mit ihrem zweiten Longplayer!“

Artist: Illumenium

Herkunft: Pärnu, Estland

Album: Gehenna

Spiellänge: 1:15:36 Minuten

Genre: Post Grunge, Alternative Metal

Release: 23.09.2017

Label:  Eigenproduktion

Produziert:  Tooma Paidra Zorg Labatory Studio, Estland

Link:   https://www.illumenium.com/home

Bandmitglieder:

Gesang – Kari Kärner
Scream, Growl – Andre Kaldas
Gitarre – Kevin Presmann
Gitarre – Romy Leis
Bass – Karli Raaga
Schlagzeug – Raigi Tüür

Tracklist:

  1. 1L3Ram
  2. Shot Locker
  3. Gehenna
  4. Hotel Breakers
  5. Save Us From Religion 2
  6. My Children
  7. Number One
  8. Infinity 8 (ft.BigN)
  9. Firewall
  10. Cold Winter
  11. Put Your Money In Your A
  12. End Of Times
  13. Green Light
  14. Etiquette
  15. 1914
  16. The Light
  17. Social Network
  18. We Belong To The Underground

Da ist sie wieder, die Alltime-Touring-Band aus Estland. Sie haben mich angeschrieben und mir ihr neuestes Werk Gehenna zur Rezension überlassen. Diesmal auf keinem Parkplatz sondern ordentlich verpackt in einem Briefumschlag. Dabei war auch eine Neuauflage des Vorgängers Toward Endless 8 (jetzt unter dem Namen Jackal), welches ich bereits 2016 besprochen hatte. Das Review hatte eine überraschende 9.2 hervorgebracht und so war ich voller Vorfreude auf das neuste Werk. Zunächst sind wieder viele Songs auf der CD, 18 an der Zahl. Soll hier Masse statt Klasse angeboten werden? Mal sehen. Bei meinen Recherchen zu den Esten, kamen schon einige Merkwürdigkeiten zum Vorschein. So sind Berichte über Hotelzimmerverwüstungen, Zechprellereien, Schlägereien oder auch Diebstahl von Equipment im Raum. Die Bekanntschaft mit der Polizei haben die Underground Musiker wohl auch schon des Öfteren gemacht. Schuld sind die wohl sehr aggressiv geführten Verkaufsversuche, um ihre selbst produzierte CD an zahlende Kunden zu verteilen. Aber einfach mal an die Stones erinnern, die waren auch nicht von schlechten Eltern und haben es zu etwas richtig Großem gebracht. Somit gebe ich nichts auf diese Berichte, da ich nicht dabei war, und konzentriere mich auf die Musik.

Mit 1L3Ram geht es los. Schneller Song, bei dem beide Sänger zum Einsatz kommen. Na gut, einer singt der andere screamt und growlt. Ich finde, dass die Stimme von Kari Kärner nicht klar genug rüberkommt. Etwas verwischt im Hintergrund, das kann am Mix liegen, sonst gute Gitarre und guter Rhythmus. Shot Locker fällt dann ab. Das ist zu verwaschen. Ich finde, die Instrumentalisierung und Umsetzung ist nicht optimal. Auch ist der Track eher langweilig. Das Solo verschwindet fast gänzlich in den Tiefen des Sounds. Der Titeltrack ist da besser. Gehenna kann mit guter Gitarrenarbeit von Kevin Presmann überzeugen. Aber ich hab mit der Gesamtaussteuerung so meine Probleme, alles hört sich sehr unsauber an. Und mir fehlen die kräftigen Songs der ersten Scheibe. Der kommende Track Hotel Breakers geht dann in die richtige Richtung. Zumindest fängt er gut an. Schnell und druckvoller. Zwischendrin darf Andre Kaldas growlen. Besser, aber noch nicht das, was ich erwartet habe. Save Us From Religion 2 ist schon fast balladenhaft. Das gefällt mit ganz gut. Es ist ein schöner Song, bei dem auch der Gitarrenpart gut zur Geltung kommt. Drummer Raigi Tüür hat hier einen guten, ausdrucksstarken Part erwischt.

Weiter geht es mit My Children. Endlich der erwartetet Hammertrack, da darf Andre Kalvas sein Können zeigen. Das passt. Treibende Klampfe, schnelle Drums, bisher der beste Song. Auch der eingebaute Break ist klasse gewählt. Die mehr als fünf Minuten Musik sind eine runde Leistung. Mit Number One folgt wieder ein ruhigeres Stück. Da zeigt Kai Kärner auch, dass er stimmlich was kann. Das ist wesentlich besser in den Vordergrund gemischt und tut dem Song eindeutig gut. Hier stimmt auch die Instrumentalisierung. Infinity 8 fängt sehr bekannt an. Die Melodie hat man schon gehört. Hier ist DJ Big N mit von der Partie. Die leichten Rap Ansätze machen das Stück abwechslungsreich. Somit ist es eher poppig denn rockig. Mit Firewall ist die Hälfte des Silberlings rum. Erstes Fazit, an die 10 Punkte kommen sie bestimmt nicht ran. Dazu ist mir der bisherige Anteil an mäßigen Songs viel zu hoch. Schade eigentlich. Aber Firewall gehört mit zu den besseren Stücken. Das liegt eindeutig an der besseren Produktion. Es ist einfach klarer gehalten. Cold Winter beginnt mit einer guten Gitarre. Der Einsatz des Gesangs ist auch gut und verständlich. Da kommt etwas mehr der alternative Touch durch und das können sie gut. Ab und an habe ich das Gefühl, dass dieses verwaschene Klangbild bewusste ausgewählt wurde, weil ja ggf. auch die Stimme von Kari Kärnen nicht die kräftigste und ausdrucksstärkste ist. Spekulation, auf dem Vorgänger klappte das ja auch..

Aber Gitarre spielen klappt gut. Put Your Money In Your A liefert dafür den Beweis. Romy Leis, gelistet als Rhythmusgitarrist, hat einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass im Hintergrund eine Soundwand aufgebaut wird, vor der dann Kevin Presmann agiert. Allerdings kann auch hier eine Ursache für das verwaschen Klingende liegen. Aber trotzdem ein ordentlicher Song, der wieder an das letzte Werk erinnert und Spaß macht. End Of Times gefällt mir ebenfalls gut. Intelligent geschriebene Titel mit gutem stimmlichen Einsatz, der etwas tiefer ansetzt. Das, so meine ich, ist die richtige Tonlage. Aber trotzdem kommen die Songs nicht an Towards Endless 8 bzw. die Neuveröffentlichung unter dem Namen Jackal ran. Das merkt man auch an Green Light. Ein durchschnittlicher Song ohne Höhen und Tiefen. Etwas langweilig. Etiquette ist da wieder anders. Abwechslungsreicher und spannender. 1914 gefällt mir auch wieder gut, der passt zu der Band. Davon mehr bitte. Das folgende Stück geht schon mehr in die Soft Rock Richtung. Ganz verhaltene leichte, rockige Einflüsse. Es erinnert mich an einen ruhig dahinfließenden Fluss. Die eingesetzte akustische Gitarre gibt dem Stück einen tollen Flair und gefällt ausgesprochen gut. Es muss auch nicht immer so hart zur Sache gehen. Sozial Network könnte mich musikalisch überzeugen, wäre hier nicht auch wieder dieser matschige Mix. Der letzte Song spiegelt den allgemeinen Status von Illumenium wieder. We Belong To The Underground. Das würden sie gern ändern, aber da muss bei der nächsten CD wieder etwas zugelegt werden. Tourtechnisch können sie kaum noch etwas verbessern, da sind sie stark präsent.

Fazit: Leider kann das Niveau der Vorgängerscheibe nicht gehalten werden. Zu viele Schwachstellen machen es diesem Album schwer. Sie stehen sich selbst im Weg bzw. haben sich nicht an ihre Stärken gehalten. Vielleicht weniger Songs, denn die Masse erschlägt einen fast. Es gibt einige Perlen und wenige über dem Durchschnitt liegende Stücke aber leider auch viele nicht so Gute. Dazu kommt die für mich nicht optimale Produktion, bei dem die Titel, an der einen oder anderen Stelle, einfach mehr Druck vertragen hätten. Aber das wird bestimmt besser. Wenn ich sie mal sehen kann, gehe ich hin und schaue, wie das alles so live klingt. Wer die Chance hat, sollte sich unbedingt mal Jackal anhören, die ist richtig gut.

Anspieltips: Save Us From Religion 2, My Children, The Light, End Of Times
kay l.
7.5
Leser Bewertung17 Bewertungen
6.6
7.5