Grey Attack – Afterworld

Graue Maus oder Paradiesvogel, was ist im Jenseits zu finden?

Artist: Grey Attack

Herkunft: Aachen, Deutschland

Album: Afterworld

Spiellänge: 47:49 Minuten

Genre: Rock, Hard Rock, Post-Grunge

Release: 21.01.2022 (Eigenveröffentlichung) / 01.09.2023 (Veröffentlichung über Label)

Label: Metalapolis

Link: http://www.greyattack.de

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Grey Charlez
Gitarre – Wulff Maahn
Bass – Frank Le Gov
Schlagzeug – JFK

Tracklist:

  1. Into The Light
  2. Afterworld
  3. Simple Life
  4. My Last Dance
  5. Change Your Mind
  6. Lost
  7. Where I Belong
  8. The End
  9. I Still Can Fly
  10. Let’s Love This Life
  11. Fading Grey

Da ist es nun, das dritte Album der Aachener Band Grey Attack. Die bereits 2022 in Eigenregie veröffentlichte Platte war nur über die Homepage und in digitaler Form verfügbar. Jetzt haben Grey Attack mit Metalapolis ein Label gefunden, das nicht nur diese Platte neu veröffentlicht, sondern auch gleichzeitig den Backkatalog erneut herausbringt.

Obwohl die Platte bereits Ende 2020 fertig in der Schublade lag, wurde die Veröffentlichung aus gutem Grund hinausgezögert. Der Plan, Afterworld bereits Anfang 2021 ausgiebig auf der Tour mit Loudness vorzustellen, wurde durch die Tourabsage verhindert. Die Pandemie und ihre Folgen sorgten dann dafür, dass Afterworld zunächst 2022 erschien. Nach dem erfolgreichen Album Grains Of Sand von 2018 und dem Erstlingswerk Grey Attack von 2015 kann man sich auf etwas Neues einstellen. Auch wenn es kein Konzeptalbum ist, so ist trotzdem ein Konzept erkennbar. Die nicht zusammenhängenden Songs behandeln aber immer wiederkehrende Begebenheiten, die von Tod und Vergänglichkeit erzählen. Wie immer zeichnet Grey Charlez für die Songs verantwortlich, wobei seine Kollegen ihre Interpretationen zu den Songs mit einbringen (mein Interview mit Grey Charlez könnt ihr hier nachlesen). Das Artwork und Coverdesign wurde erneut von Eric Philippe gestaltet.

Es geht mit einem Instrumental los. Into The Light ist schon fast psychedelisch angehaucht. Das leichte Gewittergrummeln im Hintergrund legt sich unheilvoll unter die Key Samples. Auch der Songanfang des Titeltracks greift dieses auf, was aber schnell zu einem ordentlichen Rocker mutiert. Stampfender Rhythmus lässt die schweren Riffs noch schwerer erscheinen und dürfte jeden Headbanger automatisch zum Nicken animieren. Das fetzige Greysche Solo verleiht Afterworld den notwendigen Drive. Das fängt schon mal gut an. Simple Life schließt sich an, ist deutlich leichter und schneller. Charlez zeigt auch hier wieder, dass er ein guter, abwechslungsreicher Sänger ist und auch seine Sechs- bzw. Siebensaitige beherrscht. Noch voll konzentriert auf den Track, ist dieser plötzlich und vollkommen unerwartet zu Ende und hinterlässt ein Gefühl von „da fehlt doch was“. Auf ein Neues mit My Last Dance. Der Anfang kann zunächst schon mal überzeugen. Eine gute Melodie verheißt einen schon fast poppigen Song mit radiotauglichem Flair. Das ändert sich aber schnell und der Track wird sperriger, nicht mehr so gefällig. Erst im zweiten Drittel greift das Solo die anfängliche Melodie wieder auf und bringt es noch zu einem einigermaßen versöhnlichen Ende.

Es wird wieder leicht futuristisch am Anfang von Change Your Mind. Es entwickelt sich ein guter Rocksong, der zeigt, wo die Stärken des Quartetts aus Aachen stecken. Diese Rocksongs stehen den Jungs und das können sie richtig gut. Klar soll und muss es eine Entwicklung geben, aber hey, man darf immer auf Bewährtes zurückgreifen. Auch bei dem folgenden Lost wird wieder auf einen Beginn mit leichten, sphärischen Klängen gesetzt. Die einsetzenden schrägen Gitarrenakkorde läuten dann aber wieder einen guten Rocksong ein. Leichte Grungeanleihen finden sich wieder, die allerdings schnell von Greys Stimme umgangen werden. Nicht mehr ganz so schnell wie der Vorgänger bietet Lost aber gute Hausmannskost und kann durch den treibenden Bass von Frank Le Gov punkten. Where I Belong ist wesentlich getragener. Schon fast doomige Ansätze lassen den Track düster erscheinen. Die hier sehr markante Stimme von Grey Charlez verleiht dem Song zusätzliche bedrohliche Momente. Auch das Solo erzeugt dieses unheilvolle Gefühl, wobei das dem gesamten Stück eine eigene Dynamik verleiht.

The End läutet noch nicht das Ende der Platte ein, knüpft aber an den Vorgänger an. Auch hier wieder ein Takt, der eher zu einer Doom Metal Band passt. Dazu der anklagende Gesang von Grey, der hier scheinbar das unheilvolle Ende verkündet. Das Gitarrensolo ist da schon fast eine Auferstehung, passt aber super hierher und mit The End zeigen sie eine überaus positive Entwicklung an. Auch I Still Can Fly zeigt die Experimentierfreudigkeit der Musiker. Der mal wieder durch Synthis eingeleitete Song lässt eine Midtemponummer folgen, die durch den aussagekräftigen Gesang getragen wird. Fette Basstupfer geben dem Track zusätzliche Tiefe. Auch hier können Grey Attack überzeugen. Es folgt mit Let’s Love This Life ein melodiöser Song, der durch die akustische Gitarre und den hier etwas rauen Gesang geprägt ist. Fast schon beschwörend wird darum geworben, das Leben zu lieben, denn es ist das Einzige, was wir haben. Dieser leichte Song steht im krassen Gegensatz etwa zu The End oder Where I Belong. Der letzte Song ist nach gut 45 Minuten Fade To Grey. Diese eigenwillige Interpretation von Visages Song aus dem Jahre 1982 lässt das Album so enden, wie es begann, mit einem Instrumental.

Grey Attack – Afterworld
Fazit
Mit ihrem dritten Album zeigen Grey Attack neue Facetten und diese führen sie weiter weg von einer reinen Rock 'n' Roll Band. Spannende Tracks, unerwartete Wendungen und abwechslungsreiches Songwriting können bis auf wenige Ausnahmen überzeugen. Die leichten psychedelischen Einflüsse, oftmals am Songanfang, schaden nicht und auch die Ausflüge in düstere Gefilde stehen der Band aus Aachen gut. Eine Steigerung zu den beiden Vorgängern ist deutlich festzustellen. Damit ist ein Paradiesvogel im Jenseits gelandet.

Anspieltipps: Where I Belong, The End und Afterworld
Kay L.
8.7
Leser Bewertung18 Bewertungen
4.6
8.7
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