Im Gespräch mit den Magdeburgern Torturized – 2021, der Blick geht über den Tellerrand hinaus

Mit großen Schritten zum neuen Album in Richtung Iguana Studios in Freiburg im Breisgau

Artist: Torturized

Herkunft: Magdeburg, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Genre: Tech Death Metal

Release: 01.03.2017

Label: Eigenproduktion

Links: https://www.facebook.com/torturizedofficial/
https://www.torturized.de
https://www.instagram.com/torturizedofficial/
https://www.youtube.com/user/torturizedofficial
https://torturizedofficial.bandcamp.com/

Album: Omnivore

Bandmitglieder:

Gesang – Lu
Gitarre – Tom
Gitarre – Siggi
Bassgitarre – Peter
Schlagzeug – Lars

Mein heutiger Blick wendet sich in den Underground des Ostens unserer Republik, und zwar nach Sachsen-Anhalt. Das von Baudenkmälern der Romanik geprägte Bundesland kann dabei nicht nur in Sachen Kultur und Sehenswürdigkeiten punkten, die Landeshauptstadt Magdeburg ist zudem Heimat und Wirkungsstätte meines heutigen Interviewpartners, der Tech Death Metal Band Torturized.

Torturized gründeten sich bereits im Jahre 2001 und spielen in heutiger Besetzung seit 2015 zusammen. Die Jungs haben mittlerweile zwei komplette Alben, fünf EPs, ein Remix-Album und diverse Sampler-Beiträge veröffentlicht. Dabei sind Torturized in der Republik schon vielfach unterwegs gewesen und haben 2017 sowie 2019 mit den Hamburgern Surface und GodSkill aus Heilbronn zwei DIY-Touren auf die Beine gestellt.

Nun hat der Magdeburger Fünfer zu Jahresbeginn allerdings eine richtungsweisende News veröffentlicht. So sollen im Jahr 2020, nach den Frostfeuernächten, keine weiteren Shows gespielt werden und ferner ließ man durchblicken, warum dem so ist und was konkret geplant ist. Wohin die Reise gehen wird und warum auch die Corona-Pandemie bislang nicht ganz so spurlos an den Jungs vorbeigegangen ist, über diese und viele weitere Themen habe ich mit Torturized gesprochen.

Time For Metal / Peter H.:
Hallo Jungs, an dieser Stelle zunächst vielen Dank für eure Bereitschaft und euer Interesse an diesem Interview. In der deutschen Undergroundlandschaft habt ihr euch ja auch schon eine gewisse Reputation erspielt, sodass wir heute einfach mal eine Runde drüber plaudern können, wie es bei euch nach eurem 2017er Album Omnivore lief und vor allem darüber, was ihr daraus mitnehmen konntet und was genau ihr für die nahe liegende Zukunft plant. Noch spannender aber, was bei euch im Moment tatsächlich abläuft und passiert.

Siggi

Torturized:
Hallo Peter, auch dir vielen Dank für dein Interesse an Torturized und an unserer Musik, unserem Schaffen und an einem Interview mit uns. Eine Undergroundband, wie wir es nun mal eine sind, genießt nicht oft das Privileg, mit Redakteuren größerer Magazine zu sprechen oder Interviews zu führen. Über die Band, unseren Alltag und das Geplante zu erzählen oder einfach mal das Nähkästchen zu öffnen, ja, das bereitet uns in der Tat eine Menge Spaß und schon deshalb sind wir Time For Metal sehr dankbar für diese Gelegenheit.

Nun, am 1. März 2017 haben wir Omnivore veröffentlicht und sind anschließend gleich quer durch die Republik getourt. Zu den Touren 2017 und 2019 aber später mehr. Das Album Omnivore und speziell die Songs auf diesem Longplayer stellen für uns unumwunden einen Meilenstein dar. Wir hatten uns von alten Genrefesseln gelöst, sind etwas moderner, verspielter geworden und sind neue Wege gegangen. Das Songwriting war geprägt von vielen Schritten vorwärts, dies auf allen musikalischen Ebenen, mitunter aber auch von Spannungen untereinander, die uns aber im Nachgang noch mehr zusammengeschweißt haben.

Für Omnivore hatten wir uns, bis auf die Drums (Nekrowerk Nordhausen), beinahe ausschließlich im Homerecording versucht und dabei so ziemlich alles durchlaufen, was man falsch machen, sicher aber auch dazulernen konnte, sodass es doch noch nahezu perfekt werden sollte. Außerdem konnten wir mit Dave Otero und dem Flatline Audio (u. a. Cattle Decapitation, Archspire) einen Partner für das Mixing und Mastering gewinnen, der unsere Songs nochmals auf ein anderes Level gehoben hat. Die Zusammenarbeit und das Ergebnis waren und sind für uns grandios. Letztendlich hatten wir uns dann dazu entschlossen, das Album zudem in verschiedenen Formaten auf die Fans loszulassen.

Time For Metal / Peter H.:
Davon habe ich gehört und auch gelesen. Habt ihr das alles in Eigenregie gemacht? Ich denke da nur an den zeitlichen und vor allem finanziellen Aufwand. Ich wundere mich an dieser Stelle, warum Time For Metal bislang noch keine Rezension zu Omnivore geschrieben hat, aber das werden wir noch nachholen. Welche Formate meint ihr denn genau? Konntet ihr von den verschiedenen Outputs dann auch einiges während eurer Touren 2017 und 2019 oder auch bei diversen Shows in 2018 an die Frau, den Mann bringen?

Torturized:
Wir haben Omnivore digital, als CD, als Tape und als Vinyl in unterschiedlichen Zeitabständen veröffentlicht. Die Vinyl-Version erschien erst im Oktober 2018, vorher war das aus finanziellen Gründen leider nicht machbar, wäre während der Tour 2017 aber natürlich ideal gewesen. Da wäre ein Label zudem sehr hilfreich gewesen. 2019 folgte ein Remix-Album, wir fanden die Idee witzig, von internationalen Künstlern mal Torturized in deren Musikstil zu mixen und in einem anderen Bild erscheinen zu lassen.

Lu

Oh ja, die finanzielle und zeitliche Investition war und ist enorm, aber wenn man mit Leidenschaft und Enthusiasmus das tut, was man tut, dann überschreitet man immer wieder Grenzen. Sei es noch so unvernünftig, doch was ist denn schon mit Vernunft und Rationalität verbunden, wenn man das tut, was man liebt.

Dass wir 2017 und 2019 auf Tour waren, klingt megaromantisch, abenteuerlich und jeder denkt dabei an volle Clubs, an ausschweifende Backstagepartys usw., aber jeder Musiker weiß es und kennt die Realität. Shows können gut laufen oder auch richtig in die Hose gehen, so ist es bei beiden Touren passiert und das alles trotz sorgfältigster Organisation zusammen mit unseren Freunden von Surface und GodSkill. Aber so läuft es halt im Underground, wenn alles im Do-It-Yourself Rahmen passiert, da gibt es einfach Barrieren, an die man stößt und die man auch nicht immer überwinden kann. Da ist die Einflussnahme begrenzt und als Band ist man auf den Zufall vor Ort angewiesen. Letztendlich waren und sind es aber wertvolle Erfahrungen gewesen, aus denen wir viel lernen durften und jede Show für sich war einzigartig und von positiven Ereignissen geprägt. Und ja, wir konnten das Album und das Merchandise drum herum gut an die Fans bringen, was uns sehr stolz auf das Erschaffene macht.

Time For Metal / Peter H.:
Das ist keine Seltenheit und es bleibt zu hoffen, dass nach der Corona-Krise die Fans wieder, und hoffentlich mehr als vorher, in die Clubs strömen, selbst wenn sie die Bands nicht kennen sollten, um einfach auch neue Musik und neue Bands kennenzulernen. Warum habt ihr nach dem morgendlichen Auftritt bei den Frostfeuernächten für 2020 denn keine weiteren Shows geplant? Ich hörte, ihr wollt wieder ins Studio und das nächste Album einspielen? Könnt ihr dazu schon ein wenig mehr berichten?

Torturized:
Oh ja, das hoffen wir auch, dass das der Fall sein wird, und wir hoffen auch, bei den zukünftigen Shows eine Menge Fans begrüßen zu dürfen und neue Menschen kennenzulernen. Es ist doch das Geilste, auf der Bühne zu stehen und die Fans unten so richtig zur eigenen Musik abgehen zu sehen.

Peter

Wir haben im Zuge des Songwriting-Prozesses Mitte 2019 entschieden, 2020 eigentlich keine weiteren Shows zu spielen, damit wir uns voll und ganz auf das kommende Album fokussieren können. Dann kam die Anfrage der Frostfeuernächte und da konnten und wollten wir nicht absagen, also war das dann auch unser einziger Auftritt für 2020. Seitdem stecken wir tief in der Vorproduktion und können versprechen, dass das neue Album anders wird, als das bisher Dagewesene, aber natürlich immer noch Torturized, immer noch Death Metal, nur mit atmosphärischer und düsterer Note. Wir haben uns dieses Mal bewusst gegen das Homerecording entschieden und werden im September für zwei Wochen die Iguana Studios im schönen March, ganz in der Nähe von Freiburg im Breisgau, besuchen, um mit Christoph Brandes zusammen die neue Langrille aufzunehmen und zu produzieren.

Wir freuen uns schon sehr, denn dieses Mal geben wir alles in fremde Hände und schenken Christoph unser vollstes Vertrauen.

Time For Metal / Peter H.:
Warum wollt ihr das neue Werk nicht wieder im Homerecording aufnehmen? Wie einfach oder schwer war es mit der Suche nach einem geeigneten Studio und warum fiel die Wahl direkt auf die Iguana Studios in Baden-Württemberg? Das ist für euch schließlich eine komplett andere Ecke der Republik.

Torturized:
Wir wollen mit den neuen Songs, mit dem neuen Album, abermals neue Wege beschreiten, unseren Wurzeln aber dennoch treu bleiben. „Neue Wege gehen“ klingt immer nach Stiländerung, das wird es keineswegs sein, es wird lediglich anders. Wir merkten schon beim Songwriting, dass wir sehr eng zusammengerückt sind und die neuen Titel als Einheit formten. Wir denken, das wird man später auch hören, wie viel Herzblut in den Songs steckt. Wir wollen über den eigenen Tellerrand hinausblicken und so haben wir uns entschlossen, ein professionelles Tonstudio zu suchen. Da gab es viele Gespräche und auch Angebote. Das war alles sehr interessant und wir haben uns letztendlich für Christoph entschieden, hier war sofort eine gewisse Sympathie da, eine gemeinsame Ebene und da haben wir nicht danach entschieden, wie günstig oder teuer es im Endeffekt werden wird, sondern unser Hauptkriterium ist ganz einfach: „Mit wem können wir vertrauensvoll zusammenarbeiten, in wessen Hände können wir alles komplett legen und wer kann unseren Songs den Anstrich verpassen, den auch wir uns wünschen.“ Und genau das erhoffen wir uns aus der Zusammenarbeit mit Christoph und den Iguana Studios.

Lars

Time For Metal / Peter H.:
Ok, das klingt so, als würde die Faust aufs Auge passen, um das mal mit einer Floskel zu kommentieren. Was habt ihr danach geplant, wie wollt ihr das Album präsentieren. Soll alles wieder im DIY-Modus ablaufen?

Torturized:
Neue Wege beschreiten“ heißt in unserem Falle auch, dass wir notwendigerweise auch auf der Suche nach einem Label sind, um die neue LP zu veröffentlichen. Das hatten wir bisher nie intensiv verfolgt, aber wir denken, dass jetzt die richtige Zeit und das richtige Album gekommen sind. Wir planen wieder Musikvideos zu produzieren, die auch etwas anders ausfallen als das, was wir bisher veröffentlicht haben.

Für 2021 ist dann das Release geplant und wir wollen sodann auch wieder ausgiebig live unterwegs sein, die ersten Gespräche mit befreundeten Bands und Veranstaltern dazu haben schon stattgefunden, aber ein Schritt nach dem anderen.

Time For Metal / Peter H.:
Da habt ihr in der Tat einiges vor und Torturized kennt man bisher ja nur als sehr eigenständige, selbstständige Band. Erzählt mal, warum gerade jetzt ein Label nötig ist? Was mich aber auch interessiert ist, inwieweit euch die Corona-Pandemie beeinflusst hat und ob ihr irgendwelche Folgen für euch befürchtet.

Torturized:
Das ist wahr, bisher haben wir echt alles allein organisiert, seien es die Aufnahmen, die Veröffentlichungen, das Merchandise, Live-Organisationen, Tour-Planungen, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung etc., aber wir erhoffen uns von einem Label-Deal einfach auch eine größere Reichweite. Wir wollen einfach mehr Fans zugänglich sein, wollen, dass unsere Musik über unseren eigenen Horizont hinausgetragen wird und genau dafür wollen wir mit einem Label zusammenarbeiten, das uns auch bei der Vermarktung des Merchandise unterstützt. Natürlich hoffen wir auch auf einen Synergieeffekt, was zukünftige Club- und Festivalshows betrifft, denn mittlerweile hat man es ja als Band ohne Label mehr als schwer, bei etablierten Festivals spielen zu können.

Tom

Tja, die Corona-Geschichte hat uns schon zwei Monate in der Vorproduktion und Organisation gekostet und wir befürchten für 2021, dass die Auswirkungen da auch immer noch spürbar sind, und sei es nur deshalb, weil sich vieles nach hinten verschiebt.

Für uns selbst war es natürlich schade, dass wir jetzt nicht zusammen proben konnten, aber jeder von uns konnte zu Hause am Riffing und an den Arrangements feilen. So langsam geht es wieder los und wir gehen in großen Schritten Richtung Aufnahmen.

Time For Metal / Peter H.:
Jungs, herzlichen Dank für dieses Interview und für eure Zeit! Wie ihr wisst, wohne ich ganz in der Nähe von Freiburg und da wäre es doch naheliegend, dass ich euch im September in den Iguana Studios zu einem weiteren Interview zum neuen Album besuchen könnte. Geht das für euch in Ordnung? Zu guter Letzt, liegt euch noch etwas auf dem Herzen?

Torturized:
Peter, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast, das ist nicht alltäglich und wir haben mit viel Freude auf die Fragen geantwortet, denn wir sind tatsächlich voller Vorfreude auf das, was da passieren wird, denn die Songs widerspiegeln uns und unser gemeinsames Schaffen und wir können hier wirklich behaupten, dass das Teamwork im Quintett war. Seid gespannt auf das neue Torturized Album, zu dem wir auch einen internationalen Künstler hinzugewinnen konnten, der uns bei der Umsetzung unserer Ideen musikalisch unterstützt, aber wir wollen noch nicht zu viel verraten. Wie? Du würdest direkt zu uns zu den Aufnahmen ins Studio kommen? Aber herzlich gerne nehmen wir das Angebot eines Besuchs im Studio an, danke!

Diskografie:
2003: Live im Gröninger Bad – Live Album
2003: Falsche Wahrheit – Demo
2004: Promo 2004 – Demo
2006: Uncontrollable Hours – Full-length
2010: Gallery Ov Blood – EP
2012: Authority – EP
2017: Omnivore – Full-length
2019: Super Omnivore – Compilation (Remix-Album)