Interview mit The Pinpricks anlässlich des neuen Albums „This Stuff Is Poison“

Die Kieler starten mit ihrem Debüt voll durch

Artist: The Pinpricks

Herkunft: Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland

Genre: Garage Rock, Power Rock

Label: Toanol Records

Links: https://www.thepinpricks.de/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Ronja Kaminsky
Bass, Gesang – Nils Degenhardt
Schlagzeug – Robert Julien Schmidt

The Pinpricks; Foto: Aloha Burns

The Pinpricks sind Kieler Nordlichter. Zu dem Trio gehören Frontfrau Ronja Kaminsky (Gesang/Gitarre) und Nils Degenhardt am Bass/Backgroundgesang sowie derzeit Robert Schmidt (Lacrimosa) an den Drums. This Stuff Is Poison ist nun das offizielle Debütalbum des Trios, obwohl sie schon national in der Szene bekannt sind. Sie standen bereits im Vorprogramm von Thundermother und Mando Diao, hatten Auftritte auf der Kieler Woche, dem Wacken Open Air, dem Burning Pants Festival oder auch auf dem Open Flair Festival. Nach Hunger (2018) und Bait (2020) ist Rituals, die dritte EP, vor fast auf den Tag genau drei Jahren erschienen. Das Release des Debütalbums wurde akribisch vorbereitet und sollte spätestens im Frühjahr stattfinden. Doch wie das bei Paaren dann manchmal so ist, wurde Ronja schwanger. Ihre Liveshows strotzen vor Energie, aber das war so natürlich nicht mehr möglich. Nils und Ronjas Räubertochter, sorry für das Wortspiel, ist nun gesund auf der Welt und es geht musikalisch weiter.

 Time For Metal / Norbert Czybulka
Guten Morgen Ronja und Nils. Schön, euch mal wieder zu sprechen. Hören tue ich euch ja oft genug, denn This Stuff Is Poison läuft bei mir derzeit rauf und runter.

The Pinpricks / Ronja, Nils
Freut uns, dass wir uns mal wieder hören. Dann gefällt dir die neue Platte anscheinend sehr gut. Das freut uns natürlich. 🙂

Time For Metal / Norbert Czybulka
Das Album sollte ja schon im Frühjahr erscheinen, als ihr noch „in aller Munde“ wart. Ihr habt dann die Singles gestreckt und am 8. November kommt die neue Platte endlich raus. oie Pre-Order läuft ja schon länger. Wie habt ihr die Reaktion eurer Fans in dieser Zeit erlebt?

The Pinpricks, Hamburg 2023; Foto: Norbert Czybulka

The Pinpricks / Ronja, Nils
Ja, normalerweise veröffentlicht man fünf Singles, bevor das Album rauskommt. Mitten während der Single-Releases wurde Ronja schwanger und wir haben uns deshalb nach der dritten Single einen neuen Plan überlegt. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, einfach alle Songs der Platte als Singles zu veröffentlichen. So konnten wir das ganze Jahr überbrücken und die Pause, bis wir wieder live spielen, erscheint dann nicht zu lang. Wir haben es den Fans erst spät mitgeteilt, dass wir ein Kind erwarten. Da waren die Reaktionen sehr positiv. Uns haben viele auf den Festivals vermisst, was uns sehr gefreut hat. Auch wir vermissen das Livespielen sehr. Wir versuchen 2025 wieder langsam zu starten …

Time For Metal / Norbert Czybulka
Wie lange hat es bei This Stuff Is Poison vom Schreiben des ersten Songs bis zur fertigen Platte gedauert und was war anders im Vergleich zu den EPs?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Insgesamt hat es zwei Jahre gedauert. Dieses Mal haben wir uns sehr viel Zeit für die Ausarbeitung der Sounds und der Songs genommen, die wir uns aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln bei den letzten EPs nicht nehmen konnten. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und uns glücklich gemacht, dass wir dieses Mal, auch dank der Initiative Musik und Skill Music so intensiv an allem arbeiten konnten. Es war wichtig für uns, dass ein Album dabei rausgekommen ist, mit dem wir sehr, sehr zufrieden sind.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Wie gerade angesprochen, habt ihr für das Debütalbum eine Förderung bekommen. Wie ist es dazu gekommen?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Bisher haben wir nur drei EPs veröffentlicht und konnten uns ein Album aus finanziellen Gründen in der Qualität, in der wir es haben wollten, nicht leisten. Da wir keine Abstriche machen wollten, haben wir uns bei der Initiative Musik beworben und die Förderung für unser Debütalbum und die nachträgliche Promotion dafür bekommen.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Was ist euer Lieblingssong der neuen Platte und wie ist dieser entstanden?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Sugar K ist entstanden, als wir im Studio waren, um den Mix unserer letzten EP Rituals anzuhören. Wir haben plötzlich angefangen zu jammen und hatten ganz schnell die Idee für Sugar K und haben den Song in dieser Nacht komplett zu Ende geschrieben. Wir haben sogar die Original-Vocals aus der Nacht im finalen Mix benutzt. Ihr seid also quasi mit dabei gewesen, wenn ihr den Song hört.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Wie ist euer Style als Band entstanden? Welches sind eure größten Vorbilder und wo holt ihr euch Inspirationen her?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Unser Style hat sich über die Jahre immer wieder verändert und weiterentwickelt. Wir sind offen für viele Genres und probieren gerne Dinge aus. Deswegen sind unsere Platten und Songs sehr unterschiedlich. Wir lieben den Sound von Royal Blood und haben uns da auch inspirieren lassen. Das Gleiche gilt auch für Muse, Placebo und Bones UK.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Wie hoch ist ein professionelles Mixing und Mastering eines Studios bei euch zu bewerten?

The Pinpricks, Hamburg 2023; Foto: Norbert Czybulka

The Pinpricks / Ronja, Nils
Meinst du nur Mixing und Mastering oder auch das komplette Recording in einem professionellen Studio?

Für uns macht genau das eine Rockband aus. Handgemachte Musik, die im Studio eingespielt wird und nicht digital erzeugt wird. Sicher ist das wesentlich teurer und aufwendiger. Aber für uns ist das einfach total wichtig, denn am Ende hört man den Unterschied. Deshalb gibt es unsere Platten auch immer auf Vinyl 🙂

Die Vorproduktion machen wir mittlerweile aber zum großen Teil im Proberaum selbst. Da können wir uns selber aufnehmen und schon mal die Grundstrukturen der Songs fertig machen. Das spart auch Zeit und Geld im Studio.

Da hängt aber noch viel mehr dran, als man denkt. Ich meine, viele wissen nicht, was es für eine Wissenschaft ist, dass sich die Musik am Ende über jedes Handy, Autoradio etc. gut anhört. Wir setzen zum Beispiel immer noch auf analoge Amps und nehmen das richtig im Studio auf. Auch die Drums, was viele Bands nicht mehr machen, um Zeit und Kosten zu sparen.

Trotz aller digitalen Möglichkeiten werden wir den analogen Weg weitergehen. Dies ist uns dank der Unterstützung von Skill Musics möglich, da wir das durch sie als Partner auch finanzieren können.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Ihr schreibt alle eure Songs selbst. Gibt es bei euch klare Rollenverteilungen oder seid ihr eher eine Jam-Band, die dann aus den entstandenen Ideen etwas entwickelt?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Wir waren mal eine Jam-Band und dadurch sind viele Songs, die heute schon auf Platte sind, entstanden. Mittlerweile haben wir unseren Sound digitalisiert, dadurch haben wir die Möglichkeit, zu Hause Riffs aufzunehmen. Generell ist unser Songwriting immer unterschiedlich. Ronja macht hauptsächlich die Vocals und ich die Riffs. Wir sind gespannt, wie wir das mit Kind alles hinbekommen, aber wir haben ja Zeit und keiner drängt uns. 🙂

Time For Metal / Norbert Czybulka
Die Tracks auf dem Album sind herrlich bunt. Jeder Track ist in sich anders. Ein eindeutiger Stil entsteht im Gegensatz zu den EPs nicht. Zufall oder Absicht?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Weder noch, wir schreiben unsere Songs nach unseren Stimmungen und nachdem, worauf wir gerade Bock haben. Dadurch können die Songs auf einem Album sehr unterschiedlich sein. Uns bringt es Spaß, viel mit Sounds und Melodien zu experimentieren.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Toanol Records ist als Label nicht gerade ein Schwergewicht. Wie schwer ist es für eine Band, wie ihr es seid, zu einem größeren Label zu kommen? Die Ambitionen habt ihr ja definitiv.

The Pinpricks / Ronja, Nils
Wir sind mega happy mit den Jungs von Toanol Records. Es ist richtig cool, wie sehr sie uns unterstützen und was sie alles für uns tun. Ohne Toanol Records gäbe es zum Beispiel keine Vinyl-Ausgabe unserer Mukke. Auch der Online-Verkauf läuft über sie. Wir müssen nur noch verpacken und versenden. Big Thanks an Andreas und Torben!

Man denkt immer, das große Ziel einer Band ist es, in ein großes Label zu kommen. Das ist aber nicht unbedingt der einzige und beste Weg. Wir glauben, für kleine und mittelgroße Bands ergibt es oft mehr Sinn, vieles selber in die Hand zu nehmen. So bleibt man unabhängig und kann alle Entscheidungen selbst treffen. Große Labels können oft mit kleinen Bands nicht gut umgehen und haben zum Teil unrealistische Erwartungen.

Das haben wir unter anderem bei befreundeten Bands mitbekommen. Wir glauben, für uns ist das ohne Major, aber mit Unterstützung von Independent Labels wie zum Beispiel Toanol und Partnern wie Skill Music, The Orchard, und Rola Music momentan der beste Weg.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Ich habe gehört, dass ihr bei der neuen Platte auch euer Artwork selber gemacht habt, wie kam es dazu?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Wir haben erst aus Spaß verschiedene Sachen mit der KI probiert und dann Lust bekommen, das Artwork selber zu machen. Dadurch konnten wir vieles ausprobieren und haben viel verworfen. Jetzt passt es, wie wir finden, super zu den Songs auf der Platte.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Wie hat sich eurer Meinung nach der Musikkonsum und die Musikindustrie im Vergleich zu früher verändert? Welche Vor- und Nachteile seht ihr darin?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Früher war man als Band abhängig von einem Major Label. Vorteil war, dass man voll und ganz Musiker sein konnte. Nachteil war, dass man ohne Major Label seine Musik nicht verbreiten konnte.

Heutzutage hat man durch Spotify, YouTube und Social Media die Möglichkeit, seine Musik auch als kleine Band zu verbreiten. Der Nachteil hierbei ist (wenn man das als Nachteil sehen will) dass man heutzutage nur noch zu 50 % Musiker ist und 50 % Influencer, Promoter, Manager und Booker. Dadurch kann man sich manchmal nicht auf die Musik konzentrieren, wie man es gerne möchte. Als Musiker ist man aber natürlich auch unabhängig dadurch.

Was den Konsum betrifft, hat sich das Verhalten natürlich auch extrem geändert, wahrscheinlich auch gerade durch die neuen Medien. Weil es dadurch viel mehr Musik gibt und die Leute quasi jeden Tag damit überschwemmt werden und die einzelnen Songs bzw. Künstler nicht mehr so zu schätzen wissen. Früher hat man neue Singles seines Lieblingskünstlers viel mehr zelebriert, indem man zum Beispiel eine Vinyl aufgelegt hat und sich dabei auf die Couch gesetzt hat.

Der Vorteil für uns ist, dass wir dadurch gelernt haben, sehr selbstständig zu sein. Seit der Corona-Pandemie haben wir gelernt, Musikvideos selber zu produzieren und unsere Album-Vorproduktion zu Hause zu machen.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Konntet ihr die Pause nutzen und neue Songs entwickeln oder ging die Zeit nur zur Vorbereitung des neuen Lebensabschnitts drauf?

The Pinpricks / Ronja, Nils
In der Schwangerschaft haben wir ein paar neue Songideen entwickelt. Die nächste EP steht in den Startlöchern.

Time For Metal / Norbert Czybulka
Vielen Dank für das Gespräch. Euch beiden und der Lütten alles Gute. Ich freue mich auf die Zeit, wenn ich euch endlich wieder auf der Bühne sehen darf. Habt ihr noch ein Abschlusswort für unsere Leser?

The Pinpricks / Ronja, Nils
Wir danken dir und allen Fans für den ständigen Support. Gerade in der Livepause finden wir es richtig schön, dass so viele von euch die neue Platte und das dazugehörige Merch im Pre-Order bestellt haben. Die Platte kommt ja offiziell erst am 08.11.24 raus. Hoffentlich stehen wir Ende Februar 2025 wieder auf der Bühne und sehen viele von euch dort. 🙂

Danke für das schöne Gespräch Norbert!!!

Wer neugierig geworden ist, findet den Shop der Band auf folgendem Link bei unserem Label: www.toanol-records.com. Es ist auch noch eine kleine Zahl an limitiertem Vinyl verfügbar.