Kamelot auf „Awaken The World Tour“ am 29.10.2024 in der Markthalle, Hamburg

Die Veteranen des komplexen melodischen Power Metals begeistern ihre Fans

Event: Kamelot – Awaken The World Tour 2024

Bands: Kamelot, Blackbriar, Ad Infinitum und Frozen Crown

Ort: Markthalle, Klosterwall 11, 20095 Hamburg

Datum: 29.10.2024

Kosten: VVK 44,55 €, AK 50 €

Zuschauer: ca. 700

Genre: Progressive Metal, Power Metal, Modern Metal, Melodic Metal, Gothic Metal, Alternative Metal

Link: https://markthalle-hamburg.de

Setlist Kamelot:

1. Veil Of Elysium
2. Rule The World
3. Opus Of The Night (Ghost Requiem)
4. Insomnia
5. When The Lights Are Down
6. Vespertine (My Crimson Bride)
7. New Babylon
8. Karma
9. Sacrimony (Angel Of Afterlife)
10. Willow
11. The Human Stain
12. March Of Mephisto
13. Forever
14. One More Flag In The Ground
15. Liar Liar (Wasteland Monarchy)

Wenn es um progressiven, aber trotzdem melodischen Power Metal geht, waren Kamelot viele Jahre einer der großen Acts. Alben wie Dominion, The Fouth Legacy oder Karma sind Meilensteine und begründen den Legendenstatus der Band aus Florida. Das Rad dreht sich weiter und auch Kamelot hatten viele Veränderungen in den Jahrzehnten. Mit Thomas Youngblood ist nur noch ein Zeitzeuge der gesamten Kamelot-Karriere heute auf der Bühne. Seit 2012 ist Tommy Karevik am Mikrofon und der Style von Kamelot wurde weniger komplex, dafür eingängiger mit dem dominanten Organ von Karevik. Bis die legendäre Band aus Tampa auf der Bühne steht, gibt es gleich drei Kapellen als Vorprogramm.

Wer sich zu einem Konzert in die Markthalle begibt, der benötigt nur einen kurzen Blick auf die Webpage. 18 Uhr Doors, 18:30 Uhr erste Band gilt für den heutigen Abend. Der Andrang ist zur frühen Stunde überraschend gut. Bis zur ersten Band haben alle Fans Einlass gefunden und bei Bedarf bereits ein Kaltgetränk in der Hand.

Frozen Crown – Markthalle, Hamburg – 2024

Den Auftakt machen die Italiener Frozen Crown mit Power Metal. Power Metal und Italien, die klingen doch sowieso alle wie Rhapsody, egal ob mit oder ohne Feuer, oder? Frozen Crown sind female fronted und mit deutlich weniger Bombast unterwegs. Einen Originalitätspreis gewinnt das Sextett für die 30-minütige Darbietung nicht. Als Opener für Kamelot ist die Band stimmig, dazu holt die Sängerin Giada Etro das anwesende Publikum ab, sodass ein gelungener Auftakt zu subsumieren ist.

Ad Infinitum – Markthalle, Hamburg – 2024

Die zweite Band ist eigentlich dem Symphonic Metal zuzuordnen, hat aber mit ihrem aktuellen Album Abyss den Abzweig in Richtung Modern Metal genommen. Geblieben ist die Stimme von Melissa Bonny, die später am Abend noch einen weiteren Auftritt haben wird. Zehn Tracks schafft das Quartett in den 45 Minuten seiner Spielzeit. Der Fokus liegt mit sieben Songs überdeutlich in der neuen Ausrichtung, was auch die für Modern Metal typische Lightshow zeigt. Schade, der neue Ansatz will nicht wirklich allen Fans munden und passt nur bedingt zu einer Band wie Kamelot.

Blackbriar – Markthalle, Hamburg – 2024

Nach weiteren 15 Minuten Umbaupause stehen Blackbriar aus den Niederlanden auf der Bühne. Die Truppe um Sängerin Zora Cock bringt mit einem Mix aus Gothic und Alternative ganz neue Töne in den Abend. Es gibt einige Fans des Genres und der Band in der Markthalle, die Masse der Besucher rümpft jedoch die Nase. Vor allem der andauernd hohe Gesang von Cock ermüdet auf die Dauer. Wie Ad Infinitum liefern auch Blackbriar zehn Stücke, verteilen die aber bunt über ihre Diskografie. Positiv anzumerken ist die Bühnenshow, wo vor allem Cock alle Register der Theatralik zieht und ein sehr gutes Motiv abgibt. Gegen kurz vor 21 Uhr sind Blackbriar mit ihrem Gig durch und es ist Zeit für die Kamelot-Fans.

Der Umbau dauert etwas länger als bei den Vorbands. Das Drumset für Alex Ladenburg, der eine Stunde nach der Show seinen Geburtstag feiert, steht bereits, genauso die Keys für Oliver Palotei. Kamelot stehen anscheinend auf Abstufungen und die Bühne wird zu einer Art Pyramidenbau. Zum Start kommt zunächst die deutsche Fraktion um Ladenburg und Palotei auf die Bretter, dann folgen die Saitenarbeiter Thomas Youngblood und Sean Tibbetts. Sänger Tommy Karevik folgt zum Schluss und springt gleich auf das unterste Podest. Das ist direkt vor den Fans, wo Karevik einige per Handschlag begrüßt. Veil Of Elysium nennt sich der Opener und stammt von der 2015er-LP Heaven. Der erste Klassiker kommt früh mit Rule The World vom 2007er-Release Ghost Opera. Spätestens jetzt haben Kamelot die Markthalle in der Hand, wo die beiden Saitenarbeiter wie auch Karevik ständig den Kontakt zu den Fans suchen. Sehr erfreulich, dass Karevik sich anscheinend nicht mehr ziert, die Nummern aus der Roy Khan Zeit zu performen. Dass er die Dinger draufhat, zeigte er bei den Must-Play-Sachen wie Forever bereits bei früheren Touren.

Kamelot – Markthalle, Hamburg – 2024

Die Tour heißt Awaken The World, auf der die aktuelle Scheibe The Awakening quasi drinsteckt. Opus Of The Night (Ghost Requiem) eröffnet den Reigen der insgesamt vier Nummern, die quer über das 16-Stücke-Set verteilt werden. Die Highlights sind aber die Klassiker. When The Lights Are Down (The Black Halo, 2005), The Human Stain und vor allem March Of Mephisto und Karma sorgen für einen kollektiven Markthallen-Chor.

Für insgesamt sechs Tracks stürmt Melissa Bonny von Ad Infinitum mit auf die Bühne. Das Gesangsduo Bonny und Karevik ist nochmals eine spezielle Art der Show, womit die neueren Lieder identisch zur Platte dargeboten werden. Aber auch bei March Of Mephisto ist Bonny mit auf dem Podest und übernimmt den Part von Shagrath (Dimmu Borgir), der die 2005er-Studioversion mit eingesungen hat.

Kamelot – Markthalle, Hamburg – 2024

Neben der Musik und Fankontakt setzen Kamelot auf optische Elemente. Diese kommen in Form von Wasserdampf und kalten Sprühfontänen zum Einsatz, aber nicht überproportional wie bei der ein oder anderen bekannten Power-Metal-Band, die größere Hallen füllen. Die intime Atmosphäre zwischen Band und Publikum besteht quasi über die gesamten 90 Minuten der Show.

Was müssen Kamelot spielen? Forever ist der Song vor der Zugabe und wird unnötig mit einem We Will Rock You Snipset verunstaltet. So einen unglaublichen Klassiker zu verunstalten, das gehört fast unter Strafe gestellt, egal ob Stimmung und Mitsingen oder nicht.

Der Zugabeblock liefert neueres Material mit One More Flag In The Ground und Liar Liar (Wasteland Monarchy). Auch hier haben Kamelot gelernt. 2023 im Grünspan wurde Karevik bezüglich des Wedelns mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne fast ausgebuht. Heute gibt es die Kamelot-Fahne, was bei einem Konzert vor einem internationalen Publikum weit mehr Sinn ergibt.

Insgesamt legen die Altmeister des progressiven, melodischen Power Metal einen starken Gig auf die altehrwürdigen Bretter. Am Sound und der Sicht gibt es in der Markthalle sowieso höchst selten etwas zu bemängeln. Der Laden ist und bleibt sowas wie der Vorzeigeclub der Stadt Hamburg. In den kommenden Jahren haben einige Kamelot-Klassiker Geburtstag. Wie wäre es 2025 mit einer 20 Jahre The Black Halo Tour, auf der Karevik und Co. die gesamte Scheibe performen plus weitere Hits? Die Fans würden eine derartige Show abfeiern, wie die Klassiker am heutigen Abend.