Das kommt dabei raus, wenn man mal ein paar Tage nach Dänemark in einen Kurzurlaub fährt. Im Reisegepäck auf der Rücktour dann eine Neuentdeckung. Lightchapter ist eine junge, aber schon sehr markante Metal-Band aus Aarhus in Dänemark. Gegründet um Frontmann und Gitarrist Mikkel Ottosen, Bassist Kalle Herborg, Gitarrist Anders Berg und Schlagzeuger Tobias Høst, vereinen sie melodischen Death Metal mit 80er-Synthwave- und Sci-Fi-Atmosphären. Heraus kommt ein Stil, den sie selbst als „Electro Death Metal“ bezeichnen. Nach ihrer EP It All Ends Tonight (2022) erschien 2023 das Debütalbum Time To Obey, produziert von Tue Madsen. Mit ihrem zweiten Langspieler Where All Hope Begins setzen Lightchapter ihre dynamische Reise fort. Nun gereift, programmatisch dichter und reich an cineastischen Klanglandschaften.
Mit Where All Hope Begins liefern Lightchapter ein ambitioniertes Zweitwerk, das die Wurzeln ihrer „Electro Death Metal“-Identität stärker als je zuvor beleuchtet. Die Produktion unter Tue Madsen (bekannt von Meshuggah, Behemoth etc.) verleiht dem Album einen druckvollen, aber stets transparenten Klang, in dem Gitarrenriffs, Bass, growlende Vocals und dichte Synth-Teppiche eine kraftvolle Symbiose eingehen.
Laut Heavymetal.dk vereinen die Dänen hier düstere, cinematische Soundscapes mit metallischer Härte, erinnern in ihren elektronischen Passagen sogar an Horror-Slasher-Filmsoundtracks. Einflüsse von John Carpenter werden besonders betont. Elektronik dominiert teils so stark, dass sie fast das Riffing überlagert. Das ergibt ein sehr atmosphärisches, fast proggetriebenes Klangbild, das aber gelegentlich etwas überfrachtet wirkt, so die dänischen Kollegen.

Die Band jongliert gekonnt mit aggressiven Death-Metal-Momenten und verträumten 80er-Synth-Passagen, ohne in Kitsch zu verfallen. Besonders Tracks wie What I Have Become und Restore My Faith In Sanity sind Paradebeispiele für diese Balance. Das Album wirkt zugleich modern, melancholisch und dystopisch, eine Art Science-Fiction-Soundtrack in Metalform.
Es ist ein solides, aber nicht perfektes Album. Die Band zeigt vielversprechendes Potenzial, jedoch bleibt der Langzeiteffekt stellenweise hinter den ambitionierten Momenten zurück. Eines dieser Stücke ist My Own Kind. Dieser Track punktet mit einem emotionalen Drive und einem Gitarrenton, der weit nachhallt.
Textlich bewegen sich die Dänen in dem für dieses Genre bekannten Themenfeld. In Restore My Faith In Sanity etwa thematisiert Mikkel Ottosen innere Kämpfe und Zerbrechlichkeit, während Little Death durch die Metapher von Nähe und Identitätskrisen eine intime, fast tragische Dimension bekommt. Restore My Faith In Sanity erhält von mir die Auszeichnung Track des Albums, da Growls und elektronische Elemente eine eindringliche Atmosphäre erzeugen.
Das Besondere an dem Lightchapter-Stil ist die allzu dominante Nutzung von Synthesizern. An manchen Stellen überlagert die Elektronik die Gitarren, was für Death Metal mehr als ungewöhnlich ist. Gerade deshalb ist der Song Where All Hope Begins ein mutiger, origineller Schritt nach vorn. Der Song ist ein Beispiel für den gelungenen Mix aus aggressiven Riffs und verträumter 80er-Elektronik. Insgesamt ist es eine Platte, die nicht nur für Genre-Fans, sondern auch für Hörer interessant ist, die musikalische Experimente und atmosphärische Breite schätzen.
Das Album ist neben den digitalen Formaten im Download und Stream auch als Vinyl in zwei Formaten erschienen. Weiß/Rosa Marbeled sowie Weiß/Schwarz Marbeled sind laut Shop auf ihrer Homepage verfügbar. Leider versenden sie nur innerhalb Dänemarks. Wie wäre es also mit einem Konzertbesuch in Herning im Februar? Oder schreibt die Jungs einfach mal an.
Hier geht es für weitere Informationen zu Lightchapter – Where All Hope Begin in unseren Time For Metal Release-Kalender.



