Mindless Sinner – Poltergeist

Edelstahl, statt altes Eisen

Artist: Mindless Sinner

Herkunft: Linköping, Schweden

Album: Poltergeist

Spiellänge: 49:15 Minuten

Genre: Heavy Metal

Release: 17.01.2020

Label: Pure Steel Records

Link: www.facebook.com/mindlesssinnerofficial
www.myspace.com/mindlesssinne

Produktion: Mindless Sinner

Bandmitglieder:

Gesang – Christer Göransson
Gitarre – Magnus Danneblad
Gitarre – Jerker Edman
Schlagzeug – Tommy Viktorsson
Bassgitarre – Christer Carlson

Tracklist:

  1. Poltergeist
  2. Heavy Metal Mayhem
  3. Valkyrie
  4. World Of Madness
  5. The Road To Nowhere
  6. Rewind The Future
  7. The Rise And The Fall
  8. Hammer Of Thor
  9. Altar Of The King
  10. Roll The Dice

Poltergeist, so der Titel des neuen Mindless Sinner Albums, die Scheibe wurde im Vorfeld „ganz ohne Staub und Patina“ angekündigt. Das stimmt nur insofern, als dass Poltergeist im Sinne der technischen Produktion den neuesten Standards entspricht.

Bereits nach ihrem fulminanten Comeback im Oktober 2015 mit dem Album The New Messiah war klar, dass Mindless Sinner in jeder Hinsicht an ihre alten Stärken anknüpfen können. Die Resonanzen waren durchweg positiv, was letztlich für den Spirit der Schweden sprach. Mindless Sinner hatten und haben das große Glück, auf ihre Urbesetzung seit deren Gründung 1982 zurückgreifen zu dürfen. Die Band ist trotz der längeren Unterbrechungen immer noch aufeinander eingespielt und jeder der Herren weiß, wo die gemeinsame Reise hingehen soll.

Um nochmals auf „Staub und Patina“ zurückzukommen, die Songs des neuen Albums besitzen zum Glück den Staub und die Patina alter Tage und genau das macht Poltergeist aus. Um es positiv auszudrücken, ich bin froh, dass sich Mindless Sinner hierauf besinnen und uns den Metalsound der 1980er Jahre kredenzen. Dies zeigt sich vor allem im Songwriting. Der traditionelle melodiegeschwängerte Heavy Metal präsentiert sich aktuell von seiner besten Seite. Dies gelingt jedoch nur dann, wenn man sich in der dieser epochalen Zeit als Musiker sozialisiert sieht.

Machen wir uns dennoch nichts vor, so sehr sich die geneigten Hörer, musikalisch geprägt in jener Zeit, wohl neuen Input wünschen, umso weniger Neues gibt es auf Poltergeist eigentlich zu hören. Wer das hier sucht, der wird nicht fündig werden. Vielmehr gilt es wahre Schätze zu entdecken, die sich hinter hymnenartigen Oldschool Brettern wie Poltergeist und Heavy Metal Mayhem verbergen. Im klassischen Line-Up wird uns nicht mehr und nicht weniger als genau das geboten. Ohne Gefrickel und ohne Schnörkel. Pur und mit Sicherheit darauf ausgerichtet, die alten Recken nochmals zu mobilisieren. Bei mir jedenfalls gelingt das vorzüglich.

Ziehen wir Valkyrie als Beispiel heran, erleben wir eine von Mystik getragene und balladeske Komposition, die trotz der gesanglichen Ecken und Kanten vor allem eines besitzt – Seele. Die Melodien stehen stets im Einklang mit dem harmonischen Teppich der Instrumente. Der Song drückt trotz der angezogenen Handbremse gewaltig. Valkyrie weist alle Merkmale des damaligen Songwriting-Musters auf.

World Of Madness steht dem in nichts nach. Die treibenden Drums und den gewählten Gitarrenstil im Allgemeinen durften wir damals u. a. schon von Iron Maiden abfeiern. Auch hier stehen Melodien im Vordergrund, die einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen. Nicht so stark kommt The Road To Nowhere daher, erinnert mich in einigen Gesangssequenzen jedoch an den Gesangsstil von Ronnie James Dio. Der Vergleich zu Ronnie James Dio mag freilich hinken, denn Christer Göransson moduliert insgesamt gänzlich anders, es würde mich jedoch nicht wundern, wenn der Altmeister nicht auch Christer Göransson seinerzeit inspiriert hätte.

Wesentlich zügiger und mit mehr Bestimmtheit ausgestattet, kommt Rewind The Future einem Hundertmeterlauf gleich. Die exzellent vorgetragenen Soli sowie die synchronen Gitarrenläufe erinnern abermals an die frühen Iron Maiden. Sehr schön!

In dieselbe Kerbe schlägt eigentlich auch The Rise And The Fall, Christer Göransson geht hier ans Limit seiner Range, intoniert aber insgesamt recht sicher.

Die Menschen der skandinavischen Länder, allen voran Norwegen, sicher aber auch Schweden, huldigten vor einigen Hundert Jahren den Sagen der Edda, so verwundert es nicht, dass Hammer Of Thor eine lyrische Bearbeitung vieler sagenumwobener Mythen aus jener Zeit darstellt. Auch aus diesem Grunde schwebt über diesem Song eine gewisse Atmosphäre. Dem folgt Altar Of The King auf dem Fuße, die Nummer lebt von einer sehr schönen Melodie und Harmonie. Alter Of The King erinnert von der Rhythmik in Teilen an Songs der älteren Accept Alben. Die Herrschaften an den Gitarren bringen in der Tat wunderbare Soli hervor.

Roll The Dice rundet ein insgesamt vielsagendes Album ab. Mindless Sinner bieten hier nochmals alles auf und zeigen, dass der Heavy Metal in seiner Reinkultur noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Poltergeist erscheint über Pure Steel Records und ist hier als CD oder als Vinyl zu erwerben.

Discografie:

Master Of Evil – (EP) – 1983
Turn On the Power – (Studioalbum) – 1986
Missin‘ Pieces – (Studioalbum) – 1989
Heaven Will Know – (Single) – 1989
Men Of Steel – (Single) – 2015
The New Messiah – (Studioalbum) – 2015
Keeping It True – (Live Album) – 2018
Poltergeist – (Studioalbum) – 2020

Mindless Sinner – Poltergeist
Fazit
Es gibt ihn noch, den Old School Heavy Metal, und das ist gut so. Auf Poltergeist finden wir sämtliche Merkmale des traditionellen Heavy Metal der 1980er Jahre. Dieses Album wird deshalb genau diese Hörerschaft ansprechen und mit Sicherheit zu Luftsprüngen animieren. Musikalisch wird in dieser Hinsicht hier nichts falsch gemacht. Für all diejenigen, die mit der Musik von Mindless Sinner nichts anfangen können und womöglich zu altbacken empfinden, denen steht nach wie vor die breite Palette neuerlichen Stuffs zur Verfügung. Insofern wird Poltergeist für einen ausgesuchten Personenkreis in jedem Falle eine weitere Bereicherung im Plattenregal darstellen.

Anspieltipps: Poltergeist, Heavy Metal Mayhem und Valkyrie
Peter H.
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