„Auf der Überholspur“
Artist: Mob Rules
Herkunft: Delmenhorst / Oldenburg, Deutschland
Album: Beast Reborn
Spiellänge: 57:33 Minuten
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Melodic Metal
Release: 24.08.2018
Label: SPV / Steamhammer
Link: http://www.mobrules.de
Bandmitglieder:
Gesang – Klaus Dirks
Gitarre – Sven Lüdke
Gitarre – Matthias Mineur
Bass – Markus Brinkmann
Schlagzeug – Nikolas Fritz
Keyboard – Jan Christian Halfbrodt
Gitarre – Sönke Janssen (Ersatz für Matthias Mineur)
Tracklist:
- Beast Reborn
- Ghost Of A Chance
- Shores Ahead
- Sinister Light
- Traveller In Time
- Children`s Crusade
- War Of Currents
- The Explorer
- Revenant Of The Sea
- Way Back Home
- My Sobriety Mind (For Those Who Left)
Im kommenden Jahr feiern Mob Rules ihr 25. Bandjubiläum, doch die Metal Gemeinde kann jetzt schon feiern, denn seit dem 24.08.2018 ist Beast Reborn auf dem Markt. Es handelt sich dabei um das mittlerweile neunte Studioalbum der Oldenburger Melodic Metaller. Welches Biest wiedergeboren wurde, bleibt wohl ein Rätsel, denn der Albumtitel ist irreführend. Sich selbst kann die Band nicht meinen, denn sie waren in den letzten Jahren immer irgendwie präsent und veröffentlichten mit schöner Regelmäßigkeit ihre Alben. Der Vorgänger Tales From Beyond erschien im Jahr 2016 und war etwas proggig ausgefallen. Jetzt auf Beast Reborn soll es wieder etwas härter, düsterer, gradliniger und melodischer zur Sache gehen.
Seit Jahren sind die Oldenburger um Sänger und Frontmann Klaus Dirks eine feste Größe im deutschen Melodic Power Metal, und sie sind sich und ihrem Stil immer treu geblieben. So geht es auch auf dem neuen Album weiter, die Band fängt auch auf Beast Reborn nicht an zu experimentieren. Mob Rules klingen auch 2018 wie Mob Rules und setzen ihren Erfolgsweg konsequent fort. Neue Impulse Fehlanzeige, aber genau das können sich die Norddeutschen als eine der wenigen Bands im Melodic-Sektor erlauben. In Zeiten von Modern Metal und Metalcore mag es oft verlockend sein, mal vom Weg abzuweichen, ein paar andere Elemente in den Sound einfließen zu lassen und ein wenig zu experimentieren, doch im Hause Mob Rules bleibt man sich treu. Einzige Veränderung: im Laufe der Geburt von Beast Reborn kam mit Sönke Janssen ein neuer Gitarrist ins Boot, der in nächster Zeit den langjährigen Mitstreiter Matthias Mineur an der zweiten Gitarre ersetzt, der sich eine musikalische Auszeit genommen hat.
Wie im Melodic Power Metal unumgänglich, steigt man mit einem bombastischen und sehr epischen Beast Reborn-Orchestral-Intro in das Album ein, bevor mit dem Uptempo-Kracher Ghost Of A Chance gleich die Fronten geklärt werden. Der Song lebt von tollen Riffs, grandiosen Melodieläufen und einem einprägsamen Refrain. Gleich zu Beginn ein Ohrwurm der Extraklasse, bei dem sich die Stimme von Klaus Dirks tief ins Großhirn einfrisst. Shores Ahead ist ein perfekter Metal-Stampfer, mit dem das Tempo sehr hoch gehalten wird. Sehr pompös und straight nach vorne, durchaus mitreißend, aber ohne den Ohrwurmcharakter von Ghost Of A Chance. Die treibenden Beats geben hier die Marschrichtung des Albums vor. Ein wenig schimmert hier Children Of The Flames von 2009 durch.
Bei Sinister Light wird dann etwas der Fuß vom Gas genommen, ohne dem Song aber jede Härte zu nehmen. Dadurch rücken die Gitarren hier sehr schön in den Vordergrund. Mit Traveller in Time geht es dann so richtig ans Eingemachte und die Band zeigt hier ihre wahre Größe. Ein epischer Track, der sich langsam immer weiter aufbaut und sich dann in ein musikalisches Brett wandelt. Der eingängige, packende Refrain setzt sich sofort zwischen den Ohren fest, und man ist gewillt, sofort auf Repeat umzustellen. Der Song wird in Zukunft auf jeder weiteren Setlist zu finden sein und die Band-Jünger befriedigen. Der Kinder-Kreuzzug Anfang des 13. Jahrhundert in Children`s Crusade besticht im Uptempo und schließt sich nahtlos an die erste starke Albumhälfte an. Bis hierher gibt es keine Aussetzer oder Lückenfüller, was in der heutigen Zeit schon sehr beachtlich ist.
Mit über acht Minuten ist das epische War Of Currents der längste Songs des Albums. Der Track fängt balladesk an und steigert sich wieder langsam bis ins Midtempo. Als Gast wurde hier Sebastian Levermann von Orden Ogan ins Boot geholt, der sich für die sehr schönen Backing-Vocals verantwortlich zeigt. Der Spannungsaufbau und Abwechslungsreichtum des Songs sucht seinesgleichen. Die Gitarrenmelodien in der düsteren Epik-Keule erinnern ein wenig an neuere Iron Maiden. Acht Minuten, die einen vorkommen wie vier, stark!
The Explorer ist wohl der härteste und schnellste Song des Albums. Mit geschickt eingebundenen Akustikparts, Mega Chören und Orgelsounds denkt man sogleich an die goldenen Zeiten von Deep Purple und Rainbow. Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Norddeutschen schon immer ein Garant für Pathos waren und dieses auch weiterhin aufrecht halten. Revenant Of The Sea ist etwas schleppend und kommt trotz Überlänge, oder gerade deswegen, nicht so richtig auf den Punkt. Sehr atmosphärisch in eher langsamem Tempo gehalten mit rhythmischem Wechselspiel. Das an Tobias Sammet`s Avantasia erinnernde Way Back Home ist dann wieder ein typischer Power Metal-Song mit starkem Refrain. Zwar hinkt der Song dem fulminanten Anfang im Vergleich etwas hinterher, aber mit Mega-Chören und rockigem Riff geht es hier flott in den Endspurt.
Das etwas kitschig anmutende, von einer Klaviermelodie getragene My Sobriety Mind (For Those Who Left) beendet ein starkes Album. Die Duett-Ballade mit starkem und sehr emotionalen Gesang von Ulli Perhonen (Snow White Blood), gibt Sänger Klaus Dirks noch einmal ganz andere Möglichkeiten. So sanft und zurückhaltend hat man ihn bisher selten gehört. Der Song will sich aber trotzdem nicht so ganz ins Album einfügen, erst als nach etwa vier Minuten die Gitarren einsetzen, wird eine Brücke geschlagen. Für Fans von Kuschel-Rock.