Paganfest am 10.01.2025 in der FILHarmonie Stuttgart-Filderstadt

Die Pagan Revolution ist zurück!

Event: Paganfest 2025

Bands: Alestorm, Ensiferum, Týr, Heidevolk, Elvenking

Datum: 10.01.2025

Genres:, Pagan Metal, Power Metal, Folk Metal

Besucher: ca. 2.000

Ort: FILHarmonie Stuttgart-Filderstadt

Veranstalter: Music Circus Concertbüro GmbH Stuttgart

Kosten: 55,00 €

Setlisten:

  1. Throes Of Atonement
  2. Pagan Revolution
  3. Silverseal
  4. Moonbeam Stone Circle
  5. The Horned Ghost And The Sorcerer
  6. The Devided Heart
  7. Elvenlegions

  1. Hagalaz
  2. Winter Woede
  3. A Wolf In My Heart
  4. Schildenmuur
  5. De Strijd Duurt Voort
  6. Saksenland
  7. Krijgsvolk
  8. Drinking With The Gods (Valhalla)
  9. Vulgaris Magistralis

  1. By The Sword In My Hand
  2. Axes
  3. Regin Smidur
  4. Hammered
  5. Blood Of Heroes
  6. Hail To The Hammer
  7. Dragons Never Die
  8. Sinklars Visa
  9. Hold Your Heathen Hammer High

  1. Fatherland
  2. Twilight Tavern
  3. Treacherous Gods
  4. Winter Storm Vigilantes
  5. Lai Lai Hei
  6. Andromeda
  7. Two Of Spades
  8. Victorious
  9. Victory Songs
  10. Iron

  1. Keelhauled
  2. Shipwrecked
  3. Mexiko
  4. Under Blackened Banners
  5. Alestorm
  6. Hangover
  7. Fannybaws
  8. Zombies Ate My Pirate Ship
  9. The Voyage Of The Dead Marauder
  10. Nancy The Tavern Wench
  11. Uzbekistan
  12. P.A.R.T.Y.
  13. Shit Boat (No Fans)
  14. Drink
  15. Rum
  16. Fucked With An Anchor

Bericht: Alexandra W. und Oliver W., Fotos Alexandra W.

Nach zehnjähriger Abstinenz ist es endlich wieder so weit: Das Paganfest ist zurück – und mit was für einem Bandaufgebot! Elvenking, Heidevolk, Týr, Ensiferum und Alestorm geben sich die Ehre, die neue Ära des Paganfestes einzuläuten. Wir konnten uns die Stuttgarter Edition des Reisefestivals anschauen, und das können wir schon vorwegnehmen: Es war ein Hammerabend. Doch der Reihe nach. Als wir das letzte Mal vor ca. 13 Jahren unser erstes Paganfest besuchten, fand es noch im LKA-Longhorn statt. Schon damals fanden wir das Konzept cool und freuten uns umso mehr, als die Neuauflage angekündigt wurde. Der Ort hat sich zwar geändert, aber die Thematik ist geblieben. Dieses Jahr findet das Wikinger-Festival in der FILHarmonie in Filderstadt bei Stuttgart statt. Es ist unser erster Besuch in besagter Halle, wird aber vermutlich nicht unser letzter gewesen sein. Die Halle fasst ca. 2.200 Personen und die Akustik ist herausragend. Durch den abgestuften Saal hat man auch von den hinteren Reihen noch einen guten Blick auf die fest installierte Bühne. Es macht hier wirklich Spaß, der Livemusik zu frönen.

Elvenking, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Elvenking, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Den wilden Reigen eröffnen Elvenking aus Italien. Als die Power-Metaller pünktlich um 17:30 Uhr beginnen ihre Setlist abzuarbeiten, haben es noch nicht alle Besucher in den großen Festsaal geschafft. So finden sich zu Beginn lediglich ca. acht Reihen Metalheads vor der Bühne ein. Der Saal füllt sich jedoch bereits im Verlauf des ersten Songs der fünfköpfigen Truppe merklich, die Stimmung ist bereits jetzt überraschend gut. Nach Hits wie Pagan Revolution oder Silverseal verkündet Sänger Damnagoras, dass sie im April 2025 ihr neues Album Reader Of The Runes – Luna veröffentlichen. Heute wurde ihre neue Single Luna veröffentlicht, sie fühlen sich aber noch nicht sicher genug mit der Nummer, um diese live zu performen, dafür hauen sie The Horned Ghost And The Sorcerer raus. Ein gewohnt souveräner Auftritt der Italiener, mit einem wild durch die Gegend springenden Damnagoras auf der Bühne, der es schafft, seine Energie auf das Publikum zu übertragen. Ein wundervoller Auftakt zu einem großartigen Abend.

Heidevolk, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Heidevolk, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Als Nächstes dürfen Heidevolk die Zuhörer mit ihrer Musik beglücken. Für uns flog die Truppe aus den Niederlanden bisher vollkommen unter dem Radar und ist auch die einzige Band des Abends, von der wir uns nichts erwartet hatten. Doch, was soll ich sagen … Heidevolk sind für uns die Überraschung des Abends. Der zweistimmige Klargesang der beiden Fronter Jacco „Bühnebeest“ de Wijs und Daniël „den Dorstighe“ Wansink und die hin und wieder eingestreuten Growls, gepaart mit den melodiösen Stücken, ziehen uns schon ab dem ersten Song in ihren Bann. Nach dem grandiosen Winter Woede fordert den Dorstighe: „Stuttgart, release your inner beast, cause we all’ve got A Wolf In My Heart!“ Der erste Moshpit des Abends formiert sich, während das schnelle Saksenland von der Bühne geschmettert wird. Der Moshpit geht beim darauffolgenden Krijgsvolk in den ersten Circlepit über und zu Drinking With The Gods erschallt von der Bühne die Frage: „Stuttgart, seid ihr bereit, mit den Göttern in Walhalla zu trinken?“ Der epische Walhalla-Chor des Publikums beschert mir die erste Gänsehaut der noch jungen Nacht. Heidevolk beenden ihren beeindruckenden Auftritt mit Vulgaris Magistralis, bei dem mir schlagartig klar wird, dass ich unbewussterweise doch schon ein Lied der Holländer kannte. Heidevolk versprechen, wiederzukommen, und das werden wir auch!

Týr, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Týr, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Das war schon mal sehr geil. Jetzt liegt es an Týr, die Stimmung weiter zu steigern. Das grün bestrahlte Logo thront über der Bühne und zu orchestralen Klängen betreten die vier Wikinger die Bretter, die die Welt bedeuten. Mit By The Sword In My Hand zünden Týr gleich mal mit einem Brett die Bude an. Ich bin sofort on fire und genieße die Klänge der Färöer das erste Mal live. Bin ich doch erstmalig während der Pandemie auf die Jungs von den Färöer-Inseln aufmerksam geworden, war es mir bisher nicht vergönnt, einen ihrer Auftritte zu erleben, daher freute ich mich hierauf besonders. Ich weiß, dass es um Frontmann und letztes verbliebenes Gründungsmitglied Heri Joensen aufgrund seiner Mitwirkung am Walfang stets Diskussionen gibt, auch innerhalb unserer heutigen kleinen Festivalgruppe, das kann ich heute aber zum Glück etwas ausblenden. Zurück zur Musik: Týr liefern einen fantastischen Auftritt ab. Während des E-Gitarren-Gewitters Axes fällt mir auf, wie viel Spaß die Band, speziell Bassist Gunnar H. Thomsen hat. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht gleiten seine Finger über die Seiten, die Haare fliegen auf und vor der Bühne wild durch die Lüfte. Neben schnellen Krachern, wie Hammerd oder dem eingängigen Blood Of Heroes wissen Týr aber immer wieder auch mit ruhigen, gern in ihrer Muttersprache gesungenen Tracks wie Regin Smidur oder Sinklars Visa zu überzeugen. Das Schöne ist, dass auch bei den eher tragenden Stücken die Stimmung in der Halle nicht abfällt. Das Publikum wird immer wieder mit eingebunden, so fordert Heri Joensen von den Fans ein langgezogenes „Ohohohohohoh!“ welches dann gekonnt in das epische Dragons Never Die mündet. Den Höhepunkt erreichen Týr mit ihrem letzten Song, Hold Your Heathen Hammer High, als die Halle von Mosh- und Circlepit ermattet, aber glücklich gebührend feiert.

Ensiferum, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Ensiferum, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Kurze Verschnaufpause, Bier wegbringen und frisches holen, denn das nächste Highlight steht bereit. Ensiferum beginnen um 19:30 Uhr mit ihrem Set, angeführt durch Fatherland ihres aktuellen Albums Winter Storm. Die Halle erscheint mir noch voller als bisher, möglicherweise haben inzwischen auch die letzten Besucher, welche vielleicht zuvor noch auf der Arbeit festhingen, mittlerweile den Weg nach Filderstadt gefunden. Das steigert die Laune der Musiker umso mehr. Ensiferum habe ich mittlerweile vier oder fünf Mal live gesehen und sie haben mich nie enttäuscht, das wird auch dieser Abend nicht ändern. Zu Twilight Tavern springt der Moshpit vor der Bühne geschlossen im Takt und nahezu jeder in der FILHarmonie singt enthusiastisch mit. Während Winter Storm Vigilantes wird mir wieder einmal klar, was für ein Gewinn Pekka Montin am Keyboard, aber vor allem als Sänger für die Band ist. Sein klares, an Michael Kiskes Stimmfarbe erinnerndes Klangorgan passt wunderbar zu der rauen Reibeisenstimme von Petri Lindroos. Immer wieder verlässt er sein Tasteninstrument, wenn möglich, und begibt sich an den Bühnenrand, um mit den Fans zu interagieren. Zum nachfolgenden Lai Lai Hei kann ich leider nicht viel schreiben, da ich das komplette Lied über am Bangen bin und somit außer der Musik und meinen fliegenden Haaren nicht viel mitbekommen habe. Jetzt ist es Zeit, dem heutigen Geburtstagskind Petri ein Ständchen zu bringen, und so trällert die gesamte Audienz: Happy Birthday, Petri! Das Set der Finnen ist eine bunte Mischung aus neuen Songs und Klassikern, die erfahrungsgemäß beim Publikum immer zünden. Nach dem epischen Victory Songs kündigt Petri den letzten Song folgendermaßen an: „The next song is known by many names. Some of you may know it as Dadadadaaaa Dadadadaaaa, this is Iron. Let me see your hands!“ Die ganze Halle klatscht. Wirklich jeder einzelne Mensch, den ich von meiner leicht erhöhten Position sehe, führt seine Hände ruckartig über seinem Kopf zusammen, wodurch die Luft zwischen den Handflächen mit einem lauten Knall entweicht. Gegen Ende des Songs traut sich dann auch der erste Crowdsurfer des Festivals, das Klatschen des Publikums zu unterbrechen, um ihn vor die Bühne zu tragen. Was ein Auftritt, Ensiferum legen die Messlatte ganz schön hoch, das wird schwer für Alestorm.

Alestorm, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Alestorm, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Die erwartungsgemäß längere Umbaupause vor dem Headliner weiß das Orgateam bzw. die Tontechniker gekonnt zu überspielen. Als Queens Bohemian Rhapsody großen Anklang unter den Besuchern findet und viele lauthals mitsingen, schieben sie noch kurz We Will Rock You und We Are The Champions hinterher. So eine Umbaupause habe ich noch nicht erlebt, die Metalheads singen sich schon vor dem Headliner in Rage, und so ist es fast etwas schade, dass I Want It All nicht mehr ganz abgespielt wird.

Alestorm entern pünktlich um 22:00 Uhr die Bühne, drei große Enten verzieren die Planken, Neongrün ist die vorherrschende Farbe. Leider ist der Ton inzwischen etwas übersteuert und die Ohrstöpsel müssen wieder zum Einsatz kommen. Eigentlich schade, da die vorherigen Bands perfekt abgemischt waren. Die Stimmung ist aber trotzdem weiterhin am Brodeln. Die Seeschlacht wird eröffnet mit dem ersten Lied, welches mir vor mittlerweile 16 Jahren die Schotten nahebrachte: Keelhauled hat seither nichts von seiner Power verloren. Den zweiten, aber nicht letzten Surfer des Festivals tragen die Wellen der Hände dann zu den Stränden von Mexiko, wo Alestorm das Motto des heutigen Abends verkünden: „We are here to have some fun!“ Es entsteht eine gigantische Feier, als die Piraten ihren Party-Metal aus den Boxen blasen.

Alestorm, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl
Alestorm, 10.01.2025, Pic. by. Alex. Wahl

Das Taio Cruz-Cover Hangover, bei dem auch der Hairapper MC Shark seinen obligatorischen Auftritt bekommt und nach seinem Rap-Part Gitarrist Máté Bodor über die Bühne jagt, zwingt Fronter Christopher Bows kurz dazu, sich einen Lachanfall zu verkneifen – ein schönes kleines Detail. Schön ist auch, dass wie schon auf ihrer letztjährigen Festival-Tour Patty Gurdy wieder mit an Bord ist. Patty darf ihre wunderschöne Stimme dann auch gleich bei Zombies Ate My Pirateship und The Voyage Of The Dead Marauder einbringen. Als dann Nancy The Tavern Wench aus den Boxen schallt, bildet sich auf Chris’ Aufforderung ein beachtlicher Rowpit in der Mitte der Halle. Dieses Festival in dieser Kombination von Bands macht heute einfach Spaß. Nach den Krachern P.A.R.T.Y. und Drink fehlt eigentlich nur noch das Abschlusslied. Natürlich darf Fucked With An Anchor, das tragische Lied über einen mit Tourette verfluchten Seemann, nicht fehlen. Zum Abschluss wird noch ein neongrünes „Fuck You“ auf der Bühne aufgeblasen und das Festival kommt zu einem wunderschönen Ende. Hoffentlich dauert es nicht wieder zehn Jahre, bis das nächste Paganfest stattfindet, gerne wieder in der FILHarmonie.