“Die Balance zwischendrin ..“
Artist: Suicide Silence
Herkunft: Riverside, Kalifornien
Album: Suicide Silence
Spiellänge: 44:18 Minuten
Genre: Deathcore, Metalcore
Release: 24.02.2017
Label: Nuclear Blast
Link: http://www.suicidesilence.net/
Bandmitglieder:
Gesang – Hernan „Eddie“ Hermida
Gitarre – Chris Garza
Gitarre – Mark Heylmun
Bassgitarre – Daniel Kenny
Schlagzeug – Alex Lopez
Tracklist:
- Doris (featuring Jose Mangin)
- Silence
- Listen
- Dying In A Red Room
- Hold Me Up, Hold Me Down
- Run
- The Zero
- Conformity
- Don’t Be Careful, You Might Hurt Yourself
Manchmal sind Veränderungen am Stil einer Band genau richtig, andere Male sorgen sie für sehr viele kritische Diskussionen. Das neue Album von Suicide Silence, welches genau denselben Titel wie auch die Band trägt, kann wohl als eines der zurzeit meist diskutierten Alben in der Szene angesehen werden. Zur Diskussion schon vor der Veröffentlichung einzelner Songs führte vor allem die Aussage der Bands, dass das Album sehr viel Clean Gesang beinhalten sollte – für die amerikanische Deathcore-Band also eher ungewöhnlich. Ist das Experiment geglückt oder sind die Stimmen zurecht kritisch?
Der erste Song Doris, welcher auch schon zuvor als Single veröffentlicht wurde, beginnt zunächst mit harten Riffs, welche dem Track sofort einen dreckigen Sound verleihen, bevor schließlich der Gesang von Frontmann Eddie einsetzt, welcher innerhalb der Songs auch zu Cleans wechselt – durchaus ungewöhnlich für Suicide Silence, dennoch wirkt diese Mischung hier passend und sie schaffen es dennoch nicht an Härte zu verlieren, womit man als Zuhörer nicht das Gefühl hat, man würde sich plötzlich ein anderes Genre oder eine andere Band anhören. Doris kann vor allem mit den Wechseln in Stimmung und Tempo überzeugen, als Gesamtpaket bleibt der Song aber eher flach.
Track Nummer Zwei, Silence, unterscheidet sich fast gänzlich von Doris. Die harten und eher dreckigen Riffs werden gegen besser gewählte Gitarrenklänge eingetauscht, die den Gesang perfekt unterstützen und dem Song dennoch die nötige Härte und den gewissen gefährlichen Unterton verleihen. Gesanglich dominieren hier die Cleans, welche zumindest im Chorus zum Stil der Melodie und der Band passen, an manchen Stellen allerdings auch etwas erzwungen wirken bzw. der Gesang an sich noch etwas gewöhnungsbedürftig erscheint.
Listen bringt wieder die harten Riffs zurück, welche sofort zum Bewegen und Kopfschwingen einladen. Eddy versteht es hier sehr gut, die Waage zwischen Scream und Clean genau in der Mitte zu halten, wobei ein Song entsteht, der Spaß macht und durch Wechsel in Tempo und Intensivität auf sich aufmerksam macht.
Dying In A Red Room zeigt sich mit extrem vielen Cleans, welche hier sehr passend wirken und dem Song und dem dargebotenen Gesang die nötige Tiefe geben, die definitiv Zuhörer anlocken sollte. Leise schleichend, lauernd und dennoch gefährlich – Dying In A Red Room zeigt sich von einer sehr guten Seite mit dem perfekten Verhältnis zwischen Dynamik und Ruhe. Ebenso präsentiert der Song eine interessante, andere Seite von Suicide Silence, welche zwar eventuell nicht jedem Fan gefallen wird, sich aber dennoch perfekt eignet um sich von mehreren Facetten zu präsentieren.
Hold Me Up, Hold Me Down lädt wieder zu etwas mehr Screams ein, wobei damit auch nicht lange gewartet wird. Der Song kommt nach Dying In A Red Room gerade perfekt, um dem Zuhörer wieder etwas mehr Schwung zu geben. Durch eingebaute Breakdowns, instrumentale Zwischenparts und einem gut angelegten Tempo liefert Suicide Silence hier definitiv eine Nummer, die sich live lohnen würde.
Run beginnt recht ähnlich wie der zu vorige Track, jedoch wechselt er bereits nach ein paar Sekunden in den leicht vor sich hin schleichenden Clean Gesang, den Frontmann Eddie wohl am meisten zu gebrauchen scheint. Eine Tatsache, die durchaus zur Band passt, da so nicht der Fokus auf gefühlvollem Gesang gelegt ist, sondern viel mehr stets eine Gefahr oder gefährliche Ruhe zu entstehen scheint.
The Zero beginnt mit einer Melodie, die genau dieses stets Gefährliche fast in Vergessenheit geraten lässt, sondern man scheint sich eine persönliche Ruhepause zu gönnen, um in sich selbst zu gehen. Eine leichte Verzweiflung im Gesang erzeugt eine erste wahrlich gefühlvolle Atmosphäre, die sich ein wenig vom Deathcore-Genre wegbewegt. Ein Stil, der der Band durchaus passt und ihr weitere Facetten zuschreibt.
Der vorletzte Song Conformity stellt auf dem gesamten Album wohl die größte Überraschung dar, beinhaltet dieser doch reinen Gesang begleitet von der Gitarre und zeigt sich gefühlvoll, zerbrechlich und stellt eine Nummer dar, die man wohl nie von Suicide Silence erwartet hätte. In den letzten Songs ist nun der Wechsel stetig deutlicher geworden, auch wenn die Band ganz glar noch immer harte Musik macht, die dem Deathcore zugesprochen werden kann. Conformity kann in der zweiten Hälfte dann mit einem sehr interessanten instrumentellen Part überzeugen, womit hier wohl der abwechslungsreichste Song des Albums präsentiert wird. Definitiv ein Mix, der mehr als geil wirkt und von dem man sich als Zuhörer nur mehr wünscht.
Mit Don’t Be Careful You Might Hurt Yourself präsentiert sich das Album auch schon bereits mit seinem Ende – ein wieder lautes, voll geschrienes Ende, welches den stetigen Wechsel noch einmal schön abrundet und dabei auch Fans der etwas härteren Songs wieder aufatmen lässt, falls diese doch beim letzten Song gestockt haben.