Toto am 25.06.2024 im Stadtpark in Hamburg

Die Altmeister des Arenarocks begeistern im ausverkauften Stadtpark

Event: Toto – Dogz Of Oz Tour 2024

Bands: Toto, The Effect

Ort: Stadtpark Open Air, Hamburg

Datum: 25.06.2024

Kosten: ab 74,50 €, sold out

Genre: AOR, Progressive Rock, Classic Rock

Besucher: ca. 4000

Link: https://www.stadtparkopenair.de/

Setlist Toto:

  1. Girl Goodbye
  2. Hold The Line
  3. 99
  4. Pamela
  5. Jake To The Bone
  6. Burn
  7. I’ll Be Over You
  8. Stop Loving You
  9. Little Wing
  10. I’ll Supply The Love
  11. A Thousand Years
  12. Georgy Porgy
  13. Dying On My Feet
  14. Home Of The Brave
  15. With A Little Help From My Friends
  16. Rosanna
  17. Africa

Die Altmeister des Stadionrocks sind in diesem Sommer in Europa unterwegs. Journey spielten in Dänemark (Bericht hier), FM aus England waren gerade in der vergangenen Woche im Hamburger Logo (Bericht hier) und heute schauen Toto im Stadtpark vorbei. Im Sommer verwandelt sich die Bühne in der grünen Lunge zu einem Open Air. Diverse Künstler, von Dropkick Murphys über Alice Cooper bis zu Helge Schneider, sind hier zu erleben. Wenn das Wetter so wie heute mitspielt, dann ist es mehr als nur ein geniales Ambiente. Dropkick Murphys oder Alice Cooper haben die Schattenseiten von Open Airs kennengelernt und standen buchstäblich im Hamburger Regen.

The Effect – Stadtpark Open Air, Hamburg, 2024

Die Anreise erfolgt wie immer problemlos mit der S-Bahn, Station Alte Wöhr. Dann geht es ein paar Schritte zu Fuß in den Stadtpark. Bei den hohen Temperaturen von deutlich über 20 Grad ist es im Park angenehm luftig. Das sehen viele Hamburger und Hamburgerinnen ebenfalls so. Rund um das Gelände hat sich eine Art Partyzone gebildet. Da sind Sektkübel oder auch Grills auszumachen. Selbst mit einer Gartengarnitur haben es sich Menschengruppen im Grünen bequem gemacht. Das Ganze hat fast etwas von einem Happening, wo die Töne von Toto perfekt passen.

Wir bekommen kurzfristig eine Zeitänderung mitgeteilt. Es geht 15 Minuten früher los. Da wir sowieso schon im Stadtpark sind, ist das kein Problem. Ein paar Schritte bis zum Eingang, dann gibt es die Fotoberechtigung und wir warten auf den Start von The Effect.

The Effect – Stadtpark Open Air, Hamburg, 2024

Wer oder was ist The Effect? Der Bandname dürfte noch keinen größeren Bekanntheitsgrad haben. Die Protagonisten dahinter schon eher. Mit Trev Lukather an der Gitarre und Nic Collins am Schlagwerk treten die Söhne großer Namen eventuell in die Fußstapfen ihrer Väter. Am heutigen Tag laufen The Effect als Trio auf. Emmett Stang sorgt für den Gesang, Bass und Keys kommen vom Band.

Eine knappe halbe Stunde agieren die Herren und nehmen die Aufgabe als Anheizer wörtlich. Vor allem Sänger Stang tigert immer wieder in Richtung Zuschauer und versucht die Menschen zum Mitmachen zu animieren. Insgesamt passen The Effect gut als Opener zu Toto, auch wenn das dargebotene Material austauschbar und wenig eigenständig rüberkommt. Soll der Weg für die Truppe weiter nach oben gehen, werden die Herren sich zumindest einen Live-Bassisten besorgen müssen und insgesamt Musik kreieren, die nicht wie bereits x-mal gehört klingt.

Die Umbaupause beträgt circa eine halbe Stunde, dann kommen die Hauptakteure des heutigen Abends ohne großes Spektakel auf die Bühne gestapft. Bei einem Repertoire aus fünf Jahrzehnten haben Steve Lukather und seine Mitstreiter kein Problem, Hit an Hit zu reihen. Der Auftakt ist Girl Goodbye und Hold The Line. Bei Hold The Line zeigt Lukather erstmalig seine unfassbaren spielerischen Fähigkeiten. Wer die Solo-Werke, wie zum Beispiel den Mitschnitt vom Noth Sea Jazz Festival schon mal gehört hat, der kennt seine Ausflüge in progressive oder bluesige Gefilde. Das instrumentale Jake To The Bone zeigt Lukather in seinem Element. Toto ist und war hinter den großen Smash-Hits immer auch anspruchsvoller Rock mit progressiven Schlenkern.

Toto – Stadtpark Open Air, Hamburg, 2024

Interessant ist auch die Gesangsverteilung. Wer erwartet hat, dass Joseph Williams uneingeschränkt Regie führt, der wird von Lukather überrascht. Zum Beispiel übernimmt er den Leadgesang zu 99, genauso wie Keyboarder Greg Phillinganes sich am Gesang beteiligt.

Damit die Songs eine entsprechende Live-Perfomance bekommen, agieren Toto ähnlich wie Journey vor circa zwei Wochen. Die Hits erhalten diverse Soli, sei es ein Keyboard-Solo oder eine Drum-Session. Lukather liefert bei jedem zweiten Track ein kurzes Saitenintermezzo. Der Herr scheint einfach Bock auf Gitarre spielen zu haben und streitet mit Neil Schon (Journey) um den Titel des Gitarrengotts des Arenarocks.

Toto – Stadtpark Open Air, Hamburg, 2024

Überraschungen im Set sind die Jimi Hendrix-Nummer Little Wing und das Beatles-Cover With A Little Help From My Friends. Bekannt wurde der Song aber primär durch die Interpretation von Joe Cocker. Die Toto-Variante ist anders, allen voran fehlt der knurrende Gesang eines Joe Cocker, den Keyboarder Phillinganes durch hohe Töne ersetzt.

Die Highlights für die nicht nur auf Rosanna und Africa fixierten Konzertgänger sind vielschichtig. Home Of The Brave kommt sehr gut rüber, genauso I’ll Supply The Love. Das Ende des fast zweistündigen Gigs bilden die beiden bereits genannten Tophits. Zu Africa kommt die Vorband mit auf die Bühne und tanzt in einer Art Jungle-Look gemeinsam mit Toto und den Fans.

Toto – Stadtpark Open Air, Hamburg, 2024

Was gibt es zu Toto noch zu erzählen? Die alten Herren zocken mal eben fast zwei Stunden, während junge Bands nach einer knappen Stunde ihre Sets beenden. Technisch haben wir heute unglaublich beschlagene Musiker erleben dürfen. Klar, viel Platz für Improvisationen gibt es nicht, dazu ist die Produktion zu groß und entsprechend durchgeplant. Einziger Wermutstropfen ist die frühe Anfangszeit mit 19:45 Uhr, wo die Lightshow eigentlich überflüssig ist, wenn die Sonne noch brennt. Erst in der zweiten Hälfte des Gigs kommen die Animationen etwas zur Geltung. Aber die Bedürfnisse der Anwohner rund um den Stadtpark gilt es nicht zu ignorieren. Der Kompromiss mit der Verringerung der Dezibel, dafür bis 22 Uhr, erweist sich als praktikabel, allen voran, wenn es im August wieder früher dunkel ist.

Noch ein Wort zum angebotenen Merch. Anscheinend pendeln sich große Bands bei 40 € für ein T-Shirt ein. Die Nachfrage ist gering und es bleibt zu hoffen, dass die überzogene Preispolitik konsequent durch die Fans mit Missachtung bestraft wird.