Event: The Magician’s Farewell
Band: Uriah Heep
Support: Heavy Pettin, April Wine
Datum: 02.11.2025
Genres: Hard Rock, Rock, Classic Rock
Besucher: 1500, Sold Out
Ort: Docks, Hamburg
Veranstalter: River Conerts
Kosten: 69,85 € VVK
Setlisten:
- Rock Generation
- In And Out Of Love
- Rock Ain’t Dead
- China Boy
- Faith Healer
- Line In The Sand
- I Like To Rock
- Anything You Want, You Got It
- Say Hallo
- All Over Town
- Big City Girls
- Enough Is Enough
- Hot On The Wheels Of Love
- Just Between You And Me
- Before The Dawn
- Sign Of The Gypsy Queen (Lorence Hud Cover)
- Roller
- Grazed By Heaven
- Save Me Tonight
- Shadows Of Grief
- Stealin‘
- Hurricane
- The Wizard
- Sweet Lorraine
- The Magician’s Birthday
- Gypsy
- July Morning
- Easy Livin‘
Zugabe:
- Sunrise
- Lady In Black
Sonntagabend – und es gibt mal keinen Tatort, sondern ein Rockkonzert, das unter dem Motto The Magician’s Farewell steht. Nach 55 Jahren wird sich die nächste 70er-Jahre-Band so langsam in den Ruhestand verabschieden – und heute ist das in Hamburg. Mit dabei haben die inzwischen ergrauten Herren um ihr letztes verbliebenes Gründungsmitglied Mick Box die NWOBHM-Band Heavy Pettin und die kanadische Truppe April Wine im Gepäck. Ein schönes Paket, dem aber, wie sich herausstellt, eine andere Location vielleicht besser zu Gesicht gestanden hätte. Das Docks ist gerammelt voll, und gegebenenfalls wäre die Markthalle räumlich wie auch organisatorisch die bessere Wahl gewesen. Die Schlange vor dem Docks ist bereits eine Dreiviertelstunde vor Einlass lang, und die Security hat Mühe, den Gehweg für die Reeperbahn-Gäste freizuhalten. Es soll bereits um 19:15 Uhr mit der ersten Band losgehen, und so wird der Einlass kurz nach 18:30 Uhr schon zur Herausforderung, dass alle rechtzeitig hereinkommen. Für uns gestaltet es sich recht einfach, denn Presse und VIP haben einen eigenen Zugang. Leider hat sich die Garderobensituation als sehr umständlich herausgestellt: Es geht nur noch per Handy, und auch die Abholung erfolgt ausschließlich digital. So sind alle, die nur mit Bargeld ausgestattet sind, sprichwörtlich in den Allerwertesten gekniffen. Zudem ist der Zugang zur Garderobe im ersten Stock recht umständlich, und gerade bei der Abholung braucht es Geduld.

Trotzdem erhalten wir einen guten Platz an der Bühne, und immerhin darf bei beiden Vorbands vier Songs lang geknipst werden. Nur beim Hauptact ist das nicht drin – da darf dann nur von hinten, also eher vom Mischpult aus, fotografiert werden. Mal schauen, wie das wird. Zunächst beginnen Heavy Pettin aus Schottland. Ich habe die Band bisher nicht gesehen und kenne sie nur aus den frühen Achtzigern. Songtechnisch habe ich kaum Background, also lasse ich mich überraschen. Benannt nach der UFO-Platte No Heavy Petting, haben sie in der Tat gerade erst eine neue Scheibe herausgebracht – das ist dann die Vierte. Die ersten drei erschienen bis Ende der Achtziger, danach haben sich Heavy Pettin zunächst aufgelöst. Irgendwann in den letzten Jahren hat Originalsänger Stephen „Hamie“ Hayman mit den Gitarristen Dave „Davo“ Aitken und Richie „St. James“ Dews, dem Drummer Mick „The Wizard“ Ivory und dem Bassisten David „Boycee“ Boyce die Band wiederbelebt. Mit dem Song Rock Generation vom gleichnamigen Album aus diesem Jahr geht es los. Die Halle ist bereits gut gefüllt, und der wohlwollende Beifall bestärkt die Band. Sie haben nur knapp 30 Minuten und nutzen die Zeit, um sich außerordentlich gut zu verkaufen. Sänger Stephen interagiert und versucht, die doch stark in die Jahre gekommene Crowd zu motivieren. Das gelingt ganz gut, obwohl jeder hier eigentlich nur wegen der Hauptband da ist. Nach dem letzten Song Line In The Sand beenden Heavy Pettin ihren Slot und vergessen nicht, auf ihren Merch hinzuweisen (auch signierte Vinyls :-)). Bereits vor der Halle haben wir Volker und Anja sowie deren Nachwuchs getroffen. Da bekomme ich dann auch meine schöne Eintrittskarte – und auch zum kurzen Quatschen kommen wir.
Ich schaffe es noch, mir ein Pils für stolze 6,50 € zu holen (ohne Pfand), bevor April Wine anfangen. Der Umbau geht zügig voran, und kurz nach 20:00 Uhr legt der Vierer aus dem Land mit dem Ahornblatt auf der Flagge los. April Wine sind niemals so richtig groß geworden, obwohl sie in Kanada und den USA schon recht bekannt waren. Immerhin haben April Wine gut 15 Alben herausgebracht und sind auch oft auf Tour gewesen. Heute dürfen sie für Uriah Heep eröffnen – und das, was sie da abliefern, ist guter, klassischer Hard Rock, der nicht langweilig wirkt und ordentlich ins Bein geht. Eine mehr als gute Leistung liefert Gitarrist und Sänger Marc Parent. Er schafft es, die Leute zu unterhalten, und die Musik spricht für sich. Der zweite Gitarrist Brian Greenway steuert gute Soli bei, und auch die Rhythmusfraktion spielt auf den Punkt. Es werden Songs bis zu den Alben von 1982 gespielt: Harder… Faster (1979), The Nature Of The Beast (1981), First Glance (1978) und auch Power Play (1982) sind die Lieferanten der insgesamt elf Songs. Besonders Roller von First Glance wird gefeiert, denn er dürfte einer der bekanntesten Tracks der Band sein. Insgesamt ein guter Auftritt, der weder langweilig noch langatmig ist – da könnte man glatt wieder hingehen.

Erneut wird die Bühne umgebaut, um den Herren von Uriah Heep ihren Auftritt so professionell wie möglich zu gestalten. Das in warmen Gelb- und Orangetönen gehaltene Backdrop zeigt den Bandnamen, und rechts und links sind die Anfangsbuchstaben aufgedruckt. Dazwischen bewegen sich Bernie Shaw, Mick Box und Bassist Davey Rimmer. Phil Lanzon an den Keys und Russell Gilbrook am Schlagzeug stehen etwas versetzt nach hinten und mischen den Sound aus der zweiten Reihe auf. Es geht fast pünktlich um 21:15 Uhr mit Grazed By Heaven vom 2018er-Album Living The Dream los. Da ich nach hinten gehen musste, um Bilder machen zu können, habe ich nicht so viel von der Show gesehen. Aber da ich Uriah Heep schon des Öfteren gesehen habe, kann ich sagen, dass Bernie Shaw seine Sache wie immer gut gemacht hat. Er ist ja seit 1986 der Stammsänger und hat demzufolge viel Erfahrung. Seine Ansagen sind zwar fast alle auf Englisch, aber da Deutschland eigentlich das Uriah-Heep-Land ist, spricht er auch ein paar Brocken Deutsch. So kündigt er nach Save Me Tonight vom letzten Album der Hardrock-Veteranen ältere Songs an – und die kommen dann auch. Der Rest der Show ist, bis auf einen Song, den Alben bis Sweet Freedom (also bis 1973) gewidmet. So ergibt dann der Titel der Tour – The Magician’s Farewell – seinen Sinn. Neben Stealin’ werden Songs wie Shadows Of Grief, The Wizard, Sweet Lorraine oder auch der Longtrack July Morning ausgepackt. Es ist ja nicht so, dass diese noch nie gespielt wurden, aber meist war die Präsenz der ersten Alben besonders mächtig. So gab es zu The Magician’s Birthday und Demons And Wizards mehr Prog-Ansätze als Hard Rock, doch spätestens mit Easy Livin’ von Demon’s And Wizards (1972) zeigten sie ihre härtere Seite. Auch Gypsy ist einer der rockigeren Tracks und wurde bereits 1970 gefeiert. So wird der Auftritt eine Reise in die Vergangenheit und erfreut das Publikum. Leider ist die Halle so voll, dass von hinten nur wenige Blicke auf die Bühne möglich sind. Mick Box, heute mal mit rotem Hemd, ist der Motor, der mit seinem Gitarrenspiel verzückt. Die inzwischen ergraute Mähne sitzt, und so gibt es das eine oder andere Mal beschwörende Gesten, um seiner Klampfe die notwendigen Riffs zu entlocken. Auch Phil an der Hammondorgel wird heute mehr denn je gefordert, denn gerade die älteren Stücke sind sehr keyboardlastig. Sunrise läutet die Zugabe ein. Natürlich darf der Überhit, hier auch mit Akustikgitarre, Lady In Black nicht fehlen. Auch das Publikum darf sich dem typischen Aaaahs hingeben und diese dann lautstark mitsingen. Dann verabschieden sich Bernie Shaw und der Rest der Band und nach fast genau 90 Minuten ist Schluss. Der Sound war ok, an der einen oder anderen Stelle aber schon mächtig laut. Ein gelungener Abschluss einer der letzten großen Bands der Siebziger. Somit bleibt vom Vierergespann Deep Purple, Led Zeppelin, Black Sabbath und Uriah Heep nur noch erstgenannte Band übrig. Leider sind nur wenige Pics von Uriah Heep möglich gewesen – aber der Eindruck hat gezählt. Und der war heute klasse. Gern hätte ich das Meet & Greet mitgenommen, aber der Preis ist dann doch etwas hoch. Vielleicht sieht man Uriah Heep noch mal auf irgendeinem Festival oder einem besonderen Ereignis, aber eine so ausgedehnte Tour wird es nicht mehr geben.
























