Wacken Open Air 2024 vom 31.07. bis 03.08.2024 in Schleswig-Holstein (Sonntag bis Donnerstag)

Das größte Musikfestival Schleswig-Holsteins führt in sieben Tagen durch ein buntes Musikprogramm

Festivalname: Wacken Open Air 2024

Bands: 5th Avenue, Accept, Alcatrazz, Alligatoah, Amon Amarth, Ankor, Anneke Van Giersbergen, April Art, Aquilla, Archaic, Architects, Armored Saint, As Everything Unfolds, Asagraum, Asenblut, Asrock, Avantasia, Ax ’n Sex, Axel Rudi Pell, ÆoniK, Bai Bang, Baroness, Beast In Black, Beasto Blanco, Beguiler, Behemoth, Betontod, Blaas Of Glory, Black Sabbitch, Black Tooth, Blackbriar, Blind Channel, Blind Guardian, Blues Pills, Bokassa, Brutus, Bülent Ceylan, Bury Tomorrow, Butcher Babies, Cherie Currie, Chuan-Tzu, Corvus Corax, Cradle Of Filth, Crisix, Crystal Viper, Dear Mother, Deimos Dawn, Die Habenichtse, Dokken, Doomsday Astronaut, DragonForce, Drone, Einherjer, Embryonic Autopsy, Emil Bulls, Endstille, Equilibrium, Etterna, Evile, Extrabreit, Exumer, Feuerschwanz, Fiddler’s Green, Five Penalties, Fleshless Entity, Flogging Molly, Flotsam And Jetsam, Future Palace, Gaupa, Gene Simmons, Girlschool, Grillmaster Flash, Growling Creatures, Half Me, Hämatom, Heidevolk, Hellripper, Hirax, Hitten, Ignea, In Extremo, Incantation, Infected Union, Info, Inherited, Insomnium, Jaya The Cat, Jesus Piece, Jet Jaguar, John Coffey, Jungle Rot, Junkwolvz, Karabiner, Kasck, KK’s Priest, Knorkator, Koenix, Korn, Kupfergold, Liv Kristine, Massive Wagons, Mayhem, MegaBosch, Messiah, Metaklapa, Misery Oath, Mister Misery, Motionless In White, Mr. Big, Nachtblut, Necrotted, Objector, Oomph!, Opeth, Paddy And The Rats, Pain, Paramena, Persefone, Phantom Excaliver, Planet Of Zeus, Portrait, Poseydon, Prey For Nothing, Primal Fear, Primordial, Rage, Raven, Red Fang, Robse, S.D.I., Scorpions, Sebastian Bach, Shredhead, Sick Of It All, Skeletal Remains, Skiltron, Skyline, Soil, Sonata Arctica, Source Of Rage, Spiritbox, Sunken State, Suzi Quatro, Svartsot, Swartzheim, Sweet, Tankard, Tessia, Testament, Textures, The 69 Eyes, The Amity Affliction, The Baboon Show, The Black Dahlia Murder, The Darkness, The Waltons, The Warning, Thyrfing, Tina Guo, Tragedy, Trelldom, Tri State Corner, Turbowitch, Uada, Uli Jon Roth, Unleash The Archers, Van Canto, Vanaheim, Varang Nord, Vio-Lence, Vogelfrey, Voidwomb, Vreid, Wacken Firefighters, Walkways, Wasted Land, Watain, Whitechapel, Wolf, Xandria, Zebrahead

Ort: Wacken, Schleswig-Holstein

Datum: 31.07.2024 – 03.08.2024

Kosten: Vier-Tages-Ticket inklusiv Camping: ab 333 €

Genre: Heavy Metal, Power Metal, NWoBHM, Rock, Hard Rock, Thrash Metal, Rock, Fun Metal, Rock Death Metal, Doom Metal, Mittelalterrock, Classic Rock, Metalcore, Hardcore

Besucher: ca. 85.000 Besucher

Veranstalter: ICS Festival GmbH

Link: https://www.wacken.com/de/

Anreise und Vorwort

Kay L.: Das diesjährige Wacken Open Air wartet mit einigen Neuerungen auf, um den Strom der Herbeieilenden zu lenken und zu entzerren. Was sich in der Vergangenheit oftmals als Geduldsprobe herausstellte, soll dieses Jahr nun einfacher werden. Zunächst ist eine Sonntagsanreise möglich, die von vielen auch in Anspruch genommen wird. So ist einer unserer Redakteure und Fotografen bereits in der Erprobungsphase und baut am Sonntag ganz entspannt sein Revier auf. Auch anderen ergeht es ähnlich. Dafür sorgt dann letztendlich auch der Access Pass, der den Anreisenden und den vor Ort bereitstehenden Ordnern und Einweisern die Arbeit erleichtern soll. Im Vorfeld legt sich der Gast seine Route fest und diese muss er dann einhalten. Dadurch werden die Ströme der Anreisenden gelenkt und die Verteilung auf die Campgrounds geht einfacher. Natürlich klappt das nicht bei allen, aber die Masse wird so schnell, unkompliziert und sicher auf den jeweiligen Campground gebracht. Individualisten mag das zwar als Bevormundung vorkommen, aber es hat geklappt und somit ist dieses Konzept aufgegangen. Das bereits seit Sonntag laufende Rahmenprogramm ist vor allem von den Wacken Firefighters, Coverbands und den ersten kleineren Acts geprägt.

Auch der Bereich, in dem sich bis zum vergangenen Jahr Presse, Artist, Catering und all die anderen wichtigen Menschen einchecken mussten, hat man getrennt. So ist der „alte“ Standort nur noch den Artists vorbehalten, während der Rest schon ein paar Kilometer vorher Akkreditierung in Festivalbändchen tauschen kann. Mehr Platz, weitläufiger und mit direktem Bezug zur Landwirtschaft, geht es so zügig wie noch nie. Innerhalb von zehn Minuten habe ich Bändchen und kann zum Festivalgelände fahren. Da ich mir kein Camping mehr antun möchte, bleibt eigentlich nur der Tagesparkplatz, den es für VIP und für Tagesgäste gibt. Allerdings sind hier die Preise nicht unterzubewerten. Tagesparkplatz kostet am Tag einen Zehner und VIP sogar 60 € bei täglicher Nutzung. Ganz anders als mein Kollege Norbert C., der bereits am Sonntag sein Domizil in Wacken aufbaut. Von ihm stammen auch die ersten drei Tage Erfahrungsbericht.

Sonntag

Ax ’n Sex Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Norbert C.: Der frühe Anreisetag wird den Besuchern mit der Möglichkeit versüßt, die ersten Konzerte im Landgasthof, kurz LGH, zu besuchen. Während im Dorf noch gewerkelt wird und nur die regulären Läden aufhaben, eine gute Möglichkeit, die ersten Kontakte zu knüpfen und bei guter Mucke die ersten Partys zu feiern. Den Frühschoppen eröffnen im Garten die Wacken Firefighters mit zwei zwanzigminütigen Auftritten. The Waltons eröffnen dann im Festsaal die Bühne. Die Auftritte erfolgen im Stundentakt. Eine Stunde Konzert, eine Stunde Umbau. Die zweite Band des Tages ist in Wacken keine Unbekannte. Die Kieler Ax ’n Sex eröffneten 1990 das allererste Wacken Open Air. Danach kommt es schon zum ersten Highlight. Die Urgesteine von Bai Bang klettern auf die Bühne und rocken den Saal.

5th Avenue Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

5th Avenue aus Hamburg stellen dann schon den nächsten Kracher dar. Auch sie gehören zu den ersten, die bei einem W:O:A aufgetreten sind. Bevor bis in die Nacht das Ballroom DJ-Team die Feierwütigen bedient, darf die alte Band von Thomas Jensen ran. Skyline haben nicht nur einen Slot auf der Hauptbühne, sie dürfen heute für 90 Minuten ran und spielen verständlicherweise vor einem rappelvollen Haus.

Montag

Mambo Kurt Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Norbert C.: Auch der zweite Tag gehört dem Landgasthof. Während ab dem frühen Mittag im Wasteland der Rasen brennt und schon die ersten Gigs laufen, schleppe ich meinen Körper wieder in den LGH. Mein Konzertreigen beginnt allerdings auf der Welcome To The Jungle-Stage mit Mambo Kurt. Traditionell stehen wir Fotografen publikumswirksam bei seinem ersten Gig mit auf der Bühne statt im Graben. Auf dem langen Weg zum LGH kann man gut den Strom der ankommenden Besucher bestaunen. Vorbei an den Gästen aus aller Welt ist im Dorf schon gut was los.

Ich komme pünktlich zum Gig von The Mercury Riots. Begeistert von ihrem Glamrock vergesse ich fast meinen Job. Als Nächstes stehen die Kieler Metaller von Ivory Tower auf der Bühne. Gitarrist Sven stand gestern schon mit Ax ’n Sex hier auf der Stage. Zum Abschluss des Abends sehen wir Victory. Die deutschen Hardrock-Veteranen begeistern ein ums andere Mal, bevor ich die zweieinhalb Kilometer zum Campgrond zurücklege. Viele meiner Mitstreiter feiern auch in dieser Nacht noch mit dem Ballroom-DJ-Team weiter.

Dienstag

Norbert C.: Der Tag beginnt mit einem Hexenschuss. Also wird es heute etwas ruhiger. Ich schlag mich zur Wacken Plaza durch und treffe viele Freunde und Bekannte bei Metalty oder der Wacken Foundation. Musikalisch beginnt es mit Grillmaster Flash auf der Jungle Stage. Christof Leim talkt danach mit Joey Belladonna. Der Antrax-Sänger steht tags darauf mit Dio Diciples auf der Louder Stage, ist überwältigt von diesem Festival.

MegaBosch Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Bevor Maschine mit seiner Late Night Show die Bühne bevölkert, steht noch die Hannoveraner Band MegaBosch auf dem Plan. Die Band gehört mittlerweile zu den Wasteland Warriors und hat eine eigene kleine Bühne im Wasteland. Sie spielen insgesamt zehnmal, darunter acht Gigs auf ihrer eigenen Stage. Zurück zur Jungle Stage, quatscht Maschine Nitrox gerade mit der erneut preisgekrönten Neumünsteraner Nachwuchsband Grell. Ich lehne viele Einladungen zu Bierchen ab, schleppe mich in das Camp und pflege meine Hexe. Das war nachfolgend die richtige Entscheidung, denn es steht noch viel auf dem Zettel.

Mittwoch

The Warning, Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Kay L.: Nun gut, ich habe Glück, denn mein Mopped braucht keinen Tagesparkplatz. Da konnte ich mir einen in der Nähe gelegenen Platz suchen und gebührenfrei parken. Für mich gänzlich etwas Neues, denn ich muss ja auf das Festivalgelände kommen, bisher ging das immer aus der Wacken United Area über die Fußgängerbrücke. Nun muss ich mir einen anderen Weg suchen, da ich ja im Ort bin. Der einzige Zugang zum Gelände befindet sich dann auch für mich am anderen Ende der Hauptstraße. Das bedeutet erst mal Fußweg, aber so kann man sich in Ruhe all die guten Angebote im Dorf selbst ansehen und sich auch noch an den günstigen Preisen erfreuen. Dass dies den Machern des W:O:A ein leichter Dorn im Fleisch ist, kann ich verstehen, allerdings gehört das einfach mit dazu, denn das Dorf ist fester Bestandteil des Festivals. Gute 1, 5 Kilometer geht es durch Hunderte verrückte und nicht immer ganz nüchterne, schwarz gekleidete Menschen.

Bülent Ceylan, Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Das Wacken 2024 T-Shirt überwiegt und ich komme mir in meinem Unto Others Shirt schon leicht verloren vor. Der Einlass zum Festivalgelände ist dann unkompliziert und gefühlt gehe ich die gleiche Strecke nur auf der anderen Seite der Bauzäune zurück. Der heutige Tag ist ja noch ohne Beteiligung der Harder Stage. Faster und die leicht schräg versetzte Louder werden bereits bespielt. Da mein Zeitplan heute begrenzt ist und ich auch recht spät da bin, erhasche ich nur etwas von The Warning auf der Louder Stage. Es ist schon sehr gut voll vor der Bühne. Der strahlend blaue Himmel, die sommerlichen Temperaturen, dazu die drei Damen auf der Bühne lassen Festivalfeeling aufkommen. Druckvoll geht es durch den Slot. Nach S!ck zieht sich Sängerin Daniela Villarreal Vélez erst mal das etwas lose sitzende Festivalbändchen fester und dann geht es weiter. Bereits nach dem zweiten Song Choke und dem folgenden Qué Más Quires kann sich das mexikanische Trio behaupten. Mich treibt es weiter. Ich nehme noch etwas The Darkness auf der Faster Stage mit. Mit dem Abba-Song Arrival noch vom Band geht es los. Auch hier bereits Tausende, die sich vor der Stage aufhalten. Spätestens als sich Sänger Dan Hawkins seines Shirts entledigt und das in die Menge wirft, hat er zumindest die Herzen der Mädels erreicht. Mich reißt das nicht so vom Hocker, das liegt wohl an der etwas kreischigen Stimme des Sängers, aber sie machen das schon ganz ordentlich.

Ich schaue noch mal zu den beiden etwas abseits liegenden Bühnen. Die Headbangers Stage und die W:E:T Stage. Auf der einen verpasse ich Carbonic Fields, während auf der anderen Tessia aus Norwegen auftreten. Die am Metal Battle teilnehmende Band spielt einen progressiven Death Metal. Auch hier geht schnell das Shirt des Sängers in die Menge. Das ist auch musikalisch ein heißer Anwärter auf den Sieg beim Battle.

Der große Knall folgt mit der Bülent Ceylan Band. Der Comedian eröffnet das Infield mit dem eigentlich offiziellen Startschuss der Hauptbühnen. Mit Ich Liebe Menschen hat er ein ganz aktuelles Album mit am Start. Der beliebte Headbanger und Metalfan wird herzlich empfangen, so kann das Wacken 2024 starten. Nicht nur neues Material hat er mit im Schlepptau, auch sein Kumpel Peter Maffay hat die Reise nach Schleswig-Holstein auf sich genommen. Unerwartet, aber erfolgreich bringt der deutsche Musiker zusammen mit Bülent Ceylan seinen Gastbeitrag über die Bühne. The Darkness und Flogging Molly führen weiter auf der Faster Stage durch ein buntes Musikprogramm. Während auf den anderen Bühnen natürlich auch die Post abgeht.

In Extremo Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

An der Spitze steht hier heute die Mittelalterkapelle von In Extremo, die sich mit gut zwei Stunden Spielzeit von ihrer großen Fanbase tragen lässt. Viele Mittelalterrock- und Metalfans reisen seit Jahren zum Wacken, um ihre Helden zu feiern. Michael Robert Rhein und seine Kollegen sind bestens aufgelegt und ziehen das Stimmungslevel steil nach oben. Feuer frei heißt es und es wird mächtig heiß vor der Stage, auf der die Musiker nicht nur tanzen, sondern auch fleißig Feuerbälle in die Luft jagen. Vollmond und Küss Mich finden schnell den Weg in die Ohren der Besucher. Die Hits Sängerkrieg, Sternhagelvoll und Spielmannsfluch bilden ein festes Fundament in dem starken Live-Set, bis mit Pikse-Palme der Vorhang fällt. Auf der Louder Stage zieht indessen Suzi Quatro die Fäden. Die Sängerin zupft fleißig an ihrem Bass und wirkt völlig entspannt. Das Interesse an ihrem Rock mit Glam Rock und Hardrock-Einflüssen ist groß. Trotz der vielen Balladen ist die Stimmung bestens. Suzi Quatro hat Lust und bringt ihre Band immer wieder in Stellung. Sichtlich zufrieden, lassen sie einen Song nach dem anderen aus den Boxen wandern. Permanent spricht Suzi zu ihren Fans und zum Publikum. Animierend und mit einer charmanten Art und Weise, sorgt sie für viel zufriedene Gesichter. If You Can’t Give Me Love und Sweet Little Rock & Roller bilden nach gut 90 Minuten den Abschluss.

Kai Havaii / Extrabreit Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Norbert C.: Schon mittags wird es voll vor der Louder Stage. Es ist irgendwie Female Fronted Day auf dieser Bühne. Den Anfang machen Crystal Viper und die Butcher Babies am Vormittag. Aber auch auf den kleinen Bühnen tummeln sich Bands, die den Platz davor eng werden lassen. Ist es bei Jaya The Cat schon gut gefüllt, ist bei Extrabreit auf der Wackinger kein Durchkommen mehr. Egal ob Flieger, Grüß Mir Die Sonne, Junge oder Hurra, Hurra Die Schule Brennt. Die Menge singt lauthals mit. Einen Abstecher zu den späteren dänischen Metal-Battle Gewinnern Thus aus Aarhus auf der W.E.T.-Stage bekomme ich nicht hin. Es ist dermaßen voll, dass ich zu spät komme. Da nur die ersten drei Songs den Fotografen erlaubt sind, gehe ich leer aus und schlendere wieder zur Harder Stage. Zumindest In Extremo will auch ich nicht verpassen.

Donnerstag

Kay L.: Der Donnerstag beginnt zunächst mit einer anderen Anreise. Ich komme aus Hamburg, da meine Tochter zu ihrem heutigen Geburtstag ein leckeres Frühstück in der Hansestadt organisiert hat. Über die A 23 reise ich an und lasse mich bei der Abfahrt Schenefeld zum Tagesparkplatz leiten. Ich wollte heute mal in den sauren Apfel beißen und die Tagesparkplatzgebühr begleichen. Zu meiner Überraschung lässt mich der Ordner so rein, da ich bereits ein Bändchen habe. Er meint, ich könnte auf den VIP-Tagesparkplatz, aber da dort ja 15 € ausgelobt werden, und ich nicht weiß, ob es auch erlassen wird, bleibe ich hier. Die 3,4 km Fußweg zum Festivalgelände nehme ich in Kauf. Der Weg ist kurzweilig und bei meinem Lieblingsburgerstand gibt es einen Cheeseburger und nebenan ein kostengünstiges Pils für 3 Euronen. Auf dem Festivalgelände führt mich der erste Weg zum Schalter vom Cashless Payment.

Acoustic Guerillas, Wacken 2024, Pic By Kay L.

Dabei komme ich an der Welcome To The Jungle Bühne vorbei, auf der die Acoustic Guerillas gerade mit Maschine Nitrox auftreten. Ich bleibe kurz stehen und lausche dem munteren Treiben auf der Bühne. Danach heißt es erst mal anstehen, denn mehrere haben Probleme mit dem Bezahlsystem. Durch Netzüberlastung klappt die Aktivierung des Chips nicht und nur per Barem kann ich am Schalter den Chip aufladen. Dazu muss ich dann 3 Euro Gebühr zahlen, obwohl der Aufladefehler eindeutig beim System zu suchen ist. Da aber ohne Geld auf dem Chip nichts gekauft werden kann, muss ich da wohl durch. Vorbei an der Louder Stage, auf der sich gerade Armored Saint austoben, geht es zur Händlermeile. Auch die ganzen Stände der Wacken Foundation, Metality und sonstiger wohltätiger Organisationen sind hier gebündelt zusammengefasst. Das ist gut, somit muss man, wenn man da etwas will, nicht auf dem Gelände suchen. Überall ist viel Platz, alles ist großzügig angelegt, und auch gut sortiert präsentiert sich das Areal. Dabei komme ich auch an einem Truck des Drogeriemarktes Müller vorbei, der voll mit Vinyl und CDs ist. Für mich ist nichts dabei. Dafür finde ich einen unscheinbaren Stand, der das offizielle Merch verkauft. Schnell das aktuelle T-Shirt für ’nen Dreißiger geholt und weiter geht’s. Um 16:16 Uhr stehe ich vor der W:E:T Stage, auf der Skeletal Remains auftreten. Die 2011 als Anthropophagy gegründete Band hat sich nach ihrer ersten Demo umbenannt und dem Death Metal verschrieben. Nicht ganz meins, aber vor der Bühne ist ordentlich was los. Ich bleibe eine Weile und gehe dann einmal zum EMP-Stand, der dieses Jahr noch größer und umfangreicher ist. EMP hat dieses Jahr auch illustre Gäste im Angebot.  So kommen morgen Amon Amarth zum Interview und auch In Extremo stehen auf der Gästeliste. Dazu gibt es saubere Spültoiletten, Sitzgelegenheiten usw. Der Zutritt mit dem Pressebändchen geht problemlos. Der eigentlich für Backstage-Club-Mitglieder vorgesehene Bereich hat sich auch für die Allgemeinheit geöffnet. Die Erhöhung des Beitrages für den Backstage Club um 100 % macht sich hier bezahlt.

Wacken Schädel; Foto: Norbert Czybulka

Zurück zur Headbangers Stage, auf der Messiah mit 40 Years Of Thrashing Madness dran ist. Ein Song reicht mir, denn nun möchte ich ins Infield zu Axel Rudi Pell. Wer das Areal kennt, der weiß, wie weit die Wege sind. Vor der letzten Einlassschleuse erhasche ich einen Blick direkt vor das riesige Infield mit den beiden Hauptbühnen. Und das Infield ist voll. Zigtausende wuseln umher und der Strom der Feierwütigen reißt nicht ab. Bis gerade haben Rage die Harder gerockt und die Jünger brauchen nur ein paar Schritte nach links zu gehen, um vor Faster zu stehen. Axel Rudi Pell beginnt mit Forever Strong. Der melodiöse Heavy Metal geht gut am Nachmittag und Ferdy Doernberg an den Keys ist wie immer sehenswert. Da wird auch schon mal das Keyboard auf die Seite gelegt, während Axel by himself seine Gitarrensoli abfeuert.

Es wird Zeit für ein 5,50 Euro Pils, zum Glück hab ich meinen Chip aktiviert. Ich bleibe im Infield, aber gehe mal rüber zum Zelt von Hot Shot Records. Da gibt es eigentlich immer Schnäppchen und mir fällt auch gleich was ins Auge. Eine neue Platte von Asenblut liegt auf dem Tisch, dem schenke ich aber zunächst wenig Beachtung. Auch eine Praying Mantis Scheibe fällt mir auf, aber ich denke, die hab ich schon, oder?

Egal zunächst. Ich wandere ein wenig umher, um bis zum Auftritt von KK’s Priest zu warten. Die beginnen um 19:00 Uhr. Nach drei eigenen Songs ist mit The Ripper das erste Judas Priest Cover dran. Davon folgen dann noch einige. Am Autogrammstand steht eine lange Schlange, die sich für Accept angestellt hat. Das tue ich mir auch nicht an und lausche derweil noch ein wenig Mr. Big auf der Louder, die zeitgleich mit KK’s Priest auftreten. Dabei fallen mit beim Hot Shot Zelt ein paar seltsame Gestalten auf. Das ist doch Tetzel, der da in voller Montur herumschwirrt, na ja, schwirren ist bei ihm eher stampfen. Schnell rein und siehe da, die verkaufen und signieren ihre neue Platte, die heute erschienen ist. Schnell zuschlagen. Noch ein paar Worte mit den Mannen gewechselt, vor allem sinniert, wann ich sie beim Baltic Open Air zum ersten Mal gesehen habe. Tetzel meint 2019, ich meine, letztes Jahr, da war ich aber schon gar nicht mehr da. Er wird wohl recht haben. (Im Nachgang, es war 2022).

Nach Mr. Big geht es weiter zur Suche nach einigermaßen bezahlbarem Essen. Hmmm, Wurst ab 6,90 €, Schnitzel im Brötchen 8,90 €, Pizza ’ne Halbe für 6,50 €, ’ne Ganze für 12 €, Döner ab 9,50 €, Crêpes ab 6,00 €, Asia Nudeln mit Hähnchen 11 €. Da warte ich doch bis zum Rückweg und hole lieber eine Wurst für vierfufzig.

Um 19:45 Uhr sind die Rapper von Alligatoah auf der Louder Stage. Man sollte meinen, geht gar nicht, aber es ist so voll, dass der Zugang zur Stage gesperrt werden muss. Dabei fallen mir erneut die rücksichtslosen mobilen Bierverkäufer auf, die sich gnadenlos durch die dichten Reihen drängen und mit ihrem Tornister überall die Menschen anstoßen. Scheinbar gibt’s Provision für verkaufte Liter. Eine hohe Frequenz an jungem Wacken-Publikum feiert den deutschen Rapper und Musiker, aber gut, er hat ja mittlerweile dem Rap „abgeschworen“ (hier ein paar Infos dazu). Das Bühnenbild in ein Büro verwandelt, fliegen die gängigen Geräte gerne mal scheppernd zu Boden. Alligatoah eskalieren und nehmen die feiernde Meute mit. Die Stimmung kocht hoch und bleibt die ganze Zeit auf einem konstant mitreißenden Level. Das No Angel Cover Daylight In Your Eyes sorgt mit Willst Du für den Schlusspunkt.

Die Kieler Endstille beginnen mit Dominanz. Der finstere Black Metal des norddeutschen Flaggschiffs rauscht über den heiligen Acker. Ripping Angelflesh holt die Englein vom Himmel, Zingultus dreht blutverschmiert seine Kreise und schreit die Lyrics wütend in die Menge. Nach dem Motto: „Die Welt ist schlecht und muss zerstört werden“, legen Endstille ein amtliches Brett hin. Bastard, Frühlingserwachen und Endstilles Reich bekommen allesamt einen angemessenen Platz im Set.

Opeth, Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Opeth und Mikael Åkerfeldt führen durch alle Epochen und werden im nächsten Frühjahr auf Tour gehen. Der Sound ist stark und die Auswahl hat für jeden Fan der Truppe was dabei. Lockere progressive Melodien werden sowohl mit Clean als auch Growl Gesang unterstützt. Ausbrüche in härtere Gefilde der ersten Tage stehen da genauso auf dem Programm wie die ganz ruhigen Rocknummern der Opeth Neuzeit. The Grand Conjuration eröffnet, im Mittelpart warten die starken Nummern Heir Apparent und Ghost Of Perdition. Mein persönlicher Höhepunkt wird bis zum Ende aufgehoben. Stimmgewaltig und emotional bekommt man bei Deliverance eine fette Gänsehaut.

Die Scorpions starten fulminant mit einer imposanten Bühnenaufstellung und den hineingleitenden Klaus Meine. Volles Haus, das Infield platzt aus allen Nähten, während die deutsche Legende die ersten Songs anstimmt. Klaus Meine schreit Rock ’n‘ Roll ins Mikrofon, während Mikkey Dee das erste Feuerwerk am Schlagzeug abbrennt. Make It Real und The Zoo biegen nach dem euphorischen Start gekonnt ins ausgedehnte Set der Hannoveraner. Spätestens jetzt wird deutlich, dass Klaus Meine zu kämpfen hat. Als er die Sonnenbrille absetzt, merkt man erst, dass es ihm nicht hundertprozentig gut geht. Das Ergebnis: kaum Bewegung vom Frontmann. Ohne Probleme fangen die Recken die Intensität auf und können die Besucher mitreißen. Immer wieder setzt Mikkey Dee zum Trommelgewitter an.
Tapfer zieht Klaus die Show durch, für die viele Klassiker und Welthits eingeplant sind. Bad Boys Running Wild ist frech und wild, während der Evergreen Wind Of Change in den Balladenmodus übergeht. Bei Big City Nights steht Doro mit auf der Stage – ein gelungener Gastauftritt der Queen Of Metal. Insgesamt haben die Scorpions 18 Kompositionen im Schlepptau, ohne Still Loving You und Rock You Like A Hurricane dürfen sie die Bühne eh nicht verlassen. Das Hitduo sorgt für einen würdigen Abschluss eines anständigen, aber nicht besten Scorpions-Konzerts. Man darf gespannt sein, wie es für Klaus Meine in der Zukunft weitergeht.

The Sweet, Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Norbert C.: Ich gehe einen anderen Weg. Mein Programm beginnt mittags mit Dio Disciples. Der Anthrax Sänger Joey Belladonna macht auch hier eine gute Figur und holt sich trotzdem Gastsänger auf die Bühne. Schnell rüber zur Wackinger Stage. Hier steht mit Amalgam die erste inklusive Band, die überhaupt auf dem Festival spielt, auf der Bühne. Drei der vier Bandmitglieder aus Hamburg haben ein Handicap und erschwerend dazu muss der Gitarrist heute auch noch mit einem Arm in Gips spielen. Hut ab vor dieser Leistung! Pünktlich zu The Sweet bin ich wieder zurück. Diese Band war Wegbereiter zu meinem heutigen Musikgeschmack. Nicht falsch verstehen, denn als ich mir die erste Single von denen kaufte, war ich in etwa zehn!

Saltatio Mortis, Wacken 2024; Foto: Norbert Czybulka

Heute steuere ich auf die Rente zu und Andy Scotts weißen langen Haare flattern noch immer im Wind. Nach einem ausgiebigen Mittag dann schnell in die Wacken United Area. Hier stand an der Tafel im Pressebereich, dass Saltatio Mortis einen Secret Acoustic Gig spielen werden. Dies lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Unter einem Sonnenschirm stehen dann auch vier der Bandmitglieder und geben ein Konzert, wie sie vor 25 Jahren angefangen haben. Zwei Dudelsäcke, eine Trommel und der ausdrucksstarke Gesang von Jörg Roth alias Alea der Bescheidene langen, um etwa 100 Gästen ohne jedwede Anlage zu zeigen, dass sie auch ohne Feuershow begeistern können. Humorig geben sie 30 Minuten lang ein Konzert mit Nachhall, stehen danach für Gespräche und Fotos zur Verfügung. Dann muss man sich auch schon beeilen, denn auf der Faster Stage stehen KK´s Priest auf dem Programm. Nach Accept und Opeth ist Feierabend, denn das Scorpions-Management wählte mich leider nicht zu den erlesenen Fotografen aus, die die Show ablichten dürfen.